Ansichten eines Informatikers

Scheiß Besteck

Hadmut
27.3.2022 15:19

Wisst Ihr, was mir noch negativ aufgefallen ist?

Man macht doch jetzt auf Umweltschutz und Klimarettung und verwendet kein Plastik-Wegwerfbesteck und keine Plastikstrohalme mehr.

Ich haben in den letzten Tagen einige Male zum Essen oder zu zum Mitnehmen gekauften Sachen Holzbesteck dazubekommen, aus so dünnem, etwas in Form gepresstem Holzspan. Sogar am Flughafen zu einem Stück Pizza.

Schrecklich.

Die Messer würden selbst an Joghurt stumpf und die Gabel sticht gerade mal in Milch, aber auch nicht oft. Ich habe versucht, mit sowas besagte Pizza zu schneiden oder Kuchen zu essen oder sowas und bin kläglich gescheitert. Ich habe es gerade so geschafft, den Käse von der Pizza zu schälen und den Pizza-Boden, naja, sagen wir mal, zu zerkratzen und die Pizza in einen Zustand zu versetzen, in dem man sie eigentlich gar nicht mehr essen will, weil sie aussieht wie ein Schrottplatz nach dem Hochwasser. Das Messer würde an einer Sahnetorte scheitern. Den weichen Teil würde es verwüsten wie eine Kettensäge, und am Boden würde es abprallen wie an einer Panzertür.

Außerdem hat es einen unangenehmen Eigengeschmack. Besteck, das selbst schmeckt, kann ich nicht leiden, vor allem, wenn es nicht gut schmeckt. Und Pappstrohhalme schmecken eben auch nach Pappe.

Am Flughafen habe ich noch überlegt, ob ihnen jetzt sogar das Personal zum Spülen zu teuer ist, aber da lag das wohl auch oder eher daran, dass es innerhalb der Sicherheitszone an den Abfluggates war, und die da vermutlich gar keine normalen Messer und Gabeln ausgeben dürfen. Aber man ist dann schnell an dem Punkt, an dem vor dem Teller mit dem Essen sitzt und nicht mehr in der Lage ist, das Essen zu essen. Die Pizza war viel zu fest, um sie mit diesem Holzmesser zu schneiden, aber auch zu weich und zu dick belegt, um sie einfach in die Hand zu nehmen und abzubeißen (vor allem, wenn man sich nicht bekleckern will).

Was sich allerdings bewährt hat:

Ich habe zwar noch so ein wirklich gutes Bundeswehrbesteck, aber das ist viel zu schwer. Ich habe auch noch ein richtig gutes Titanbesteck aus dem Outdoor-Handel, hatte aber ein ganz billiges Reisebesteck Made in China dabei, das so klein ist, dass es eher wie Kinderbesteck wirkt, sehr filigran gemacht, Miniatur, Messer, Gabel, Löffel aus dünnem Stahlblech, dafür noch zwei hohle Essstäbchen aus Metall dabei. Nicht nur billig, sondern weil billig so wenig Material dran, dass es nahezu nichts wiegt. Mal für Kleingeld bei Amazon bestellt. Das hat mir sehr gute Dienste geleistet, alle fünf Teile. So billig und albern es aussieht, samt des hässlichen eingeprägten Blumendekors, es hat gut funktioniert. Auch, weil ich mir mal im China-Restaurant so ein schönes Mix zum Mitnehmen habe machen lassen, und dann im Hotelzimmer festgestellt habe, dass da gar kein Besteck dabei war. Klebrige Fleischstücke und Reis ohne Besteck. Hach, wie gut, dass ich genau die richtigen Werkzeuge mitgebracht hatte.

Man sollte also auf Reisen künftig ein Reisebesteck mit sich führen, weil man da, wo man kein normales, vollwertiges Metallbesteck, sondern nur irgendein Wegwerfbesteck dazubekommt, inzwischen nur noch diesen untauglichen Weichholzmist bekommt. Früher hatte ich Reisebesteck nur sporadisch dabei und fast nie benutzt, aber dieses Mal habe ich es einige Male verwendet, und vor allem, auch wirklich gebraucht.

Jetzt denke ich ernsthaft über einen Faltbecher nach. Dabei fand ich die immer so lächerlich.

Apropos lächerlich:

Es ist etwas lächerlich, dass man keine Plastikgabel mehr bekommt, aber Unmengen von Mineralwasser in Plastikflaschen (ohne Pfand). Die sehr geringe Einsparung von Plastikmüll im Verhältnis zum enormen Nerv-Faktor bis zur Unfähigkeit, ein Stück Pizza zivilisationsähnlich zu essen, macht schon einen sehr symbolischen Eindruck. Also wollte man durch Leiden das eigene Gewissen beruhigen.