Ansichten eines Informatikers

Fotografen

Hadmut
23.11.2012 22:13

Mmmh, da gibt’s auch verschiedene Typen.

Ist zwar eigentlich nur ne Sony-Werbung, aber trotzdem sehenswert (Danke für den Link):

Ich kannte mal jemanden, der hatte immer zwei Kameras dabei. Eine dicke Spiegelreflex, die er zum Angeben immer rausgehängt hat (z. B. auf den Tisch im Restaurant) und ne vollautomatische Taschenknipse zum Bildermachen, weil er nur mit der umgehen konnte.

Als ich noch jung und dynamisch war und die Kameras noch analog waren, war ich gelegentlich auf verschiedenen Fotoworkshops. Da sollte man auf seine Ausrüstung aufpassen und sie beschriften, dass nichts wegkommt. Nicht weil da absichtlich geklaut würde, sondern weil das Zeug durcheinander rumsteht und wenn der andere die gleiche Ausrüstung hat, wird schnell mal versehentlich was eingepackt oder verwechselt. Aufpassen musste man aber auf die belichteten Filmrollen (bzw. heute die Speicherkarten), weil es viele Leute gibt, die Tausende für die Ausrüstung ausgeben, dann nicht damit umgehen können und anderen die belichteten Filmrollen klauten, um zu Hause mit vorzeigbaren Bildern anzukommen. Wie ein Angler, der sich den Fisch im Laden kauft. Gab übrigens auch in San Francisco mal CDROMs mit schönen Bildern zu kaufen, die man sich auf den Speicherchip kopieren und dann so tun konnte, als hätte man sie selbst gemacht.

Das kurioseste, was ich da mal erlebt habe, war ein Typ mit fettem Luxussportwagen und einer super-profi-Ausrüstung, Hasselblad und der damals dickste Nikon-Brocken, der schleppte da so 50.000 Euro in Ausrüstung mit sich herum. Und hat nicht kapiert, wie Fotografieren funktioniert. Wenn man im Studio fotografiert, baut man die Blitzlampen auf und misst dann mit dem Handbelichtungsmesser, vergleicht die einzelnen Lichtwerte, ob einem das so passt und kommt dann zu einer Blende als Ergebnis. Beim Blitzen kommts auf die Belichtungszeit nicht an, die muss nur in einem bestimmten Bereich liegen. Und weil bei Workshops nur einer misst, aber viele Fotografieren, sagt man das eben so an. „Blende 11 bei ISO 100!” Dann weiß normalerweise jeder, was Sache ist, und kann nach eigenem Gusto auch davon abweichen. Und wenn man was an der Beleuchtung ändert, sollte man tunlichst neu messen. So weit, so gut. Der Typ fing aber richtig Krach an, weil wir im da was sagten, was er nicht versteht. Der wollte partout nicht einsehen, dass man Blitzlicht messen und die Blende bestimmen kann. Der war felsenfest der Meinung, dass die Blende auf der Filmpackung steht. Dass die Blende davon abhängt, wie hell es ist und was für ein Bild man machen will, war dem partout nicht klarzumachen. Irgendwann haben wir aufgegeben und ihm gesagt, er soll die Blende nehmen, die auf der Packung steht. Dann war er noch saurer, weil da keine stand.

Wobei ich durchaus nachvollziehen kann, wie der darauf kam. Bis in die Siebziger Jahre war das nämlich alles viel einfacher. Damals hat man einfach einen Film mit 21 DIN gekauft, da gab’s nicht viel anderes. Und meistens noch einen Negativ-Film, denn da wurde die Belichtung letztlich im Labor nachgeregelt und nicht in der Kamera gemacht (die ganze einfachen Ritsch-Ratsch-Klicks und anderen Kassettenkameras und die heutigen Biligkameras mit festem Film beruhen darauf, dass ein Negativ-Film 7-8 Blenden Konstrastumfang packt, ein Print aber nur ca. 3 Blenden hat, im Labor also noch 2-3 Blenden korrigiert werden können). Die Auswahl an Belichtungszeiten war damals gering, viele Kameras hatten gar keine Belichtungszeitenwahl. Und dann gab’s da eben solche Fotografenfaustregeln wie „Sonne lacht, Blende 8”. An meiner ersten eigenen Kamera, einer Beroquick (die übrigens in der DDR hergestellt und exportiert wurde, was ich auch erst viel später herausgefunden habe) war auch noch rot markiert, dass man doch einfach mal mit Blende 8 fotografieren sollte, einen Belichtungsmesser hatte das Ding nämlich nicht. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube an meinem Modell waren noch Symbole für Sonne und Wolken an den verschiedenen Blenden. Was ja im Prinzip von einer vorgegebenen Empfindlichkeit und Belichtungszeit ausgeht.

Aber kommt mir jetzt bitte nicht wieder mit dem Dummspruch, dass der Fotograf die Bilder macht und es auf die Kamera nicht ankäme. Das ist so ein typisches leeres Geschwätz, das jeder nachplappert. Stimmt aber nicht.

Und kommt auch nicht mit dem Blabla, dass man auch mit einer billigen Kamera gute Fotos machen kann. Auch hirnlos. Dass man mit einer billigen Kamera gute Bilder machen kann, heißt noch lange nicht, dass die Ausbeute dabei hoch ist. Selbst billige Objektive haben heute einen „sweet spot”, wo sie ordnetlich fotografieren, aber eben nur einen. Und bei den allermeisten „guten Fotos” handelt es sich um solche, bei denen die Abbildungsleistung, Schärfe usw. nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Solche Bilder gibt es. Aber es gibt nicht nur solche.

Wer übrigens recht gut fotografieren zu können scheint ist Herzogin Catherine. Denkt man so erst mal gar nicht. Aber im britischen Königshaus gab’s ja schon einige, die es mit dem Fotografieren hatten. Übrigens auch ein begeisterter Fotograf ist Thailands König Bhumibol. In Bangkok gibt es – natürlich – sehr viele Abbildungen von ihm, und auf ungefähr der Hälfte dieser Bilder hat er seine Spiegelreflex um den Hals hängen. Es gibt Fotos von ihm, wo er königlich unterwegs ist, mit all dem drumherum, und trotzdem hat er die Kamera bei sich. Sogar auf Staatsbesuchen hatte er die Kamera dabei und hat aus königlicher Perspektive fotografiert. Und er soll ein exzellenter Fotograf sein. In Bangkok gibt es sogar eine Ausstellung seiner Fotos, die sehr sehenswert sein soll (und das Lob soll nicht nur auf dem Pflichtlob für den König beruhen, sondern ernst gemeint sein. Ich habe es nur damals nicht geschafft, zu den Öffnungszeiten zur Ausstellung zu kommen).

4 Kommentare (RSS-Feed)

Milo
29.11.2012 14:22
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Apropos:
“Aber kommt mir jetzt bitte nicht wieder mit dem Dummspruch, dass der Fotograf die Bilder macht und es auf die Kamera nicht ankäme. Das ist so ein typisches leeres Geschwätz, das jeder nachplappert. Stimmt aber nicht. ”

Dazu hattest Du mal – bestimmt schon ein Jahr her – einen interessanten Blogpost geschrieben. Könntest Du den hier mal verlinken? Ich würde ihn gerne noch mal lesen, weil ich die Argumentation überzeugend fand.


Hadmut
29.11.2012 21:17
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Du meinst den hier?

https://www.danisch.de/blog/2011/10/05/auf-den-fotografen-nicht-auf-die-kamera-kommt-es-an-oder/

Mir ist übrigens kürzlich in einer Diskussion mit Fotografen noch was anderes eingefallen. Es ging darum, warum Kameras mit großem Sensor schönere Bilder machen als solche mit kleinem. Nicht nur wegen Rauschen und Schärfe. Sondern auch wegen der Schärfentiefe.

Wenn man mit einer Kamera mit großen Sensor eine Person vor einem Hintergrund oder sonst irgendwas gestaffeltes fotografiert, wird der Hintergrund – je nach Blende, Brennweite und Objektiv – unscharf und dadurch abgehoben, das Bild bekommt Tiefe. Verwendet man das gleiche Objektiv an einer Kamera mit kleinerem Sensor, ist das nicht so.

Warum?

Weil man bei der Kamera mit kleinerem Sensor dann einen kleineren Bildausschnitt hat, also weiter zurückgehen muss, um den gleichen Ausschnitt zu haben. Dann aber rückt der Hintergrund im Verhältnis zum Abstand Person-Kamera näher an Kamera, wird also weniger unscharf, womit das Bild an Wirkung verliert.

Man müsste den Hintergrund proportional von der Person wegziehen, wie man auch die kleinere Kamera wegzieht. Geht aber in den allermeisten Fällen einfach nicht.


Milo
29.11.2012 22:28
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Ja, genau den meinte ich. Vielen Dank!

Was die Sensorgröße angeht: Das habe ich letztens gerade irgendwo gelesen, dass die Schärfentiefe bei den Kompakten wegen des kleineren Sensors allgemein größer ist. Ich kann das aus Erfahrung bestätigen, es ist mit einer Kompakten reichlich schwer, ein Objekt freizustellen und einen unscharfen Hintergrund hinzubekommen.

Hier war das: http://www.rene-grothmann.de/Fotografie/Schaerfentiefe.html

Also ich habe eine Bridge, weil für anderes derzeit das Geld fehlt. Und da zeigt sich das immer wieder, dass der unscharfe Hintergrund allein durch Aufblenden nicht hinzukriegen ist. Nur mit voll aufgerissenem Tele gelingt das dann noch (Brennweite 500mm).

Was mich so beim Stöbern irritiert ist, dass die durchschnittliche 600 Euro DSLR kein Rädchen für die Wahl des Schärfebereichs am Objektiv hat. Schade eigentlich. Da muss man wohl doch tiefer ins Portemonnaye greifen und gezielt ein entsprechendes Objektiv kaufen.


Hadmut
29.11.2012 22:42
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Muss man nicht.

Manchmal bekommt man die kleineren DSLR von Canon und Nikon schon ab 300 Euro als Rausschmeißer, etwa wenn ein neues Modell kommt oder wenn sie Gehäuse in Sonderfarben haben. Die Kit-Objektive sind in der Regel Müll. Insofern kann man sich auch mal nur das Gehäuse kaufen.

Dann gibt’s etwa von Nikon sehr preisgünstige und trotzdem sehr ordentliche Festbrennweiten-Objektive ab Blende 1.8. Das alte 50mm 1.8 und hat um die 100 Euro gekostet und war trotzdem gut. Das neue ist besser und kostet 170 Euro. Auch das 35mm ist ziemlich billig und gut. Sogar ein angeblich recht gutes 40mm Macro haben sie im sehr günstigen Preis im Angebot. Das neue 85mm 1.8 ist schon was teuerer, aber da könnte man auch versuchen, das alte zu beschaffen. Ich hab das alte 85mm 1.8 und damit schon ziemlich gute Portraits gemacht. (Es hat nur leider keine Nanovergütung, weshalb ich durch Reflektionsflecken im Objektiv im Studio bei schräg einfallendem Blitz mir damit schon Bilder versaut habe, aber im Freien einwandfrei.)

Und damit kann man schon ziemlich gut fotografieren. Mit Blende 1,8 geht einiges.

Und moderne Kameras haben das Rädchen für den Schärfebereich (gemeint ist eigentlich die Blende) auch nicht mehr am Objektiv, sondern an der Kamera. Zeitautomatik mit Blendenvorwahl und M-Modus haben eigentlich auch die billigsten Einsteigermodelle.

Effektiv kommt man damit billiger rum als mit so mancher Bridge-Kamera.