Ansichten eines Informatikers

Digitale Gefahr: Sozio-Zensur

Hadmut
25.2.2012 21:30

Wir bewegen uns gerade in eine ganz böse Richtung. Kennt Ihr den Roman 1984 von George Orwell, in dem in den Archiven die alten Zeitungen geändert werden, damit die Vergangenheit anders aussieht?

Immer mehr Werke liegen digital vor oder werden auf digitalen Lesegeräten gelesen. Das ist insofern gefährlich, als Daten gelöscht oder verändert oder der Zugang dazu gesperrt werden kann. Es gab ja auch schon den Fall, daß etwa Amazon ein Werk remote von den Lesegeräten entfernt hat, ohne die Benutzer zu fragen. Man liest nichts mehr ohne Online-Verbindung und Live-Überprüfung. Und das Frappierende daran ist, daß das nicht mal bei PDFs, die man auf dem eigenen Rechner hat, wesentlich besser ist. Ich habe inzwischen einige Bücher digital als PDF-Dateien gekauft. Und alle paar Wochen bekomme ich Mail, daß es eine neue Version gäbe, mit Fehlerkorrektur, Aktualisierung, neuem Kapitel, alles kostenlos und im Preis mit drin. Also lade ich die neue Version runter. Derzeit archiviere ich die alten Versionen noch, aber wie lange noch? Wozu überhaupt archivieren? Die Verlage sichern mir ein „lebenslanges” Zugriffsrecht zu. Ich kann auch in 10 Jahren noch drauf zugreifen – allerdings auf die Version, die sie in 10 Jahren haben, nicht die Version, die jetzt da steht.

Ein Buch, das ich gekauft habe und das im Regal steht, kann mir niemand mehr aus dem Regal nehmen, beispielsweise durch eine Unterlassungsverfügung gegen den Verlag. Ein Buch, das in einem Online-Bücherregal steht, kann hingegen sehr wohl ganz oder in Teilen gesperrt oder verändert werden. Ich habe durchaus auch Bücher im Regal, die so nicht mehr verkauft werden dürfen, weil sich irgendwer auf den Schlips getreten fühlte und die weitere Veröffentlichung hat untersagen lassen. Die Juristen sind sich einig, daß das keine Auswirkung auf bereits in Umlauf gebrachte Bücher hat. Für Online-Archive gilt das nicht. Wenn man etwas sperren oder löschen kann, werden es Gerichte auch anordnen.

Ich habe schon öfters erwähnt, daß ich den größten Zensor in diesem Land nicht mal im Staat, sondern in der Gesellschaft sehe. Und besonders linke Ideologien und Sprechweisen werden immer wieder ganz massiv in die öffentliche Meinung oder auch aus ihr herausgeprügelt. Diese Sozio-Zensur ist ein ebenso unterschwelliges wie übles Mittel der Manipulation.

Ein netter Artikel darüber, wie die politische Korrektheit gerade Bücher und Literatur zensiert und manipuliert, ist gerade auf Welt Online erschienen.

Zu meiner Zeit war Pippi Langstrumpf noch in Taka-Tuka-Land. Heute heißt es, sie ist in der Südsee. Einen Agatha Christi-Krimi haben sie umbenannt, und Tom Sawyer und Huckleberry Finn umgeschrieben.

Ein Effekt, der übrigens nicht nur auf Political Correctness und Zensur beruht, sondern den es auch wegen des Urheberrechts gibt. Die Romane von Karl May werden alle paar Jahre etwas umgeschrieben, weil in deren Urform das Urheberrecht abgelaufen ist, man könnte die Original-Texte also einfach verbreiten. Daher sind die im Buchhandel erhältlichen Versionen immer Neubearbeitungen, damit für die das Urheberrecht wieder neu gilt. Und das verändert natürlich.

Damit haben wir ein Problem. Nämlich das der gesellschaftlichen Gedächtnisstörungen. Solche subtilen Änderungen können den Gehalt massiv verändern. Pippi Langstrumpf in der Südsee hört sich an wie eine Folge von Donald Duck oder etwas aus dem Urlaubskatalog. Pippi Langstrumpf beim Negerkönig ist vielleicht nicht politisch korrekt, aber es hat eben dieses abgefahren-anarchische, was Pippi Langstrumpf ausmacht, und was ein glattgebügeltes „in der Südsee” einfach nicht hat. Und wenn der Agatha Christie-Krimi „Zehn kleine Negerlein” in „Und dann gabs keines mehr” umbemannt wird, dann ist vielleicht ein darin zu sehender rassistischer Unterton raus, aber der Sinn eben auch. Denn die Anspielung auf den Abzählreim, bei dem in jeder Runde einer weg ist, ist ein Programm für die Handlung, während „Und dann gabs keines mehr” überhaupt nichts mehr sagt und jede Spannung nimmt.

Manchmal habe ich den Eindruck, daß diese Manipulationen im Einzelfall nicht mal einem Ziel folgen, sondern allein den Zweck haben, diese Political-Correctness-Zensur-Muskulatur zu traineren und warm zu halten und die Gesellschaft daran gewöhnt zu halten, daß es regelmäßig neue Sprechweisen gibt, die man zu befolgen hat, und alte, die man zu unterlassen hat. Neusprech eben.

Und die digitale Gesellschaft ist dagegen ganz besonders anfällig. Herkömmliche Bücher im Regal sind nicht mehr austauschbar. Bücher im E-Book-Reader sind es.

Ich wüßte ja zu gerne, wer genau eigentlich hinter diesen Sprach- und Geschichtsmanipulationen steckt. Um warum sich so wenige dagegen wehren.

28 Kommentare (RSS-Feed)

Kai
25.2.2012 21:52
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Ironischerweise war es bei der Löschgeschichte von Amazon auch u.a. der Titel 1984. 🙂


Ich wüßte ja zu gerne, wer genau eigentlich hinter diesen Sprach- und Geschichtsmanipulationen steckt.
Ich fürchte, das ist mittlerweile ein Selbstläufer, etwas, das sich verselbständigt hat, mit kräftiger Unterstützung duch Hollywood ™. Ein gesellschaftlicher Kotau vor potentiellen, beleidigten, sich “ungerecht” behandelt fühlenden Minderheiten, die klagefreundlich eigestellt sind, verbunden mit der Tedenz, es allem und jedem Recht machen zu wollen. Ein Versuch, ein erkanntes, in der Vergangenheit getätigtes Unrecht — etwa den Gebrauch diskriminierend gebrauchter Nomen wie Neger, Zigeuner, Fräulein, etc., siehe bspw. auch Charlotte Knoblauchs öffentlich geäußertes Unbehagen, das Wort Juden in den Mund zu nehmen — aktuell und künftig nicht me


Thomas Wiegold
25.2.2012 23:02
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Wieso, der Bundestag macht da doch in vorderster Front mit.

http://augengeradeaus.net/2011/06/das-korrumpierte-gedachtnis-der-demokratie/


@all: ‘tschuldigung, mein DSL “spinnt” gerade massiv; hoffe auf ein besseres Morgen und würde dann erneut in die Tasten greifen, wenn ich darf.


Hanz Moser
25.2.2012 23:27
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Das Problem betrifft nicht nur Bücher und Drucksachen des Bundestages, auch das moderne Nachschlagewerk schlechthin, in dem praktisch jeder alle nachschlägt, die Wikipedia, unterliegt diesem Problem. Dort sehe ich das Problem auch noch viel kritischer, weil es ein Hort der Gutmenschen und Besserwisser ist, von denen sicher genug da sind, die alte Artikel erneut in die Mangel nehmen, um sich wichtig zu tun.
Die existierende Versionshistorie ist nicht nur fälschbar, sondern sie wird von kaum jemandem beachtet. Selbst wenn man alles nachvollziehen kann, wird praktisch keiner nachschauen.
Eine Archivierung der Artikel auf persönlicher Basis ist auch kaum vernünftig machbar.

Genau das ginge aber bei dem Beispiel mit den PDFs ohne Weiteres. Gerade Bücher sind verschwindend geringe Datenmengen. Meine digitale Büchersammlung ist nicht gerade klein, aber vermutlich ein Witz gegen die Datenmenge die übrig bleibt wenn du mit dem Sortieren der Fotos einer mittleren Urlaubsreise fertig bist.
Das Problem ist alleine im Kopf der Nutzer. Technisch war es nie so simpel und so billig möglich Archive aufzubauen wie heute. Und das durchforsten ist auch ein Witz geworden.

Das Problem ist da, das bezweifle ich nicht. Aber es ist eine reine Kopfsache.


Oppi
26.2.2012 0:02
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Ich kaufe aus eben diesen Gründen keine eBooks. Bei dem Gedanken läufts mir kalt den Rücken runter.


thomas
26.2.2012 0:29
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Zu den “von„Zehn kleine Negerlein” zu „Und dann gabs keines mehr” fällt mir eigentlich nur eins ein: Geschichhtsklitterung. Oder Geschichtsfälschung, wie man es nimmt. Aber das ist vielleicht weniger ein Mittel, als schon ein Ziel. Wer die Geschichte schreibt, hat bekanntlich gewonnen.

Ich frage mich allerdings, wie das mit dem ganzem (inzwischen recht konfusen) Recht an geistigem Eigentum funktioniert, wenn man zb. alle paar Jahre Karl May umschreibt?

Das Positive an dem von Ihnen beschriebenem finde ich allerdings darin, dass das “Upgraden” ja immer noch eine freiwillige Sache ist, jedenfalls wenn man nicht gerade bei den hardcore-big-brother-mainstreams bestellt. Auch bezweifle ich, dass bei selbst noch so spezifischen Büchern ein Update alle paar Monate wirklich erforderlich ist. Bei Romanen oder dem, was man allgemein “Literatur” nennt, ist ohnehin die beste Ausgabe immer die erste, weil “ehrlichste”, am wenigsten “angepasste” (weil meistens vollendet, bevor es irgendwer gelesen hat außer dem Autor selbst). Bei wissenschafltichen Werken ist nun angesichts deren gegenwärtigen Zustands ein Update wahrscheinlich so viel wert wie die erste Version. Und gerade bei wissenschafltichen Werken halte ich es für sinnvoller, die Kritik anderer sich zuzuführenn als die Selbstkritiken des Autors mittels Neuschreibung. Selbstkritiken von Autoren machen Sinn in Folgewerken oder irgendwelchen Artikeln.
Von dem Punkt aus würde ich sagen, ist man selbst der Gelackmeierte, wenn man sich auf diese “Updates” (die auch downgrades sein könnten, darauf spielen Sie ja an…) einlässt. Einzig, wenn man vielleicht alle 2 Jahre mal updated, dabei aber die ältere Version jeweils behält, kann das von einem Geschichtsinteresse her Sinn machen (“Der Weg der Klitterung”).

Vor allem was “Literatur” betrifft ist das Prinzip aber ziemlich…dämlich. Weil deren durch wie auch immer gestellter Wert ja nicht in einzelnen Worten oder Sätzen besteht, sondern in dem ganzen Ding an sich. Da dann einzelne Passagen zu ändern macht nur für Rechteverwerter Sinn, nicht aber für die Leser. Insofern ist der, der drauf reinfällt auch selbst daran schuld.

Was mich allerdings verwundert ist, dass die Historikerzunft (und Assoziierte) und die Literaturforscherzunft da nicht irgendwie völlig quer schlagen, weil deren ganze Grundlage dadurch quasi unterminiert wird. Die bauen schließlich auf Authenzität von Werken, die damit ja nicht mehr gegeben sein kann (wenn man zu Zwecken der “Neu”publikation drei Sätze ändert und es “überarbeteitet” nennt).
Andererseits vergisst das Web ja auch wenn überhaupt nur sehr langsam, d.h. wer suchet, der findet auch eine (digitale) Erstversion, trotz aller Zensur. Und wenn man das langfristig betrachtet, könnte das sogar ganz neue Möglichkeiten der Krittik der Publikationsindustrie bieten (“Wie?!?! DAS nennt ihr ein “überarbeitete” Auflage? DAS ist Bullshit!”).

Was ich mich bei diesem ganzen Urheberwahnisnn frage ist allerdings, wieso eigentlich die jeweiligen Erschaffer der Werke (Kunst, Musik, Literatur, egal) so wenig mucken. Ich meine immerhin wird deren eigenes Schaffen damit ja komplett ruiniert, wenn irgend ein Literaturbachelor mal eben irgend ein Werk pushen soll. Ich bin überhaupt verwundert, dass noch so wenige Künstler das Internet als Publikationsmedium nutzen, bei dem ein verdammter Haufen verdammt unkünstlerischer Gatekeeper-Individuen wegfällt (etwas zugespitzt: wenn eine CD 10€ kostet verdient der Musiker daran 1€, der Rest geht an Leute, die keine Künstler, sondern Manager und Kaufmänner sind, die mit dem Web aber großteils (nicht ganz) überflüssig werden; wiefern “upfraud” auch fast nur noch durch die Künstler selbst möglich ist, jedenfalls was die Authenzität der Erstversion betrifft).


Hadmut
26.2.2012 0:32
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@thomas: Warum die Autoren (Astrid Lindgren, Agatha Christie, Karl May, Mark Twain,…) so wenig dagegen mucken? Die sind alle schon tot…


Sowas, da war doch mal was, mit Goethe.
http://web.archive.org/web/20020110052317/http://www.vgt.ch/news/010716.htm
Seite sichern, sowas neigt zum Verschwinden!

Carsten

Und, wie war Paris?
http://es.toonpool.com/user/8878/files/reisen_853685.jpg



Flocke84
26.2.2012 12:36
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@ Thomas, das Recht des geistigen Eigentums ist sicher komplex und nicht perfekt, aber nicht konfus. Auch wenn das in diesen Tagen von diversen acta-Hysterikern gerne mal medienwirksam behauptet wird (da bildet sich auch eine herrschende öffentliche Meinung an den Fakten vorbei). Im Urheberrecht hat man sich schon vor langer Zeit (auch international) gegen die Gewähr eines ewigen Rechts entschieden. Anders als das Sacheigentum läuft also dieses Recht des geistigen Eigentums nach einiger Zeit aus. Es waren mal 14, dann ca. 30, dann 50, heute (in D und den meisten anderen Industrieländern) 70 Jahre ab dem Jahr gerechnet (ja das ist vllt. zu lange, aber darum geht es hier ja nicht :-)), das auf dasjenige Jahr folgt, in dem der Schöpfer eines Werkes stirbt. Da Karl Mai 1912 verstorben ist, kann man selbst bei Annahme der heutigen Schutzfrist seit 1982 völlig frei verwenden. Man darf es auch nach Belieben(!) verändern. Man kann auch weiterhin den Namen “Karl May” drüberschreiben (wenn man unterstellt, dass es insoweit keine noch wirksamen Kennzeichenrechte gibt und dass man damit nicht den Verkehr darüber täuscht, dass es sich nicht um das Original handelt- also nur aus der urheberrechtlichen Warte heraus gesehen). Natürlich ist das unredlich und zB in der Wissenschaft nicht zulässig (Quellenmanipulation). Aber urheberrechtlich ginge das. Auch das Persönlichkeitsrecht des Urhebers wird nach so langer Zeit wohl nicht mehr entgegen stehen, auch wenn es keinen festen Zeitrahmen hierfür gibt. Noch extremeres Beispiel: Man könnte Goethes “Faust2 ohne weiteres wortidentisch herausgeben, aber Gretchen durch einen Hans ersetzen und Mephisto durch eine weibliche Figur.

Topic: Ich finde es auch höchst befremdlich, einen Titel wie “Pippi im Taka-Tuka-Land” zu verändern (der Titel selbst ist wohl keinesfalls problematisch). Andererseits ist das Anpassen von älteren Texten (gerade aus der unterhaltungsliteratur) an den gegenwärtigen Sprachgebrauch geeignet, die Rezeption dieser Texte zu fördern. Das Lesen griechischer oder germanischer Sagen im Original ist ziemlich anstrengend. Eine gelungene Neuedition eröffnet aber einen sehr guten Zugang zu extrem spannenden Geschichten. Etc. Ich denke, hier kommt es – wie so oft – aufs Maß an. Und darauf, dass man kenntlich macht, dass es sich um eine Neuedition handelt (was wie angedeutet zB aus strafrechtlichen oder wettbewerbsrechtlichen Gründen heraus sogar geboten sein kann bzw. sein dürfte).


yasar
26.2.2012 13:35
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Deswegen kaufe ich keine elektronsichen Bücher, bei denen ich selbt hinterher nciht die absolute Kontrolle darüebr habe, ob und wie ich das Buch lesen kann, ggf auch nach 20 und mehr Jahren. Deswegen habe ich auch bisher kein Kindle & Co.

Auch bin ich ein Liebhaber papierner Editionen, auch wenn das unheimlich viel Platz braucht und der WAF nicht gerade groß ist, sofern man zuviel davon aufhebt. 🙂


John
26.2.2012 13:46
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Bei machen Litaraturklassikern muss man immer aufpassen, ob man nicht einge gekürzte Version bekommt.

Gullivers Reisen, Tausend und eine Nacht, Viktor Hugo’s Werke, … sind davon betroffen.


HF
26.2.2012 15:08
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Das biographische Gedächtnis ist, experimentell leicht nachweisbar, keineswegs fest gefügt und unveränderlich. Jede Zeichnung, jedes Foto, jede schriftliche Notiz ist demgegenüber wie ein Fels in der Brandung. Deshalb ist es eine so schockierende Erfahrung, wenn der Text eines Buches, das man vor Jahrzehnten gelesen hat, plötzlich verändert ist. Die oben angesprochenen psychologischen Experimente benutzen nur ganz altmodische Techniken, Gespräche und ein manipuliertes Foto. Welche Auswirkungen wohl ein solches Experiment bei einem gut vernetzten “digital native” hätte? Borg-Grusel kommt auf.


Hanz Moser
26.2.2012 18:02
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@ yasar

Was, Bücher haben einen geringen WAF?
Also meine hat ihre Bücherwand im Wonzimmer aufgestellt, eine zweite in ihrem Zimmer und im Keller lagern noch Unmengen von Büchern in Kisten.
Also ich kann mir nicht vorstellen, dass ein ordentlich gefülltes Bücherregal abschreckend auf Frauen wirkt.


Hadmut
26.2.2012 18:05
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@Hanz: Oh glaub mir’s, das kommt auf die Bücher an. Einen guten Teil der Bücher in meinen Regalen kann ich nur deshalb im Wohnzimmer oder überhaupt haben, weil ich Single bin…


Hanz Moser
26.2.2012 19:15
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Wenn ich das lese fühle ich mich in meiner Frauenwahl sehr positiv bestätigt 😀


MarkusK
26.2.2012 19:15
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Hinzu kommen u.a auch Neuübersetzungen bereits übersetzter Werke.
In der Zweitübersetzung von “Der Herr der Ringe” redet Sam Frodo nicht mehr
mit “Herr Frodo” sondern mit “Chef” an. Echt zum gruseln.


yasar
26.2.2012 19:36
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@Hans Moser:

Es ist nicht so daß meine frau Bücher oder Buchregeale abstoßend findet. Sie wird nur sauer, wenn die Bücher sich vermehren und sich Biotope und Nischen außerhalb der Regale suchen, weil sie im Regal keinen Platz mehr haben. 🙂


Chris
26.2.2012 23:03
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Gabs auch schon in der Mc Carty Ära: https://en.wikipedia.org/wiki/Mccarthy_era
Selbes Prinzip ist übrigens die Denke der „post-privacy“-Leute.


Stefan W.
27.2.2012 3:24
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Ich habe da ein gespaltenes Verhältnis.

Wenn sich heutige Leser Werke der 50er und 60er ansehen, und den Eindruck gewinnen, dass damals die gleichen Werte galten wie heute, die Frauenrolle die gleiche war, und Rassismus ein Fremdwort, dann finde ich das problematisch.

Bei Herge, dem Schöpfer von Tim und Struppi, weiß ich aber, dass dieser selbst sein Werk in späterer Zeit angepaßt hat, so dass es so ist, wie er es heute schreiben würde. Wer bin ich, ihm das zu untersagen?

Es muss sichtbar sein, dass es eine überarbeitete Neuauflage ist. Als ich die Comics las waren sie schon Jahrzehnte alt, aber ich las sie nicht um einen authentischen Eindruck über die Epoche zu bekommen, in der sie geschaffen wurden – das habe ich mir als Kind nichtmals angeschaut. Sondern ich wollte unterhalten sein.

Ein gutes Gefühl habe ich aber dabei doch nicht. Wenn man die Differenz zu einer früheren Kultur drastisch feststellt, weil die Sprache, die Kultur und die Rollen der Figuren anders sind, dann lernt man ja eine Menge. Mit weichgespültem Material, wo man immer auf das Copyright-Datum schauen muss, und dann natürlich noch nicht weiss, *was* bei Pippi Langstrumpf geändert wurde – (die neue dt. Rechtschreibung vielleicht? War Pippi im Original vielleicht im BDM?) – man bekommt so einen naiven Blick auf die Geschichte, und nur Historiker bekommen Einblicke, wie es früher war.


Flusskiesel
27.2.2012 9:51
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Da wird immer laut nach “Medienkompetenz” geschrien, aber alles dafür getan, dass die Medien immer schön weichgespült sind. Wie soll man da “Medienkompetenz” lernen?

Ein Beispiel aus dem Alltag:
Wir sehen gerade mit meinem Sohn (7) zusammen “Die Märchenbraut” (deutsch-tschechische Märchenserie aus 1981, sicher den meisten hier bekannt). Dort kommen die ganze Zeit Leute “in die Klapsmühle” und werden dort vom “Irrenarzt” untersucht.
Natürlich benutzt man solche Begriffe heute nicht mehr, da sie psychisch kranke Menschen diskriminieren, aber genau das kann man dann doch prima mit dem Kind besprechen:
Das die Serie über 30 Jahre alt ist und man sich damals keine Gedanken über so etwas machte, dass man psychisch Kranke einfach weg gesperrt hat usw.

Wie soll ein Kind lernen, dass man in bestimmten Situationen eben bestimmte Begriffe nicht verwendet, wenn es mit dem Thema nie konfrontiert wird?


Masi
27.2.2012 10:31
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Die Sache mit der political correctness geht mir auch ganz gewaltig auf den Zeiger. Habe hier ein Handbuch für Jugendleiter. Darin ist immer von Jugendleiter-innen (genau so geschrieben) die rede. Gerade die Schreibweise mit Bindestrich macht jeglichen Text nahezu unlesbar, weil man beim lesen immer über den Bindestrich stolpert. Diese Schreibweise habe ich auch schon in anderen Texten gesehen und ich muss sagen, es stört gewaltig.


Chris
27.2.2012 11:37
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@Masi: Dabei ist doch jedem Kind klar, dass in der „männlichen“ Form von Bezeichnungen Männer wie Frauen gemeint sind. Ich verstehe auch nicht, warum manche Leute sich das Leben so schwer machen müssen…


noch einer:
http://jennyger.blog.de/2012/02/24/neusprech-die-sprache-der-wichtigen-12920769/
Zitat:
Was früher der “Arbeitslose” war ist heute der “Kunde”. Aus “Kriegen” wurden “Konflikte”. “Ausländer” sind jetzt “Menschen mit Mitgrationshintergrund” und aus ehrwürdigen Putzfrauen werden Raumpflegerinnen gemacht. Was man früher noch Diskriminierung nannte, wird jetzt liebevoll als “Gleichstellung” bezeichnet. Wenn beim Sozialstaat gekürzt wird, reden Politiker von “Eigenverantwortung”. Perverse Angriffskriege sind Stabilisierungseinsätze. usw…

Carsten

http://neudeutschland.org


thomas
29.2.2012 0:44
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@ danisch: ne ich meine die Künstler, die jetzt an diese Verlage vertragsgebunden sind und davon ausgehen können, dass sie nicht besser behandelt werden werden als die Lindgren usw.. Tendenziell eher noch schlechter. Und die solcherlei Verschandelung als Gefahr für ihr eigenes Werk sehen müssten, aber offenbar gerade noch die Füße still halten, warum auch immer.

@Flocke84: mit konfus meine ich die Praxis des Urheberrechts, nicht die Theorie desselben.Und diese Praxis führt dazu (zb bei der GEMA), dass mit Kunst überhaupt nichts am Hut habende Leute fett mit verdienen; und das Künstler quasi Bittsteller bei einer Behörde sind, die ihre Recht schützen soll. Bei der GEMA zb. betragen die Vewaltungsgebühren ca. 1/6 des Gesamtumsatzes (ca. 130Mio von ca. 800 Mio). Dazu noch Werbung und Klinkenputzer. Alles für die Kunst nutzloses Volk, dient nur dem Laden selbst.
Genauso (auch GEMA) werden volkstümliche Lieder weit stärker gefördert bzw. wird an sie mehr ausgechüttet. Und wer einmal über eine bestimmte Grenze gekommen ist, verdient ebenfalls noch mal extra (zb. verdient Dieter Bohlen an Konzerten von irgendwelchen hippen Bands, die seine Lieder nicht spielen, aber in der selben Vewertungsgesellschaft sind wie er, wohingegen diese Künstler nichts von Dieter Bohlen haben, weil sie nicht so “groß” sind wie er). Diese Urheberrechts-Praxis heißt PRO-Verfahren. Und ist eine systematische Schlechterstellung von Kleinkunst und Nichtvolksmusik-Kunst. Was auch sehr gut zu dem Gründungsdatum der GEMA passt: 1933 (als STAGMA von Goebbels).

siehe hier: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/10810590,10716708.html

ich meine: Kinderchöre im Altenheim abzocken ist einfach nur kaka und absolut nicht mehr kunstvoll oder irgend einem kunstähnlichem Zweck dienend.

oder sowas hier: http://www.stern.de/digital/online/urheberrechtsverletzung-youtube-sperrt-video-wegen-vogelgezwitscher-1792891.html

Will da wer erzählen, es ginge wirklich noch um den Schutz geistigen Eigentums? Es geht um Kohle, das wars.

Die Idee des geistigen Eigentums ist an sich toll. Aber die daraus inzwischen erwachsene Praxis ist eher scheisse. Weil das Urheberrecht inzwischen eher Rechteverwerterrecht ist und weniger Künstlerrecht. Die Rechtverwerter nun sind selbst selten Künstler, beherrschen aber den Diskurs. Und das wundert mich doch, von Seiten der Künstler. Dabei gehts ja schließlich um deren Existenz.


Nicole
29.2.2012 15:21
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Was? Pippi ist nicht mehr in Taka-Tuka-Land?

Ich weiß genau, was du meinst.
Mir geht schon auf die Nerven, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie ich z. B. einen Menschen afroamerikanischer Abstammung (ist das jetzt korrekt?) überhaupt bezeichnen soll.
Ist es nicht viel diskriminierender, wenn ich mir das erst überlegen muss?!
Wenn ich “Schwarzer” sage, dann will ich damit niemanden diskriminieren und ich meine das nicht böse. Meinetwegen darf mich auch jeder gern als “Weiße” bezeichnen.
Aber welche Leute haben irgendwann mal gefunden, dass “Schwarzer” diskriminierend ist?!
War das ein “Schwarzer” oder jemand der dachte, dass es die Schwarzen evtl. diskriminieren könnte?

Ok, jetzt bin ich ausgeschweift.


yasar
2.4.2012 19:35
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Hier eine Pippi-Geschichte in der auch von Taka-Tuka und Negerkönig die Rede ist:

http://mp4-download.swr.de/das-erste/report/report-mainz-podcast/527596.m.mp4

🙂