Ansichten eines Informatikers

Das Geschwätz der Ursula von der Leyen von der Identität

Hadmut
29.1.2022 20:43

Überwachungsstaat EU.

Vorab zur Einstimmung ein alter blöder Witz, der auf die damalige Fernsehwerbung abzielte:

Mutti fragt ihr kleines Söhnchen, was er sich zu Weihnachten wünscht.

Söhnchen will OB-Tampons.

Mutti halb fassungslos und halb *Pruuuust*, reißt sich aber zusammen und fragt verständnisvoll-neugierig, was er damit vor habe.

„Kam doch im Fernsehen: Damit kann man Laufen, Reiten, Radfahren, Fallschirmspringen, Wasserski fahren…“

An den musste ich denken, als ich die Versprechungen der Ursula von der Leyen hörte:

Wenn eine Website uns auffordert, eine neue digitale Identität zu erstellen, hätten wir keine Ahnung, was mit unseren Daten passiere.

Was die „keine Ahnung“ betreffe, trifft sie den Nagel auf den Kopf.

Wieso es aber besser sein soll, wenn ich derselben Plattform eine offiziell bestätigte Information gebe, wer ich bin, statt mich als Micky Maus anzumelden, und auch der EU gleich mitteile, dass ich mich auf der Plattform für dreikantige Riesendildos oder dem Forum für „rechte Blogger“ eingeloggt habe, und die mich dann automatisch überwachen können, erschließt sich mir nicht.

Und wieso ich dann besser wissen sollte, was die Plattform mit diesen Daten mache, wenn die Daten von der EU statt von Google oder von mir selbst kommen, verstehe ich auch nicht.

Und aus diesem Grund wird die Kommission demnächst eine sichere, europäische, digitale Identität vorschlagen.

Ausgerechnet Ursula von der Leyen, die den Unterschied zwischen DNS und Webseiten nicht begriffen hatte, aber schon mal das deutsche Internet umbauen wollte.

Was wäre denn eine „sichere Identität“, wenn wir gleichzeitig Millionen von Leuten in die EU holen, von denen wir Name, Geburtsdatum, Herkunftsland nicht feststellen können und bei so vielen ein Phantasiedatum als Geburtsdatum eintragen?

So etwas wie eine „sichere Identität“ haben wir nicht mehr, und werden sie auch nicht dadurch bekommen, dass wir digitalisieren, was wir nicht haben.

Eine, der wir vertrauen.

Nichts macht mich misstrauischer, als wenn mir jemand sagen will, wem ich vertraue. Oder zu vertrauen habe.

Und soviel steht fest: Ich traue weder der EU, noch Ursula von den Leyen über den Weg. Kein Stück weit. Dazu habe ich die 2009 bei der Kinderpornosperre als viel zu intrigant, machtmissbräuchlich, verlogen, besserwisserisch und vor allem als dreckig, skrupellos, dumm und beratungsresistent erlebt.

… und die Bürgerinnen und Bürger überall in Europa nutzen können, um alles zu tun.

Laufen, Reiten, Radfahren, Fallschirmspringen, Wasserski fahren…

Vom Steuerzahlen bis zum Fahrrad mieten.

Sag ich doch: Radfahren.

Eine Technologie, bei der wir selbst kontrollieren können, welche Daten ausgetauscht, und wie sie verwendet werden.

Das ist multipler Blödsinn.

Mal ganz abgesehen davon, dass man sowas zwar im Englischen als technology bezeichnet, es auf Deutsch aber Technik heißt, und Technologie was anderes bedeutet, nämlich den gesamten Überbegriff (wie Biologie). Typischer Schwätzerfehler.

Ist aber nicht nur sprachlich und technologisch, sondern auch technisch falsch.

Denn wenn ich mich lokal in einem Account anmelde und selbst die Daten eingebe, dann habe ich sehr wohl eine Kontrolle darüber, welche Daten ausgetauscht werden – nämlich die, die ich per Tastatur eingebe. Macht das aber die EU für uns, dann weiß ich nicht, was die da machen. Dann weiß ich nur, dass dieselben Leute am Werk sind, die schon in der Pandemie mit sowas nicht klarkamen.

Und wie will man dann, wenn die Daten erst mal übertragen worden sind, noch kontrollieren, „wie sie verwendet werden“?

Ziemlicher Blödsinn, was die da erzählt. Aber das war ja schon früher so.

Aber das dient ja auch nur der Tarnung für die echten Gründe. Würde man die echten Gründe sagen, würde man es natürlich nicht benutzen.

Warum?

Die Gründe, warum sie sowas vorhaben, liegen natürlich auf der Hand. Eigentlich zweie.

Die USA

Es gibt da schon ein paar Leute, die sich daran stören, dass die USA wirklich alles und jeden überwachen und ausspionieren, und das über ihre Identitätsdienstanbieter wie Google oder Apple umso leichter mitkriegen. Melde Dich am Forum für dreikantige Dildos an, und die US-Geheimdienste wissen es.

Ich hatte ja vor Jahren schon den Verdacht geäußert, dass von der Leyens Kinderpornosperre nicht dem Schutz der Kinder, sondern eher der Abgeordneten dienen sollte, weil man ja immer wieder mal Leute über Kinderpornos absägte (Edathy, Tauss). Zumal sich ja herausgestellt hatte, dass die US-Geheimdienste und das FBI gesprengte Kinderpornoserver nicht etwa abschalteten, sondern einfach weiterbetrieben. Früher hängte man den Leuten Bettgeschichten in Form von Seitensprüngen mit hübschen Agentinnen an, das hat heute aber nicht mehr genug Skandalpotential. Eher müsste man heutzutage damit rechnen, dass die Gattin die Dame zum Dreier einlädt. Die fahren da heute stärkere Kaliber auf, um die Leute erpressbar zu machen oder sie gesellschaftlich abzusägen, und mir kam so der Verdacht, dass von der Leyen, die so wirklich gar keine Ahnung davon hatte, was sie da machte, und offenkundig irgendwas nachplapperte, nur die Strohpuppe für den eigentlichen Drahtzieher ist. Und da würden mir dann die Geheimdienste und die Spionageabwehr einfallen.

Nun laufen bei mir aber auch Hinweise ein, die vor allem auf einen Artikel bei sciencefiles zurückgehen, wonach die ENISA, die European Union Agency for Cybersecurity, daran arbeite, hier ein Personenbewertungssystem wie in China hochzuziehen.

Haben Sie eigentlich schon einmal von ENISA gehört, der “European Agency for Cyersecurity”, die sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen das Kürzel “ENISA” gegeben hat? Die ENISA beschreibt sich selbst als zentralen Akteur für Cybersecurity der EU, der zu Cyber-Policy der EU beiträgt, die Vertrauenswürdigkeit von IT-Lösungen im Bereich der Sicherheit vorantreibt und vor allem Vertrauen in eine “connected economy” schaffen will.

Im Rahmen dieses Prozesses der Vertrauenschaffung hat ENISA einen Bericht veröffentlicht, der den Titel trägt “Remote Identity Proofing: Attacks and Countermeasures“. In diesem Bericht geht es um Methoden, mit denen verhindert werden soll, dass ein Identitätsnachweis, bei dem von einem Nutzer ein Teil seines biologischen Make-Ups, sein Auge, seine Gesicht, eine Handlung vor der Kamera seines Smartphones gefordert wird, umgangen wird, dass der Identitätsfordernde über die Identität des zum Nachweis Aufgeforderten getäuscht wird.

Derartige Identitätsausweise, Ablichtung der Retina, Fingerabdruck oder ein Selfie in Form eines Videos, das dem “Identitätsfordernden” die Möglichkeit gibt sicherzustellen, dass der vor der Web-Cam oder am Smartphone der ist, der er zu sein vorgibt, sind, wie eingangs dargelegt, so häufig, dass sie in unser aller Leben täglich, ja stündlich vorkommen. Das war natürlich Ironie

Es ist in der Tat schwer, schon mal von der ENISA gehört zu haben, weil man von denen nichts hört. Manche sind unsichtbar, die sind fast unhörbar.

Die heißen übrigens ENISA nicht aus nicht nachvollziehbaren Gründen, sondern weil sie anfangs mal European Network and Information Security Agency hießen.

Ich hatte einmal mit denen zu tun. Es war 2007. Als mein Job in Dresden beendet war, hatte mich irgendwer auf irgendeiner Konferenz so angesprochen, ob ich nicht einen Security-Vortrag für die ENISA in London halten könnte. Klar, gern. (Langjährige Blogleser wissen, dass ich schon mal berichtet hatte, vor einem Vortrag selbst in London und bei Londonern nicht klären gekonnt zu haben, ob man privacy wie Priwessi oder wie Breiwähsi ausspricht. Das war die. (Ein naseweiser Kollege, der gerne alles glaubt, was im Web steht, wollte mich später mal großspurig belehren, dass man sowas doch ganz leicht online in den Wörterbüchern klären könnte, bei denen man Audioschnipsel für die Aussprache anklicken kann, nur um dann konsterniert da zu stehen, weil das eine Wörterbuch Priwessi und das andere Breiwähsi sagte. Ich bitte daher von Zuschriften zu diesem Punkt abzusehen.)

Mir selbst hat der Vortrag gefallen. Also nicht mein eigener Vortrag, sondern der Vorgang als solcher. Man hatte mich vorgewarnt, dass die ENISA für derlei keine Spesen zahle. Also nicht in Form einer Spesenabrechnung. Sie zahle eine Pauschale, und mit der müsse ich auskommen. Wenn die nicht reiche, müsse ich selbst zahlen. Ich weiß nicht mehr, ob ich diese Pauschale für ein oder zwei Tage bekommen hatte, aber mir hat sie damals gereicht, um damit gleich eine Woche Urlaub in London anzuschließen, einschließlich vierer Musicalbesuche. Von mir aus gerne öfter.

Mir war zwar hinterher nicht klar, wofür ich den Vortrag eigentlich gehalten habe, hatte allerdings den Verdacht, dass ich da – ohne es selbst zu wissen – eine Art getarntes Bewerbungsgespräch durchlaufen habe, so eine Art Vortanzen. Obwohl ich damals partout nicht herausfinden konnte, was die ENISA eigentlich macht, und auch der, der mich damals angefragt hatte, mir das nicht sagen konnte (oder wollte), weil sie ja noch ganz am Anfang stünden und sich das erst mal finden müsse, hatte ich mich damals mal in einem ziemlich bürokratischen und formularlastigen Verfahren dort beworben. Nämlich aufgrund der Überlegung, dass ich zwar nicht weiß, was die machen, sie es vermutlich selbst nicht wissen, sie aber auf Kreta sitzen. Ich fand damals den Gedanken sehr attraktiv, die Zelte hier abzubrechen, nach Kreta zu ziehen, und für eine EU-Behörde zu arbeiten, die Pauschalen zahlt, was auch immer da dann zu tun oder zu unterlassen wäre.

Irgendwann bekam ich eine Absage. Das geplatzte Promotionsverfahren hatte mir schon wieder mal das Genick gebrochen.

Irgendwie hat sich bei mir aber der Verdacht entwickelt, dass die zwar gar nichts zu sein scheinen, aber wohl nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Warum sitzen die auf Kreta, statt in Brüssel? Da, wo man nicht so ohne weiteres mal eben vorbei kommt. Und dann der komische Name, der so an die typischen Tarnnamen des BND erinnert. So eine Art europäischer NSA? Und dann das Konzept, dass man erst gar keine Reisekostenabrechnungen einreichen möge, sie keinerlei Belege sehen wollen, wo man genächtigt hat?

Ich will es mal so sagen: Man hört verflucht wenig von denen. Eigentlich nichts. Oder sehr selten. Und wenn, dann muss man danach graben und suchen.

Aber, so versprechen die staatlichen Mephistoteles, wenn man ihnen nur die Kontrolle über die digitale Welt gibt, wenn man Bürger zu dem macht, wogegen viele der Linken, die heute so begeistert von staatlicher Datensammelwut sind, in den 1980er Jahren noch agitiert haben, den gläsernen Bürger, dann werde alles gut. Die im Vergleich zu allem, was heute vorgeht, – geradezu rührende Volkszählung des Statistischen Bundesamts wurde als derartige Spionagemethode zur Erstellung des gläsernen Bürgers angesehen. Wie sich die Zeiten verändert haben.

Aus denen, die damals staatlichen Akteuren am liebsten keine Information geben wollten, sind welche geworden, die geradezu nach Informationen anderer Leute dürsten, staatliche Voyeure, die unter dem Vorwand, man wolle für Sicherheit sorgen, versuchen, ein System der digitalen Kontrolle und Überwachung zu schaffen, das Anhänger eines staatlichen Totalitarismus begeistert und in staatlichen Organisationen wie der Gestapo oder der Stasi mit Euphorie aufgenommen worden wäre, aber eben so überhaupt nicht zu modernen Demokratien passt und schon eher zu “defekten, besser: korrupten Demokratien”, einen Begriff, den Dr. habil. Heike Diefenbach aufgetan hat, deren Akteure bei Bürgern vor allem eines hervorrufen: MISSTRAUEN.

Insofern ist man gut beraten, den derzeitigen Anstalten der EU, eine zentrale digitale Überwachungskultur zu etablieren, mit Misstrauen zu begegnen.

Man sollte der EU generell und ausnahmslos mit Misstrauen begegnen. Oder ihr vielleicht am besten gar nicht begegnen, sondern ausweichen oder die Flucht ergreifen.

Gerade vor dem Hintergrund, wie man gerade mit Telegram umgeht, und man gerade die totale Überwachung mit der angeblichen Nazinetzwerken begründet (vermutlich aber in Wirklichkeit nicht zugeben will, was man sich durch die Migration an Kriminalität eingehandelt hat), drängt sich der Gedanken geradezu auf, dass die jetzt – sehr ähnlich wie die USA, aber eben an Stelle der USA – überwachen wollen, wer, wo, wie, wann mit wem kommuniziert oder von wem zu wem Geld fließt.

Und gerade vor dem seltsamen Namen der ENISA und ihres so unauffälligen Gebarens, könnte man der Versuchung des Gedankens erliegen, ob die vielleicht nicht nur Sicherheit machen, sondern auch oder eher sowas wie die NSA, und das mit der Security vielleicht eher so im Sinne einer Spionageabwehr meinen.

Und schon wieder kommt es mir so vor, als sei von der Leyen die Strohpuppe der Geheimdienste.