Ansichten eines Informatikers

Karl Marx und der deutsche Promotionsschwindel

Hadmut
13.9.2017 0:34

Warum Linke und Promotionsbetrug zusammengehören.

Ein Leser hat mich auf einen interessanten Zusammenhang hingewiesen.

Hier gibt es einen überaus lesenswerten vierseitigen Aufsatz von U
lrich Rasche über das hochkorrupte Doktortitelgeschäft deutscher Universitäten im 19. Jahrhundert. Erwähnt habe ich sowas ja schon oft, aber da ist das sehr schön und plastisch dargestellt. Man hat jede Menge fauler Promotionen durchverkauft, und die Professoren haben mitkassiert.

Genau so habe ich das ja an der Uni Karlsruhe auch erlebt: Der Professor verlangt Schmiergeld, an einem anderen Lehrstuhl ging es um die sogenannte „freiwillige Spende“, die der Doktorand abzudrücken hat, und später hat mir ein Professor noch gesagt, dass ich mich für den falschen Doktorgrad entschieden hätte: Die Fakultät vergab nämlich den Dr. rer. nat. und den Dr. Ing. Ich wollte den Dr. Ing. Der erklärte mir aber, nur der Dr. rer. nat. werde für akademische Leistungen vergeben, der Dr. Ing. nur für Geld. Wer den auf seine Diss draufschreibt, verpflichtet sich damit effektiv selbst zum Zahlen.

Das ist keine neue Erfindung, der Doktor ist in Deutschland schon historisch ein Witz (weshalb man ja die Habilitation brauchte, weil der Doktor einfach gar nichts mehr wert war). Deshalb wehrt man sich ja auch mit Händen und Füßen dagegen, dass irgendwer gesetzlich normiert, was eine Disseration nachweisen muss, obwohl die Promotion nur so überhaupt stattfinden kann. Die Exekutive (Universitäten, Professoren) dürfen das gar nicht festlegen.

In diesem Aufsatz wird aber sehr schön beschrieben, dass viele Universitäten ganz bewusst Fake-Doktortitel (eigentlich sind es ja keine Titel, sondern Grade, aber da wurden sie eben gehandelt wie Titel) verkauften und gar nicht erst forderten, dass der Doktorand überhaupt anwesend ist.

Ein zentraler Punkt war dabei der Publikationszwang, der solchem Schwindel vorbeugen sollte:

In Preußen durften fortan nur noch diejenigen den philosophischen Doktortitel führen, die ihn aufgrund der in Preußen herrschenden Normen (mündliche Prüfung, gedruckte Dissertation) erwerben würden. Dieser Erlass setzte im Grunde Mommsens Idee des Universitätsvereins für Preußen um. Nun fielen schlagartig auch die Promotionszahlen der Jenaer philosophischen Fakultät, noch bevor die Absenspromotion sowohl in der juristischen als auch in der philosophischen Fakultät aufgrund ministerieller Verfügungen von 1881 und 1882 ebenfalls abgeschafft wurde. […]

Der unendlich mühsame Kampf um die Promotionsreform war damit freilich keinesfalls zu Ende. Die juristischen Fakultäten in Jena, Heidelberg und Leip-zig etwa haben sich trotz massivem öffentlichen Druck und heftigster Kritik der anderen Fakultäten mit den haarsträubendsten Argumenten bis um 1900 der Einführung des Druckzwangs widersetzt. Das hat der deutschen Juristenelite der Kaiserzeit die Zweitverwertung ihrer in wissenschaftlicher Hinsicht in aller Regel vollkommen wertlosen Staatsexamensarbeiten als Doktorarbeiten gestattet und den Juraprofessoren dieser Universitäten das Konto gefüllt. Auch hierbei handelt es sich um mehrere Tausend Promotionen. Der ehemalige 1848er, dann Gießener und später Schweizer Professor Carl Vogt prophezeite 1876 in einer glänzenden Replik auf Mommsen, dass der deutsche Doktortitel immer wertloser werden würde, „solange seine Erwerbung mit einem Geldverdienst der Professoren verbunden ist. Da liegt der Hund begraben.

Viele haben schon gefragt, warum ich nach dem Scheitern des Promotionsverfahrens in Karlsruhe nicht einen zweiten Versuch unternommen habe. Weil alle Professoren, die ich gefragt habe, für eine „externe“ Promotion die Hand aufgehalten und Geld verlangt haben.

Und auch das Problem der Publikation besteht weiter oder wieder: Ich habe das ja beschrieben, dass da in den Geisteswissenschaften, besonders den Gender Studies und in der Frauenförderung, wieder massiv betrogen und verheimlicht wird. Leute, die schon vor der Veröffentlichung mit einem „Dr. des.“ herumlaufen, die Dissertation erst nach 3 oder 4 Jahren veröffentlichen, dann unter anderem Titel, in anderem Fach und ohne jeden Hinweise, dass es eine Dissertation sein soll, manchmal auch so, dass man gar nicht erst drankommt, 80 Euro für ein dünnes Büchlein, kleine Auflage, oder am besten gleich auf Microfiche.

Und oft eben völlig inhaltslos, entweder nur leeres Geplauder oder die Masterarbeit wieder aufgekocht.

Faktisch sind wir wieder im Promotionssystem des 19. Jahrhunderts, in dem die Universitäten systematisch betrügen und dann versuchen, das unter der Decke zu halten.

Was die Druckpflicht von 1900, müsste heute die Publikationspflicht im Internet sein.

Und wisst Ihr, wer selbst Kunde dieses Betrugssystems war?

Karl Marx. Steht nicht nur im Titel, sondern auch im Text des Aufsatzes:

Einer dieser Absolventen war der Berliner Student Karl Marx, der 1841 von der Jenaer philosophischen Fakultät aufgrund einer deutschen handgeschriebenen Abhandlung in Abwesenheit promoviert worden ist. Die Marxforschung hat sich schwer getan, die Jenaer Promotion ihres Protagonisten zu erklären. Angeblich habe die reaktionäre und „antihegelianische“ Stimmung in Berlin Marx dazu veranlasst, sich nach Jena zu wenden. Aber muss es immer Humboldt oder Hegel sein? Müssen wirklich alle universitätsgeschichtlichen Phänomene des 19. Jahrhunderts vergeistigt werden? Viel wahrscheinlicher ist doch, dass auch Marx sich, wie Hunderte seiner Kommilitonen vor und nach ihm, lieber eine Doktorurkunde per Post aus Jena schicken ließ, als die strengen Berliner Anforderungen zu erfüllen. Mommsens Maßstäben zufolge war jedenfalls auch Marx ein „Pseudodoktor“. Mommsens Initiative entfachte eine deutschlandweite Debatte bis dahin niegekannten Ausmaßes über die Lage der deutschen Universitäten, die Promotionsreform und die „Borussifizierung“ des deutschen Bildungswesens. Sie erzeugte enormen öffentlichen Druck auf die Universitäten, die praktisch gegen „Sündengeld“ (Mommsen) den Ausverkauf des deutschen Doktortitels betrieben. Noch 1876 schaften die Rostocker, Erlanger und Göttinger philosophischen Fakultäten die Absenspromotion ab. In Gießen wurde seit 1877 neben einer mündlichen Prüfung wieder eine Dissertation gefordert. Allmählich setzte sich nun zumindest für die Dissertationen der philosophischen Fakultäten endgültig der Publikationszwang durch, der auch heute noch das wichtigste Instrument zur Kontrolle des Promotionswesens ist.

Nein, das ist es eben nicht mehr, denn es wird nicht angemessen publiziert. Es wird massiv betrogen. Und wenn Leute ihre Dissertation erst drei, vier Jahre nach der Prüfung veröffentlichen müssen (und das in zwei Fällen auch erst, als ich nachgefragt habe, warum es keine Dissertation gibt), heißt das, dass sie zum Zeitpunkt der Prüfung keine Dissertation hatten, der Dissertationszwang also nicht mehr existiert. Dies umso mehr, wenn die Leute schon vor der Veröffentlichung als „Dr. des.“ auftreten und Gastprofessuren ausüben.

Es heißt, Marx habe seine Dissertation ja auch nie veröffentlicht. War wohl nicht tageslichttauglich.

Und dieses „bestellen wir uns eine in Jena“ hat doch verblüffende Ähnlichkeit mit dem heutigen Internet.

Es zeigt aber sehr deutlich, warum das deutsche Hochschul- und Promotionssystem so inhärent verlogen und korrupt ist: Die haben sich seit dem 19. Jahrhundert entweder gar nicht erst geändert, oder sind wieder dahin zurückgefallen. Der Geist, dass der Doktorvater abkassiert und es auf die Dissertation nicht ankommt, ist hier stark verbreitet. Und was man heute als „externe Promotion“ bezeichnet (und in Rechnung stellt), hat doch verblüffende Ähnlichkeit mit der „Absenzpromotion“ des 19. Jahrhunderts.

Und dass die Geisteswissenschaftler in weitem Umfang Marxisten sind, läuft meist darauf hinaus, ihn nachzuahmen.

Vielleicht hätte ich mir meinen Doktor auch in Jena bestellen sollen.