Ansichten eines Informatikers

Soziopathen – Psychopathen

Hadmut
14.11.2021 14:17

Ein Leser schreibt:

Hallo Hadmut,

mir ist ergänzend zu meiner Mail von 00:38 noch etwas zu den Soziopathen eingefallen.

Du schreibst ja über deine Vermutung, dass bei einigen Leuten ein Teil des Gehirns fehlt.

Genau das ist bei Soziopathen der Fall, denen fehlt z.B. der Teil, der für Empathie, für Mitgefühl zuständig ist, deshalb fehlen denen die normalen menschlichen Emotionen.

Das ist auch durch die medizinischen bildgebenden Verfahren erkennbar. Und es kann nicht ergänzt werden, da es vererbt wird.

Daraus könnte z.B. eine Pflicht abgeleitet werden, dass jeder, der in die Politik möchte, egal auf welcher Ebene, nachweisen muss, dass er kein Soziopath ist, ansonsten kann er eine solche Position nicht einnehmen. Interessant wäre es,
die aktuell in “Amt und Würden” sich befindenden Politiker mal zu testen. Meine Vermutung ist, dass sich dort so einige finden würden.

Ja, durchaus. Ich hatte in meinem Berufsleben mit einigen solchen Leuten zu tun, kenne das aber unter der Bezeichnung Psychopath.

Die hier erklären, dass das ähnlich, aber nicht dasselbe ist:

Psychopath und Soziopath gleichzeitig – geht das?

Jein: Ein Psychopath ist immer auch ein Soziopath, aber ein Soziopath ist nicht zwangsläufig ein Psychopath. Soziopathie ist ein anderer Begriff für die antisoziale Persönlichkeitsstörung. Psychopathie ist eine besonders schwere Form dieser Störung. Daher könnte man stark vereinfacht sagen: Psychopathen sind Hard-Core-Soziopathen.

Psychopathen und Soziopathen ähneln einander zwar in vielem. Vor allem mangelt es beiden an Empathie. Allerdings ist dieser Mangel bei Psychopathen weitaus stärker ausgeprägt als bei Soziopathen.

Demnach leiden sie prinzipiell am gleichen Problem, unterscheiden sich aber quantitativ: Beim Soziopathen kommt zu wenig Empathie in der Handlungssteuerung an, beim Psychopathen gar nichts mehr.

Ich fand die Szene in der neuen Sherlock-Holmes-Szene so eindrucksvoll, als er irgendwen anraunzte und belehrte, dass er ein “hochfunktionaler Soziopath” sei und auch noch stolz drauf war. Es beschreibt den Charakter in dieser Serie, in der Cumberbatch ihn spielt, sehr gut.

Lange Zeit wusste ich gar nicht, was der Begriff bedeutet, kannte den nur als Schimpfwort und für Massenmörder mit der Kettensäge.

So Mitte der 2000er habe ich mal in irgendwo – weiß nicht mehr, Wartezimmer beim Arzt oder sowas – in irgendeiner Zeitschrift einen Artikel darüber gelesen, was das ist, woran man sie erkennt und welche Eigenschaften sie haben. Und fiel dabei fast vom Stuhl, weil sich deren lange Auflistung von Merkmalen und Eigenschaften las wie eine exakte Beschreibung des Professors Beth, bei dem ich damals an der Uni war. Ich habe danach und deshalb etwas mehr darüber gelesen.

Und hatte dann später nochmal einen Vorgesetzten, der solche Eigenschaften aufwies. Auch ein notorischer Lügner, er eben noch etwas behauptete und eine Stunde später bestritt, das jemals gesagt zu haben, völlig egozentrisch, dem überhaupt nichts zu dreckig war, um Leute niederzumachen und seine Positionswechsel als schuldhaftes Verhalten anderer hinzustellen. Ich habe mal einen Anschiss bekommen, weil ich etwas in einer Mail erwähnt hätte. Mails seien später nachweisbar. Gewisse Dinge dürften immer nur mündlich und immer nur unter vier Augen erwähnt werden, damit sie nicht beweisbar und abstreitbar sind. Der hatte dann so die Art, einen mit stechendem Blick anzuschauen, mit dem gestreckten Zeigefinger fast in die Augen zu stechen und dann zu befehlen „Herr Danisch, das habe ich nie gesagt.“ Nicht, weil der das glaubte, es nie gesagt zu haben, sondern weil er einfach meinte, das nach Belieben befehlen zu können, was er nie gesagt hatte. Die Kollegen bestätigten, dass er das bei ihnen auch ständig machte. Der machte das nicht nur zum jeweiligen Zweck, sondern schon aus Prinzip, um den Leuten einfach anzutrainieren, sie daran zu gewöhnen, dass er jeweils aktuell festlegt, was er nie gesagt hat. Ein Jurist.

Auch das könnte man durchaus unter dem Aspekt sehen, dass da manche Teile im Gehirn funktional einfach ausgefallen sind.

Mir ging da aber immer etwas anderes durch den Kopf.

Es gibt doch Leute, die gesichtsblind sind. Die zwar normal sehen und beispielsweise ein Auto oder ein Telefon ohne weiteres normal erkennen können, aber keine Gesichter. Die erkennen Leute, nicht mal ihre Verwandten, am Gesicht nicht wieder. Die können sich den ganzen Tag, auch längere Zeit mit jemandem unterhalten, mit ihm arbeiten, und erkennen ihn trotzdem nicht wieder, wenn er ihnen irgendwo begegnet. Die behelfen sich dann mit anderen Merkmalen wie Kleidung, Gang, Stimme, Kontext, Schlussfolgerungen.

Es spricht auch da einiges dafür, dass die Gesichtserkennung zum Bereich der Amygdala gehört, weil die ja stark mustererkennend und für die Freund-Feind-Erkennung zuständig ist. Es wäre naheliegend, dass man seinen Verwandten-, Freundes-, Bekanntenkreis nicht nur über diesen Funktionsbereich erkennt, sondern dass das ganze Konzept der Freunde, Bekannten und Verwandten dort beheimatet ist. Freundkennung. Leute, mit denen man kooperiert und die man nicht als Angreifer fürchtet. Den kenne ich, der ist Freund. Was im Umkehrschluss auch das Prinzip der Fremdenfeindlichkeit erklären würde. Den kenne ich nicht, der sieht anders aus, der muss ein Feind sein.

Ich glaube zunehmend, dass die Stelle im Gehirn, die diese einzelnen Aspekte, diese einzelnen Zulieferdaten verschiedener funktionaler Teile des Gehirns, zu einem „Bewusstsein“, einem „Ich“ zusammenmischt, nicht nur sehr geschlechtsspezifisch funktioniert, sondern darüberhinaus bei vielen Leuten erheblich gestört ist. Ob das schon immer so war oder durch Umweltgifte oder wodurch auch immer verursacht wird, weiß ich nicht. Ob die Evolution das vielleicht noch nicht besser hinbekommen hat.

Es ließen sich darüber aber unglaublich viele Symptome und Charakterzüge erklären: Welche der Gehirnfunktionen fehlen, weil sie in das Bewusstsein, den Charakter nicht oder nicht adäquat eingemischt werden?

Vielleicht ist meine Vorstellung vom Gehirn da zu laienhaft oder zu technisch. Ich bin ja kein Neurologe, sondern modelliere mir da nur aus der Sicht des Informatikers etwas zusammen, was als Modell meine Beobachtungen mit dem geringsten Erklärungs- und Kausalaufwand erklären würden. Die Hypothese müsste überprüft werden. Aber wenn es so wäre, dann ließen sich damit Dinge wie Autismus, Gesichtsblindheit, Psychopathie, Soziopathie, Gender Studies, Geisteswissenschaften, Political Correctness, Marxismus gut erklären. Auch, was ich mal dazu geschrieben hatte, dass mir bei vielen Frauen immer wieder auffällt, dass sie zwar empathisch sind und die Gesichtsausdrücke anderer gut erkennen können (Mustererkennung und Emotionalsteuerung in der Amygdala), aber darin versagen, die Bewegungsrichtung und Handlungsabsicht anderer zu erkennen, zu extrapolieren und Kollisionen zu prognostizieren und vermeiden. Was ja so etwas ähnliches wie eine Empathie ist, nur auf äußeres Handeln statt innerem Fühlen bezogen.

Dann nämlich wären das alles Erkrankungen oder gewisse Fehlbildungen, Defizite dieses Mischventils, das aus den verschiedenen Rechenwerken im Hirn das Gesamtergebnis zusammenrührt. Es würde das alles in eine Funktionseinheit zusammenziehen, die nicht richtig funktioniert.

Aufschlussreich finde ich dabei nämlich, dass Autisten oft beklagen oder beschreiben, im Alltag eine Reizüberflutung zu erleiden.

Vielleicht übersteuert die Mischdüse da.

Es könnte sein, dass wir gar nicht normal handlungsfähig sind, wenn wir zuviele der Informationen verarbeiten müssen, dafür die Rechenleistung nicht reicht, und das Gehirn zwangsläufig eine Auswahl treffen, den einen oder anderen Schwerpunkt setzen muss.

Und das würde dann erklären, warum es solches geschlechtsspezifisches Verhalten gibt – für die Geschlechteraufgaben könnten sich unterschiedliche Mischungsverhältnisse evolutionär bewährt haben.

Wenn aber dieses Mischpult im Hirn, dieser Equalizer, nicht fest eingestellt ist, sondern je nach Geschlecht und Verhaltensprogrammen unterschiedlich gesteuert wird, und dann, wie die Aussagen Transsexueller über ihre Erfahrungen nach längerer Hormongabe suggerieren, auch beim Erwachsenen noch über Hormone beeeinflusst werden, dann ist dieses Mischpult auch sehr störanfällig.

Man redet gerne von einer „Altersmilde“, weiß aber auch, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Spaß empfinden und Freunde finden kann. Nutzt sich das Mischpult ab? Oder liegt es einfach an den nachlassenden Hormonpegeln?