Ansichten eines Informatikers

Grammatik für Doofe

Hadmut
22.1.2017 13:36

Über den Zerfall der Sprach- und Artikulationsfähigkeit und die seltsamen Alternativen.

Ich finde es leider gerade ad hoc nicht mehr, irgendwo hatte ich die Tage gelesen, dass man herausgefunden hat, dass Social Justice Warrior über deutlich geringere Sprachfähigkeiten verfügen als andere Leute. Was ja genau zu meinem Artikel über die Illusion der Vergewaltigung passt.

Soziologen und Philosophen behaupten gern und oft, der Mensch käme praktisch als leere Seite auf die Welt, völlig ohne jegliche Verhaltensweisen und Geschlechtsorientierung, und die würde ihm erst nachträglich programmiert. (Belegen oder auch nur plausibel erklären oder herleiten konnten sie es nie, ach was, nicht mal unplausibel.)

Evolutionspsychologen, Verhaltensgenetiker, Endokrinologen, Neurologen und solche Leute vertreten die gegenteilige Auffassung, nämlich dass unser Verhalten sehr stark genetisch, biologisch, organisch, vorprogrammiert gesteuert ist.

Meine derzeitige Überzeugung ist, dass beides zusammenkommt, der biologische Aspekt aber sehr stark überwiegt. Wir haben jede Menge angeborene Verhaltensweisen, die wir kaum loswerden. Und das sieht man ja ständig im Fernsehen, dass sie Leute benehmen wie Höhlenmenschen, ob nun im Krieg in Nahost oder im Hörsaal in Magdeburg.

Ich habe mal vor langer Zeit einen medizinischen Artikel über die Narkose gelesen, in dem stand, dass ein Mensch, wenn man ihm Narkosemittel gibt, nicht in Bewusstlosigkeit fällt, wie wenn man das Licht ausmacht, sondern der dabei verschiedene Phasen durchlebt, in denen es auch zu heftigen Abwehrreaktionen kommen kann, der anfängt zu strampeln oder zu schlagen. (Hat mir mal irgendein Arzt auf Nachfrage bestätigt.) Das hinge damit zusammen, dass das Hirn eben nicht ein monolithischer Klumpen ist, sondern aus verschiedenen Hirnteilen, Arealen, Schichten besteht (Großhirn, Kleinhirn, Stammhirn,..), die unterschiedlich leistungsfähig sind, die unterschiedlich robust sind und die unterschiedliche Mengen an Narkosemittel im Blut brauchen, um anzusprechen. Deshalb würde bei einsetzender Narkose zuerst das Großhirn mit den bewussten Handlungen abschalten, und dann vorübergehend die archaischeren Teile die Kontrolle übernehmen, die auf Abwehr und Flucht und nicht auf rationales Verstehen ausgelegt sind. Während das Großhirn weiß, dass alles in Ordnung ist, aber schon schläft, will der Rest des Hirns lieber davonlaufen.

Ich habe einen anderen Artikel gelesen, der in die gleiche Richtung ging. Eigentlich ging’s um Audiogeräte, Musik und Nachrichtensendungen. Warum sind die Drums und Beats in der Musik in den tiefen Tonlagen, während wir zum Verstehen und Erkennen von Sprache die hohen Töne brauchen? Kennt man ja vom „Equalizer” an der Stereoanlage. Will man Tanzmusik, müssen die Bässe ordentlich wummern. Will man die Nachrichtensendung hören, hat man’s lieber in den hohen Tönen. Und am Telefon mit der niedrigen Frequenzgrenze kann es einem passieren, dass man hört, was der andere sagt, ihn aber an der Stimme nicht erkennt.

Wie kommt das?

Das wurde in diesem Artikel so erklärt, dass das Gehirn eben evolutionär in verschiedenen Schritten entstanden ist und ein Konglomerat aus verschieden alten Gehirnteilen mit verschiedenen „Zuständigkeiten” ist. Parallel dazu hat sich das Gehör entwickelt, das ursprünglich nur tiefe Töne wahrnehmen konnte und evolutionär immer besser wurde, und mit steigender Qualität auch immer höhere Töne hören und verarbeiten konnte. Deshalb seien die Nerven im Ohr, die tiefe Töne melden, eher mit den alten, und die für hohe Töne eher mit den neuen Gehirnteilen verbunden, weil auch umgekehrt erst durch die neuen Gehirnteile das präzise Hören hoher Frequenzen einen evolutionären Vorteil brachte.

Das führte für mich zu der Überzeugung, dass wird schon massiv von angeborenen, archaischen, evolutionär durch Erfolg erworbenen (aber im heutigen veränderten Umfeld eben nicht mehr richtigen) Verhaltensweisen gesteuert werden, diese aber durch Lernen, Ausbildung, und eben auch „Kultur” in gewissem Maß verändern können, weil über dem allen eben noch diese programmierbare neue Schicht im Großhirn dazugekommen ist. Wir haben gewissermaßen so einen neumodischen adaptiven Hirnteil dazubekommen.

Deshalb verhalten sich ungebildete Menschen eher wie Höhlenmenschen, und gebildete Menschen eher adaptiert und rational.

Nach eingehender, inzwischen fast fünfjähriger Beobachtung ordne ich Feministen, Genderisten, politisch Radikale als ziemlich nahe beim Höhlenmenschen und als von den alten Hirnteilen gesteuert ein. (Vergleiche eben den Artikel über gefühlte Vergewaltigung.) Es steht ja sogar in den nicht so öffentlichen feministischen Schriften, dass Laborarbeit männlich sei, die hätten Spaß daran, sich die Nächte in den Universitäten und Labors um die Ohren zu schlagen, wogegen Frauen sowas nicht wollten und sich lieber der „Work-Life-Balance” widmeten, weshalb die geforderte „Gleichstellung” zwingend voraussetze, Qualität und Leistungsanforderungen abzuschaffen, weil jegliche Leistungsanforderungen stets Männer bevorzuge.

Und jetzt kommen wir wieder zum Standardfehler, Korrelation und Kausalität zu verwechseln.

In typischer Soziologendummheit haben sie eben gesehen, dass die einen hauptsächlich Männer und die anderen hauptsächlich Frauen sind, und daraus ohne weiteres Nachdenken eine Kausalität geschlossen. (Für die Neuankömmlinge unter den Lesern: Nein, ich halte nicht viel von Soziologen.)

Was übrigens, so nebenbei bemerkt, um die Hypothese rund zu machen, sehr deutlich belegt, dass auch Soziologen näher am Höhlenmenschen als am Wissenschaftler sind. Denn – und das wird viele überraschen, ist aber sicherlich so – Korrelationen für Kausalitäten zu halten ist nicht intellektuell, sondern evolutionär erworbenes Verhalten der älteren Hirnschichten. Ich habe ja neulich erläutert, warum das Einschlagen der Linken auf „Vorurteile” so dumm ist, denn anders als mit „Vorurteilen” (also prädiktiven Vermutungen aus bisherigen Beobachtungen oder von anderen Gelerntem) könnten wir gar nicht aktiv handeln. Wir könnten weder jagen, noch vor Gefahren flüchten, wenn wir nicht Prognosen anstellten, was wohl vermutlich passieren wird. Wir können nicht abwarten, ob der Säbelzahntiger oder der Krieger vom anderen Stamm vielleicht doch ganz nett sind und mit uns Tee trinken wollen, denn bis wir es herausgefunden haben, ist es zu spät. Korrelationen für Kausalitäten zu halten ist im Prinzip der gleiche „Denkfehler” wie bei fremdenfeindlichen „Vorurteilen”. Es ist eigentlich die gleiche Verhaltensweisen. Umso erstaunlicher, dass gerade linke Soziologen ihre „Wissenschaft” auf dieselben archaischen Verhaltensweisen stützen, die sie an anderen so heftig angreifen.

Vieles am Feminismus ist nichts anderes, als die wohlige Lust, auf das Großhirn zu verzichten und sich in die archaischen Triebe zurückfallen zu lassen. Sie nennen das pseudowissenschaftlich „Dekonstruieren”, letztlich ist es aber nur die Verachtung des Großhirns durch das Kleinhirn.

Oder anders gesagt, etwas wissenschaftlicher und trockener: Das Kleinhirn ist ein Ort assoziativen Lernens. Und Soziologie besteht heute vorwiegend aus der Kunst der Praxis, den Doktorgrad allein mit dem Kleinhirn zu erwerben. (Das gibt es allerdings nicht nur da. Ich habe ja schon oft und viel über meinen „Doktorvater” Beth geschrieben. Ich habe lange überlegt, warum es kaum möglich war, dem fachlich irgendetwas zu erklären oder technische Zusammenhänge zu vermitteln. Der Mann hatte ein beeindruckendes Assoziativgedächtnis, das ihm zu wirklich jedem Stichwort sofort heftige Assoziationen verschaffte, die aber eben fast immer mehr als nur falsch, sondern unbeschreiblich lächerlich waren. Wunderbares Beispiel: Die Adele in Adele und die Fledermaus. Deshalb war der auch ständig damit beschäftigt, sehr viel Zeitung zu lesen, weil der ständig seinen Assoziativspeicher „betankt” hat.)

Und damit ist diese „Gleichstellung”, dieser Kampf gegen den „Gender Pay Gap” auch nicht wirklich geschlechtsbezogen, sondern nur eine Schein-Kausalität, fehlerhafterweise gefolgert aus einer oberflächlich beobachteten Korrelation. Es ist die finanzielle Gleichstellung der Kleinhirner mit den Großhirnern. Deshalb ist deren zentrales Element die Abschaffung eben jener Kriterien, mit denen man die einen von den anderen unterscheiden kann. Deshalb der feministische Hass auf Männer, die ihre Nächte in Laboren verbringen und sich bilden, während feminine „Work-Life-Balance” auf das Nutzen archaischer Sozialverhaltensweisen abzielt. Geht mal in den nächsten Supermarkt und schaut Euch die Frauenzeitschriften an. Bin ich schön? Welches Drama spielt sich im Königshaus X ab? Hat er sie betrogen? Hat sie sich liften lassen? Und wie steht es um Sarah und Pietro? Das ist Kleinhirntreibstoff – oder noch darunter.

Insgesamt liegt darin also ein Zusammenhang zwischen „Gleichstellung”, „Sozialwissenschaften” und „Feminismius”. Das sind alles Defizite im Gebrauch modernern Hirnstrukturen, ein Rückfall in das Archaische. Deshalb verblöden wir und dazu verblöden wir.

Warum? Überzivilisiert. Unser Problem ist, dass Feministen und Soziologen heute nicht mehr wie früher einfach verhungern. Nennt sich Sozialstaat, wird von der SPD betrieben und ist ganz schlecht für’s Hirn.

Wir haben eine Luxus-Umgebung erschaffen, in der man Hirn eigentlich nicht mehr braucht. Selbstvergiftung des „weißen Mannes”, der sich durch Intellekt so lange eine Wohlfühlgesellschaft erschaffen hat, bis man den Intellekt nicht mehr brauchte, weil die gesamte Kette von Geburt bis zum Tod im hohen Alter für große Bevölkerungsteile heute ohne Hirnnutzung abläuft. Großhirn und Intellekt sind sowieso out. Säbelzahntiger gibt’s auch nicht mehr. (Ich führe regelmäßig Security-Sensiblisierungen durch und sage darin zum Schluss auch etwas zu Fluchtwegen, Arbeits- und Unfallsicherheit, und weise darauf hin, dass es heute ein ernstes Problem ist, dass Leute bei Gefahr heute nicht mehr weglaufen, sondern einfach stehen bleiben und Selfies machen oder gaffen, manchmal sogar noch hinlaufen. Unsere Luxuswelt und unser Sozio-Gequatsche haben zwar in vielerlei Hinsicht zu einem Rückfall in archaische Verhaltensweisen geführt, aber paradoxerweise haben wir gerade die wenigen wichtigen und heute noch guten Verhaltensweisen, wie vor Gefahr davonzulaufen oder einfach nur mal das Maul zu halten, völlig verlernt. )

Sprache

Damit zentral einher geht der qualitative Verlust von Sprache.

Ich hab’s ja oben schon erwähnt, es hat sich gezeigt, dass Social Justice Warrior sprachlich halt einfach, naja, näher am Höhlenmenschen sind.

Manche mehr, manche weniger. Schaut Euch mal die Werke der Humboldt-Universität wie „Feminismus schreiben lernen” oder der AG „Feministisch sprachhandeln” an, das ist halt schon verdammt nah am Grunzlaut.

Damit einher geht ein brachiales Runterbrechen der Grammatik.

Wirkliche Sprachexperten gehen ja davon aus, dass Grundzüge der Grammatik eben nicht rational-kulturell entstanden sind, sondern auch in Hirnstrukturen verankert oder womöglich sogar eine Art Naturkonstante sind, Subjekt Prädikat Objekt. (Man kann darüber nachdenken, warum wir von Fakten und Tatsachen sprechen, beide Wörter aber darauf abzielen, dass etwas nicht einfach so ist, sondern Ergebnis einer Handlung, Geschaffenes sind, wir also auch vorgefundene Eigenschaften bei allem Objektivitätsanspruch denkgrammatikalisch immer in Verbindung mit einer Handlung stellen.) Damit nämlich wären wir wieder bei den Assoziationen und dem prädiktiven Handeln. Vielleicht denken wir ursprünglich in solchen Ketten wir „Ursache, Handlung, Wirkung”. Vielleicht sind das solche einfachen Regeln, die letztlich zu memorierten „Vorurteilen” führten und uns adaptive Anpassungen unserer Verhaltensweisen ermöglichten. Säbelzahntiger tötet uns. Wir rennen, dann nicht Säbelzahntiger. Der Informatiker würde es Maschinenmodell nennen. Und verblüffenderweise finden sich diese Grundstrukturen in allen Sprachen, auch wenn sie völlig unabhängig voneinander entstanden sind. Irgendwo las ich, dass wenn man Kinder völlig ohne sprachlichen Kontakt mit anderen zusammen aufzieht, sie relativ schnell nach genau diesem Schema eine eigene Sprache und Grammatik entwickeln.

(Denkt mal darüber nach, was das Wort Prädikat eigentlich bedeutet, mit dem man das Verb im Satz bezeichnet. Das kommt von prae-dicere, was nicht nur ausrufen, sondern vor allem ankündigen heißt. Das Prädikat, die Satzaussage, ist ihrem Wesen nach prädiktiv, und damit mit dem Vorurteil ganz eng verwandt, auch das deutet darauf hin, dass Sprache als Übertragungsmedium für erlernte Vorurteils-Klauseln entstanden ist, die das Überleben ermöglichten. Nachurteile gehen nicht, dann ist man tot.)

Und zu diesem Schema gehören auch Deklination und Konjugation, um Wörter in die Aussage einzufügen. (Ich komme unten darauf zurück.)

Die Komplexität der Grammatik lässt aber Rückschlüsse auf den geistigen Entwicklungsstand zu.

Und da verblöden wir eindeutig. Sprachlich geht es mit uns weit bergab.

Man kann die feministische Sprachverhunzung durchaus als Verblödungssymptom sehen, denn was die dazu schreiben ist nichts anders, als dass sie Sprache nicht kapiert haben (und manche werden dafür dann noch Linguistik-Professorinnen). Dieser ganze Gendersprachquatsch mit * und I und x und allem anderen Blödsinn ist nicht einfach nur eine Feminisierung. Es ist eine Reduzierung der sprachlichen Komplexität, ein Runterbrechen für Doofe. Für Großhirnunterversorgte. Weniger Denken beim Lesen.

Ich habe neulich schon beobachtet, dass der „technische Fortschritt” (Internet, Twitter, Smartphone…) zu einem Rückfall in die Hieroglyphen führt, wir in eine analphabetische Symbolsprache zurückfallen. Kinder lernen in der Schule die Handschrift nicht mehr, aber sind schon von kleinauf mit Emojis und Symbolen vertraut. Irgendwo auf Youtube habe ich neulich ein Handyvideo eines Kleinkindes gesehen, dem man eine Zeitschrift gegeben hat, etwas, was es offenbar nicht kannte und zum ersten Mal sah. Das Kind war sichtlich enttäuscht und frustriert, weil es versuchte, mit dem Finger darin herumzuwischen, und nichts passierte. Tablets kannte es offenbar schon.

Immer häufiger passiert es mir, dass ich zu irgendeinem Problem keinen Text mehr finde, aber fünf Youtube-Videos, indem irgendein Heini einem das wortreich über 15 Minuten vorführt, wie man das macht. Das ist für Analphabeten. Unsere ganze Lebensumgebung wird zunehmen Doofen-kompatibler.

Warum ich das alles jetzt eigentlich schreibe?

Deshalb.

Man hat ja einen Riesen-Zinober gemacht, weil die Emojis weiße Hautfarbe hatten. Das heißt, ursprünglich hatten sie das nicht. Früher bestand ein Smiley aus einem Doppelpunkt, einem Minuszeichen und einer Klammer. Heute kann ich das nicht mal mehr normal hinschreiben, weil WordPress das :-) automatisch in ein Simpson-farbiges Grinsen umwandelt: 🙂

Was für ein Quatsch. Denkt man zuerst.

Was soll die Hautfarbe des Sprechenden mit der Aussage, ob er sich gut oder schlecht fühlt, zu tun haben?

Bisher hat es ja auch niemanden gestört, wenn einer schrieb „Das gefällt mir”, ohne darin seine eigene Hautfarbe zum Ausdruck zu bringen. Es schrieb ja früher keiner „Das gefällt auch mir Schwarzem”. Schaut man sich allerdings an, was an amerikanischen Universitäten so abläuft, dann scheint genau das die Entwicklung zu sein: Inzwischen werden dort ja Weiße angegriffen, wenn sie Rasta-Locken oder die falsche Kleidung tragen.

Was passiert da?

Wenn man das mal auf einer sprachlichen Ebene betrachtet, wir dort gerade eine Art optische, symbolische Deklination eingeführt.

Dafür ausschlaggebend sind zwei oder drei Effekte:

  • Der Verlust sprachlicher Fähigkeiten
  • Das kulturelle Verbot herkömmlicher Deklination im Sinne von er/sie/es oder maskulinum/femininum/neutrum
  • Der im Hirn verwurzelte Sprachdrang

Das hat zu einer Art Ersatz-Deklination geführt.

Man sagt nicht mehr der Mann, sondern zeigt optisch rastalockiger Schwarzer.

Ein rastalockiger Weißer wird als Grammatikverstoß verstanden wie wenn man sprachlich einen falschen Artikel oder ein falsches Pronomen verwendet (die Mann).

Ich gehe sogar noch weiter: Ich habe ja früher schon geschrieben (Ist Diversität der Fehler im System?), dass der ganze Gender-Quatsch auch in anderer Hinsicht gegen evolutionär erworbenes Verhalten vestößt, weil wir uns gegenüber Männer und Frauen unterschiedlich verhalten und wir deshalb sofort wissen wollen, ob eine neu hinzugekommene Person Männle oder Weible ist. In Ermangelung unmittelbar sichtbar primärer Geschlechtsorgane sind wir auf das vorzeigen Sekundärer (Dekollete, hohe Absätze) oder Darbieten tertiärer (Kleid, Frisur, Verhalten) Merkmale ausgewichen. Deshalb irritieren uns ein Mann in Frauenkleidung oder knutschende Schwule so, weil das nicht in die Erkennungsmuster passt und das Hirn nicht weiß, was es damit anfangen soll, ob wir das Kumpel- oder das Machoverhalten einschalten sollen. Auch das hat man uns genommen.

Dadurch entsteht jetzt eine Art Ersatzsprache mit einer Ersatzgrammatik. Weil das verbale Sprechen inzwischen zu vermint ist, weicht man auf Symbolik aus. (Erinnert Ihr Euch noch, als der Musiker Prince plötzlich keinen Namen mehr haben wollte und nur noch mit diesem Symbol bezeichnet werden wollte? Da hielten ihn alle für bekloppt. Jahre später kam heraus, dass das ein sehr rationales und cleveres Verhalten war, weil er nämlich im Streit aus seinem Knebelvertrag mit seinem Plattenlabel nicht herauskam und irgendeine juristische Klausel dafür sorgte, dass er sich keinen anderen Namen geben konnte und „Prince” denen gehörte. Aufgrund der Formulierung galt das aber nur für textuelle Namen, nicht für Symbole. Das war sein Weg, aus dem Vertrag rauszukommen.

Anscheinend ist diese Emoji-Sprache auch der Versuch, aus dem Knebelvertrag mit Feministinnen zu kommen.)

Es entsteht also eine Sprache, in der der verbotene Genus (der fehlerhafterweise mit dem Geschlecht/Gender in enge Verbindung gebracht wird) durch andere Identitätsmerkmale wie die Hautfarbe und Herkunft und Artikel und Pronomen wie der/die/das/er/sie/es durch Kleidung, Nahrung, Frisuren usw. ersetzt wird. Aus „Der Mann” wird „rastalockiger Schwarzer”, was sprachstrukturell das Gleiche ist.

Und damit bauen die sich gerade ihre Grammatik auf und fangen an, etwas so profanes wie Internet-Smileys als Sprachersatz zu nehmen und durchzudeklinieren. Im Latein hat man die a-, die o- und die e-Deklination, in Emoji-Neusprech hat man die Schwarz-, die Weiß- und die Farbigen-Deklination.

Deshalb sind Apple und Google so am Schwitzen, weil sie jetzt alle Emojis einmal komplett durchdeklinieren müssen. Habt Ihr mal bei Twitter aktuell aus dem Sondermenü ein Emoji eingesetzt? Da gibt es unten einen Hautfarbenwähler zum Deklinieren.

Wie ich darauf jetzt komme?

Ist mir heute morgen im Bad so eingefallen. Bei meiner allmorgendlichen Presseschau. (Nein, nicht unter der Dusche.)

Da nämlich ging es in einem Artikel um genau diese Emojis, und darum, dass es die in allen Deklinationsformen (übrigens auch mit Katzengesicht) gibt.

In allen?

Nein. Nicht in allen.

Die Rothaarigen haben sich beschwert, dass sie noch nicht vertreten sind.

Nachtrag: Wäre ich Soziologe, hätte dieser Blog-Artikel ohne Weiteres als Dissertation gereicht.