Ansichten eines Informatikers

China-Latschen – unter besonderer Berücksichtigung von Wohnmobilreisen

Hadmut
21.11.2021 19:53

Eine Anmerkung. [Nachtrag]

Zur Frage meiner persönlichen Hässlichkeit schreibt ein Leser

Irgendwann wollte ich wissen, wie denn der Mensch hinter den Zeilen aussieht und habe ein Video in der Tube gefunden, in dem Sie »live and in color« Ihr Wohnmobil in Neuseeland gezeigt haben. Cool! Ganz ehrlich: Für mich sehen Sie normal aus, überhaupt nicht wie eine Witzfigur. Das Einzige, was ich Ihnen nie verzeihen werde: In dem Video sind Sie in diesen billigen China-Latschen rumgelaufen. Das hat sich bei mir sofort tief im Hirn eingebrannt: Wenn ich denke: Jetzt schau mal nach, was der Hadmut geschrieben hat, sehe ich diese verdammten, billigen China-Latschen

Karl Lagerfeld soll mal gesagt haben: Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren Ich könnte da noch ganz andere Sachen sagen. Aber bei den Latschen dachte ich mir: OK, die hat er sicher in Neuseeland gekauft, weil er im Camper was Bequemes tragen wollte, und etwas Besseres gab es offenbar nicht (Neuseeland liegt wahrscheinlich zu nah an China).

Das hat der Leser völlig richtig und korrekt beobachtet.

Und das hat auch einen Grund.

Man ist nämlich beim Gepäck auf Flügen nach Australien oder Neuseeland (und eigentlich auch überall sonst wohin) sehr begrenzt beim Gewicht, und deshalb kann man nicht alles aus Deutschland mitnehmen, obwohl ich da schon die Fluglinien bevorzuge, die bis zu 30kg Gepäck mitnehmen.

Normalerweise habe ich auf Reisen meines bevorzugten Typs drei Paar Schuhe dabei:

  • Feste Wanderschuhe oder geschlossene Schuhe, die weder von Volumen noch Gewicht ins Gepäck passen und die ich deshalb auf dem Flug trage, einfach um sie nicht im Gepäck haben zu müssen.
  • Ein paar dünne, luftige, gelochte Schuhe mit fester Wander- oder Vibram-Sohle als Zwischending zwischen Sandale und Turnschuh, gern auch wasserfest für den Strand und für die Stadt, was gerade etwas schwierig ist, weil sowas nicht mehr so in Mode ist. Bekommt man noch gut bei chinesischen Versandhändlern.
  • Ein paar Flip-Flops, obwohl ich die Dinger überhaupt nicht mag, weil sie gleichzeitig für Badezimmer, als Hausschuhe (je nach Land müssen die Schuhe, die man tagsüber getragen hat und die Füße abends auch mal trocknen und lüften) und für den Besuch von Swimming Pools, Freibädern, Spaßbädern oder schlicht dreckigen Sammelduschen.

Von den Flip-Flops habe ich auf Vorrat, weil ich die immer kaufe, wenn die mal irgendwo im Angebot sind. Die müssen auch nicht unbedingt wieder zurück gehen, sondern können, besonders wenn nass, dreckig oder das Gepäck zu voll oder schwer auch mal dort in den Müll wandern oder verschenkt werden.

Meine gelochten Leicht-Schuhe hatte sich jahrelang sehr bewährt, aber wie es mir in letzter Zeit so oft ging, wo irgendwelche Ausrüstungsgegenstände zu alt sind, weil die Kunststoffe nicht mehr alterungsbeständig sind, damals bei der Neuseelandreise schon auf dem Weg dorthin auf dem Zwischenstop in Dubai auseinandergerissen und in den Müll gewandert. Ich hatte mir dann in Auckland ein Paar Keen nachgekauft, teuer, Markenschuhe, bei denen nach wenigen Tagen schon die Schlaufe hinten abgerissen ist. Wohl auch irgendwo in Fernost gefertigt. Hat mich Aufwand gekostet, dann hier in Deutschland (weil anderer Kontinent) die Garantie geltend zu machen und ein neues Paar als Ersatz zu bekommen.

Mehr geht einfach nicht mitzunehmen.

Nun hat man in einem Wohnmobil aber auch ein paar besondere Anforderungen, die keines dieser Paare von Schuhen, die ich normalerweise mitführe, erfüllt.

Auch Kleidung habe ich nicht genug dabei.

Deshalb kaufe ich Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie am Zielort günstig bekomme (in dem Fall sogar ein Stativ, und zwar jenes, von dem die Videoaufnahme gemacht wurde, und die Drohne) am Zielort ein.

Eine Jogging-Hose, einige Synthetic-T-Shirts, eine Decke, Sonnencreme und so’n Kram.

Und das Zeug muss nur drei Wochen halten. Also keine teuren Sachen, wenn vermeidbar. Was bei der Rückreise übrig ist, und nicht in einen Koffer passt,

  • wird im Karton als Paket teuer nach Deutschland geschickt, muss dann aber umständlich verzollt werden, hat sich für Drohne und Stativ aber gelohnt,
  • verschenkt oder eingetauscht; die Wohnmobilfirmen haben normalerweise eine große Kiste von Hinterlassenschaften, in die jeder beim Ende der Reise reintun kann, was er nicht mehr braucht, und dafür beim Beginn der Fahrt kostenlos rausnehmen kann, was er darin findet und brauchen kann, damit man das Zeug nicht wegschmeißen muss,
  • Decken, Pullover, Hosen und sowas verschenke ich meist an irgendwelche Obdachlosen,
  • einen Straßenatlas von Australien habe ich mal den freundlichen Leuten an der Hotelrezeption als Bestandsexemplar für andere Gäste geschenkt, worüber die sich sehr gefreut hatten,
  • einmal habe ich auch am Zielort schon Bekannte getroffen und das Zeug einfach weitergegeben,
  • einen Heizlüfter hat mir die Wohnmobilfirma dann abgekauft,
  • manches geht halt in den Müll.

Und deshalb kaufe ich manche Dinge, vor allem so Kleidungskram, dann auch sehr billig. Nicht nur, weil man mit einem Riesen-Wohnmobil schlecht in die Innenstadt kommt, wo man Markenkram kauft, stattdessen lieber in den Einkaufszentrum an den Ausfahrtsstraßen, wo man gut hinfahren und parken kann. Sondern eben auch, wo es billig und bedarfsgerecht ist.

In Neuseeland ist das „The Warehouse“, was hier schlecht ein Äquivalent findet. Irgendwo zwischen Camping-Markt, Baumarkt, Woolworth und Wertkauf. Die haben halt den Campingbedarf und was man so braucht, und alles billig. Dort zum Kleingeldpreis zwei Jogging-Hosen gekauft, weil es abends frisch werden kann, wenn man um Mitternacht im Wohnmobil sitzt und bloggt, und man einfach beim Flug nicht genug Klamotten mitnehmen kann, um tagsüber draußen in der Hitze rumzuwandern und dann abends frische Klamotten für das Wohnmobil anzuziehen. Habe ich dann übrigens für besagtes Paket zum Auspolstern der Drohne und des Stativs verwendet, damit die nicht im Karton rumfliegen, und trotz des Billigstpreises für zuhause heute noch im Einsatz.

Und daraus ergibt sich auch, dass ich da so billige China-Latschen anhatte.

Es hat sich nämlich in meinem Erfahrungsraum äußerst bewährt, im und um das Wohnmobil, auf dem Campingplatz und für den morgendlichen Gang zu Dusche, Toilette und so weiter solche Latschen im Stile von „Crocs“ zu tragen. Aber halt nicht die teuren Originale, sondern die China-Variante, die man bei Warehouse usw. zwischen 5 und 15 Euro bekommt.

So billig sie aussehen, sie sind für das Wohnmobil perfekt, weil sie nämlich anders als die anderen Schuhe kaum Dreck aufnehmen und ins Wohnmobil schleppen, aber mit dem Wasserschlauch, den es an jedem Wohnmobilstellplatz gibt, leicht und sofort abzuspritzen sind.

Die Dinger sind einfach ideal für das Wohnmobil und alles, was den Campingplatz und das rundherum betrifft, und das völlig unproblematisch ist, wenn man die Dinger dreckig macht oder auf dem Klo oder unter der Dusche anlässt, weil es dort schlammig sein kann (gibt ja auch Leute, die zelten und die Sanitäranlagen benutzen). Einmal abgespült – fertig.

Zudem tragen sie sich sehr angenehm und man kann dann, wenn man dann loszieht, die normalen Schuhe trocken anziehen.

So popelig und billig die aussehen, die sind einfach wunderbar für das Wohnmobil, es gibt nichts besseres (zumindest bei warmen Temperaturen).

Und: Sie tragen sich sehr, sehr angenehm, solange man darin keine langen Strecken wandert.

Und sie reiben auch nicht, wenn sie nass werden, und halten auch das Wasser nicht drin. Und: Die Füße trocknen selbst dann, wenn man die Dinger anhat. Und nasse Füße holt man sich ständig, weil man sie ja auch ständig abspült (oder am Meer rumläuft). Und das Wohnmobil bleibt sauber.

Die anderen Schuhe habe ich immer nur auf der untersten Treppenstufe gelassen und nicht in den Wohnraum reingenommen, weil ich mit denen immer Sand und so weiter reingeschleppt habe, und die Sauberkeit im Wohnmobil ein ständiges Problem ist. Eigentlich muss man das mindestens morgens und abends auskehren (falls es gerade trocken ist).

So hässlich und billig und chinesisch die Dinger sein mögen, die sind einfach super für den Zweck – und perfekt. Ich bin damit völlig zufrieden. Kann ich nur wärmstens als sehr bewährt empfehlen. Richtig gut.

Und: Ich habe sogar hier zuhause welche. Weil ich normalerweise Hausschuhe so im Birkenstock-Stil trage, deren Sohlen aber (vor allem im feuchten Zustand) schwarze Schmier- und Schmutzreste hinterlassen. Wenn ich das Bad oder den Parkettboden feucht großreinige, dann ziehe ich die auch an, weil die keine Abriebmarken hinterlassen und feuchtigkeitsresistent sind.

Die sind einfach perfekt und für die Dauer eines Wohnmobilurlaubs auch unkaputtbar.

Ich wüsste nichts anderes, was ich sonst nehmen sollte. Und ich war ja vorher auch in den teuren Schuhgeschäften, um nach Ersatz für die auf dem Hinweg zerfallenen alten Leichtwanderschuhe zu suchen, die Hauptstraße in Auckland mit den ganzen teuren Markengeschäften rauf und runter, und ich habe ja auch teure Keen gekauft.

Aber für das Wohnmobil und drumherum habe ich von vornherein diese billigen China-Latschen gekauft, weil die sich auf den vorigen Reisen schon so bewährt haben und ich gar nicht mehr auf die Idee käme, noch nach was anderem zu suchen.

Die sind prima. Bequem. Genau richtig.

Nachtrag: Wer damals meine Blogs zur Neuseelandreise verfolgt hat, kann sich vielleicht noch erinnern, dass ich mich überaus erfreut darüber geäußert hatte, die perfekte Zeit erwischt zu haben.

Während dort im Dezember und vor allem im Januar der Tourismus tobt, die Schlangen überall lang und alles voll und ausverkauft ist, war ich kurz vorher unterwegs, als das Wetter schon schön und alles zur Vorbereitung schon geöffnet hatte, aber noch niemand unterwegs. Ich habe nicht ein einziges Mal irgendwo anstehen müssen oder vor ausverkauftem Angebot gestanden.

Vor allem auf den Campingplätzen war ich fast immer (Ausnahmen gab es, beispielsweise Hot Water Beach) völlig allein und habe außer dem Personal kaum oder oft gar keinen anderen Menschen gesehen.

Vor allem auf dem Campingplatz, auf dem ich dieses Video gemacht habe, war ich völlig alleine, habe keine andere Menschenseele gesehen außer der Frau an der Campingplatzkasse, die ich auch nur zufällig getroffen habe, weil sie gar nicht damit rechnete, dass jemand kam und die Kasse nicht geöffnet hatte, und die mir sagte, dass ich auf diesem riesigen Platz aus mehreren Zonen freie Auswahl hätte, weil ich gerade der einzige Gast sei. Sie empfahl mir dann diesen Platz mit Blick zum Meer. Einparken egal, ich könnte mich hinstellen, wie ich wollte, alles frei, nur die Handbremse sollte ich anziehen, um nicht die Böschung runter ins Meer zu rollen und abzusaufen. Sei schon vorgekommen. Im Gegenzug habe ich ihr erklärt, dass das komische große eiserne kugelrunde stachelige Ding, was zur Verzierung auf einem Sockel am Eingang vor ihrem Campingplatz steht, eine alte Seemine ist und die stacheligen Finger die Zünder sind und wie sie funktionieren. Sie habe sich immer gewundert, was das sein solle, stamme noch vom Vorbesitzer. Ob sie entschärft war, ließ sich ad hoc nicht klären. Besser nicht dagegen fahren.

Tatsächlich war der einzige Mensch, den ich dort getroffen habe, ein Angler, den ich beim Abendspaziergang am Meer auf einer Sandbank gesehen hatte, zu der man (wenn nicht gerade ganz Ebbe war) durch das Wasser hindurch gehen konnte und mit dem ich mich dann etwas unterhalten habe. Am nächsten Morgen fand ich dann unter dem Wohnmobil noch eine Entenfamilie, die Mutter mit einem Rudel kleiner süßer Küken von verblüffender Zutraulichkeit, die ich kaum loswerden konnte, um sie bei der Abfahrt nicht zu überfahren.

Die einzigen Leute, mit denen ich auf den Camping-Plätzen ein längeres Gespräch hatte, waren das Personal, ein neuseeländisches Ehepaar, das alles verkauft hatte, um sich dort ein Grundstück zu kaufen und niederzulassen, aus irgendwelchen Gründen mit ihrem Wohnmobil aber nicht auf das gekaufte Grundstück durfte, bis es beim Grundbuchamt auf sie umgeschrieben und offiziell ihr Eigentum war, und deshalb auf einem Campingplatz auf die Urkunde warteten, und eine Frau mit Panik, dass die neuseeländische Polizei sie verfolgt und aus Hubschraubern mit Gift bespritzt. Das mit den Hubschraubern und dem Gift stimmte wohl schon, den Hubschrauber habe ich gesehen, aber es war nicht die Polizei und sie waren nicht hinter ihr her.

Für wen, bitte, sollte ich mich denn da schön machen und schöne Schuhe anziehen, wenn ich da völlig alleine bin?