Ansichten eines Informatikers

Donbass

Hadmut
16.3.2022 10:52

Eine der wenigen sachlichen Leserzuschriften.

Derzeit bekomme ich ja sehr viele Leserzuschriften, die nach demselben Schema wie bei COVID-19 verlaufen: Warum haben Sie sich nicht genug informiert, um zur selben tollen Meinung zu kommen, wie ich?

Eine der wenigen vernünftig-sachlichen Zuschriften:

Ich finde nach wie vor, das Sie einen beträchtlichen Riecher haben.
Keiner im Westen weiß, was genau auf dem Donbass passiert ist.
Hat übrigens ein Journalist jüngst im „Deutschlandfunk“ oder „NDR Info„ angemahnt, das wir unser Geld (analog zur Filmförderung) mal in Leute stecken sollten, die vor Ort verwurzelt sind, sprich nicht als Reporter im Falle eines Anlasses da hinhüpfen und sich jeden Bären aufbinden lassen müssen.
Bischen wie Geheimdienst auf journalistisch. Ein entscheidender Punkt, abseits des dann im Raum stehenden Dünkels. Es gibt nämlich keine unabhängige Berichterstattung aus Donbass. Putin erzählt dieses, die Ukraine jenes. Zumindest war Scholz nicht im Thema; bei seinem Besuch bei Putin ist ihm zum Thema „Völkermord an Russen“, was jener thematisierte , nur, dies wäre doch „Unsinn“ eingefallen.
Hat der Putin geäußert, in seiner dem Angriff vorangehenden Rede, das er bei seinen westlichen Gespächspartnern kein Eingehen auf dieses Thema gesehen hat. ( Rede gibt es auf „Phoenix „ übersetzt, 32 Minuten)
Das die russische Sprache in der Ukraine verboten wurde und solches ein Kriterium für Völkermord ist, kann man beides Wikipedia unter den entsprechenden Einträgen entnehmen.
Damit will ich nicht sagen, das Putins Argumentation stimmig ist, geschweige denn das der Kriegseinsatz legitimiert sei, sondern das eine nicht gefärbte Meinungsbildung mangels journalistischen Quellen über diesen offenbar ursächlichen Konflikt im Donbass , was die russische Seite betrifft, nicht möglich ist, wie es jener oben erwähnte Journalist ganz richtig problematisiert hat.
Keine unabhängige Quelle weiß, wer wen im Donbass warum massakriert hat. 14000 Tote. Wieso weshalb warum.Das da was los war, vermittelt einem Google unter „zerstörte Häuser Ostukraine „“Bilder“ Vielleicht hätten Medien etwas darüber rausbekommen können, hat diese aber nicht interessiert.
Da war Klima, Migration und Frauen vor.
Insofern haben Sie völlig Recht. Man braucht nicht zu jedem Thema etwas abzusondern, wenn man den Anspruch hat, etwas Substantielles zu einer Diskussion beitragen zu wollen. Nachplappern von Argumenten interessierter Gruppen ist kein Journalismus. Dazu braucht es echte Argumente. Diese bekommt man nur über vertrauenswürdige Quellen.
Genau das ist mittlerweile das Problem.
Gibt es kaum.
Alles nur noch Lagerdenken.
Sprich Selbstbestätigung.
Ich/Wir vom Stamme der geilen, die anderen vom Stamme des unzivilisierten, bösartigen Abschaums. Ready to kill?

Das ist nämlich ein zentraler Punkt.

Dieselben Leute, die mir vorwerfen, mich nicht informiert zu haben, sagen auch, dass es gar keine Informationen gab. Dass das Thema völlig totgeschwiegen wurde. Bisher konnte mir noch keiner von denen, die mir Vorwürfe machen, das ich jetzt nach Klima- und Corona- nicht auch noch Ukraine-Experte bin, sagen

  1. Warum und
  2. wie bzw. woher

ich mich hätte informieren sollen. Einer machte mir üble Vorwürfe, warum ich in angloamerikanische Länder oder in den arabischen Raum fahre und nicht in die Ukraine. Vielleicht, weil ich Englisch spreche, aber kein Wort russisch oder ukrainisch? Und was hätte ich da machen sollen? Gut, jetzt habe ich im Fernsehen gesehen, dass Kiew eigentlich ganz sehenswert ist (naja: war…), aber ich sehe auch viele Bilder dröger Plattenbauten, wo ich mir dann sage, da brauche ich keine Reise.

Man erhebt zwar – und da sind wir wieder genau im Unterschied zwischen a priori-Wissen und a posteriori-Besserwisserei – den Vorwurf, ich hätte mich nicht rechtzeitig informiert. Aber allesamt erst jetzt, vorher hat das auch keiner von denen gesagt, die nun verlangen, ich hätte es vorher wissen müssen.

Wisst Ihr, woran mich das erinnert?

Kennt Ihr den von Loriot nur gezeichneten, im Ton von jemand anderem stammenden Sketch auf der Pferderennbahn?

„Wer gewinnt denn, wer gewinnt denn?“

„Na, wer zuerst drin ist!“

„Gott, wenn er drin ist, weiß ich’s ja auch…“

Jetzt, hinterher, weiß ich das auch selbst, dass Ukraine ein Thema ist. Jetzt brauche ich keine Schlaumeier mehr, die mir sagen, hättste doch vorher… Das hätten die mir vorher sagen müssen, wenn sie doch so schlau sind und meinen, dass man da alles hätte vorher wissen können, sollen, müssen.

Wer mir nicht vor spätestens einem Jahr geschrieben hat, dass man sich dringend über die Ukraine informieren muss (und wenn ich mich recht erinnere, hat das keiner, da schrien sie alle, ich müsse dringend sämtliche Corona-Videos anschauen), der kann mir jetzt den Buckel damit runterrutschen dass ich doch hätte müssen.

Richtig ist aber die Frage, warum darüber nicht berichtet wurde.

Warum wir eigentlich jedes Jahr Milliarden für einen dysfunktionalen Rundfunk ausgeben, der nur noch Kochshows, Bares für Rares, Quizshows, Genderbelehrungen, Trump-Bashing, Frauenförderung und political correctness sendet.

Denn die werden ja eigentlich dafür bezahlt, dass sie informieren, und nicht nur für sechsstellige Gehälter und Luxuspensionen ihren persönlichen Hobbies nachgehen.

Komischerweise höre ich die Vorwürfe, sich nicht ausreichend über die Ukraine informiert und das thematisiert zu haben, nur gegenüber mir als 1-Person-Blogger mit kostenlosem Angebot, nicht gegenüber dem milliardenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit gesetzlichem Informationsauftrag.

Dies könnte man umsomehr fragen, weil sie doch ständig angeben, ihre Energie und ihr Geld in den „Kampf gegen Rechts“ zu investieren und etwa dem Mann mit dem Deutschlandhut nachzustellen, während es jetzt heißt, dass Putin den Krieg mache, um die Nazis der Ukraine auszuräuchern.

Nun machen sie schon alle in „Kampf gegen Rechts“ als Hauptthema, und dann kommt da einfach gar nichts.

Wenn das so ist, wie viele Leser behaupten, nämlich dass Putin den Krieg geradezu führen müsse, weil die Ukraine von Nazis durchseucht sei, die von einem jüdischen Komiker angeführt werden, warum stellt dann niemand die Frage, warum das nicht Gegenstand der Medien allgemein (und nicht nur eines privaten Informatiker-Blogs) war?

Festzuhalten ist, dass ich zweierlei Zuschriften bekomme:

Die einen, die Mehrheit, schreiben, dass die bösen Ukrainer dort im Donbass die armen Russen gepiesackt und nazimäßig abgeschlachtet haben, und keinen hätte es interessiert (warum eigentlich nicht?), weshalb Putin gar nichts anderes mehr übrig geblieben sei, um seine Landsleute aus dem Donbass zu retten. (Was macht er dann in Kiew und Lviv?)

Die anderen (Minderheit) schreiben, dass die russischen Separatisten seit Jahren stänkern und immer wieder Streit anzetteln, weil sie versuchen, einen Konflikt künstlich zu konstruieren.

Das Fernsehen und Sendungen wie Auslandsjournal berichten aber exzessiv über George Floyd und die Situation schwarzer übergewichtiger Transen in republikanisch regierten US-Staaten, statt über die Ukraine. Wenn die denn so erkennbar wichtig war.

Anstatt mir also vorzuwerfen, dass ich nicht informiert gewesen sei – warum sollte ich als Blogger überhaupt über alles informiert sein? Ich unterliege keinen Pflichten und kann mir meine Themen aussuchen, wie ich will – sollte man sich lieber mal der Frage widmen, warum nicht informiert wurde, und zwar von denen, die dafür einen gesetzlichen Auftrag haben und die dafür jedes Jahr Milliarden bekommen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk.

Alle schimpfen sie darüber, dass uns die Bundeswehr Milliarden kostet, und sie dann, wenn es drauf ankommt, nicht einsatzfähig ist, und fordern Untersuchungsausschüsse darüber, wo das ganze Geld eigentlich geblieben ist.

Komischerweise stellt aber niemand (außer besagtem Leser) dieselbe Frage zum Rundfunk: Die bekommen Milliarden und machen nur Gender, Frauenförderung, Kochshow, Firlefanz, so den ganzen Dunja-Hayali-Schrott und dämliche Talkshows, aber das, was sie eigentlich tun sollen, das tun sie nicht. Warum eigentlich nicht? Und wo ist das Geld geblieben?

Und warum reicht eine Verteidigungsministerin, um die Bundeswehr in die Dienstuntauglichkeit zu fahren, während wir beim Rundfunk für dasselbe Ergebnis zehn Intendanten brauchen, die auch noch mehr Geld bekommen als der Bundeskanzler?