Ansichten eines Informatikers

Über Radfahrer, SUV-Fahrer und Maßstäbe

Hadmut
16.9.2019 19:37

Oder: Schutz der Fußgänger.

Ihr habt doch das bestimmt alle mitbekommen, ich hatte es ja auch im Blog erwähnt: In Berlin hat neulich ein SUV-Fahrer mit hohem Tempo in der Innenstadt vier Fußgänger auf dem Gehweg totgefahren, es wird vermutet, dass er die Kontrolle verloren hat, und man prüft, ob er einen epileptischen Anfall hatte. Die Presse meldete heute, dass es beim Fahrer heute Hausdurchsuchungen gab, weil man ihm die Vorerkrankung und das Fahren trotz Kenntnis der Epilepsie nachweisen will, aber die Krankenakte nicht beschlagnahmen darf. Deshalb suchen sie in der Wohnung nach Rezepten, Medikamenten, Diagnosen und so weiter.

Das links-grüne Umfeld machte daraus ein Riesen-Tohuwabohu um SUVs zu verbieten. Den fiesen SUV-Fahrern das Mordwerkzeug wegnehmen.

Wisst Ihr, was mir dazu eingefallen ist?

9/11. World Trade Center.

Denn da ist in den USA, aber hier habe ich es auch schon gesehen, eine politisch korrekte Sprechweise eingetreten: Nicht mehr Muslime, oder konkrete Personen wie Mohammed Atta sind in die beiden Türme geflogen, sondern schlicht und neutral Flugzeuge. Die Flugzeuge waren’s. Oder, ich hatte das erwähnt, some people did something. Dürfe man ja auf gar keinen Fall auf andere Muslime verallgemeinern, die anderen haben ja nichts damit zu tun, auf keinen Fall dürften sie sich dafür rechtfertigen oder entschuldigen müssen. Könnte ja islamophob sein.

Komischerweise sieht man das bei einem SUV-Fahrer, der die Kontrolle verloren und 4 Leute totgefahren hat, völlig anders. Da war es der fiese Fahrer, dessen Mordabsichten sich schon in der Wahl des Fahrzeugtyps manifestieren, und für alle gilt selbstverständlich Sippenhaftung, alle SUV-Fahrer sind Mörder.

Oder anders gesagt: Ein Epileptiker, der vier Leute totfährt, ist nach links-grün-political-correctness-Maßstäben weit, weit, weit schlimmer als 9/11. Da muss man sofort die ganze Gattung ausrotten.

Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen. Es sind die doppelten Maßstäbe.

Ich kam gerade nach Hause.

Manchmal gehe ich den einen, manchmal den anderen Weg. Wobei ich den einen in letzter Zeit etwas öfter als den anderen gehe. Heute ging ich den anderen.

Da gibt es eine vielbefahrene Straße und einen Fußgängerüberweg. Keinen Zebrastreifen, aber so mit Fußgängerampel. Und Radwegen neben der Straße in beiden Richtungen.

Und da muss man höllisch aufpassen, denn auch wenn man als Fußgänger grün hat und der Verkehr und damit die Radfahrer rot haben, brettern die da meistens mehr oder weniger voll durch, ohne zu gucken. Mitten durch die Fußgänger. Nicht selten mit hohem Tempo.

Es ist eine Frage der Zeit, bis es da mal einen schweren Unfall oder einen Todesfall gibt, vielleicht auch ein Kind oder eine Oma, und ich hege den Verdacht, dass es das schon längst gab, man es nur nicht erfährt. Vor ein paar Tagen hat es ja einen Radfahrer selbst erwischt, der bei Rot voll über die Ampel und Kreuzung fuhr.

Komischerweise kommt da aber kein Grüner und fordert das Verbot von Fahrrädern, weil sie Fußgänger gefährden.

Ich persönlich fühle mich durch Radfahrer im Mittel höher gefährdet als durch SUV-Fahrer, weil ich schon öfters auf dem Fußweg zur Seite springen musste, weil die auch auf den Fußwegen rumfahren. Neulich kam mir einer entgegen, der kaum geradeausfahren konnte, weil er aus dem Supermarkt kam und zwei schwere Einkaufstüten links und rechts am Lenker hatte, schnell fuhr, ausgerechnet vor mir das Gleichgewicht verlehr, einen Schlenker machte. Dem Rad konnte ich gerade noch ausweichen, aber eine Tüte bekam ich in den Bauch. Ich habe den noch unflätig angebrüllt, aber der hielt nicht, guckte sich nicht mal um. Eigentlich strafbare Unfallflucht.

Vorhin also auf diesem Überweg passierte mir wieder etwas Seltsames. Ich hatte es schon fast auf die andere Seite geschafft (und ich als Fußgänger hatte grün!), da kam von rechts auf dem Radweg eine junge Frau auf dem Rad. Diesmal aber nicht schnell, sondern bremste, wurde so langsam, dass das Rad nicht mehr richtig fuhr (wenn das Vorderrad dann so wackelt..) und die guckte und wartete auf eine Gelegenheit, sich so langsam durch die Fußgängermenge zu zwängen. Nicht in der Lage zu warten, bis die Fußgänger vorbei sind und sie grün hat. Direkt vor mir zwängte sie sich da durch, fuhr mir so ca. 15 cm vor den Füßen entlang, ich musste einen kleinen Schritt zurückmachen, um den Lenker nicht in den Bauch zu bekommen. Natürlich hatte die mich gesehn, aber tat so, als wäre ich nicht da und guckte stur an mir vorbei. Ich habe noch laut gerufen „Sie haben eigentlich rot!”, hat sie aber wohl nicht gehört, weil sie die Ohrstöpsel auch noch drin hatte.

Völlig rücksichtslos und trotz roter Ampel die Fahrt mitten durch die Fußgänger mit Gewalt erzwungen.

Straßenverkehrsregeln gelten für diese – grünentypische, ihrem Aussehen nach hatte ich da bei der Frau keinen Zweifel – Klientel nicht mehr. Da gilt nur noch das Recht des Stärkeren.

Und ich las dann heute noch (kommt noch in einem folgenden Artikel), dass die Öko-Spinner für sich „zivilen Ungehorsam” reklamieren und ankündigen, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen (sagten sie ja auch zur IAA).

Das gilt aber nur für sie selbst. Gleichzeitig behauptet man, SUVs, Diesel oder überhaupt Autos in der Stadt müsse man „verbieten”. Da erwartet man dann selbstverständlich, dass andere sich an Gesetze halten und die auch durchgesetzt werden.

Gesetze sind nur noch gegen die anderen da.

Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen. Es sind die doppelten Maßstäbe.