Ansichten eines Informatikers

Zivilisationsausfall

Hadmut
4.1.2022 18:38

Wird lustig.

Solche Berichte gab es schon öfters, jetzt schreibt auch FOCUS darüber, dass Unternehmen ihren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten können, weil die Strompreise zu hoch sind.

51 Euro kostete Großkunden die Megawattstunde Strom noch zu Anfang des Jahres. 20 Euro waren es für die Megawattstunde Erdgas am niederländischen Handelspunkt TTF, über den der europäische Markt abgedeckt wird. Zum Jahresende liegen die Preise bei 220 beziehungsweise 106 Euro pro Megawattstunde. Sie sind also um 331 beziehungsweise 430 Prozent gestiegen – und das, obwohl beide Kurse seit Anfang Dezember bereits wieder sinken.

Die hohen Preise bringen jetzt viele Unternehmen in Bedrängnis.

Derweil bejubeln wir, dass wir gerade drei Kernkraftwerke abgeschaltet haben und die Kohlekraftwerke auch bald dran glauben müssen.

„Wir verlieren unseren gesamten Cashflow und schreiben ab 1. Januar 2022 rote Zahlen“, sagt etwa Christian Schabert, Geschäftsführer der Rudolf Geitz GmbH aus dem bayrischen Dinkelsbühl, gegenüber dem „Handelsblatt“. Seine Firma stellt Kunststoffteile für die Automobil- und Elektronik-Industrie her.

Die Zerstörung der Industrie war aber doch das Ziel.

Und das wird sich auch so schnell nicht ändern, sagen Kenner der Logistik. Vielmehr werde sich unser Kaufverhalten verändern müssen. Bestimmte Produkte dürften gar nicht mehr angeboten werden. Zudem wird es in der Logistik durch die steigenden Preise für CO2-Emissionen zu einer grundsätzlichen Veränderung kommen. Das wird sich auch ganz direkt auf die Privatkunden auswirken, denn dadurch wird sich die Paketlieferung verteuern. […]

Aber die aktuellen Probleme in den Lieferketten führen auch dazu, dass einzelne Waren aus asiatischer Fertigung gar nicht mehr angeboten werden. Denn der um bis zu 500 Prozent gestiegene Preis für den Seetransport schlägt gerade bei günstigen Gütern durch. „Einfache Erzeugnisse wie voluminöses Kinderspielzeug aus Plastik werden teilweise nicht mehr verkauft und temporär aus dem Sortiment genommen“, sagt Simon. Bei diesen Gütern liegen die Transportkosten über den Kosten für die Produkte selbst.

Für manchen Einzelhändler oder Baumarkt ist auch der Plastikstuhl für den Garten aus Übersee durch den teuren Containertransport gerade kein lohnendes Geschäft – und wird es wohl auch so schnell nicht mehr. „Die Probleme in den Lieferketten werden das gesamte Jahr 2022 andauern“, sagt Simon, „allerdings bereits mit abnehmender Tendenz.“

Hat auch was mit fehlender Redundanz und Überoptimierung zu tun:

„Vor der Pandemie haben wir in der Logistik einen Peak bei der Effektivität erreicht. Das bedeutet aber auch: Es ist alles sehr auf Kante genäht“, sagt Dachser-Miteigentümer Simon. Jetzt habe die Liefersicherheit bei den Kunden aus der Industrie als Thema plötzlich Priorität, während es davor oft nur um Kosten gegangen sei.

Das Virus machte deutlich, wie wenig robust die Lieferketten oftmals sind. Vielfach gibt es keinen Ersatz für Lieferanten oder keine Notbevorratung in den Lagerstätten, um Transportprobleme abfangen zu können. Das ändert sich erst allmählich. Regionale Lagerhallen in mehreren Ländern statt zentraler Warenlager an wenigen Plätzen der Welt sind dafür nötig. Auch die Zahl der Lieferanten muss sich erhöhen, um Abhängigkeiten zu verringern.

Geile Kombination:

Wegen der Strompreise können wir Kunststoffteile nicht mehr selbst herstellen.

Und wegen der CO2-Abgabe können wir sie nicht mehr importieren.

Das wird lustig.