Ansichten eines Informatikers

Das EISS, der BND-Dreiteiler und Kryptographie

Hadmut
3.3.2022 3:28

Kam zwar neulich schon mal, wird aber gerade wiederholt.

Im ZDF läuft gerade der Doku-Dreiteiler über den Bundesnachrichtendienst, der neulich schon mal kam. Wer den noch nicht gesehen hat und sich für das Thema interessiert, gibt es auch in der Mediathek, hier, hier und hier.

Ja, ich weiß, ZDF ist ein Schundsender und nicht glaubwürdig. Warum sollten sie es ausgerechnet da sein?

Trotzdem ist das zumindest mal unterhaltsam und spannend, und einige Punkt sind schon sehr interessant und stimmen mit anderweitigen Informationen überein, die mir vorliegen.

Der erste Teil ist interessant, wenn man sich dafür interessiert, wie der BND nach dem Weltkrieg aus den Nazis entstanden ist.

Der zweite Teil ist sehr interessant, wenn man verstehen will, warum die mich damals abgesägt haben. Ich hatte schon erwähnt, dass das alles mit der Spionage und Spionage-Abwehr gegenüber der DDR und der Operation Rubikon (Crypto AG, Schweiz) eng zusammenhängt. Im Film wird die „Zentralstelle für das Chiffrierwesen“ genannt, die eine getarnte Abteilung des Bundesnachrichtendienstes war, und die hinter den diversen Abhöraktionen stand. Eben deren Direkter war der hier im Blog schon öfters angesprochene Otto Leiberich, der bei uns am Institut rumlief, den den der Professor, bei dem ich war, berichtet und dem er meine Arbeiten geschickt hat, und der im Promotionsgutachten, das so geheim gehalten wurde, dass ich es nicht mal selbst sehen durfte, namentlich genannt wird. Das ist inzwischen ziemlich dicht ersichtlich, dass jeder Leiberich meine Promotion damals abgesägt hat, weil der BND damals gerade einen wichtigen (und laut Film seinen ersten größeren) Abhörerfolg hatte, und mit den amerikanischen Geheimdiensten rumturnte, und es gar nicht gebrauchen konnte, dass da Kryptologen digitale Verschlüsselung unters Volk brachten.

Und ich bin mir inzwischen sehr sicher, dass eben dieser Professor und „Doktorvater“ (der als Vater gerne Doktoranden abtrieb), Beth, eben kein Kryptologe, sondern so ein „inoffizieller Mitarbeiter“ des BND und Leiberich sein Führungsoffizier war.

Ich habe erst später herausgefunden, durch Akteneinsichten, dass Beth nicht als Kryptologe an der Uni eingestellt worden war, sondern sich mehr oder weniger selbst dazu erklärt hat, dann ziemlich schnell in der Kryptoszene Fuß fasste, nicht wegen kryptographischer Leistungen, sondern weil er sich erst mal darum kümmerte, Konferenzen usw. zu organisieren.

Ich bin mir inzwischen sicher, dass das EISS, eben dieses Europäische Institut für Systemsicherheit, an dem ich damals an der Uni Karlsruhe war, und das vom Land finanziert worden war, eine Art Honeypot für Kryptologen darstellen sollte, um einen Überblick über die Szene zu haben. Es ist erstaunlich, wieviele Leute Beth kannte, obwohl er eigentlich ziemlich wenig Ahnung hatte und nur ein Großmaul und Hochstapler war.

Beth hatte mal so eine Veröffentlichung mit einem Verfahren, von dem wir damals nie herausgefunden hatten, wie er eigentlich darauf gekommen war, weil er davon intellektuell viel zu weit entfernt war. Ich glaube mittlerweile, dass er das nicht selbst gemacht hatte, sondern dass das irgendwer beim BND oder seinen verbundenen Kryptologen ausgetüfftelt hatte, der aber selbst nicht in Erscheinung treten wollte oder durfte. Und dass man das dann Beth gegeben hatte, damit der was zum Klingeln hat, und der das dann eben unter seinem Namen herausgegeben hatte.

Da würde nämlich auch ziemlich vieles dann und erst dann Sinn ergeben, wenn Beth nicht als Wissenschaftler, sondern quasi als Forschungsspion tätig war. Kurz bevor der mich absägte, hatte der ja auch versucht, Andreas Pfitzmann zu erledigen, obwohl er an dessen Promotion überhaupt nicht beteiligt war. Leute, die involviert waren, sagten mir darüber, dass ziemlich offensichtlich war, dass Beth zwar versucht hatte, Einspruch zu erheben (was nach der Promotionsordnung jeder Professor konnte, während die Dissertation auslag), aber einfach gar nichts an Argumenten hatte. Der habe ziemlich offensichtlich zu verhindern versucht, dass jemand in IT-Sicherheit ohne ihn promoviert. Viele hatten sich damals gefragt, was Beth das überhaupt angehe. Es gab ja auch zwei Fälle, in denen Leute vom Institut zu anderen Universitäten gewechselt waren, weil Beth sie so terrorisierte. Beth hat ihnen dann noch hinterherverleumdet, die neuen „Doktorväter“ angerufen, die Doktoranden verleumdet, sie hätten psychische Probleme, und die Doktorväter bedrängt, sie nicht zu promovieren.

Was für ein Interesse hatte Beth daran? Es ergibt Sinn, wenn der Auftrag lautete, die Kryptoszene zu überwachen und Leute, die irgendwas machen, was den BND beeinträchtigen könnte, abzusägen.

Und das würde auch erklären, warum Beth sich als Kryptologe ausgegeben hatte oder überhaupt ausgeben konnte, obwohl er viele grundlegende Dinge überhaupt nicht verstanden hatte.

Und wenn man Filme sieht wie hier den zweiten Teil der Serie, dann passt das da ganz exakt rein.

Ich hatte ja schon erläutert, dass man damals endlich Erfolge hatte, mal größer abzuhören, und das aber darauf beruhte, dass damals noch analoge Verschlüsselungen (Scrambler) üblich waren, die man brechen konnte. Ordentlich gemachte Digitalverschlüsselungen konnte man damals aber nicht, oder jedenfalls nicht zuverlässig brechen. Da passte das gar nicht, dass da einer in der Vorlesung als Übungsaufgabe bringt, wie man digital Sprache verschlüsselt.

Wie ich das hier gerade schreibe, läuft im Fernsehen der dritte Teil. Es kam gerade, dass man einen Informationskrieg betreibt und mit Falschinformationen arbeitet, so, wie etwa der Irak-Krieg, den man mit der Falschbehauptung rechtfertigte, es gäbe dort Chemie- und Biowaffenfabriken. Lügen gehört zum Handwerkszeug. „Massenvernichtungswaffen werden im Irak nicht gefunden.“

BND und CIA hätten sich dann gegenseitig die Verantwortung zugeschoben. Der Informant „Curveball“ habe falsche Informationen geliefert.

Wenn aber „Curveball“ eine bestellte Falschinformation liefern konnte, die zu einem ganzen Krieg führen konnte, dann ist ein Inoffizieller Mitarbeiter Beth , der ein Falschgutachten gegen einen Doktoranden ausstellt, im Vergleich dazu eine winzige Kleinigkeit. Und dann würde es passen, dass ich erst beim Schweizer Kryptoprofessor Maurer landete, der ja im starken Verdacht steht, in der Operation Rubikon/Minerva als Notfallfalschgutachter bereitgestanden haben soll (und von dem und dessen Doktorvater es ja auch Äußerungen gibt, die den Geruch verströmen, dass ihnen das Mitleserecht der Regierungen wichtiger als wissenschaftliche Ehrlichkeit sind) und dann bei der Genderprofessorin und Verfassungsrichterin Baer landete. Als ob ich von einem Agenten zum nächsten weitergereicht würde.

Und auch im Anschluss kam noch eine vierte Sendung, die nicht zur Serie gehörte, aber auch Geheimdienste behandelt, und in der es darum geht, wie die Geheimdienste nicht nur in allen Kriegen mitmischen und über deren Verlauf bestimmen, sondern auch, wie sie regelrecht beliebig foltern und morden, also überhaupt keine Respekt vor dem Individuum oder dessen Rechten haben.

Und auch jetzt im Ukraine-Krieg geht es um Spionage und Geheimdienste. Das Thema geht immer weiter.