Ansichten eines Informatikers

Linke Katastrophenselbsterkenntnisse

Hadmut
3.11.2021 16:07

Spät, viel zu spät – aber immerhin.

Ein Leser weist mich auf eine mir völlig unbekannte Webseite hin, die nach seiner Überzeugung eine „linke“ Webseite wäre, und in der ein – laut dem Leser – „linker“ Autor Roberto J. De Lapuente erstaunlicherweise gerade Vollgas gegen Links wettert: Ganz linke Leute von rechts

Die Erkenntnisse sind beachtlich:

Die größte Gefahr für unsere Zukunft, darüber sind wir uns hoffentlich mittlerweile im Klaren, sind nicht irgendwelche Rechte – es sind die Jünger der Wokeness, die jeden Diskurs zerstören und als Sprach- und Boykott-SS auflaufen.

Oh. Waren doch eben noch das linke Ideal.

Jasmina Kuhnke war keine besonders prominenten Autorin oder Bloggerin in Deutschland. Bis die Buchmesse sie zu einer machte. Aber nicht, indem sie dort recht wortgewandt auffiel, nein, ganz im Gegenteil: Weil sie nicht dort war, die Buchmesse boykottierte. Grund dafür war, dass auch rechte Verlage auf der Messe Stände haben durften. Für sie, die sie sonst aus rechten Kreise Drohungen bekomme, sei das nicht zumutbar. Die dunkelhäutige Frau, die so Sachen twittert wie »privilegierte weiße Deutsche sollten sterilisiert werden, um die Umwelt zu schonen«, stand auf diese Weise für fünfzehn Minuten im Mittelpunkt jenes fadenscheinigen Ruhmes, den unser Medienbetrieb zuweilen abwirft. Sie wurde dabei fast hymnisch von etlichen Mitstreitern verteidigt – und die Buchmesse, die sachlich und nüchtern darlegte, dass es zur Kultur des Dialogs und der Meinungsfreiheit gehöre, auch die zu ertragen, deren Ansichten man nicht teilt, stand freilich am Pranger.

Das ist halt die Methode, wie sich unterdurchschnittliche Leute trotzdem in den Vordergrund spielen können.

Man könnte rücksichtsvoll mit ihr umgehen, ihr einen Safe Space zugestehen. Die Frage wäre dann aber: Warum eigentlich? Woken Leuten wie ihr geht es doch so oder so nicht um Dialog. Sie hat ihren Boykott doch auch nicht gestartet, um ihre verletzte Seele darzulegen. Solche Aktionen sollen ja was bewirken, sollen Druck ausüben, die Buchmesse im nächsten Jahr zur Duckmäuserei anhalten. Da ist nichts Verletzliches in solchen Kampagnen – es geht um Druck, Manipulation und um ein Ringen um Deutungshoheit mit den dreckigsten Mitteln, die man sich denken kann: Mit der Selbstinszenierung als Opfer.

Sagen wir es mal so: Früher hatte ich enorme Mengen von Büchern. Als ich noch in Karlsruhe gewohnt habe, hatte ich ein ziemlich großes Arbeitszimmer, in das man bei geöffneter Wohnungstür direkt reinblicken konnte, rundherum bis unter die Decke gestopft mit Büchern von unten bis oben. Zwar nur Fachbücher, aber die Wirkung auf Besucher (und vor allem Frauen) war erheblich. Im Wohnzimmer ging es weiter mit den Büchern. Drei Umzüge später hat sich nicht nur die Zahl der Bücher drastisch reduziert, ich kaufe auch kaum noch Bücher. Fachbücher nur noch selten, weil inzwischen alles online zu haben ist, manchmal noch als PDF. Normalen Verlagskram zu den Blog-, Geschichts- und Genderthemen schon noch oft, aber fast nur gebrauchte Bücher, an denen Verlage und Autoren nichts mehr verdienen. Dieser ganze political-correctness-Scheiß ist nur noch wertloses Altpapier.

Wie, ich spreche einer dunkelhäutigen Frau in Deutschland die Opferrolle ab? Ja, das tue ich. Wie kann ich das wagen? Ganz einfach: Ich habe genug von diesem Opfer-Abo, das man allerorten vorgesetzt bekommt. Jeder ist nur noch Opfer irgendwelcher Umstände. Manche sind es doppelt oder dreifach. Weil sie Frau, homosexuell und anders aussehend sind etwa. Sie erzählen aber auch dauernd, ja ohne Unterlass, dass sie total anders als die andern sind. Und sie sprechen anderen ab, dass sie für sie sprechen können, weil sie ja nicht im gleichen Boot sitzen; weil sie weiß sind, heterosexuell sind und nicht wissen wie es ist als Schwuler oder Schwarzer. In endlosen Exegesen erläutern sie die Dinge, die sie von der Allgemeinheit trennen. Diversität wird gefeiert, Gleichheiten abgelehnt. Aber bitte, wir haben alle gleich zu sein, erklären sie paradoxerweise. Wie geht das eigentlich zusammen, wenn man dauernd darum bemüht ist, Unterschiede hervorzuheben?

Menschen als Opfer zu sehen, lehne ich mittlerweile völlig ab. Denn das ist eine »Opferfalle« – so nannte der italienische Literaturwissenschaftler Daniele Giglioli dieses Phänomen in seiner Kampfschrift von 2015. Darin thematisiert er die in heutiger Zeit verbreitete Lust, sich als Opfer zu sehen, was aber gleichzeitig eine politische Suche nach der Zukunft erschwert oder sogar ersetzt.

Das ist richtig, aber es ist auch etwas zu kurz gegriffen.

Dazu gehört, dass dieser ganze linke Komplex vor allem eines ist: Eine Schmarotzerideologie und -kultur der Unfähigen und Faulen, und die Opfermasche eben ein sehr probates Mittel ist, um ohne auch nur irgendetwas selbst zu können und zu tun, prominent zu werden, nach oben zu kommen und sich die Taschen auf anderer Leute Kosten zu füllen.

„Opfer“ sind das letzte Gesindel.

Im Prinzip nichts anderes als Leute, die ständig herumschleichen und auf ihre Gelegenheit warten zu stehlen.

Es ist eine reine Bereichungspraxis geworden.

Warum aber sollte man Verlagen, die auf sowas reinfallen, überhaupt noch Bücher abkaufen?

Giglioli hat die Zeichen der Zeit erkannt, aber falsch eingeschätzt. Die Opferfalle macht nicht etwa stumm: Sie erpresst den Diskurs, engt die Meinungsfreiheit ein und skandalisiert in einem fort, um auf diese Weise unliebsame Debattenbeiträge a priori zu diskreditieren. All das wirft man aber den Rechten vor, wer immer das dann sein mag – AfD oder rechte Verlage, unbequeme Blogger oder skeptische Bürger? Dabei haben die schon lange die Deutungshoheit verloren. Ihre Positionen haben überhaupt keine Chance auf Kenntnisnahme. Was bei dem vielen Unsinn, den sie erzählen, sicher kein Verlust ist – aber sie haben ja nicht nur Quatsch im Sortiment, sondern treffen hier und da auch mal richtige Töne, bilden ab, was die Menschen bewegt, wie sie die Welt und die Gesellschaft sehen. Doch mittlerweile sind wir so weit, AfD und Konsorten könnten behaupten, dass heute der Himmel grau ist und jene Kreise würden wider besseren Wissens Zweifel anmelden.

Da könnte ich jetzt wieder mit Amygdala und Rudelverhalten kommmen, aber man sollte es vor allem eben Verblödung der Gesellschaft durch Verlinksung nennen. Dummheit als Treibstoff Linker. Und das sind dann die, die andere noch der Filterblasen und Echokammern beschimpfen.

Die woken Vorturner würden nicht einfach das Gegenteil behaupten, sie würden lang und breit Textanalyse betreiben und Silbe für Silbe dekonstruieren, um danach zu beweisen: Nein, der Himmel ist nicht grau, er ist eigentlich hellblau, es sei nur eine Frage der richtigen Haltung, die man seiner eigenen Wahrnehmung bitte endlich zumuten sollte. Und je kurioser die Begründung, je abgefahrener das Urteil, desto mehr Aufmerksamkeit schenkt man einem solchen Giganten der Realitätsverdrehung.

Aus einem einfachen Grund:

Der Linke, der Zeitgeistige, diese Boheme, die sich für intellektuell hält, aber geistig so geizig wie ein Containerfresser ist.

Tatsächlich nämlich tun sie das Gegenteil dessen, was wir Wissenschaft nennen, was Empirie ist: Sie sammeln jeden noch so dämlichen Vorwand, jede noch so dämliche Masche, um sich von der Realität abzuwenden und sich jeden beliebigen Mist als Wahrheit vorzustellen. Und das sind dann die Leute, die andere der Verschwörungstheorie beschimpfen. Es ist eine richtige Mode geworden, frei erfundenen Blödsinn zur Ideologie und Wahrheit zu erheben und sich dann irgendeine dusselige Alibi-Erklärung zu suchen. Es ist vergleichbar mit dem Zerfall unserer Justiz, die keine Rechtsfindung mehr treibt, sondern völlig willkürlich und widersinnig entscheidet und dann eine Begründungsfindung sucht. Es geht einfach nur darum, irgendein Blabla zu finden, was die Position pro forma begründet, vergleichbar dem Schwachsinn der Geisteswissenschaftler, alles für wahr zu halten, wenn man nur einen anderen dafür zitieren kann. Das Prinzip der Geisteswissenschaftlen ist, dass aus zwei Idioten, zwei Lügnern, zwei Deppen eine Wahrheit wird, indem der eine den anderen zitiert.

In dem Vereinigten Staaten haben das die Eliten längst kapiert. Und seit Jahren drängen sie dieses Modell auch ihren »Freunden« auf. In Deutschland ist das Modell der Wokeness besonders erfolgreich, weil sie hier auf eine besonders artverwandte Weltanschauung stößt, die den normalen Wokeness-Wahnsinn aus Übersee blendend ergänzt: Nämlich auf die Weltsicht der Antideutschen. Das behauptet jedenfalls die Autorin Eva C. Schweitzer sehr beredt und argumentativ reichhaltig in ihrem aktuellen Buch. Die deutschen Woker adaptieren einfach die amerikanischen Verhältnisse und tun so, als sei bei uns alles ganz genauso. Dabei sei es für einen Schwarzen in den USA ungleich schwieriger als in der Bundesrepublik. Schweitzer, die selbst in den Staaten lebt, erklärt, dass das recht amerikanische Phänomen der Wokeness von den Antideutschen nur zu gerne aufgegriffen wurde, weil sie das verspricht, was sie antreibt: Selbsthass und die Abneigung gegen dieses Deutschland, dass sie gerne verrecken sehen würden.

Ja. Aber doch bitte mit Grundeinkommen und Mietendeckel verrecken.

Die Antideutschen sind in dieser Beziehung den amerikanischen Neocons recht nahe. Auch sie speisen ihr Weltbild aus einem Gut-Böse-Schema, das ein bisschen wie vom Christentum abgekupfert scheint. Dass die Antideutschen und die Neocons sich so gut ergänzen, gemeinsam die bellizistischen Stützen der Atlantikbrücke sind, ist damit gar kein Zufall, erklärt Schweitzer in dem bereits vorher erwähnten Buch. Die Antideutschen sind dabei so urdeutsch, wie man sich das nur gerade vorstellen kann. Denn sie treiben die woke Ideologie auf die Spitze, frei nach Brecht: »Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen übertreiben.« Für sie ist es eine Manie, ein Projekt, dem sie sich mit Haut und Haaren verschrieben haben – sie wollen die Gesellschaft vom Grunde auf umkrempeln, jeden falschen Gedanken, der in den Köpfen der Menschen irrlichtert, verbannen und verbieten. Drunter machen sie es nicht.

Stichworte: Amygdala, Rudelverhalten.

Die Woken haben sich dabei eine auf Erpressung basierende Deutungshoheit erschlichen, die sich einen progressiven Anstrich gibt, aber degressive Folgen zeitigt. Wenn man jemand fürchten muss, dann diese Fanatiker, die drauf und dran sind, Gesellschaft zu einem sehr ungemütlichen Ort der Überwachung, Kontrolle und Bekenntnisschule auswachsen zu lassen. Sie sind totalitär, übergriffig und menschenverachtend, während sie so tun, als seien sie die Opfer. Von den Lebens- und Arbeitsumständen der Menschen haben sie keinen blassen Schimmer – aber darum geht es ihnen auch nicht. In ihrer Welt sind alle Weißen begünstigt – auch der Penner am Hauptbahnhof. In so einer Haltung schlummert widerlichster Sozialdarwinismus und Elitarismus. Nein, wirklich nicht, mit solchen Leuten hat man kein Mitleid, da wiederhole ich mich: Als Demokrat bekämpft man sie.

Scheint, als begännen die Linken damit, den Gestank ihrer selbst nicht mehr zu ertragen.