Ansichten eines Informatikers

„öfters“

Hadmut
3.3.2022 21:40

Ja, Himmel, Donner, Arsch und Zwirn!

Eine Leserin schreibt mir zum Thema „öfters“:

Lieber Herr Danisch,

ich weiß nicht, in welcher Region Deutschlands Sie aufgewachsen sind. Meine, mich zu erinnern, dass Sie mal geschrieben haben, nicht in Berlin geboren, sondern zugezogen zu sein.

Das Problem mit öfter/ öfters ist, dass in unseren Breiten das “öfter” üblich ist, während “öfters” im süddeutschen/ österreichischen/ schweizerischen und insgesamt eher im dörflichen Raum beheimatet ist. So gilt “öfter” als hochdeutsch und “öfters” als regional- oder umgangssprachlich. Die richtige Steigerung heißt oft, öfter, am öftesten – öfters ist da nicht vorgesehen (der Duden verweist unter “öfters” auf das hochdeutsche “öfter”).

Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen – offen gestanden klingt in norddeutschen Ohren “öfters” etwas dümmlich. Vermutlich meint Ihr Leser diesen Eindruck, wenn er Ihnen nahelegt, das Wort in seiner hochdeutschen Form zu verwenden.

[…]

Mal abgesehen davon, dass ich in Süddeutschland nicht nur aufgewachsen bin, sondern bis zu meinem Umzug nach Berlin (außer im Urlaub) nie nördlicher als Dresden gewohnt habe, und ich die Berliner (und Sachsen) am wenigsten für sprachverbindlich halte:

Ich schreibe hier kein Amtsblatt. Ich schreibe hier ein Blog. Selbst wenn es regional- oder umgangssprachlich wäre: Es wäre nicht falsch und ich bleibe dabei.

Außerdem höre ich das heute zum ersten Mal, dass „öfters“ kein hochdeutsch sein soll. Wenn mir das in den letzten 55 Jahren noch keiner ankreidete, nicht mal die Lehrer auf einem altsprachlichen Gymnasium, kann es so falsch nicht sein.

Es ist zwar richtig, dass „öfters“ kein korrekter Komparativ ist – ich verwende es aber auch nicht als Komparativ. Ein Komparativ, liebe Klugscheißer, setzt nämlich voraus, dass da was ist, womit man vergleicht. Deshalb gehe ich öfter einkaufen als mein Nachbar, aber wenn ich nur mich selbst beschreibe, dann gehe ich öfters einkaufen. Manchmal flugs. Und das nicht nur montags, sondern auch freitags wie generell wochentags einschließlich sonntags, morgens, mittags, abends und nachts. Alles mit s am Ende. Bloß weil Ihr das Wort nicht kennt, ist es nicht falsch. Ich habe auch noch nie Norddeutsche dafür getadelt, dass sie das dämliche Wort „Milchguß“ verwenden, obwohl man ja Milchkuh auch nicht mit s am Ende steigert.

Das gibt es eben, dass Adverbien mitunter vom Komparativ abgeleitet werden und ein Fugen-s bekommen. Man kann unversehens schwanger werden, auch wenn da kein Komparativ im Spiel ist und man schon gar nichts schwangerer als andere ist. Man kann bäuchlings durch den Garten robben, ohne jemals einen Komparativ zu gebrauchen. Und man kann sogar anfangs gerne lesen, was eingangs erwähnt wurde. Man kann diesseits der Grenze bleiben, sie aber auch zwecks irgendeines Zieles überschreiten. Es gibt eben Adverbien und Präpositionen, die auf s lauten.

Was ist daran so schwer zu verstehen?

Wie kommt Ihr denn überhaupt auf die Idee, dass das einem Komparativ entsprechen müsste?

Ich halte es für falsch, eine Komparativ zu verwenden, wenn kein Vergleichsobjekt gegeben ist. Fehlerbeispiel: Ich wasche mir öfter die Hände. Da steht sofort die Frage im Raum: Öfter als wer? Ein Komparativ ohne Objekt ist kein vollständiger Satz. Der kann sich zwar aus dem Kontext ergeben, etwa im Kontext der Pandemie: Seit der Pandemie wasche ich mir öfter die Hände. Kontext und Zeitpunkt vorgegeben durch „Seit“, also öfter als vorher. Wenn ein Vergleich mindestens aus dem Kontext implizit gegeben ist. Wenn ich aber etwas ohne Steigerung und ohne Vergleich tue, einfach nur isoliert zum Ausdruck bringen will, dass es hin und wieder und nicht so selten vorkommt, dann esse ich öfters Kartoffeln. Nicht, weil ich das gesteigert hätte oder mich mit meinem Nachbarn vergleiche, sondern weil ich sie mag, und das schon immer gerne getan habe.

Ich halte es, und das sei durchaus gesagt, für mangelnde Sprachfähigkeit, einen Komparativ nicht von einer isolierten adverbialen Beschreibung unterscheiden zu können.

Wie kommt Ihr überhaupt auf die Schnapsidee, das sei nur umgangssprachlich oder regional?

Ich habe was dazu gefunden: Der hier erklärt das ganz gut. Das ist so eine Besserwisser-Legende.

Wie die im Duden darauf kämen, dass das „landschaftlich“ wäre? Steht nicht dabei. Aber: Wörterbücher enthalten grundsätzlich Fake-Einträge, damit man Plagiate und Raubkopien nachweisen kann. Vielleicht ist das so eine. In meinem anderen Wörterbuch (Bertelsmann, 90er Jahre) steht es nämlich als ganz normales Wort, und zwar in drei Varianten: oft, öfters, des Öfteren. Nicht als Steigerung, sondern gleichberechtigt nebeneinander. Und so halte ich das auch für richtig.

Es ist, soweit ich das heute überprüfen kann, nicht nur schlicht nicht nachvollziehbar, dass „öfters“ (wenn nicht als falscher Komparativ missbraucht, sondern adverbial) irgendwie falsch, regional, oder nicht hochdeutsch sein soll, ich halte es für falsch und eine Klugscheißerlegende.

Außerdem ist der Duden das Papier nicht mehr wert, auf das er gedruckt wird, seit die den von Mannheim an irgendeine Genderklapse nach Berlin verkauft haben. Die produzieren jetzt linksideologisch gefärbten Schwachsinn.

Davon ganz abgesehen:

Wir werden von Sprachmüll überhäuft. Die Rechtschreibreform war eine üblich Sprachschändung, und Gender der ganze Geisteswissenschaftlerquatsch sind übelster Sprachmissbrauch. Ich kriege zum Beispiel hüpfenden Fußpilz, wenn ich „denken“ mit direktem Akkusativ-Objekt höre: Etwas neu denken. Oder „Speakerin“. So wein Schwachsinn. Oder die vielen eingeschleppten Anglizismen, die mich schon in 2021 so maßlos geärgert haben, aber 1990 eben noch nicht. Und wer Gender-Deppen nicht auf den Scheiterhaufen stellt, der braucht mir wegen „öfters“ erst gar nicht zu kommen.

Und mir ausgerechnet in Berlin damit zu kommen, was hier sprachlich üblich ist, wo man sich inzwischen schon freuen würde, wenn sie nur Genitiv, Dativ und Akkusativ durcheinander bringen würde, sondern nur noch Phantasiegebrabbel üblich ist und der Trend zu Kanak geht, das ist dann schon jenseitig grenzwertig.

Also: Rüge geprüft, Fachliteratur herangezogen, Rüge für ungebegründet befunden und zurückgewiesen. Ich bleibe bei „öfters“, und zwar nicht nur, weil ich das mal so gelernt habe, sondern weil die Überprüfung ergibt, dass es richtiges, allgemeingültiges Deutsch ist.

Beschlossen und verkündet.