Ansichten eines Informatikers

Gysi und die Demokratie

Hadmut
23.1.2022 18:00

Also die Sache mit Gregor Gysi ist ja die:

Der Mann ist sicherlich nicht dumm, im Gegenteil.

Er ist obendrein ein Charismatiker. Als ich noch in Dresden gewohnt habe, bin ich in der Innenstadt zufällig mal an einer Politveranstaltung vorbeigekommen, auf der der von einer Bühne zur Öffentlichkeit sprach. Ich weiß nicht mehr, was der gesagt hat. Es hat mich auch eigentlich nicht interessiert. Aber die Art und Weise, wie er es gesagt hat, war beeindruckend, und er hat da schon eine riesige Menge von Leuten dazu gebracht, stehen zu bleiben, ihm zuzuhören. Und das ist als Linker in der ehemaligen DDR, wo die Leute nun auch nicht so gut auf die SED zu sprechen waren, und wo man ein ein ziemlich schäbiges und im Sozialismus heruntergekommenes Dresden endlich aufgewestet hatte (ich habe dort von 2003 bis 2007 gewohnt, und fand es beeindruckend, wieviele kaputte, völlig vergammelte und verrottete Häuser dort 2003 noch rumstanden, und wieviele davon 2007 schon weg oder renoviert waren. Aus einer solchen offenkundigen SED-Negativ-Position so viele Leute anzusprechen, das war schon ein beachtliches Kunststück.

Andererseits redet er dann auch immer wieder ziemlichen Mist daher, nämlich immer dann, wenn er in diese marxistische Sektenideologie verfällt. Ich bin mir dabei gar nicht mal immer sicher, ob der überhaupt selbst glaubt, was er sagt, denn eigentlich müsste doch gerade der als jemand, der damals in der DDR-Politik mit drin war, gemerkt haben, dass es Mist ist, aber vielleicht hat er gemerkt, dass es für ihn von Vorteil ist, wenn er dabei bleibt. Ich halte ihn für intelligent, ich halte ihn für charismatisch, aber ich halte ihn überhaupt nicht für ehrlich.

Deshalb muss man da immer sehr aufpassen. Denn manchmal sagt der schon Schlaues. Aber halt eben auch nur manchmal. Manchmal wird es auch sehr gruselig.

Ein Leser wies mich nun darauf hin, dass er in der Lanz-Show vom 6.1.2022 was Schlaues gesagt hätte, in diesem ZDF-Youtube-Ausschnitt ab 13:54:

30% der Bevölkerung hätten jedes Vertrauen in die Politik von der CSU bis zur Linken, einschließlich der Linken, verloren.

Was ich noch für viel zu niedrig halte, aber vielleicht haben die oberhalb dieser 30% ja das Vertrauen nur überwiegend oder nur teilweise verloren.

Gysi erklärt es dann damit, dass man der Bevölkerung immer falsche Beweggründe für Entscheidungen nennt, nämlich solche, mit denen man glaubt, Entscheidungen der Bevölkerung verkaufen zu können, statt den wahren Entscheidungsgründen, aber da habe ich meine Zweifel. Das mag zwar sicherlich sachlich so sein, und als Politiker, der in diesen Gremien sitzt, wird er das auch so wissen, das glaube ich ihm sofort, aber die Annahme, dass man der Politik mehr vertrauen würde, wenn man deren wahre Entscheidungsgründe kennt, ist nicht gegeben. Es reicht nicht, die Begründungen zu ändern. Man muss einfach aufhören, dumme Entscheidungen zu treffen.

Und das wiederum kann man nur, wenn man endlich mal aufhört, dumme Leute zu Politikern zu machen. Man kann es begründen, wie man will, die Bevölkerung wird niemals so dummen Leuten vertrauen, selbst wenn sie ihre Dummheit noch so offen durch ehrliche Begründungen zur Schau stellen.

Und da könnten sie dann auch gleich mal vor der eigenen Haustür anfangen. Denn Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow sind so offenkundig doof und charakterlich ungeeignet, dass man denen auch nicht vertrauen würde (oder noch weniger), wenn sie die Wahrheit über ihre Entscheidungsgründe sagten.

Oder anders gesagt: Die Sorte Berufspolitiker, die wir heute haben, hat weder Aussicht auf Vertrauen, noch hat sie welches verdient.