Ansichten eines Informatikers

Alarmblindheit: Die Warnung vor der nächsten Phase

Hadmut
14.11.2021 3:07

Jetzt muss ich mal blöd fragen.

Ein Leser, der kritisierte, dass ich zu Corona/Impfung nicht erkannt hätte, dass es um was anderes geht, und ich rückgefragt hatte, warum man mir dann vorwirft, dass ich über eben was anderes geschrieben hatte, und wozu ich dann noch „Impfung“ drüberschreiben müsste, wenn es doch um was anderes geht:

Ähm … ja. Stimmt.

Ich habe Euch hier seit 20 Jahren gewarnt, und er bestätigt es mir sogar ausdrücklich.

Ich habe Euch beschrieben, was da läuft. Und viele haben mir seit Jahren bestätigt, dass ich bemerke und beschreibe, was sonst niemand oder kaum jemand bemerkt und beschreibt.

Aber ist das nun der Vorwurf, dass ich nicht genug über den Einsturz schreibe, sondern Euch vorher, in der Phase davor, jahrelang davor gewarnt habe?

Ja, und?

Hat irgendwer was gemacht?

Oder wenigstens gedacht?

Oder habt Ihr Euch nur vom Danisch unterhalten lassen, und regt Euch nun darüber auf, dass der Danisch jetzt zu wenig darüber schreibt, Euch aber jahrelang vorher gewarnt hatte?

Hört sich an, wie der Vorwurf gegenüber einem Arzt, der Euch jahrelang behandeln wollte und gewarnt hat, und dem Ihr nun vorwerft, zu Eurer Beerdigung nicht schön genug zu singen, nachdem Ihr an der Seuche gestorben seid.

Ich schreibe hier seit 20 Jahren, brühwarm nach dem jeweiligen Stand meiner Erkenntnis und aktuell jeweils besten Wissens und warne davor, was da gerade läuft.

17.974 Artikel in diesem Blog (plus dieser hier), plus noch ungefähr 1300 im Blog Forschungsmafia, davon einige doppelt, also über 19.000 Artikel. Wahrscheinlich dann im Frühjahr oder Sommer die 20.000 voll.

Und für Euch kommt es so überraschend wie Weihnachten oder Winter. Sowas, womit keiner rechnen konnte.

Was habt Ihr denn bei den bisherigen 19.000 Artikeln immer gedacht? Gottogott, der arme Danisch? Sonst nichts? Wie hätte man es denn schreiben müssen, damit Ihr rechtzeitig merkt, dass da was auf Euch zukommt?

Anders gefragt: Wenn jetzt diese brutale Phase da ist, wann, wenn nicht vorher, hätte man Euch denn warnen können und sollen?

Alarmtaubheit

Ich hatte in einer Firma mal einen Probefeueralarm veranstaltet.

Vorher angekündigt und erklärt, was zu tun ist. Aber den Zeitpunkt nicht angekündigt. Eines schönen Morgens, der Konzernbrandschutzbeauftragte war extra zur Kontrolle angereist, wurde um 11:00 der Feueralarm ausgelöst. Ich hatte extra der Feuerwehr Bescheid gesagt, falls irgendjemand den Notruf wählt.

Lief wie am Schnürchen. Tadellos.

Eine Seltsamkeit passierte. Die mir sehr zu denken gegeben hat. Während nämlich die ganze Firma evakuiert wurde und sich draußen am Sammelplatz traf, blieb ich als einziger drinnen, um zu kontrollieren, ob alles richtig läuft und keiner einbricht, weil die Anweisung war, die Türen nicht abzuschließen, damit im Fall des Falles die Feuerwehr leicht reinkann und keiner eingeschlossen wird. Ich war also als einziger nicht draußen am Sammelplatz.

Stattdessen war der Konzernbrandschutzbeauftragte draußen. Ein Mann, der nie zuvor da war, und den keiner kannte. Der mir auch nicht ähnlich sah, völlig anders gekleidet, aber etwa gleiche Größe, gleiches Alter, ähnliche Statur und ähnlich wenige Haare auf dem Kopf. Der sich auch nicht anhörte wie ich. Der aber für solche Übungen ein Megaphon dabei hatte, und draußen dann noch Manöverkritik und ein paar Belehrungen durchgab.

Und obwohl ich nicht draußen war, und der mir überhaupt nicht ähnlich sah und sich anders anhörte, und ich da noch nie ein Megaphon benutzt hatte, waren hinterher zwei Drittel der Belegschaft felsenfest davon überzeugt, ich hätte draußen mit einem Megaphon rumgebrüllt und haben sogar einen Aufkleber mit einem Minion mit Megaphon hingehängt. Einer meinte, das sei unpassend von mir gewesen, mit dem Megaphon da rumzumachen. Ich habe doch gar kein Megaphon und hier noch nie eines benutzt. Ja, doch eben am Sammelplatz unten… Ich war aber gar nicht unten. Ich war nicht dabei.

Obwohl die Leute wussten, dass es ein Übungsalarm war, standen sie so unter Stress, dass ihnen das Gehirn die Wahrnehmung und Erinnerung einfach plausibel ergänzt hat. Die wussten, der Danisch hat den Alarm organisiert, also muss er auch der mit dem Megaphon gewesen sein. Weil es nicht plausibel war, dass da plötzlich ein völlig Fremder stand und ihnen wie ein Vorgesetzter, aber im vertrauten kollegialen Ton Anweisungen gab. Einige wollten das später nicht mal glauben und dachten, ich will sie veralbern. Die hätten jeden Eid geschworen, dass ich unten mit dem Megaphon vor ihnen gestanden hätte. Ich hätte oben jemanden ermorden können, und die hätten mir alle ein Alibi gegeben, dass ich unten vor ihnen gestanden hätte.

Zufällig 10 Tage später gab es abends einen Fehlalarm. Ein Rauchmelder war defekt. Der Feueralarm ging los.

Und obwohl ich in den Schulungen immer darauf hinwies, dass es uns hierzulande zu gut geht und wir Gefahr nur noch aus dem Fernsehen kennen und nicht mehr wahrnehmen, und beispielsweise in den asiatischen Hochhäusern Schildern hängen, wonach man im Brandfall erst rennen und dann twittern soll, riefen mich an dem Abend fünf Leute zuhause an und fragten, was sie denn tun sollten, der Feueralarm sei an (den ich am Telefon im Hintergrund hörte). Obwohl belehrt und geübt, waren die Leute dann, als sie nicht mehr von der angekündigten Übung ausgingen, nicht mehr in der Lage, auf die Warnung zu reagieren, rauszulaufen. Einem sagte ich am Telefon, ich hätte ihn gerade nicht verstehen können. Ja, sagte er, er sei gerade im Fahrstuhl runtergefahren. Obwohl man sie belehrte und überall Schilder hingen, im Brandfalle nicht im Fahrstuhl zu fahren.

Am nächsten Tag beschwerte sich einer bei mir. Ob man den Feueralarm nicht leiser einstellen könnte, dabei könne man ja nicht arbeiten.

Wieso er denn überhaupt weitergearbeitet habe und nicht rausgelaufen sei, wie angewiesen, wollte ich wissen. Ja, es sei doch keine Übung gewesen, die war doch schon. Also hätte er ja auch nicht rauslaufen müssen.

Sowas liest man in keinem Buch, sowas erlebt man in der Praxis.

Das Thema hatte ich immer in meinen Schulungen drin. Wir sind so sicher aufgewachsen, dass wir mit Gefahr nicht umgehen können. Ich bin 55 und war mein Lebtag nie einer bedrohlichen Gefahr, habe nie gehungert oder sowas. Die Elterngeneration hat als Kinder noch Bomben im Krieg entschärft, tote Soldaten eingesammelt, richtig gehungert. Gefahr noch gekannt.

Kinder aus Neuseeland wissen sofort, was sie bei Erdbeben machen müssen. Flüchtlingskinder gehen in Deckung, wenn es knallt. Wir dagegen laufen (vgl. damals den Fall Tugce) zur Gefahr hin, mischen uns ein.

Kann es vielleicht sein, dass ich seit 20 Jahren warne, und das Publikum schaut zu und fühlt sich unterhalten?

Weil es keine Übung ist?