Ansichten eines Informatikers

Affen, Wissenschaftler und Verhaltensweisen

Hadmut
4.11.2012 21:11

Ein Leser schickt mir gerade einen interessant-beängstigenden Link:

Man hat eine Reihe abgefahrener Experimente gemacht. Neben der Untersuchung von drei Leuten, die sich für Jesus hielten, ist man auch der Frage nachgegangen, ob die Verhaltensweisen von Jungs und Mädels angeboren oder ansozialisiert sind. (In der 700. Wiederholung: Man behauptet da immer mit Verweis auf Simone de Beauvoir, dass man zur Frau gemacht und nicht als solche geboren würde.) Man untersuchte Affen, die weder von Werbung noch vom Verhalten der Eltern beeinflusst worden sein konnten (die Standard-Behauptungen der Genderisten).

Ergebnis: Obwohl sie es nicht gelernt haben konnten, zeigten Affen angeblich typische Verhaltensmuster. Was ich allerdings für etwas unglaubwürdig halte, denn was sagt es, wenn ein Affe mit einem Kochtopf spielt? Er weiß ja nicht, was das ist, es sei denn, er habe es irgendwie gelernt.

Was daran wirklich erschreckend aber auch bezeichnend ist:

Doch am Ende war es schwierig, diese Erkenntnis auch publik zu machen. Ein offensichtlich extrem unpopuläres Ergebnis: Zehn Jahre lang sträubten sich Wissenschaftsmagazine, offenbar aus Respekt gegenüber der Frauenbewegung, die Ergebnisse zu veröffentlichen.

Sagt so nebenbei auch alles über die angeblich so wissenschaftsqualitatsspendende Publikationspraxis und den Peer Review.

14 Kommentare (RSS-Feed)

Skeptiker
5.11.2012 12:46
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Waren doch nur Affen… was hat der Mensch denn entwicklungsgeschichtlich mit denen zu tun? Ts ts 😉

Hab mir die Studie nicht näher angeschaut: Was haben die mit den Kochtöpfen denn gemacht? Essenmachen gespielt? Trommeln? Andere Affen damit verhauen?

Dass Veröffentlichungen gefiltert werden, ist m.W. aber nicht neu, auch im freien Westen nicht, oder? Die Frage ist wohl, ob da persönliche Dispute zwischen Professoren/Schulen dahinerstecken, also ein degenerierter Kampf um die letztendlich wissenschaftliche Meinungshoheit, oder ob es um Ideologie geht (wie vermutlich hier) bzw sogar um materiellen Druck.


Johanna
5.11.2012 16:28
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Ob “Skeptikers” “freier Westen” vielleicht nicht etwas zu weit gegriffen ist? Auch wenn Peer-Review eigentlich der wissenschaftlichen Qualitätssicherung dienen soll, ist die heutige Praxis gar nicht verwunderlich: Die angesehenen Zeitschriften haben mehr Einsendungen als Platz und Ausgaben, weswegen die Herausgeber bequem aussuchen können, was sie veröffentlichen. Die Veröffentlichung einer Zeitschrift ist schließlich kein wissenschaftlicher Vorgang, sondern ein wirtschaftlicher, ein monetärer. Also bringt man zunächst das, was gerade geeignet erscheint, die Auflage zu erhöhen und erst danach das, was besondere Qualität aufweist.


Walter
5.11.2012 22:09
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Du hältst die Untersuchung für “etwas unglaubwürdig” und wunderst dich gleichzeitig, dass Wissenschaftsmagazine sich sträuben das zu veröffentlichen?

Finde ich jetzt etwas widersprüchlich.

Ich würde sogar – da ich die Studie ebensowenig kenne wie du – erst mal dem Urteil mehrerer Wissenschaftsmagazinen mehr vertrauen als einer kurzen Zusammenfassung in “Spiegel Online”.

Einfach deshalb weil in SpOn für gewöhnlich einfach Murks steht und das handwerklich nicht so die oberste Liga ist.


Hadmut
5.11.2012 22:16
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Naja, den Einfluss der Gender-Ideologie auf die Wissenschaft erlebt man ja gerade ständig. Und Vertrauen in die Seriosität von Wissenschaftlern, das gibt es bei mir nicht mehr.

Trotzdem wäre das Thema an sich ja mal hochinteressant. Gäbe es greifbare Kritik, hätte man sie wahrscheinlich berücksichtigt.

Ich habe aber schon öfters von solchen Experimenten gelesen (hab nur die Quellen nicht mehr, aber außerhalb des formalen Wissenschaftspublikationsbetriebs), und deshalb ist es schon beachtlich, dass das wissenschaftlich totgeschwiegen wurde.

Was ich aber für viel beachtlicher halte: Die These, dass geschlechtsspezifisches Verhalten ausschließlich kulturell anerzogen sei, wird gerade an fast allen Universitäten laut getrötet, und dafür finden sich gar keine Belege oder Untersuchungen, nicht mal auf Affen-Niveau. Eine rein willkürliche Behauptung. Insofern ist das Affen-Experiment immer noch viel wissenschaftlicher, als alles, was zur Gender-These vorgetragen wurde.

Deshalb sehe ich da auch keinen Widerspruch. Denn selbst wenn das Affen-Experiment fehlerhaft und die Kochtöpfe absurd sind – ist es immerhin noch deutlich besser als alles, was die Genderisten haben.


Walter
5.11.2012 23:54
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“Und Vertrauen in die Seriosität von Wissenschaftlern, das gibt es bei mir nicht mehr.” Außer natürlich in irgendwelche Affenforscher, die keiner veröffentlichen will, oder?

In der Tat gibt es solche Studien oft, und sie werden auch immer wieder in Wissenschaftsmagazinen veröffentlicht. Und gehen dann auch durch die Presse, daher hast du davon auch schon öfter gelesen.

Totgeschwiegen wird da gar nix. Nur weil es bei SpOn steht, muss es nicht wahr sein.

Gibt einen Überblick und diskutiert die Ergebnisse: http://scienceblogs.de/zoonpolitikon/2012/04/03/jungs-mogen-autos-madchen-puppen-nicht-ganz-zwei-affenstudien/

Verlinkt auch auf die Studien selber.

Bei den Affen handelt es sich übrigens um Meerkatzen, das sind diese putzigen Gesellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Meerkatzen. Nicht Schimpansen – falls das jemand geglaubt haben sollte.


Skeptiker
6.11.2012 9:38
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Da vermischen sich gerade die Themen oder?
– (mangelndes) Vertrauen in den Wissenschaftsbetrieb
– Qualität/Belastbarkeit der Berichterstattung im Spiegel
– Ausfilterung von Meinungen außerhalb des aktuellen Mainstreams
– Wahrnehmungsfilter (auch Hadmut hat unvermeidlicherweise welche)
– Erblichkeit von geschlechtsspezifischem Verhalten

Vielleicht mal immer dazusagen, was man gerade anspricht 🙂

Thema Erblichkeit
Ich finde, dass die Natur ziemlich §$%&# gebaut hätte, hätte sie uns oder unsere Vorgänger und Nebenlinien zu Neutren gemacht. Oder 16-häusig. M.a.W., es gäbe uns nicht. Aber natürlich ist das kein wissenschaftliches Argument.

Thema “Filterung” (nein, nicht Zensur):
@Johanna, ich pointiere gern (“freier Westen”), gut bemerkt. D’accord, was die Funktionsweise einer Zeitschrift angeht. Es geht natürlich in Richtung Verschwörungstheorie, zu vermuten, dass man andere Motive schön hinter den wirtschaftlichen verstecken kann. Trotzdem ist (nein, ich habe keine handfesten Belege) zu beobachten, dass es auch in den Naturwissenschaften Nicht-Mainstream-Meinungen schwer haben, egal wie fundiert sie daherkommen. Kann nicht sagen, ob sich das ausschließlich auf Fragen der Reputation und der Forschungsgeldverteilungen zurückführen lässt.


Alexander Roslin
6.11.2012 14:55
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Das Affenexperiment ist nicht fehlerhaft gewesen und wurde mittlerweile mehrfach erfolgreich repliziert.

Das erste dieser Experimente wurde tatsächlich jahrelang als politisch unerwünscht von den entsprechenden Journalen totgeschwiegen.

Erst in jüngerer Zeit (seit ca. 2000) ist der Damm der linksideologischen Dominanz gerade in stark politisierten Fragen (Geschlechtsunterschiede über die anatomischen hinaus, ethnische Unterschiede, Bedeutung des IQ für Schichtzugehörigkeit etc.)
stellenweise etwas löchrig geworden.

Wie stark die Ideologisierung in Psychologie/Sozialpsychologie ist zeigt diese Untersuchung:

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2002636

Dazu der Kommentar von Prof. Jussim

http://www.psychologytoday.com/blog/rabble-rouser/201209/liberal-privilege-in-psychology

“Liberal” meint hier US-Sprachgebrauch folgend das, was bei uns links heißt.

Wie tiefgreifend die ideologischen Vorlieben die “Wissenschaft” gerade in den Sozialdisziplinen beeinflussen zeigt Jussim an der dort gepflegten Ignoranz gegenüber der weitgehenden, empirisch gut belegten RICHTIGKEIT von z.B. Geschlechterstereotypen:

http://www.psychologytoday.com/blog/rabble-rouser/201210/stereotype-inaccuracy

Da wird verleugnet, heruntergespielt und einseitig ausgewählt (was nicht zur Ideologie passt, fällt unter den Tisch), dass die Schwarte nur so kracht.


Alexander Roslin
6.11.2012 15:02
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Hier noch ein Interview mit Jonathan Haidt über die “Ein-Parteien-Zustände” in der Sozialpsychologie.

http://www.edge.org/3rd_culture/haidt11/haidt11_index.html

Gilt wohl noch mehr für die Soziologie oder eine totale Pseudowissenschaft wie Gender Studies, in denen Zustände herrschen wie bei den Zeugen Jehovas.

Wobei ich nicht weiß, ob ich da nicht den Zeugen Jehovas Unrecht tue.


Skeptiker
7.11.2012 10:37
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Thema Filterung im weiteren Sinne
@Alexander, danke für die Links. Wirklich lehrreich. Insbesondere der Artikel über Stereotype Inaccuracy ist echt knackig. Und für einen Sozialwissenschaftler sehr kurz und sehr verständlich …

Er begründet die Ablehunung der Aussagekraft von Klischees trotz gegenteiliger empirischer Belege mit der Linksneigung der ganzen Disziplin. Mir erscheint das paradox, weil ich “links” immer mit dem Glauben an die Gleichheit der (aller) Menschen assoziiert habe.

Vielleicht meint er, dass man aus ideologischer Sicht die Menschen erst gar nicht in Gruppen unterteilen darf (für die dann verschiedene Stereotypen gelten können). Selbst Männer und Frauen sind ja neuerdings völlig gleich. Wie blöd, dass sich das auf meine Präferenzen noch nicht ausgewirkt hat…


Alexander Roslin
7.11.2012 21:32
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@ Skeptiker

*Er begründet die Ablehunung der Aussagekraft von Klischees trotz gegenteiliger empirischer Belege mit der Linksneigung der ganzen Disziplin. Mir erscheint das paradox, weil ich “links” immer mit dem Glauben an die Gleichheit der (aller) Menschen assoziiert habe.*

Das ist ja der genau der Knackpunkt.

Es gibt tatsächlich individuelle UND Gruppenunterschiede (in den Durchschnittswerten)zwischen Menschen (z.B. den Geschlechtern).

Menschen sind also nicht gleich(-artig), wohl gleichwertig (ein ethisches Postulat), aber eben nicht gleichartig.

Hier kollidiert linke Ideologie (alle Menschen sind im Grunde genommen gleichARTIG, nur Soziokultur/Erziehung/Schicht sorgen für die Unterschiede, z.B. für unterschiedliche Begabungsprofile/Verhaltensweisen von Jungen/Mädchen, Männern/Frauen)mit der Realität, die aber von echten Stereotypen einigermaßen REALISTISCH erfasst wird.

Stereotype stellen kondensiertes Erfahrungswissen von Otto und Ottilie Normalverbraucher dar, unakademische Volksempirie, d.h.: Sie fassen die Realität, z.B. die, dass Männer anders sind als Frauen, sich anders verhalten usw, dito für Jungen/Mädchen.

Darum halten sich Stereotype auch so hartnäckig, weil sie sich immer wieder durch die Alltagesrfahrungen erneuern.

Echte Stereotype sind also WAHR, wenn auch verabsolutierend, vergröbernd und nicht bei JEDEM Individuum zutreffend.

Enthalten aber doch ein gerüttelt Maß an “Wahrheit”.

Nur deshalb können sie ja zu Stereotypen werden.

Das will eine linksideologische “Wissenschaft” nicht erkennen, nicht wahrnehmen, müsste sie doch dann eine der zentralen Prämissen ihrer Ideologie, die von der Gleichheit aller Menschen (im Sinne von Gleichartigkeit) über Bord werfen.

Deshalb MÜSSEN Stereotype FALSCH sein.

Auch wenn empirische Untersuchungen wieder und wieder und wieder das Gegenteil erweisen.


Skeptiker
8.11.2012 9:31
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@Alexander, danke – bin ja nicht vom Fach. Scheine aber mit meiner Kurzvermutung halbwegs richtig zu liegen, dass man Menschen erst gar nicht klassifizieren “darf” (so dass Stereotype überhaupt zutreffen könnten).

Bin übrigens kein Linker… das war ja früher mal in der sozialdemokratischen Geschmacksrichtung auch mit Solidarität, Bildungseifer, Fleiß und Stolz assoziiert. Damals wäre ich sicher einer gewesen *seufz

>> Stereotype sind also … nicht bei JEDEM Individuum zutreffend.

Das wird glaube ich im Volksmund wie auch in der wissenschaftlichen und politischen Rhetorik gern übersehen, in letzterer sicher vorsätzlich (*alle* Sozialhilfeempfänger sind ja, wir wir wissen, je/nachdem faul oder bzw unschuldig in Not). Man liest auch viel darüber, was “der” Kunde will und “der” Steuerzahler. Ist nicht hilfreich.

In der Medizin ist das besonders schön zu sehen, da heißen die Stereotype “Statistik”, und es stirbt eben nicht jeder Raucher früh am Rauchen, und nicht jeder Disponierte entwickelt “seine” Krankheit tatsächlich. Trotzdem ist es sinnvoll, Medikamente für die Mehrheit zu machen, selbst wenn man für den Einzelfall für die Anwendung keine sichere Prognose machen kann. Niemand würde hier “Stereotype” als Konzept ablehnen.


Ruru
8.11.2012 19:42
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Hier gibt es das passende Bild zur Forschung:
http://9gag.com/gag/5777848


Alexander Roslin
9.11.2012 9:48
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@ Skeptiker

Sozialdemokrat war ich auch einmal, sogar ein ziemlich Linker.

Bis vor ca. 10 Jahren.

Schröder & Co. gaben mir den Rest.

Heute würde ich mich als konservativ-liberal bezeichnen, musste erkennen, dass das sozialistische Menschenbild (Formung vor allem durch Soziokultur, Erziehung, Umwelt) schlicht falsch ist.

Gene, Instinkte, angeborene Psychomechanismen, Hormone – sie spielen in Zusammenarbeit mit der Umwelt eine riesige Rolle.

Der Mensch ist vor allem, ganz fundamental ein Säugetier, geht darin nicht auf, aber das ist die Basis.

Weshalb Männchen und Weibchen sich anders verhalten, durch ihre arbeitsteilige Lebensweise (das schwangere und stillende Geschlecht – das konkurrierende, Ressourcen heranschaffende, kämpfende, schützende, versorgende Geschlecht, freigestellt von Schwangerschaft und Stillen) verschiedenen Selektionsdrücken unterlagen und daher mit verschiedenen Begabungsprofilen ausgestattet wurden, auf verschieden Zecke hin – auch psychisch/kognitiv – optimiert wurden.

Weshalb GLEICHBERECHTIGUNG in Freiheit IMMER zu Ungleichstellungen und Ungleichverteilungen führen MUSS.

Weil Männer im Schnitt anders sind als Frauen.

Weshalb Gleichstellung und Gleichverteilung nur erreichbar sind, indem man Gleichberechtigung und Freiheit ABSCHAFFT.

Der Feminismus/Genderismus will Gleichstellung und Gleichverteilung und arbeitet deshalb konsequenterweise an der Abschaffung von Freiheit und Gleichberechtigung, vor allem für Männer.

Das ist Geschlechtersozialismus, Geschlechterplanwirtschaft, die sich nur mittels Dirigismus durchsetzen kann, weil Freiheit und Gleichberechtigung NOTWENDIGERWEISE die natürliche Unterschiedlichkeit zum Ausdruck bringen.

Darum kann ich kein Sozialist mehr sein.


Skeptiker
9.11.2012 12:24
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Womit zum Thema das meiste gesagt wäre Alexander (“Wer mit 18 kein Kommunist ist usw.” Wer war das? Churchill?). Weshalb Du mir vielleicht einzwei Scherze vorm Wochenende erlaubst … >> Der Mensch ist vor allem, ganz fundamental ein Säugetier <> Weil Männer im Schnitt anders sind als Frauen << Ja in der Tat, da auch! 🙂