Ansichten eines Informatikers

Iomega ScreenPlay TV Link HD Media Player

Hadmut
13.9.2012 19:17

Zur Abwechslung mal ein Produkt Review.

Also ich bin ja gerade auf dem DLNA-Streaming-Trip.

Nachdem ich meine große Sammlung an Videokassetten schon lange vor dem letzten Umzug komplett dem Recycling-Müll übereignet habe, und mittlerweile auch alles als ranzig einstufe, was noch mit analogen Videosignalen und SCART-Buchsen daherkommt, modernisiere ich meinen ganzen Informationskrempel.

Damit geht auch ein Mentalitätswechsel einher. Bis vor ein paar Jahren (genauer gesagt bis zu jenem traumatischen Erlebnis des letzten Umzugs, bei dem ich selbst erst davor erschrocken bin, wieviel Mist ein einzelner Mensch ansammeln kann, und dann darüber erschrocken bin, dass ich selbst dieser Mensch bin) habe ich mich ja darüber definiert, beeindruckend viel Zeugs zu haben. Wer meine ehemalige Wohnung in Karlsruhe gesehen hatte, kannte den grandiosen Anblick eines großen Arbeitszimmers, das raumdeckend rundherum mit Bücherregalen umgeben ist, die bis unter die Decke vollgestopft sind. Sowas kann ich inzwischen gar nicht mehr leiden und entrümpele mit mittlerer Geschwindigkeit, aber stetig. Denn eigentlich braucht man heutzutage nur noch sehr wenig Krempel. Auch Bücher immer weniger, denn viele Informationen bekommt man heute online. Früher waren mir Bücher heilig, heute bin ich froh, wenn ich was als PDF, für’s iPad oder den Kindle bekomme, und nicht noch irgendwas herumstehen habe oder herumschleppen muss. Wenn mein jetziger Keller nicht so mickrig wäre, würde ich das meiste in den Keller stellen. Man braucht’s einfach nicht. Niemals käme ich noch auf die Idee, das Wohnzimmer noch mit dem Brockhaus in x Bänden in der Schrankwand Eiche rustikal zuzupflastern, wie man es früher gemacht hat. Früher habe ich großer Tower-PCs gehabt, heute bevorzuge ich Winzig-Rechner. Der, an dem ich gerade schreibe, ist so groß wie ein Taschenbuch. Stromsparend und reicht für die meisten Zwecke.

Der Mentalitätswechsel ist nicht zufällig, sondern geht mit der modernene Digitalisierung und der Verfügbarkeit von ausreichend Speicherplatz einher. Meine Dia-Sammlung habe ich heftig entrümpelt, die schlechten weggeworfen und die guten digitalisieren lassen. Meine Musik-CD-Sammlung habe ich nach MP3 gewandelt, und sie dann auf ein Viertel des Volumens geschrumpft, indem ich die Hüllen weggeworfen und die CDs in einen CD-Koffer vom Discounter gepackt habe. Stehen nur noch als Alibi herum, falls ich mal nachweisen muss, die Dinger gekauft zu haben. Genauso läuft es gerade mit Videos. Früher hatte ich diverse Videorekorder und massenweise Kassetten. Dann kam die Phase, in der ich per DVD-Rekorder auf Scheiben aufgenommen habe. Inzwischen auch das entrümpelt. Irgendwo im Netz steht der DLNA-Server und ansonsten wird gestreamt. Neue Fernseher können das ab Werk.

Das üble daran ist die Frage nach der Kompatibilität. Relativ schwierig ein Format zu finden, das alle Geräte akzeptieren, denn der DLNA-Standard ist ein ziemlicher Murks mit seinen Profilen. Viele Geräte können Videos, die sie per USB-Stick problemlos abspielen, nicht per DLNA spielen. Ich dachte mal eine Zeit lang, dass .avi ein gutes Format sei, bis man mich auf einer Mailingliste von (selbsternannten?) Video-Gurus dessentwegen einen hirnlosen Höhlenmenschen schimpfte. Mittlerweile tendiere ich zu MP4 als Container, H.264 als Video-Codec und mehreren eingebetteten Sprachen wo verfügbar, bin mir aber über die letzte Weisheit bei der Auswahl des Audio-Codecs und noch viel weniger über die H.264-Parameter und -Profile, deren es verblüffend viele gibt, im Klaren. Deshalb kommt man an Experimenten kaum vorbei.

Mein Bestand:

  • Seit einiger Zeit bin ich Besitzer des aktuellen Modells des WD TV Live. Hat so um die 85 Euro gekostet und ist winzig. Kann eigentlich ziemlich viel, aber bisweilen mit liebloser, umständlicher Oberfläche. Dafür mit Internet-Radio auch an der Stereoanlage zu gebrauchen. Wurmt mich fürchterlich, weil sie partout den Aspect-Ratio nicht berücksichtigen wollen, wenn im Film mit angegeben, d.h. man muss die Filme immer in der echten Auflösung kodieren. Deshalb traue ich dem Ding nicht allzusehr.
  • Den Raspberry Pi habe ich mit XBMC ausprobiert, das war aber zu holprig um brauchbar zu sein.
  • Nachdem mein Blu-Ray-Player in letzter Zeit häufiger üble Lese-Probleme hat, habe ich mir neulich das Sonderangebot von Amazon, einen Sony BDP-390 für 75 Euro inklusive Versand mit WLAN und DLNA-Streamer gekauft. Am Preis kann man nicht meckern. Ist bei den Formaten sehr wählerisch, außerdem schnarch-langsam und mit einem nervig-lauten Laufwerk, aber tut, was ich will. Und für vertretbares Geld ein Kombi-Gerät, mit einigen Zusatzfunktionen. Eigentlich prächtig.

Damit wäre ich eigentlich komplett ausgestattet, weil ich zwei Fernseher verwende und damit an beiden einen Streamer habe und nun auch so halbwegs weiß, was ich an Formaten haben will und das testen kann. Eigentlich brauch ich nix mehr.

Nun war ich die Tage bei Media-Markt und habe doppelt gestaunt. Erstens weil Blu-Rays billiger als DVDs waren (ein großer Tisch mit durchaus guten und beachtlichen Filmen, nicht der Grabbel-Schrott, Blu-Rays ab 4,44, DVDs ab 4,90), und zweitens weil ein DLNA-Streamer von Iomega (die, die früher mal das ZIP-Drive gemacht haben) für 33 Euro angeboten wurde. Da konnt ich nicht widerstehen.

Da bei dem Ding noch ein HDMI-Kabel dabei war, für das man einzeln gut 5-8 Euro zahlt, liegt das Ding effektiv bei etwa 25-28 Euro.

Das Ding hat keinen Schnickschnack. Ethernet, aber kein WLAN (man muss dazu eine Stick nachkaufen). Ein paar seltsame Internet-Funktionen, deren Sinn und Nutzen sich mir nicht erschloss, 3 USB-Ports und ein Torrent-Client. HDMI, Cinch-Buchsen, Optical.

Wesentliche Funktionen Audio und Video per DLNA streamen. Er ist zwar bei den Formaten noch wählerischer und dünner aufgestellt, als die beiden anderen, die ich schon habe, aber mit den wichtigsten kommt er klar. Und ziemlich klein und flach ist er.

Prima. Eigentlich was ich will. Ohne jeden Schnickschnack Videos per DLNA holen und per HDMI ausgeben (kann 720p und 1080i). Eigentlich bestens um mal noch irgendeinen alten überzähligen Fernseher zur Streaming-Glotze zu machen. Und effektiv deutlich billiger und besser als ein Raspberry Pi. (Denn beim Raspberry zahlt man mit Versand über 40 Euro und muss noch Netzteil, Gehäuse, Speicher, HDMI-Kabel und Fernbedienung separat kaufen. Man müsste mal probieren, ob man auf dem Ding ein Linux zum Laufen bekommt.)

Aber dann doch einen Mangel gefunden: Das Ding wird deftig heiß. Sie haben Lüftungsschlitze vergessen. Gar nicht gut. Wenn das Ding dann noch im Regal steht, Abwärme vom Fernseher dazu kommt oder mal ne Zeitung drauf liegt…

8 Kommentare (RSS-Feed)

slowtiger
13.9.2012 19:23
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Selber reinfräsen?


Klonderer
13.9.2012 21:02
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Alten Prozessorkühler draufstellen (ohne Lüfter)


Hadmut
13.9.2012 21:05
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*Grunz*


erwin
13.9.2012 23:02
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DLNA, noch nie gehört. Liegt wohl daran dass ich keine Consumerhardware mehr kaufe und nur noch am Rechner höre/schaue. Habe auch mal vor Jahren alles entrümpelt: VCR, MD, CD, DAT, CD/DVD-R/RAM/RWs den ganzen “zukunftsfähigen”, “sicheren” Schrott. Vermisse ich bis heute nicht.

Ich würde auf solche “Standards” keinen Pfifferling geben.


Hanz Moser
14.9.2012 0:57
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Die Probleme die da Anklingen, kommen mir bekannt vor. Weil ich keine Lust auf einen Batzen kleiner Kästen habe, die mal dies und mal das nicht können, nutze ich einfach ganze PCs. Vorzugsweise Laptops mit defekten Bildschirmen, weil sie klein sind und kaum Strom brauchen.
Die sprechen alle SMB für irgendwelche Konserven und der VLC frisst so ziemlich alles. Nur im Schlafzimmer muss ich mal eine alte Büchse finden, die auch einen analogen Ausgang für RGB oder S-Video hat. Da steht noch eine Röhre und auch nicht für mich.

Der Vorteil dabei ist auch, dass man mal auf Youtube nach Ausschnitten aus Kalkofes Mattscheibe suchen oder irgendwas in der Wikipedia nachschlagen kann. Und man kann natürlich außer Youtube auch auf andere Videoplatformen zugreifen. Und für solche Dinge wie twitch.tv ist man auch nicht darauf angewiesen, dass irgendwo in der Kette jemand das explizit unterstützt.

Fernsehen ist für mich ein Nebenprodukt, aber es gibt andere Anspruchsgruppen im Haushalt. Da auf den meisten Rechnern ein Windows läuft habe ich mich da für DVB-Viewer entschieden. Die DVB-S2 Karte steckt im Server und der läuft so oder so dauerhaft.

Zu deinem Kasten:
Wenn das Ding nicht hübsch sein muss, weil es gut versteckt steht, würde ich einfach ein paar Löcher ins Gehäuse bohren. Diese russisch angehauchte Methode hat schon bei vielen thermischen Problemen geholfen. Sogar bei einem der oben besagten Laptops 😀


Morph
14.9.2012 9:05
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Ich habe auch mal mit DLNA experimentiert und habe nur schlechte Erfahrungen gemacht, entweder hat es nicht richtig funktioniert oder der Twonky Media Server hat seine Bibliothek mal wieder verschluckt und musste alles neu erzeugen was wieder 2 Stunden gedauert hat.

Dann habe ich mir eine Popcorn Hour A200 zugelegt und seitdem läuft 99% von dem was ich möchte, das Teil kann SMB, ich kann also direkt auf mein NAS zugreiffen und es spielt so gut wie alle Formate klaglos ab.

Nur das Interface ist etwas altbacken und umständlich, die Dateiliste ist Alphabetisch und lässt sich nicht verändern, die Fernbedienung ist dafür umso stattlicher mit gefühlten 200 Funktionen ausgestattet von denen man nur 5 braucht.

Kann sein das sie das Interface mittlerweile bei den neueren Geräten überarbeitet haben. Da die Screenshots die man vom Interface bei Google finden mit meiner Popcorn nichts gemein haben.

Das wichtigste ist für mich jedoch das so gut wie alles einfach läuft, ganz selten hatte ich Probleme mit dem Ton oder der Film wurde gar nicht abgespielt.


Jens
15.9.2012 14:30
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“Meine Dia-Sammlung habe ich heftig entrümpelt, die schlechten weggeworfen und die guten digitalisieren lassen.”

Wo, zu welchen Kosten? Vielleicht kannst Du ja auch mal einen Blogpost darüber schreiben, wie Du bei der Auswahl eines geeigneten Dienstleisters vorgegangen bist.


Hadmut
15.9.2012 17:14
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@Jens: Ich hab das bei Myscans.de machen lassen. Kosten weiß ich nicht mehr, müsste ich raussuchen. Ich hab so grob in Erinnerung, dass ich so knapp 760 Dias habe scannen lassen (diese moderneren Diakästen mit den dünneren Rähmchen, davon drei zu 200 und einer zu 160) und habe so entfernt in Erinnerung, dass das so in der Größenordnung von 200 Euro lag, kann mich aber sehr irren. Zunächst habe ich das mit einem alten Minolta Amateurscanner versucht, den ich aus der Verwandtschaft bekomme habe, wo jemand auch Dias eingescannt hat und das Ding dann nicht mehr brauchte. War aber viel zu langsam und hatte keine Stauberkennung. Nachdem ich für die ersten ca. 40 Dias einen Nachmittag gebraucht habe, war’s mir zu blöd.

Die Auswahl war sehr spezifisch auf mich bezogen, deshalb ist das schlecht auf andere übertragbar. Ich wollte die Dias nämlich nicht mit der Post verschicken und habe deshalb nach einem Anbieter in München gegoogelt. Positiv war, dass man einen kostenlosen Probescan bekommen konnte. Die Ergebnisse waren gut, und weil ich deren Ergebnisse mit Ergebnissen vom Minolta-Scanner für dasselbe Dias verglichen habe, gesehen, dass die das dort viel besser machen.

Ist ein ganz kleiner Foto-Laden, auch nicht mehr richtig geöffnet. Sah gar nicht so aus, als ob der Laden in den letzten Jahren noch offen gewesen wäre. Scheint auch nur ein kleiner Ein-Mann-Betrieb zu sein. Der hat sich da wohl nen richtig guten Profi-Scanner mit automatischem Magazintransport gekauft und scheint nur noch Dia-Scans zu machen. Jedenfalls war er damals ziemlich ausgelastet und hat meinen Auftrag nur angenommen, weil ich gesagt habe, dass es mir egal ist, wie lange das dauert (da die Dias ja ohnehin seit 10 Jahren unberührt im Regal standen). Es hat dann sogar noch deutlich länger gedauert als er mir als Höchstgrenze angegeben hatte, aber da ich ja explizit gesagt habe, dass mir das wurscht ist, kann man da nicht meckern.

Zwei weitere wesentliche Kriterien für mich waren, dass ich da erstens die Scans in hoher Auflösung und verlustfrei als 16-Bit TIFF anfertigen lassen konnte, also keine Kompressionsartefakte, und dass ich da meine eigene USB-Festplatte mit dazulegen konnte, um die Daten da draufleiern zu lassen. Denn das waren bei mir dann am Ende ein paarhundert Gigabyte, und das bei anderen Anbieter auf DVD brennen zu lassen und für jede DVD eine Gebühr zu zahlen, wäre mir zu teuer und zu umständlich gewesen.

Und mit den Ergebnissen war ich sehr zufrieden. Sehr gute Qualität.