Ansichten eines Informatikers

Christistisch?

Hadmut
23.7.2011 15:12

Ich komme nochmal auf meine Frage von vor fast exakt einem Jahr zurück: Wie lautet das sprachlich korrekte Gegenstück (sozusagen die Lösung des linguistischen Dreisatzes) von christlich zu islamisch – islamistisch ? Etwa christistisch?

11 Kommentare (RSS-Feed)

Marc
23.7.2011 15:40
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Blasphemie!
Als ob es bei UNS braven Christenmenschen soetwas geben könnte!
(ich kennzeichne hier vorsichtshalber mal die Ironie)

https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Fundamentalismus#Religi.C3.B6se_Auspr.C3.A4gungen
verlinkt dann auf:
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Christlicher_Fundamentalismus
und auf:
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Islamischer_Fundamentalismus
(bei letzterem wird dann auf das Lemma Islamismus umgeleitet)

Ist vielleicht auch wirklich nicht zu erwarten, dass wir in unserem Sprachgebrauch, ein Wort prägen, was uns selber doof darstehen lassen würde. Wobei ich mit “uns” jetzt die westliche Welt meine, die sich als besser, christlich und sowieso supidupi ausgibt. Wobei ich mich persönlich aber wenigstens von dem christlich distanzieren möchte 😉

Was haben wir denn an Christismus?
Kreuzzüge… da gings, soweit ich das wusste, eher um die Schätze des nahen Ostens, aber wenn man zusätzlich vom Papst noch ne Erlaubnis hatte wars natürlich leichter die Bauern zum Heiligen Krieg zu mobilisieren.
Wirkliche Fundichristen, heutzutage, da fallen mir Missionare ein, aber militant sind die auch nicht, eher penetrant.
Militante würden mit jetzt nur die Iren einfallen…

Wie siehts denn aus mit:
Jüdischtisch?
Buddhistisch? (das gibts ja sogar….)
Pastafaristisch?


Alex
23.7.2011 17:50
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fundamentalistisch

In unseren breiten spielten andere Religionen ja eher weniger eine Rolle, daher ist der begriff Fundamentalismus eben christlich geprägt.

Spekulation:
Und um die einen Verrückten von den Anderen zu unterscheiden wurde halt für die islamischen Fundis der Begriff islamistisch eingeführt


Alex
23.7.2011 17:54
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@Marc
Danke, den Punkt dass die eigene Verrücktheit in einem abstrakteren und allgemeineren Begriff verklausuliert wird ist natürlich noch ein verstärkender Faktor;

Zu Deinen Beispielen:
Zionistisch

Buddhistisch ist nicht die negativ besetzte starke form, sondern einfach die “isch” Form von Buddhist, das negative wäre Buddhistitisch, was es aber nicht gibt (und da auch der Einschätzung des Buddhismus als eher tolerante und friedvolle Weltanschauung entspricht)
Bei den Rastafaries ist es eben so unsinnig 🙂


Chris
23.7.2011 18:01
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Kreuzritter? “Deutsche Christen”, siehe https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Deutsche_Christen

Letztlich sollte man nicht vergessen: “religiöser” Extremismus ist nicht unbedingt religiös motiviert. Kreuzzüge waren ein Versuch verschiedener Machthabenden in Europa, die Macht anderer zu bändigen.
Beispiel 4. Kreuzzug: Auf Drängen der Stadtfürsten von Venedig wurde der 4. Kreuzzug umgeleitet, um den Konkurrenten Konstantinopel (heute Istanbul) zu schwächen. Das christlich-orthodoxe Konstantinopel wurde von den Kreuzrittern geplündert.


georgi
23.7.2011 19:55
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Ich hätte da noch “christextrem” anzubieten, analog zu “links-” und “rechtsextrem”, oder auch “christradikal”. Aber “christistisch” ist auch schön.

Na, die Kreuzzüge sind schon eine Weile her. Besser ist es, die Aktivitäten der katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg etwa in Kroatien und in der Slowakei oder die Unterstützung aller möglichen lateinamerikanischen Militärdiktaturen oder den Einfluß in der Geheimloge P2 zur Sprache zu bringen.

An und für sich reicht es ja schon, sich anzusehen, an was diese Christisten trotz aller Fortschritte der Wissenschaft glauben: Daß die Welt vor 6000 Jahren in 6 Tagen erschaffen wurde, daß Homosexualität verboten gehört und ähnliches krauses Zeug. Könnt ja mal hier lesen.


Stefan
23.7.2011 20:23
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Allerdings spielte die Religion wohl eine nicht unbedeutsame Rolle bei der Rechtfertigung der Kreuzzüge. Frei nach dem Motto: Deus lo vult!

… Religion widert mich an. Das musste mal raus.


Fabian
23.7.2011 23:41
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Das Suffix -istisch passt hauptsächlich zu -ismen:

Fasch-ismus – fasch-istisch
Sozial-isimus – sozial-istisch
Bhudd-ismus – bhudd-istisch
Islam-ismus – islam-istisch
Fundamental-ismus – fundamental-istisch

Zum Christen-tum kann also die Bildung des Adjektivs sprachlich nicht nach dem Schema funktionieren. Es heißt ja nicht Christismus.

Die Notwendigkeit eine analoge Bildung zu Islam – Islamismus für das Christentum zu bilden sehe ich sachlich nicht begründet, denn ich halte schon den Islamismus für eine falsche, manipulative Sprachverwendung.


Hadmut
23.7.2011 23:43
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@Fabian: Sehr guter Hinweis.

Ich ernenne hiermit das Christentum feierlich zum Christismus.


Alex
24.7.2011 1:56
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Nein, du brauchst
Chrismus
chrismisch
christmisch

Christmus ershält man, wenn man einen Christ nimmt, ausbluten lässt und dann durchn Fleischwolf dreht.


tonne
24.7.2011 13:11
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Man braucht gar nicht bis zu den Kreuzzügen auszuholen. Spätestens seit George W Bush läuft die Kampagne von Fundichristen gegen die Konkurrenz Islam wieder erfolgreich auf Hochtouren. Konkrete Auswirkungen kann man im Irak, Afghanistan, bei Sarrazin, Wilders und aktuell bei Anders Breivik studieren. Dass dabei noch weitere Motivationen eine Rolle gespielt haben, ändert nichts daran, dass christlicher Fundamentalismus eine wichtige Grundlage für diese Kultur- und Glaubenskriege darstellt.

Insofern wär es gut, einen prägnanten Kampfbegriff für diese Ideologie zu haben. Erstens, damit sie in der Wahrnehmung nicht weiterhin unter dem Radar bleiben kann und zweitens, um die Manipulation zu outen, die in “Islamismus” steckt.


Marc
24.7.2011 13:18
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Hmm, man sagt ja zu der Religion Islam, die Gläubigen bezeichnet man aber als Moslems oder Muslime. Die sind dann also Muslimisch.
Muslimistisch gibts ja auch nicht.

Und natürlich gibts heutzutage noch viel mehr wildgewordene Christen als ich oben gefunden hatte, jedenfalls wenn man mal über den Teich blickt und so Vereine wie den KuKluxKlan, die Westboro Baptist Church oder Vergleichbare betrachtet.