Ansichten eines Informatikers

Das Pestbakterium Yersinia pestis

Hadmut
23.2.2020 18:51

Wenn Danisch mal einen Fehler macht…

Ich hatte vorhin im Blogartikel ober den Venezianischen Karneval und die Schnabelmasken fehlerhafterweise geschrieben, die Pest sei eine Viruserkrankung.

Das ist falsch. Das Bakterium Yersinia pestis steckt dahinter.

Eigentlich wusste ich es nicht und hatte noch schnell gegoogelt, mich aber – ich weiß, ich weiß – beim Googlen zu blöd angestellt. Um nicht die ganze Pestgeschichte nachzulesen hatte ich nach „Pest Virus” gegoogelt um zu sehen, ob es einen vernünftige Antwort gibt. Im Wikipediaartikel zur Pest steht ganz weit unten im Text verbuddelt der Satz „Im Gegensatz zu den Influenza-Viren sterben die Pestbakterien in der Luft rasch ab.” Den hatte mir Google als Vorschau gezeigt und angeschnitten, und deshalb hatte ich „Im Gegensatz zu den Influenza-Viren …” wahrgenommen und daraus den Denkfehler produziert, dass es ein Vergleich zwischen Viren sein müsste und niemand Pestbakterien mit Influenzaviren vergleichen oder gegenüberstellen würde. So wie „Im Gegensatz zum Fahrrad muss man beim Auto nur auf einem Pedal treten, damit es schneller wird.”

Mein Fehler. Hab mich blöd angestellt.

War in Eile, denn weil heute in Berlin verkaufsoffener Sonntag war, wollte ich noch was einkaufen, wofür ich vor nächstem Samstag keine Zeit mehr gefunden hätte. Ich hatte aber die diversen Artikel über die Ausbreitung des Corona-Virus in Italien gelesen, dass sich da stündlich neue Sperrungen und so weiter ergeben, und man den Karneval abgesagt hat, und dachte mir, wenn das jetzt dort so schnell geht, ist das bis Samstag bei uns und die Läden zu. Und weil ich auch in ein nicht näher genanntes, aber italiengegenteiliges Möbelhaus musste, noch Regalbretter nachkaufen, dachte ich mir, machste das besser gleich, bevor hier das Chaos ausbricht. Weil mein Handy-Akku aber leer war, habe ich das noch schnell als schnelle Schnellladegerät gehängt und in der Wartezeit noch schnell gebloggt, was mir zu den Italienartikeln durch den Kopf gegangen war.

Kurz drauf bin ich auf und davon, habe – obwohl Informatiker – ohne Not Haus und Internet verlassen.

Wie ich so nach dem Einkauf und vor dem Losfahren aufs Handy gucke, sehe ich, wie die Mailbox vollbrettert. Der Danisch hat die Pest für eine Viruserkrankung gehalten.

Ich fühle mich geschmeichelt.

Es gibt viele Leute, die im Internet oder auf Papier schreiben oder im Fernsehen was erzählen, bei denen es keine Sau interessiert oder zur Kenntnis nimmt, wenn die was Falsches erzählen. Wo man das einfach so hinnimmt oder für selbstverständlich hält, dass die nur noch Mist erzählen. Heute schrieben mir schon wieder Leser, dass sie auch im Presseclub der ARD wieder mal behauptet haben, ein Gerichtsurteil würde besagen, man dürfe straflos … und so weiter. Irgendwie können die im Fernsehen wochenlang, monatelang Quatsch erzählen, immer wieder, keinen stört’s.

Mache ich was falsch, ist es ein Ereignis von überregionaler Bedeutung. Wow.

Ich habe mich ja schon oft gewundert, warum mich so viele Leute, die mir schreiben, mich anrufen, mich ansprechen, für allwissend und die maßgebliche Autorität in allen Fragen der Technik, des Rechts und der Lebensführung halten. Ich finde es ja schön und freue mich über den Stellenwert. Allerdings möchte ich daran erinnern, dass Wissenschaftlichkeit nach meiner Definition die Technik und Fertigkeit der Vermeidung bekannter und Entdeckung unbekannter Fehler ist. Man kann nicht nur nicht fehlerfrei arbeiten, man muss sogar Fehler machen, weil man nur so Fehler erkennt und den Umgang damit schult. Es muss halt nur im Anschluss daran die Dokumentation und Vermeidung folgen.

Deshalb bricht mir kein Zacken aus der Krone, wenn ich einen Fehler mache. Fehler sind nach meinem Wissenschaftsverständnis der Treibstoff, das Rohmaterial, aus dem man lernt.

Zumal der Fehler auf den Artikel keine Auswirkungen hat, der Artikel hätte mit Bakterien genauso funktioniert.

Ein Leser hat mir die temporäre Pestausstellung im Ruhrpott dazu empfohlen.

Schadenfreude

Ganz, ganz viele der Zuschriften waren nett, positiv, Warnhinweise. 🙂

Manche hatten es aber eilig mit der Schadenfreude:

Mein lieber Mann. Die Taxation von Yersinia pestis ist Allgemeinbildung.

Freundliche Grüße

[…]
keine Frau, kein Geisteswissenschaftler.

Ich bin mir nicht sicher, wie das gemeint war. Es hört sich gehässig an.

Aber ich fands … wunderbar.

Von seinen Freunden, Anhängern, Gleichdenkenden gelesen zu werden, ist schon nicht einfach. Aber von Gegnern gelesen zu werden ist geil.