Ansichten eines Informatikers

Cyberbunker

Hadmut
27.9.2019 23:42

Jetzt bin ich aber mal gespannt.

Ging ja heute groß durch die Presse: Die Polizei hat mit über 600 Leuten ein ganzes Rechenzentrum über 5 Stockwerke in einem unterirdischen Nato-Bunker ausgehoben, in dem jede Menge Darknetkram – Drogenhandel, Kinderpornos, Waffenhandel, gefälschte Dokumente und so weiter – betrieben wurde. Siehe etwa Golem, Heise, ZDF.

Der erste Punkt ist, aber da erfüllt sich meinen Hoffnung wohl eher nicht: Der Betreiber soll den Bunker 2013 von der Bundeswehr gekauft haben. 2013 wurde Ursula von der Leyen Verteidigungsministerin. Es wäre einfach in Brüller, wenn ausgerechnet von der Leyen den Bunker an die Kinderpornohoster verkauft hätte. Aber wohl eher nicht, sie wurde erst Ende Dezember Verteidigungsministerin. Schade, das wäre das Sahnehäubchen geworden.

Aber etwas anderes interessiert mich wirklich: Auf Golem heißt es

Auf seiner Webseite, die momentan nicht erreichbar ist, bot Cyberbunker Webhosting, virtuelle und dedizierte Server an, die Kunden anonym mieten konnten. Neben dem Rechenzentrum in Rheinland-Pfalz betreibt der Bulletproof-Hoster auch ein Rechenzentrum in den Niederlanden, ebenfalls in einem ehemaligen Nato-Bunker. Mehrere Zugriffsversuche der niederländischen Polizei sollen laut der Webseite erfolglos verlaufen sein.

Oh. Die kriegen dort den Bunker nicht auf. Hatte man ja auch hier erwähnt, dass das Ding immer noch militärisch gesichert ist.

Aber das mit dem „Server anonym mieten” finde ich einen Brüller. Auf der einen Seite gilt hier eine Impressumspflicht, ehrliche Nicht-Linke wie ich müssen sich da strikt dran halten, und dort kann man die anonym mieten. Obwohl Provider ja eigentlich die Bestandsdaten erheben müssen, schon bei einem popeligen Handy-Vertrag. Und die betreiben da einen fünfstöckigen Bunker voller Anonymer, und kaufen das Ding vorher von der Bundeswehr.

Erinnert mich an eine der IETF-Konferenzen, auf denen ich Anfang der 2000er Jahre war, bei denen einer von irgendeiner Behörde (ich bin mir nicht mehr sicher, externer Berater und Dienstleister für das FBI oder sowas) berichtete, dass sie damals in den USA Webserver mit illegalen Inhalten ausgehoben haben, und nicht wussten, wer dafür verantwortlich ist, weil die Hoster anonym in einem Fedex-Umschlag eine CD mit dem Inhalt und ein Bündel Geldscheine bekommen haben und das dann betrieben haben. Man sei sich nicht mal sicher, ob es überhaupt um die illegalen Inhalte oder um Geldwäsche ging.

Wenn es um anonymes Hosting geht, muss ich immer an linke Webseiten denken.

Mich würde es ziemlich interessieren, ob nun mit dem Ausheben des Bunkers (oder falls die Niederländer ihren noch aufkriegen, da werden die Leute aber ihre Server längst gelöscht haben) irgendwelche linken Webseiten unerreichbar wurden.

Es hätte was, wenn es Verbindungen zwischen linker Pro-Drogen-Politik und Drogenhandel im Darknet hätte. Oder Waffenhändler für die Antifa und Neo-RAF. Man geht ja mit der Zeit, und da gibt es sicherlich so eine Art Terror-Amazon.