Ansichten eines Informatikers

Die Bürgerpille

Hadmut
26.11.2012 22:47

Als ich noch studiert habe (is schon was länger her) hatten die kleinen Transponder im verschweißten Glasröhrchen noch den Spitznamen „Schweinepille”, weil man sie in der Landwirtschaft den Tieren unter die Nackenhaut schoß, damit der Futtertrog kontrollieren konnte, ob die Tiere auch alle noch regelmäßig fressen und das Futter jeweils passend mischen konnte.

Inzwischen muss man eher von einer Kinderpille reden. Der Grund dafür ist, dass die Schule vom Staat für jeden anwesenden Schüler Geld bekommt. Aber nur, wenn er eben nachweislich anwesend und im Schulraum ist. Es geht nur ums Geld.

Wird also nicht mehr lange dauern, bis die Pleite-Staaten unter den US-Staaten jedem Bürger so einen Transponder aufzwingen, weil dann Google & Co dafür zahlen, dass man die Standort- und Bewegungsdaten von Bürgern erhält. Es lebe das Datamining per Bürgerpille.

17 Kommentare (RSS-Feed)

euchrid eucrow
26.11.2012 23:31
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hm, mit deiner einstellung zur vorratsdatebspeicherung in den artikeln der letzten zwei, drei jahre passt das irgendwie nicht zusammen oder ich hab dich da falsch verstanden. wenn du die beiden themen zusammenführen bzw. auseinanderdividieren könntest, wäre ich dir dankbar.
zum datamining per rfid scheinst du negativ eingestellt zu sein. zumindest lese ich das so.


Hadmut
26.11.2012 23:33
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Da hast Du einiges falsch verstanden. Und musst intensiver lesen. 😉


Jakob
27.11.2012 1:22
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Private Firmen wie Google und Co sammeln ihre Daten lieber mit Smartphones, die die Nutzer freiwillig bezahlen, mit sich herumtragen und regelmäßig aufladen (und dabei oft nicht einmal die volle Kontrolle über das Gerät haben). Auf diese Weise lässt sich die Überwachung viel leichter durchsetzen als durch irgendwelche aufgezwungenen Transponder. Dazu kommt, dass die ganzen RFID-Transponder eine relativ geringe Reichweite haben (geht ohne eigene Stromversorgung nicht anders) und man daher für brauchbare Bewegungsdaten ein dichtes Netz an Lesegeräten aufbauen müsste.


ein anderer Stefan
27.11.2012 9:00
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Big Brother is watching you…
Ne, sorry, aber das geht mal gar nicht. Ein erheblicher Eingriff in die Privatsphäre der Schüler und auch ein Kontrollinstrument. Da kann man sogar überwachen, wann welcher Schüler aufs Klo geht.


Stefan H.
27.11.2012 9:50
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Die referenzierte Geschichte hat ja mehrere Aspekte, die aus der Sicht eines anderen Kulturraums (oder zumindest aus meiner) sehr eigentümlich erscheinen. (z.B. das biblische “Mark of the Beast”, wie es in den amerikanischen Quellen immer rausgestellt wird, und ja, das macht auf Englisch viel mehr her.)

Aber natürlich wird da an allen Stellen in den Medien sehr verkürzt. Dass per Headcount der Schulbetrieb finanziert wird, ist ja irgendwie klar. Dass das vielleicht gar keine schlechte Idee ist, das pro Tag anzusetzen, weil dann die (ziemlich hohe) Schwänzer-Quote in die Schul-Performance eingeht, ist zwar ein kapitalistischer Ansatz, aber wahrscheinlich zielführend für die Unterrichtsqualität.

Dass man weiter die (gefühlte) Sicherheitslage verbessern will, in dem so ein RFID-Ausweissystem reinkommt, mit dem man auch den Zugang zum Chemie-Trakt auf z.B. Acht-Klässler aufwärts beschränken kann, oder z.B. den Zugang zur Sportumkleide nach dem Klingeln auf die, die grade Sport haben (und dort nach Jungs und Mädchen getrennt) etc., kann aus vielen Blickwinkeln sehr sinnvoll sein.

Die Ironie ist ja, dass man in den USA ja nicht mal als Burgerbrater beim Fastfood-Laden ohne so einen Ausweis rumlaufen könnte. Und vielleicht meint die evangelikale Familie das ja auch und versucht das grosse Ganze zu kritisieren, indem sie sich gegen den Schulausweis stemmt.


Heinz
27.11.2012 17:36
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@Hadmut
geht mir ähnlich wie euchrid eucrow und ich weiß auch nicht,auf was ich durch das “intensiver lesen” kommen soll.


Hadmut
27.11.2012 20:22
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@Heinz: Ich bin nicht „für” Vorratsdatenspeicherung, ich bin dafür, sie ordentlich zu betrachten und vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Ich kritisiere, dass das meiste oder eigentlich alles, was gegen die VDS vorgebracht wird, ziemlicher Bullshit ist, der entweder auf Inkompetenz oder bewusster Desinformation beruht. Und das kann ich nicht leiden. Es gibt Gründe für und gegen die VDS. Die muss man abwägen und dann politisch/demokratisch entscheiden, was man will und was man in Kauf nimmt, um das andere zu bekommen. Eine klare Aussage, dass uns unser Datenschutz soundsoviel vergewaltigte Kinder, soundsoviel Betrug usw. wert ist. Und wer den Schaden tragen soll. Dann ist das in Ordnung.

Aber einfach nur eine Zwangsmeinung vorzugeben, dass VDS per se Tabu ist und es nur Gründe gegen, aber keine für VDS gäbe, das ist Volksverdummung. Und das kann ich nicht leiden.

Dummerweise ist das so ein Zeitgeistphänomen, besonders bei linksorientierten Pseudointellektuellen, jeden, der nicht ihrer Meinung ist, in die extrem-andere Ecke zu stellen. Wer nicht links ist, ist rechtsradikal. Wer den Gender-Blödsinn nicht mitmacht ist Maskulist. Wer dem Anti-VDS-Schwachsinn nicht folgt ist VDS-Befürworter.


euchrid eucrow
27.11.2012 22:07
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ich habe heute den rat angenommen und mich im laufe des tages durch einige, zum teil sehr lange, ältere artikel zum thema vds gearbeitet.
grund für meine geäußerte skepsis war die annahme aus der erinnerung, das hadmut in vergangenen artikeln und dazugehörigen kommentaren für die vds plädierte.
es ist aber so, dass hadmut die vds eben nicht in gänze ablehnt, so wie ich das tue und auch gründe dafür angegeben hat.
hier kann man sich nun wieder streiten. das ist aber nicht das thema des artikels. 😉

dieser ganze rfid-mist geht mir sowieso auf die ketten. ich muß mir nächstes jahr einen neuen perso besorgen. 🙁


Hadmut
27.11.2012 22:10
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Ich hab ja nun auch ziemlich deftig dargestellt, was an der VDS schief läuft und warum die Anordnung und die Entscheidung des BVerfG nichts bzw. wenig gebracht haben und eigentlich nur Täuschung der Massen waren.

Das ist ja nun deutliche Kritik. Ein echte Befürworter würde das ja nicht schreiben.

Schon erstaunlich, wie man plötzlich als etwas hingestellt wird, was man so nicht geschrieben hat.


euchrid eucrow
28.11.2012 7:14
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es war nicht meine absicht dich als verfechter der vds hinzustellen. daher meine frage nach differenzierung beider themen.


aga80
28.11.2012 7:26
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Ja manchmal frage ich mich, wie lange es noch dauert, bis der ach so praktische Chip im Nacken und das Barcode Tattoo auf dem linken Handrücken kommen.

Furchtbar, was technisch alles möglich ist, leider wird es auch immer Personen, Institutionen und Staaten geben, die das auch nutzen wollen.


Herrmann
28.11.2012 11:22
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“ist zwar ein kapitalistischer Ansatz, aber wahrscheinlich zielführend für die Unterrichtsqualität.”

Marktwirtschaftlich darf es sich erst nennen, wenn das Spiel von Angebot und Nachfrage vom Staat nicht unterbunden wird. Ein fest vorgegebener Finanzierungsschlüssel wird von Lehrern, Schulleitern und vielleicht auch Schülern zu Lasten der Qualität ausgehebelt – quasi anwesend, abkassiert und doch nix gelernt.


Heinz
28.11.2012 18:32
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“[…]alles, was gegen die VDS vorgebracht wird, ziemlicher Bullshit ist,”
“Es gibt Gründe für und gegen[!] die VDS.”
Solche Aussagen hatten mich nur verwundert, besonders, weil sie mMn nicht so gut zusammenpassen.


Es ist unwahrscheinlich, dass die Verchippung von Kindern mit der Begründung “Schulpflicht” eingeführt wird.

Wahrscheinlicher ist es, dass es mit dem Kapf gegen Kindesentführung/Kidnapping geschieht.

Neben ID-Chips-Implantaten, lässt sich auch noch an Kameras denken, die ins Auge implantiert sind, sodass Eltern und Polizei immer sehen, was auch Kinder sehen.

Damit ließe sich die Entführungsrate und Pädosexrate drastisch reduzieren. Und das sollte es uns doch schon wert sein, oder?


Hadmut
29.11.2012 21:08
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@Frauenhaus: Unsinn. Dann würde man ihnen nicht deutlich sichtbare Chips um den Hals hängen. Zumal die Empfänger nur in der Schule hängen.


Man sollte endlich was gegen Brainnapping tun!

Carsten

Freiheit für Gustl Mollath, Unfreiheit für Beate Merk!
http://gustl-for-help.de


Ich weiß nicht, ob wir aneinander vorbeireden, aber ich meine so etwas wie das hier:

The recent kidnap and murder of Fernando Marti, 14, the son of a well-known businessman, sparked an outcry in a country already hardened to crime.

More middle-class people also are also seeking out the tiny chip designed by Xega, a Mexican security firm whose sales jumped 13 percent this year.

The company injects the crystal-encased chip, the size and shape of a grain of rice, into clients’ bodies with a syringe. A transmitter then sends signals via satellite to pinpoint the location of a person in distress.

The chips cost $4,000 plus an annual fee of $2,200.

Most kidnappings in Mexico go unreported but independent analysts say there were 6,500 abductions last year, many of them “express kidnapping” where the victim is grabbed and forced to withdraw money from automatic cash machines.