Ansichten eines Informatikers

Schöne neue Videowelt

Hadmut
19.1.2022 18:10

Mitunter etwas gewöhnungsbedürftig. Aber manchmal lustig. [Ach verdammt, Fehlerkorrektur]

Ich bestelle ja gerne so Elektronikkleinkram und die billigen China-Objektive direkt in/aus China (oder Hongkong, falls das überhaupt noch ein Unterschied ist).

Das hat so seine Vor- und seine Nachteile.

Ein Vorteil sind die oft (aber nicht immer, man muss wirklich vergleichen) günstigeren Preise. Was nicht immer einfach ist, weil viel Elektronik-Kram, der hier angeboten wird, dort zwar billiger zu bekommen ist, aber unter anderen Handelsnamen, weil das Angebot hier oft Importeure sind, die sich ihre Namen draufdrucken lassen und dafür – auch für die Gewährleistung, die hier geboten werden muss – entsprechend Aufpreis nehmen.

Ein Nachteil ist, dass die Paketlaufzeiten durchaus schon mal drei, vier Wochen betragen können und dass die Europäer oder die Deutschen das jetzt mit dem Zoll viel genauer nehmen, was an sich nicht das Problem wäre, aber viele Pakettransporteure dazu bringt, für die Auslagen noch saftige Gebühren zu verlangen. Manche Anbieter kassieren die Einfuhrumsatzsteuer aber inzwischen auch gleich mit und zahlen sie als Absender mit ein, dann geht das so durch.

Ein Nachteil ist, dass man eben keine Gewährleistung oder Garantie bekommt, sondern mehr so die asiatischen Sitten: Bei Empfang Angucken, Prüfen, sagen ob es geht, und wenn alles in Ordnung ist, ist die Sache erledigt. Dann geht das Risiko vollends auf den Käufer über.

Ein Vorteil ist, dass die Asiaten oft sehr freundlich sind und Wert auf gute Kundenbeziehungen legen.

  • Neulich hatte ich eines der günstigeren, chinesischen, rein manuell zu bedienenden, aber dafür aus Metall gefertigten Objektive gekauft, und habe als Geschenk dazu statt des üblichen Polstermaterials ein paar Socken im Christmas-Design so mit Weihnachtsmännern und Lametta drauf dazubekommen.
  • Mir war mal an einem Belichtungsmesser, den ich in den 80er Jahren als Student gekauft habe, durch Materialalterung ein Zahn eines Bajonettes abgebrochen. Ein anderer Hersteller hatte mal die Rechte aufgekauft und den Belichtungsmesser, obwohl uralt, noch eine Zeitlang baugleich weiter hergestellt. Über e-Bay und so weiter fand ich dann auf der ganzen Welt genau einen einzigen Laden, der genau dieses eine Teil (noch genau eines am Lager) noch im Angebot hatte: So ein kleines Fotogeschäftchen auf’m Dorf in Japan, wo das wohl ewig im Regal rumgelegen hatte, und die das endlich loswerden wollten. Muss wohl sehr komisch gewesen sein, dass das Ding als Ladenhüter ewig bei ihnen rumliegt und es dann einer aus Deutschland bestellt. War nicht mal teuer. Da lag aber dann eine handgemalte Grußkarte und eine liebevoll und ersichtlich handgemacht gefaltete [Ach, vedammt, ich meinte Origami, nicht Ikegami]Ikegami-Origami-Bastelei mit drin.
  • Neulich hatte ich so einen kleinen LED-Filmscheinwerfer gekauft, war aber auf etwas reingefallen, weil die Taschen für die Stäbe am Reflexschirm irreführend genäht waren. Ich war aber nicht der erste, der drauf reinfiel, einige vor mir dachten auch schon, dass das nicht geht. Ich hatte aber hingemailt und gefragt, und es stellte sich heraus, dass mit dem Ding eigentlich alles in Ordnung war und ich mich nur blöd angestellt und die das Ding halt irreführend (aber trotzdem funktionskorrekt) genäht hatten. Und obwohl das alles in Ordnung war und eigentlich nur ich mich blöd angstellt hatte (aber nicht wie die anderen Blöden vor mir das Ding zurückgegeben, sondern nachgefragt hatte), schickten die mir – damit ich auch wirklich zufrieden bin – kostenlos einen zweiten Scheinwerfer als Geschenk hinterher.
  • Ich hatte mir mal gegen Bürolärm (Kaffeemaschine und sowas) zunächst einen billigen Noice-Cancellation-Kopfhörer gekauft. Der war an sich auch gut, aber nicht gegen alles. Das war mein erster, deshalb wusste ich noch nicht, wieviel die Dinger leisten können. Kaffeemaschine wurde gut gedämpft, aber nicht Gespräche. Ihr kennt ja mein Prinzip, gerne mal erst billig zu kaufen, damit man weiß, worauf man achten muss, und dann erst teuer. Also dachte ich mir, gut, der ist eher auf Flugzeugturbinen hin ausgelegt, dann nehme ich den mal auf Reisen mit, und wenn er dabei drauf geht, ist es nicht schlimm, weil so billig, und kaufe mir für das Büro jetzt einen teuren Sony. Um festzustellen, dass der Sony zwar weitaus gediegender und materialbesser ist, und auch angenehmer sitzt, aber auch nicht deutlich mehr Dämpfung bringt. Dafür kostete er – weiß nicht mehr – sechs oder siebenmal soviel. 3xx statt 5x Euro oder sowas um den Dreh herum.

    Weil ich dem aber als Kommentar Ausdruck verliehen hatte, kontaktierte mich der Hersteller und meinte, ja, schon, aber sie hätten jetzt ein neueres, auch deutlich teureres Modell, jetzt auch in guter Materialqualität (stimmt wirklich, mit edlem Metallbügel und so), auf das sie ganz stolz wären, und er schenkt mir jetzt so einen, damit ich sähe, dass sie auch was können.

    Seither habe ich drei solche Kopfhörer.

Es ist alles sehr ungewohnt, exotisch, aber ich will nicht sagen, schlecht. Bisher bin ich damit gut gefahren.

Nun habe ich ein Problem.

Ich hatte mir ein etwas teureres Gerät bestellt, das ich unbedingt fiskalisch letztes Jahr noch unterbringen wollte, aber nur in China überhaupt noch bekommen habe, nur dort noch lieferbar. Dafür auch günstig.

Das Gerät ist einwandfrei, aber die Stromversorgung erfolgt über ein Kabel und ein externes Akkugerät aus zwei Teilen, das Steuergerät und den Akku selbst.

Das alles hat etwa 20 Minuten funktioniert und seither ist es tot. Weil ich so ein Steuergerät von einem älteren Gerät noch hatte, ließ sich das durch Austauschen einkreisen, dass nur dieses Steuergerät defekt ist.

Angemeckert. Hin- und Hergechattet über die Chat-Funktion der Plattform.

Die so: Sie werden aus meiner Beschreibung nicht schlau. Ob ich den Akku überhaupt geladen hätte. Ich soll mal ein Video machen.

Ich so: Gut, machen wir ein Video. Gezeigt, erklärt, und vorgeführt, dass alles geht, wenn ich das eine Teil durch mein altes ersetze. Es also nur das ist, was kaputt ist.

Die so: Ah, prima, jetzt haben sie es verstanden. Ich müsste ihnen den Krempel entweder zur Reparatur nach China schicken, oder sie schicken mir einfach eine neue Platine, wenn ich bereit wäre, die selbst zu tauschen.

Ich so: Ja, schon … Wenn’s nur Schrauben sind und das klar ist. Aber rumzurätseln, wie man das Gehäuse nun aufkriegt und an einem brandneuen Gerät herumzulöten, fände ich jetzt nicht so prickelnd.

Die so: Kein Problem, sie haben da ein Anleitungsvideo, wie man das macht. Insgesamt 9 Schrauben auf, an der richtigen Stelle anpacken, Steckverbinder, nichts zu löten.

Ich so: Ja, geht, kann ich machen.

Wie sehr diese neue Mode, per Videoaufnahme zu kommunizieren und erklären, die Kommunikation erleichtert, auch über Sprachgrenzen hinweg.

Ich finde es etwas rustikal, aber irgendwie lustig. Macht Spaß.

Ist ein anderer Ansatz als bei uns. Bei uns muss alles tadellos getestet und geprüft sein und funktionieren, sonst geht’s empört zurück. Dort ist da alles eher so „mal sehen, ob’s geht“, aber dafür mit Dreingaben, um die Laune gut zu halten, und Anleitungsvideos.