Ansichten eines Informatikers

Von Impfpflicht und Passivrauchen

Hadmut
8.1.2022 16:01

Viele Leser schrieben mir, es hätte ihnen sehr gefallen, dass ich mal die Doppelmoral und unterschiedlichen Maßstäbe zwischen Impfpflicht und Abtreibung beleuchtet habe.

Schön.

Teilen wir aber auch mal in die andere Richtung aus.

Eine Menge Leute sind gerade für, und eine Menge Leute gegen eine Impfpflicht. Impfpflicht übrigens mit zwei pf. Ein Impflicht mit einem pf ist etwas anderes.

Ich finde es erstaunlich,

  • Wieviele Leute mit wieviel Wut und Überzeugung bekunden, dass sie sich niemals den Impfstoff, gerne auch „Plörre“ oder ähnlich genannt, in den Körper bringen lassen würden, weil ungetestet, gefährlich, krankmachend, Langzeitfolgen und so weiter. Niemand habe das Recht, ihnen das aufzuzwingen und in deren Körper zu bringen.
  • Ungefähr genauso viele Leute mit ungefähr demselben Tonfall ankommen und wettern, wenn ich mal erwähne, dass mich die Raucherei in Deutschland so stört und man hier in Berlin an jeder Ecke vollgequalmt wird.

Ich weiß zwar nicht, ob es sich um dieselben Leute handelt, aber zumindest der Tonfall ist derselbe.

Und ich hatte neulich mal mit einem persönlich zu tun, der mir einerseits kundtat, wie sehr er gegen die Impfung ist, das alles nicht nur für falsch, sondern für unzumutbar hält und ihm sowas nicht in den Körper kommt, und zum Rauchen zwar noch raus ging, aber sofort danach wieder reinkam, um mit mir das Gespräch zu suchen, und mir den ganzen Restgestank und -dreck direkt ins Gesicht atmete.

Doppelte Maßstäbe?

Amygdala-mäßig per Freund-Feind-Kennung unterschiedlich gewähltes Maßstabsarsenal?

Es ist jedenfalls nicht sehr glaubwürdig, wenn sich erhebliche Teile der Bevölkerung einerseits darüber aufregen, dass von einer Impfpflicht die Rede sei, obwohl das alles ungetestet sei, es zu diesen Krankheiten und jenen Todesfällen käme, das ja alles nicht medizinisch unbedenklich sei, und sie die Hoheit darüber behalten wollten, was in ihren Körper kommt und was nicht, man aber nicht die gleichen Maßstäbe auf das Passivrauchen anwendet.

Denn Passivrauchen ist nicht nur sehr unangenehm und hat gar keinen Nutzen oder Zweck, es macht – und das nicht ungetestet, sondern bekannt – auch sehr krank und tötet. Wir haben mit Sicherheit mehr Kranke und Tote durch Passivrauchen als durch COVID-19-Impfungen.

Man sollte also mal darauf achten, ob Impfgegner rauchen. Und wenn ja, wie. Ob sie beispielsweise in einer Demo rauchen und damit anderen giftige Stoffe in die Lunge bringen, während sie selbst dafür demonstrieren, ihren Körper frei von Stoffen halten zu können, die sie für ungesund halten.

Komischerweise nämlich berufen sich Impfgegner immer gerne auf irgendwelche Webseiten und Youtube-Videos, während Raucher es überhaupt nicht interessiert, ob Nichtraucher auf irgendwelche Webseiten und Youtube-Videos zur Gefährlichkeit des Passivrauchens hinweisen.

Und kommt mir jetzt nicht mit whataboutism.

Hier geht es um Glaubwürdigkeit, Doppelmaßstäbe, Amygdala und die Validität der Argumentationen.

Ich halte die Kombination, Raucher und Impfgegner zu sein, für unvertretbar.

Freilich steht es jedem frei, auch selektiv für Gift zu sein, also zu sagen, dass er Gift A toleriere, aber strikt gegen Gift B ist. Das steht jedem frei, für sich zu entscheiden.

Das Problem am Rauchen ist aber eben, dass man das Gift nicht nur sich selbst, sondern auch jedem in seiner Umgebung appliziert. Sich also einen Scheiß um die Entscheidung anderer kümmert, welche Gifte sie ihrem Körper zuführen wollen und welche nicht. Das Problem am Raucher ist ja auch nicht, dass er selber raucht, sondern dass er es damit anderen aufzwingt.

Deshalb sollte man sehr zurückhaltend sein, bevor man einem Raucher glaubt, dass er sich nicht impfen lassen will, weil er sich nicht aufzwingen lassen will, eine Substanz in den Körper zu bekommen, die er für ungesund hält, weil er das bei anderen ja auch nicht respektiert, sondern anderen Gift in den Körper einbringt.

Komischerweise nämlich könnte ich mich nicht an Protestdemonstrationen gegen das Passivrauchen erinnern.

Davon ganz abgesehen könnte man einen großen Teil der Impfgegner von der Impfung überzeugen, wenn man den Impfstoff mit irgendeinem Suchtstoff mischt, also zusammen mit Heroin, Opiaten, Nikotin, Kokain oder sowas als Sammelspritze anbietet (ich weiß, das geht nicht, weil das eine in die Vene muss und das andere dort falsch ist, aber das lässt sich bestimmt lösen). Dann würden die auch sofort wiederkommen und um die nächste Impfung bitten.