Ansichten eines Informatikers

War ja klar, dass wieder ein weißer Mann dahintersteckt…

Hadmut
19.10.2019 20:47

Über Hygiene.

Ich hatte doch gerade beschrieben, dass uns die große kommunistische Humboldt-Klapsmühle mit angeschlossenem Bundesverfassungsgericht erzählt, dass Sauberkeit und Hygiene kulturelles Werk weißer Rassisten seien, mit dem Zweck, andere auszugrenzen, und dass jeder, der etwas zu Müll erklärt oder saubermachen will, im Prinzip Rassist ist und sich abgrenzen, künstliche Unterschiede in den Diskurs einbringen will.

Ein Leser bestätigte das. Ja, das wäre so, das höre er ständig. Sein 12-jähriger Sohn käme nämlich auch immer mit solchen Märchen an, wenn er den Müll raustragen soll und nicht will. So in dem Alter habe ich auch gern Theorien entwickelt, wenn ich mein Zimmer aufräumen sollte und nicht wollte.

Eine Leserin erläuterte, dass – natürlich – wieder mal ein weißer alter Mann hinter der Einführung der Hygiene und Sauberkeit stecke, nämlich Louis Pasteur, der den Zusammenhang zwischen Mikroben und Krankheiten entdeckt habe. Damit habe der Putzfimmel eingesetzt. Chemiker übrigens.

Geisteswissenschaftler und Künstler hätten dagegen wenig beigetragen:

Tuberkulose, eine bakterielle Infektion, befällt zunächst die Lunge über Tröpfcheninfektion, geht später auf die Lymphknoten und äußert sich in Geschwüren (Lupus vulgaris). Mangelnde Hygiene, Immunschwäche und häufiger Kontakt mit verunreinigtem Material (Schlachtabfälle, selten geputzte Aborte) fördern die Ausbreitung.
Egon Schiele hatte keine Scheu, die Krankheit in seinen Bildern zu verewigen. Er und seine Frau litten chronisch an dieser Krankheit und starben schließlich an der Spanischen Grippe. In allen Großstädten waren die Armenviertel Tb-verseucht.

Die wissenschaftliche Art gefällt mir besser. Die künstlerische dürfte eher nach dem Geschmack der Humboldt-Uni sein, und das, obwohl die Charité zu denen gehört und die Mediziner ausbilden. Aber auch die Hebammen im Virchow-Klinikum waren fassungslos, als ich sie mal auf den Genderschwachsinn ansprach und die These, dass sie es wären, die neutralen Kindern Geschlechter zuwiesen.

Vermutlich ist man der Ansicht, dass Tuberkulose auch nur per Diskurs herbeisozialisiert wurde um die Unterschichten zu diskriminieren. Dieselbe Meschpoche weißer männlicher „Wissenschaftler” hat sich ja auch die Geschlechter ausgedacht.

Und wieder mal überholt die kommunistische Hochschulrealität jeden Versuch der Satire, der nächste Leser weist mich nämlich auf diese (vergangene) Veranstaltung hin: Weg mit dem Dreck: Kulturelle Ordnungen und Anomalien des Mülls, von Käthe von Bose, Insa Härtel und Laura Moisi, letztere war ja die mit dem schon besprochenen Aufsatz.

Das „richtige“ Heraustragen des Mülleimers als politische Frage: Laura Moisi betrachtet den häuslichen Abfall als politischen Schauplatz: Sehen, Berühren, Riechen ebenso wie Vermeiden, Verbergen, Trennen von Müll können zur Grundlange von gesellschaftlichen Aufteilungen werden, Praktiken des Wegwerfens ein „ästhetisches Regime“ begründen (nach Rancière).

Mülltrennung und -raustragen als Mittel gesellschaftlicher Diskriminierung. (Wenn das der 12-jährige Sohn hört…)

Sauberkeit als „ästhetisches Regime”. Erinnert mich daran, dass Baer Qualität für einen Mythos und Wissenschaft für ein Truth Regime hielt.

Messie-Alarm: Insa Härtel geht televisionären kulturellen Reinigungsritualen in Gestalt sogen. „Messie-Sendungen“ nach. Auf den heimischen Bildschirmen werden serienmäßig nicht nur Wohnstätten, sondern auch Leben aufgeräumt. Welche maßlosen Kehrseiten offenbaren sich – und was hat der Müll mit dem TV-Medium selbst zu tun?

Messies aufräumen als Reinigungsritual.

Krankenhaus

Klinisch rein: Käthe von Bose widmet sich den vielschichtigen Aushandlungen von Sauberkeit und Hygiene im Krankenhaus: Wer putzt für wen, was wird unter „sauber“ und „schmutzig“ verstanden, wie werden soziale Grenzen, Geschlechterzuschreibungen und soziale Ordnungen (re-)etabliert, aber auch in Bewegung gebracht?

Lasst mich raten: Demnächst wird aus Gender- und Gleichheitsgründen in der Charité und dem Virchow-Klinikum nicht mehr geputzt? Auch nicht in den OPs?

Und die Chirurgen lassen Handschuhe, Mundschutz und Kittel weg, weil es nur ein Mittel der Abgrenzung war?

Die Profanere Sichtweise

Ein anderer drückt es pragmatischer aus. Liegt vielleicht am Beruf. Der war nämlich auch mal Müllfahrer und schreibt:

Als Fahrer bist du heute der absolute Vollhonk. Und bei der Müllabfuhr im Speziellen:

Das Risiko. Ich fuhr sage und schreibe einen Monat bei der Müllabfuhr (zugegeben nicht in Rottweil). Nach dem ersten Aids-Test meines Lebens, weil einer eine nicht ettiketierte Spritze (wer weis was da alles drin und dran war) mitsamt Nadel ungeschützt in den Abfallsack entsorgte (Nadeln gehen durch die Arbeitshandschuhe durch – jene schützen nur vor Schnitten und Quetschungen), war’s das für mich. Lieber Sozialhilfe/Hartz IV als wegen Volltrottel sterben, soviel bezahlt die Müllabfuhr nämlich nicht, das ist auch beim Fachkräftemangel eher auf Höhe WorkingPoor. Und ja, ab und an müssen auch die Fahrer beim Aufladen helfen, denn dort fehlt noch viel mehr Personal.

Hängt alles mit dem gesellschaftlichen Zerfall zusammen; denkt eben keiner über den eigenen Tellerrand hinaus “wozu die Nadel in die Schutzhülle” oder “Fahrer sind Risiko, reguliert das im Gesetz” usw…

Gruss,

einer der jede berufliche Tätigkeit die des Müllabfuhrfahrers vorzieht.
Inklusive Langzeitarbeitslosigkeit.

Ja, dann war es das mit Müllabfuhr, was ja dazu passt, dass uns die kommunistische Kaderschmiede erzählt, Müll sei nur soziales Konstrukt von Rassisten, wir sollten den einfach hinnehmen.

Denn wenn jeder Hartz IV und Grundeinkommen bezieht, warum sollte sich dann noch einer herablassen, anderer Leute Müll wegzubringen, wenn man heute schon nicht mehr den eigenen wegbringt?

Willkommen im Sozialismus. Gewöhnt Euch gefälligst an den Müll und haltet das Maul! Und Krankheiten bildet Ihr Euch nur ein.