Ansichten eines Informatikers

Soziologe will private Autos verbieten

Hadmut
3.11.2016 20:38

Interessanter Aspekt, der wieder mal zeigt, dass Soziologen eigentlich nur getarnte Marxisten sind. [Nachtrag]

Da gab’s wohl heute eine Konferenz über „netz:regeln” in der Ideologiehexenküche der Grünen, der Heinrich-Böll-Stiftung. Dabei soll ein Soziologe namens Knie gefordert haben, Privatautos zu verbieten:

Die Zeit ist für Knie daher reif für teils radikale Schnitte. So plädierte Knie, der der Arbeitsgruppe Rahmenbedingungen der Nationalen Plattform Elektromobilität angehört, etwa für ein “Verbot des Eigentums” an Autos. Es gelte, “nicht das Internet ins Auto zu bringen, sondern das Auto ins Internet”. Sprich: Jeder erklicke sich das gerade gebrauchte Verkehrsmittel per Smartphone und App nach “direkter Verfügbarkeit”.

Wenn er sich da mal nicht irrt.

Das könnte nämlich gut sein, dass man dafür mehr Autos als für Privatbesitz braucht, und das ne grüne Schnapsidee ist.

Zwar können Autos auf den ersten Blick so besser ausgelastet werden, man also auf den Gedanken kommen, dass man insgesamt weniger Autos braucht (wieso das das eigentliche Problem, nämlich die gefahrenen Kilometer und nicht die bloße Zahl der Autos reduzieren soll, ist eine andere Frage).

Nur: Ich fahre in seltenen Fällen auch mal car2go. Neulich zum Flughafen, weil ich mein eigenes Auto dort nicht 3 Wochen lang stehen lassen wollte. Oder auch mal nachts, wenn ich keine Lust habe, mit Besoffenen oder Schlägern in der U-Bahn zu sitzen. Der Punkt daran ist: Man sieht das in den car2go-Apps sehr deutlich, wo die Fahrzeuge stehen. Manchmal sind sie da, und manchmal sind sie weg. Das ist nicht immer gleich verteilt, sondern die agieren wie eine Herde, die den Tagesabläufen hinterherläuft. Um dann aber eine hinreichende Zahl von Fahrzeugen zu gewährleisten, wären sehr viele Fahrzeuge nötig.

Und was wäre, wenn die Leute die Fahrzeuge nutzen, so wie ich vielleicht einmal im Jahr, nämlich mit öffentlichen Verkehrsmittel hin, mit einem car2go wieder zurück? Wer bringt dann die Fahrzeuge wieder zurück?

Und was ist mit den Fahrzeugen, die dann so aussehen, wie die Berliner U-Bahnen? Vollgekackt, vollgekotzt und mit zerkratzen Scheiben?

Man könnte natürlich auf den Gedanken kommen, dass das dann besser funktioniert, wenn die Fahrzeuge auch alleine fahren können und dann auf Bestellung dahin kommen, wo sie gerade gebraucht werden. Das könnte die Zahl der benötigten Fahrzeuge tatsächlich sehr reduzieren. Aber die gefahrene Wegstrecke erhöhen. Stellt Euch vor, statt mir alleine nutzen im Schnitt 10 Personen ein Fahrzeug wie meines. Das reduziert die Zahl der Fahrzeuge aber nicht auf ein Zehntel, weil das Auto dann ja auch weniger lange hält. Das ist dann schon nach zwei, drei Jahren am Ende, und nicht erst nach 10 oder 15. Es stehen zwar weniger Fahrzeuge herum, aber es werden nicht im gleichen Maß weniger Fahrzeuge benötigt. Würden die Fahrzeuge aber ständig (selbständig) zwischen den Nutzern hin- und herfahren, würden sie vermutlich mehr Strecke dafür fahren als tatsächliche Nutzstrecke.

Natürlich könnte man diese Überführungsstrecken reduzieren – indem man mehr Fahrzeuge in den Kreislauf einbringt und dafür sorgt, dass immer genug da sind.

Der Haken dabei ist aber: Elektrofahrzeuge sind schwer, die schleppen Akkus mit. Und haben Selbstentladung und sowas. Die lohnen sich nur, wenn sie sehr häufig verwendet werden. Und müssen am Ladegerät hängen.

Ein Auto mit Verbrennungsmotor dagegen kann völlig problemlos unbenutzt rumstehen, da passiert fast gar nichts. Das heißt, je mehr wenig oder kaum genutzte Autos man mit diesem Schema erwischt (und darum ging es ihnen ja), desto schlechter wird das Ökoverhältnis Benzin-/Stromer zu ungunsten des Stromfahrzeuges.

Ich glaube, das ist ein enormer Irrtum.

Aber die Grünen etablieren sich mal wieder als Verbotspartei. Ging ja die Tage rum, dass die künftige Berliner Rot-Rot-Grün-Regierung (falls die sich nicht vorher gegenseitig erwürgen) im gesamten Berliner Innenstadtbereich (Ring) Parkplätze kostenpflichtig machen wollen. Da werden ganz viele jubeln. Geht nämlich auf Kosten derer, die sich keine Tiefgarage leisten können. Oder die in alten Kiezen wohnen.

Ich bin mal gespannt, wann die ersten kommen und die Auto-Politik der Grünen als rassistisch einstufen. Man sieht hier nämlich ganz viele verschleierte Muslimas im dicken Mercedes rumfahren, aber ich könnte mich jetzt nicht erinnerin, jemals eine auf einem Fahrrad gesehen zu haben. Fahrradzwang wäre damit natürlich frauenausgrenzend, rassistisch und und und.

Bin insgesamt mal gespannt, wie solche Autoverbotsvorschläge so ankommen.

Nachtrag: Fällt mir gerade noch so auf:

Das ganze Mietwagengeschäft (und damit auch Car-Sharing) beruht ja darauf, die Fahrzeuge nur in der Zeit zu nutzen, in der sie noch ganz neu sind und keine Reparaturen/Wartung brauchen. Die Mietwagenfirmen kaufen große Mengen an Fahrzeugen billig von den Herstellern, die auf diese Weise inoffiziell Autos zum Billig-Preis abgeben ohne sich die offiziellen Preise kaputtzumachen und – gleiches Prinzip wie bei Werks- und Jahreswagen – parallel zum hochpreisigen Neuwagenmarkt einen Billig-Markt der „leicht gebrauchten” zu bedienen. Im Prinzip eine ähnliche Vorgehensweise wie die des Herstellers, der die gleichen Kekse unter seiner Marke teuer und unter einer No-Name-Marke nochmal billig beim Discounter verkauft. Viele Fahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind ehemalige Mietwagen, teils nur zwischen 9 und 24 Monaten alt, und für die Mietwagenfirmen deshalb so lukrativ, weil sie für diese „jungen” Gebrauchtwagen fast so viel Geld bekommen, wie sie selbst für die Neuwagen gezahlt haben, teils sogar mehr (sagte mir mal einer).

Und auch bei diesen Car-Sharing-Fahrzeugen sieht man, dass die nie alt, sondern ausgetauscht werden. Bei car2go sind neulich auch urplötzlich wieder fast nur neue Smarts rumgefahren. An den alten hat man zweifellos die Werbeaufdrucksfolien abgezogen und sie gebraucht verkauft.

Dieses Gebraucht- und Car-Sharing-Modell funktioniert nur, solange man hintenraus einen Gebrauchtwagenmarkt mit den Fahrzeugen bedient.

Verbietet man aber Privatfahrzeuge, dann ist auch dieser Markt weg.

Und dann fällt das ganze Car-Sharing-Modell in sich zusammen. Denn wohin mit den Autos? Man müsste sie dann bis zur Verschrottung fahren. Das ist aber a) nicht durchführbar, weil die dann in die Reparaturen kommen und es dann auch Beschwerden, Haftung usw. gibt, und b) will ja auch keiner mit so einer gammeligen Lusche fahren.