Ansichten eines Informatikers

Kassierstromzähler

Hadmut
1.1.2022 19:09

So wird’s laufen.

Leser wiesen darauf hin, dass es Stromzähler mit Münzeinwurf, sogenannte „Kassierstromzähler“, auch früher schon gab.

Sowas kenne ich vom Campingplatz, wo man Münzen am Duschautomaten für Warmwasser einwerfen muss. Blöd, wenn dann das Wasser weg ist, während man gerade die Haare voller Shampoo hat.

Und es erinnert mich doch wieder so nostalgisch an meine Universitätszeit. Selbst hatte ich das sowas nicht, aber ich habe ja einige Male den „O-Phasen-Tutor“ gemacht, und da mal einen „O-Füssler“ dabei, der gar schrecklich darüber fluchte. Wegen bitterer Wohnungsnot hatte der nur ein Zimmer in einer Tänzerinnen-WG gefunden. Wer die Verhältnisse an der Uni Karlsruhe kennt, jedenfalls die zum Zeitraum meines Studiums, weiß, dass der Straßenbordellbereich (Brunnenstraße) fast direkt gegenüber der Uni Hauptverwaltung ist. (Böse Zungen wie ich sagen ja, dass das größere Bordell inzwischen der akademische Meinungs- und Gefälligkeitsgutachtenstrich in der Uni selbst ist.) Und in der Kaiserstraße direkt gegenüber der Uni gab es so diesen Übergangsbereich zwischen Bordell und Hochschulbedarf, das ging da von der seinen Seite so kontinuierlich von den Bordellen über die Striplokale, die Copy-Shops zu den zwei großen Uni-Buchhandlungen über, so ein sanfter Übergang vom Rotlicht- zum Akademikerbetrieb. War immer sehr amüsant, weil man zu den meistfrequentierten Studentenkneipen und dem Studentenzentrum Z10 (Zähringerstraße) auf dem kürzesten Weg durch den Bordellbereich der Brunnenstraße ging, wo man die Damen dann im Schaufenster sehen konnte. Die boten sogar Studententarife zu den umsatzschwachen Zeiten an.

Und über diesen Bordellen und Striplokalen in der Brunnen- und der Kaiserstraße gab es Wohnungen, die überwiegend in den Bordellbetrieb eingebunden waren, oder der Unterkunft der Damen der verschiedenen Gewerbezweige dienten. Eine Studentin kam nur in einer reinen, seriösen Studenten-WG im 1. OG direkt zwischen den Bordell-Wohnungen und über dem Straßenbordellbereich unter, und wir hatten da mal eine O-Phasen-Fete in dieser WG, und haben nicht nur ihren wundersamen Berichte über ihre Beobachtungen und Erlebnisse da gelauscht, sondern auch mal eine Stunde hinter der Gardine dem Bordellbetrieb da unten zugesehen und abgelästert.

Ein Student dagegen hatte nur ein Zimmer in einer Stripteasetänzerinnen-WG in der Kaiserstraße über den Tanzlokalen gefunden. Er war davon eigentlich sehr begeistert, weil die nicht nur sehr nett wären, sondern auch grundsätzlich nackt rumliefen, weil sie nicht einsähen, dass sie in der Wohnung mehr anhätten müssten als am Arbeitsplatz direkt darunter, sie kostenlos für ihn tanzten, und in keiner Weise negativ reagierten, wenn er gierig glotzte, sondern sie im Gegenteil sogar darauf bestanden. Weil aber die Fluktuation da so hoch sei und die oft verschwänden, ohne ihre Rechnung zu zahlen, habe der Betreiber des Etablissements, der gleichzeitig auch der Vermieter der Zimmer war, dort an allem und jedem Münzzähler für Strom und Wasser installiert. Anscheinend hatte man da einen größeren Posten für Peepshows gekauft und Geräte über. So gut es ihm gefiel, dass die Wohnung ständig voller gutaussehender, nackter, problemlos begaffbarer Frauen war, so sehr fluchte er darüber, dass er ständig für alles und jedes Markstücke brauchte. Zum Kochen, Duschen, für einfach alles, müsse erst ständig irgendwo Markstücke einwerfen. Eigentlich wie in der Peepshow, nur umgekehrt: Nackte Frauen gab es gratis, aber für den ganzen Rest musste man Markstücke einwerfen. Der hat ständig Markstücke und immer das Wechselgeld gesammelt. Da an einer technischen Uni aber viele nach dem ersten Semester aufgeben und sich die Wohnungssituation deshalb immer zum Sommersemester entspannt, zog er da nach dem ersten Semester wieder aus. Der Hauptgrund waren wohl die Münzautomaten.

Bald sind wir dann wieder da angekommen.