Ansichten eines Informatikers

“Diese Energiegewinnung unterliegt nicht dem Gesetz der Energieerhaltung.”

Hadmut
23.3.2012 11:48

Ein Leser versucht, mir ein Perpetuum Mobile anzudrehen.

Liebe Güte. Ein Leser will mir weismachen, er oder jemand anderes (es ging nicht so klar hervor, ob er sich selbst für den Erfinder hält) hätte endlich das funktionierende Perpetuum Mobile erfunden und schreibt, ich möge bei Youtube nach “fireballsschneider” suchen. Dort findet man dann folgendes Video mit der sagenhaften Unterschrift

Das Nichts ist schwanger . Diese Energiegewinnung unterliegt nicht dem Energiesatz der Mechanik, oder dem Gesetz der Energieerhaltung.

Was schon deshalb lächerlich ist, weil man nur unscharf erkennt, daß sich da irgendwas eine Weile bewegt, man aber nicht erkennen kann, was das Ding genau macht. Bloß weil sich irgendwo was bewegt und hin- und herwippt, hat man noch lange kein Perpetuum Mobile. Und solange man nicht erkennen kann, was da eigentlich passiert (auch aus dem darunterstehenden Text werde ich nicht schlau), ist da sowieso nichts glaubwürdig oder nachvollziehbar. Es drängt sich eher der Verdacht auf, daß der „Erfinder” nicht verstanden hat, was ein Perpetuum Mobile ist. Nur wackeln reicht nicht. Eine Fahne im Wind wackelt auch und ist trotzdem keines.

Trotz der lausigen Qualität und Undurchsichtigkeit des Videos kann man m. E. aber direkt widerlegen, daß es ein Perpetuum Mobile sein kann: Es läuft nämlich Wasser aus dem Gerät heraus und läuft nach unten ab, ohne daß es irgendeinen Mechanismus gäbe, der es wieder nach oben transportieren oder nachfüllen könnte. Das Ding verliert also Masse und muß spätestens dann stehenbleiben, wenn die Masse des ausgelaufenen Wassers die Gesamtmasse des Gerätes übersteigt. Das heißt aber, daß das Ding irgendwie darauf beruht, daß irgendwer Wasser von oben nachfüllt oder initial eingefüllt und damit kinetische und/oder Gravitationspotential-Energie eingebracht hat, die das Ding dann in Wackeln umsetzt.

19 Kommentare (RSS-Feed)

Masi
23.3.2012 12:21
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Auch wenn schwer zu erkennen, so wird das Wasser oben in dem roten Trichter nachgefüllt. Beim Kippen kann man kurz das herunterlaufende Wasser vor dem dunklen Hintergrund erkennen, da der Trichter aus der Falllinie kippt. Auch ist eine helle schlauchartige Konstruktion über dem Trichter zu erkennen.
Somit ist das Ding eher eine hübsche Wasserschaukel. Es sei denn, es pumpt das Wasser selbst nach oben. Das glaube ich aber nicht, da ich keinen entsprechenden Mechanismus erkennen kann.


Hadmut
23.3.2012 12:30
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Damit wäre es nur eine sehr ineffektive Variante des guten alten wassergetriebenen Mühlrades, das einfach nur die kinetische und/oder Höhenenergie von Wasser ausnutzt und damit letztlich Solarkraft.


Flusskiesel
23.3.2012 13:57
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Wahrscheinlich beruht das ganze auf dem Missverständnis, was eigentlich “Energie” ist. Der Typ denkt bestimmt, “Energie” wäre nur Wärme, Strom usw.


Hadmut
23.3.2012 14:00
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Vermutlich zählt Wasser oben reinzuschütten nicht als Energie, weil es doch sowieso regnet, und mal mit der Gießkanne hochzusteigen ist ja auch kein nennenswerter Aufwand, das kann man ja so nebenbei mal machen…


Hanz Moser
23.3.2012 14:32
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Felix Würth lebt 😀

Wem das nichts sagt, der google die Felix Würth AG. Da hat auch jemand Millionen eingesammelt, teilweise von Akademikern mit Titeln, um ein perpetuum mobile zu bauen.

Es gab solchen Deppennepp auch mit der Idee, Vakuumballons zum Gütertransport zu bauen und vielem mehr. Irgend ein Dummer fällt immer auf sowas rein.


nadar
23.3.2012 16:36
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@ Hans Moser: Was bittesehr sollen Vakuumballons sein?


Hadmut
23.3.2012 16:41
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Luftballons, die man prall mit Vakuum aufgepumpt hat, damit sie besonders leicht sind?


Matthias
23.3.2012 17:04
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@Hadmut:

Danke Hadmut! Jetzt wird mir vieles klarer. Luftpumpen kannte ich ja schon vom Fahrrad. Aber unter Vakuumpumpen konnte ich mir bislang nichts vorstellen. Hält die Hülle eines handelsüblichen Ballons eigentlich dem prallen Vakuum lange stand oder gibt es da Ermüdungserscheinungen?
Kryopumpen befüllen die Ballons demnach prall mit Kälte, oder?


Hadmut
23.3.2012 17:11
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Naja, man muß halt ständig nachpumpen.

Bekanntlich ist ja Helium schon nur schwer zu halten, weil es so leicht diffundiert. Und dabei besteht Helium ja immerhin noch aus ganzen Atomen.

Es liegt doch auf der Hand und bedarf keiner weiteren Erläuterung, daß Vakuum da noch viel feiner ist und nicht mal Atome enthält, also noch viel schwerer zu halten ist. Man muß also ständig Vakuum nachfüllen, damit die Ballons schön prall bleiben.

Aber kommt halt schon drauf an, wo man sie kauft. Qualität hat ihren Preis. Auch bei Vakuumballons.


ThV
23.3.2012 17:33
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So eine Reise um die Welt mit so einem Vakuumballon wäre doch ein Hit!
Nur wie viele solcher Vakuumpumpen sollte man mitnehmen um sicher zu gehen, und ob man da oben auch genug Vakuum vorfindet zum Nachpumpen (wahrscheinlich wetterabhängig) und interessant zu wissen wäre, ob man im Notfall auch etwas Vakuum der Passagiere anzapfen könnte???


Hadmut
23.3.2012 17:40
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Es gibt Pläne, für Stratosphären-Ballons so eine Art Vakuum-Schnorchel bis ins Weltall zu legen, wo es bekanntlich nicht nur ein sehr ausgiebiges und kostenloses, sondern auch sehr sauberes und von der Umweltverschmutzung noch nicht verunreinigtes Vakuum gibt. DIe zunehmende Verschmutzung und Radioaktivität bringt es – gerade auch nach Tschernobyl und Fukushima – mit sich, daß es immer schwieriger wird, sauberes, unkontaminiertes Vakuum herzustellen. China hat bereits Ausfuhrbeschränkungen erlassen.


Hadmut
23.3.2012 17:57
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Übrigens ist die Resourcenverknappung bei hochreinem Vakuum zu einem echten Problem für Industrie und Gesellschaft geworden.

Die Preise steigen immer höher – mehr noch als bei Metall und Rohöl – und der Markt wird inzwischen von Produktfälschungen überschwemmt. Erst neulich hat der Zoll hier wieder große Mengen gefälschten, verunreinigten und mit Beimischungen gestreckten Vakuums minderer Qualität beschlagnahmt.

Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind enorm. Geht mal in die Elektronik-Märkte und schaut Euch mal um. Noch vor 10 oder 20 Jahren war alles voller Fernseher und Computer-Monitore mit Brown’schen Röhren. Und heute bekommt man sie kaum noch. Weil die Weltmarkt-Preise für Rein-Vakuum so hoch sind, daß man die Bildröhren nicht mehr zu marktfähigen Preisen befüllen kann. Stattdessen gibt’s nur noch diesen LCD-Schrott. Nicht auszudenken, wohin das noch führen wird.


jf
23.3.2012 19:02
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Das Gefasel unter dem Video klingt verdächtig nach Kryptochef…


Hanz Moser
23.3.2012 19:08
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@ nadar

Ja, Ballons prall mit Vakuum. Natürlich muss man dafür eine sehr stabile Metallhülle bauen und damit ist auch die tolle Idee im Eimer.

Die Vision der Idioten und Scharlatane war mit solchen Ballons Lasten zu transportieren, so eine Art moderner Zeppelin. Geht natürlich technisch nicht so richtig und für eine Tonne müsste man auch schon den Auftrieb von rund 800m³ Vakuum haben.


Alex
24.3.2012 1:02
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hmm, eventuell kann man die Köpfe unserer Politiker zur Vakuumgewinnung anzapfen, etwa während sie Sudoku spielen.


nadar
24.3.2012 8:40
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@ Hans Moser:
Und ich dachte, dass du irgendwas mit Cargolifter verwechselt hattest. So blöd (Vakuumballons) kann man doch nicht sein –
dachte ich ebenfalls.


DavidXanatos
24.3.2012 12:16
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Die einzigen Vakuumballons die unter Atmosphärischemdruck nicht kollabieren sind die köpfe von Politikern. *g*


Hallo,

so ein Schwachsinn, Kommentar — diese Video ist eine Vorlage für eine große Anlage.
Sie wird mit einer Wasserpumpe betrieben,die Wasserzähler sind keine
Stromturbinen, können demgemäß auch keinen Strom für die Pumpe liefern.

Ich würde vorschlagen, den Text unter dem Video zu lesen.
Im übrigen will ich Niemand etwas verkaufen.

Ich weis wirklich nicht, wieso ich Sie angeschrieben habe. Sie gehören zu den Leuten, die eine fertige Anlage sehen wollen. Dieses ist nur die Grundlage für eine große Anlage.

m.k. schneider


Hadmut
30.3.2012 14:38
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Hallo Herr Schneider,

das haben Sie völlig falsch verstanden. Ich will keine „fertige Anlage”, sondern sondern ein plausibel verständliches Prinzip sehen. Und das ist auf einem unscharfen Video aus der Entfernung nun wirklich nicht zu sehen.

Und daß das Ding nur eine „Vorlage”, ein Simulator ist, der in Wirklichkeit von einer Wasserpumpe betrieben wird, halte ich – mit Verlaub – für Schwindel.

Nach ihrem neuen Kommentar wird aber nun ersichtlich, wie das funktionieren soll. An Stelle der Wasserzähler wollen Sie Turbinen einbauen, die dann die Wasserpumpe betreiben. Das kann überhaupt nicht funktionieren, weil die Turbinen niemals mehr Leistung rausholen können, als die Wasserpumpe reinsteckt. Weil die aber beide wieder einen Wirkungsgrad unter 100% haben und es noch jede Menge Reibungs- und Viskositätsverluste gibt, kann das überhaupt nicht funktionieren.

Und wissen Sie was: Ich weiß auch nicht, warum Sie mich damit angeschrieben haben. Was haben Sie denn von mir erwartet? Daß ich hier ein Perpetuum Mobile ausrufe, obwohl man doch schon mit einfachem Grundlagenwissen in Physik sehen kann, daß das überhaupt nicht funktionieren kann?

Was wollten Sie denn von mir, als Sie mich anschrieben?

Bilden Sie sich ein, Sie könnten mit einem kommentarlosen unscharfen Wackelvideo die Welt dazu bringen, an das große Perpetuum Mobile zu glauben?

Denken Sie mal drüber nach, daß Wasserzähler durchaus kleine Turbinen sind, aber nur extrem wenig Energie benötigen und dem Wasserfluß entnehmen, weil sie ja nur ein paar kleine Plastikrädchen drehen müssen, während Stromturbinen ja richtig viel Energie erzeugen müssen, wenn sie eine Wasserpumpe betreiben sollen, und das nicht gehen kann. Eine Turbine kann nicht die Energie aus einem Wasserfluß erzeugen, um damit die Pumpe zu ihrem eigenen Betrieb zu versorgen.

Ich muß keine große Anlage sehen, wenn ich doch am „Modell” schon sehe, was faul ist.

Außerdem kann man zu so einem Schummelmodell nicht behaupten, daß es ein funktionierendes Perpetuum Mobile sei.