Ansichten eines Informatikers

Fach- und Führungskräfte in modernen Zeiten

Hadmut
3.2.2020 19:59

Über die ZEIT und Microsoft.

Die ZEIT jubelt über Microsoft. Zwei haben sich gefunden. Frauenförderung.

“Ganz lange habe ich versucht zu verheimlichen, dass ich kein Abi und nicht studiert habe”, sagt Magdalena Rogl im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 34-Jährige, die heute als Head of Digital Channels bei Microsoft arbeitet, war keine gute Schülerin. Mit 16 Jahren enschied sie sich dazu, die Schule abzubrechen. Sie wollte Kindererzieherin werden und begann eine Ausbildung.

„Head of Digital Channels”. Wenn ich jetzt wüsste, was das sein soll. Je nachdem, wie ich mein Hirn einstelle, kann ich mir darunter entweder gar nichts oder alles vorstellen. Nur nichts bestimmtes oder konkretes. Aber von irgendwas ist sie Chefin.

Rogl, die in München geboren wurde, bekam mit 19 ihr erstes Kind, vier Jahre später wurde sie zum zweiten Mal Mutter. Als sich ihr Mann kurze Zeit später von ihr trennte, war sie 24 Jahre alt. Tagsüber arbeitete sie in Vollzeit in einer Krippe. Wenn die eigenen Kinder abends im Bett waren, ging sie einem 450-Euro-Job als Community-Managerin bei Focus Online nach. Doch das ging nicht lange gut: Das Geld habe nicht gereicht, sie sei nur noch traurig gewesen. “Wenn man den ganzen Tag mit kleinen Kindern arbeitet und abends sind da schon wieder Kinder, da verliert man irgendwann die Liebe. Ich habe gemerkt, ich hatte keine Lust mehr, meinen Kindern vorzulesen”, erinnert Rogl sich im Podcast.

Rogl begann sich auf andere Stellen zu bewerben, schrieb über 50 Bewerbungen – und kassierte nur Absagen. “Da hatte ich richtig Angst. Ich hatte das Gefühl, das wird nichts mehr.” Schließlich klappte es doch, im Jahr 2016 bekam sie eine Zusage von Microsoft Deutschland. Heute sitzt sie auf vielen Podien, tritt bei Konferenzen auf und spricht über Digitalisierung, Diversität und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Noch immer habe sie manchmal das Gefühl, nicht überall mitreden zu können, sagt Rogl im Podcast. Etwa, wenn es um “businesslastige Themen” gehe. Doch mittlerweile habe sie gelernt, damit umzugehen.

Noch immer habe sie manchmal das Gefühl, nicht überall mitreden zu können.

Muss man sich mal vorstellen: Nicht mal Abitur, keine Berufsausbildung, und in drei oder vier Jahren „Head of …”. Eine Verhöhnung jedes Menschen, der einen Beruf erlernt.

Irgendwie drängt sich mir da die Frage auf, ob das irgendwas damit zu tun hat, dass manche Politiker und Parteien so versessen darauf sind, Linux rauszuwerfen oder zu verhindern, und alles mit Microsoft vollzupflastern. Wenn man dann andererseits den völlig absurden Gedankensprung macht und sich anschaut, was für Dinge da im Verteidigungsministerium mit Unternehmensberatungen liefen, wie das alles verzahnt ist, dann muss man seine Zunge schon sehr im Zaum halten, damit sie nicht schreibt, was das Hirn so denkt.