Ansichten eines Informatikers

Wo die Regierung bei der (Computer-)Sicherheit schlampt

Hadmut
10.10.2011 11:33

Aufgrund des aktuellen Trojaner-Skandals kommt gerade wieder die Frage hoch, warum der Staat überhaupt Trojaner und ähnliche Programme einsetzen will.

Das Hauptargument, und eigentlich auch das einzig stichhaltige, ist die öffentliche Sicherheit. Und das Argument ist berechtigt, und nicht von der Hand zu weisen. (Was übrigens viele der Kritiker auch nicht einsehen.)

Der Denkfehler der Politik liegt nicht in diesem Argument. Sondern in der Abwägung.

Wenn es nämlich tatsächlich um die öffentliche Sicherheit geht, wie man sagt, dann müßte man auch einsehen, daß sichere Betriebssysteme, in die man nicht einfach so mal einen Trojaner einschmuggeln kann, der öffentlichen Sicherheit um Dimensionen zuträglicher wären als wenn man vier oder fünf Kriminelle abhören kann.

Wer als Politiker ernsthaft die öffentliche Sicherheit verbessern wollte, der würde nicht Trojaner, sondern Trojaner-resistente Betriebssysteme für die Öffentlichkeit fordern. (Aber das würde gehobene Denkarbeit und Sachkunde voraussetzen.)

5 Kommentare (RSS-Feed)

Doch, der Denkfehler liegt genau in diesem Argument. Wenn man diese Büchse erstmal aufmacht, dann wird man der Sache nie mehr Herr. Es werden immer neue Forderungen kommen. Die Regierung hat nicht zu schnüffeln, fertig!
Angefangen hat es mit 1 – 3 Fällen. Jetzt sind es wohl schon 5 Fälle pro Bundesland? Und so geht das weiter. Dann ist die Verschlüsselung dran, und lustig so weiter, bis zu Betriebssystemen mit Hintereingang.

Carsten

Balu — Probiers mal mit Gemütlichkeit
http://www.youtube.com/watch?v=TCv0cRSdh68


Hadmut
10.10.2011 12:40
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@Carsten: Auch das wäre nicht ein Fehler des Arguments, sondern der fehlenden Abwägung mit den Nachteilen.


Alex
10.10.2011 14:04
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Das Problem bei den Salamischeiben ist doch,dass am schluss die Salami weg ist.

Und für die wirklich ganz schlimmen Dinge – wir haben einen Geheimdienst, der sich eh nicht sonderlich an Gesetze hält (korrekt formuliert: Geheimdienste halten sich nicht an Gesetze, es wäre naheliegend, des auch vom Deutschen zu erwarten)

Also – wozu braucht dann noch das BKA (oder popelige LKAs) solche Trojaner?
Also lieber klar verbieten, und im Falle einer illegalen Nutzung in ansich angemessenen Fall dem Verantwortlichen eine symbolische Sprache verpassen..


Karina
10.10.2011 20:04
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Volle zustimmung. Was schließen wir daraus? Es geht nicht um die öffentliche Sicherheit. Sondern um die Durchsetzung von Gesetzen und damit MAmchterhalt um jeden Preis.


dustbunny
10.10.2011 20:09
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>> … wir haben einen Geheimdienst, …
>> … Geheimdienste halten sich nicht an Gesetze, es wäre naheliegend, des auch vom Deutschen zu erwarten …

Wir (BR Deutschland) haben nicht einen Geheimdienst, sondern mehrere. Die mir bekannten: VfS, BND, Staatsschutz und MAD. BKA und Landeskriminalämter nehmen teilweise auch “geheimdienstliche” Tätigkeiten war. Irgendwelche engstirnigen Prinzipienreiter hatten mal verfügt, dass Geheimdienst- und Polizeiarbeit in einer Demokratie streng getrennt sein müssten. Moderne Sachzwang-orientierte Politiker können darauf anscheinend keine Rücksicht mehr nehmen.