Ansichten eines Informatikers

Ein Schiff namens Horst

Hadmut
30.3.2021 12:29

Selbst nach jahrelangem akribischen Studium der Gender Studies stellen sich mir immer noch Fragen, die ich nicht lösen kann.

Schiffe gelten ja im Sprachgebrauch als feminin. Meist werden sie nach Frauennamen benannt („Kunigunde”), auch Galionsfiguren sind fast immer weiblich. Und selbst wenn sie nach Begriffen benannt werden, die einen anderen Genus haben, werden sie schlagartig feminin. Es heißt zwar das München, sofern Städtenamen überhaupt mit Pronomen verwendet werden (vgl. „Das alte München”), aber kaum heißt ein Schiff München, heißt es, man gehe an Bord der München.

Selbst wenn Schiffe nach allgemein Begriffen benannt werden, sind die meistens im Genus femininum, etwa „Die Hoffnung läuft aus”. Überigens einer der Gründe, warum man ein Schiff nicht Windel nennen sollte. Weil solche allgemeinen Begriffe eben oft im femininum liegen.

Das nun wieder macht Sprache so anfällig für die unendliche Dummheit der Feministinnen und Genderasten, die nichts begreifen und nichts wissen, aber alles ändern wollen. Wie hier schon beschrieben, wie uns damals in der Schule aber schon irgendeiner der Latein- oder Griechisch-Lehrer erklärte, sind die Genera ursprünglich nämlich gar nicht nach dem Geschlecht der Menschen bezeichnet, sondern bezeichneten Konkretisierungen/Einzelfälle und Verallgemeinerungen, und vor allem aus dem Indogermanischen als Ableger der Frage, ob etwas im Satz Subjekt oder Objekt ist, entstanden ist, deshalb in den Bereich der Deklination gehört. Ursprünglich gab es nur das Menschen- und das Sachen-Genus, weil Menschen handeln und Sachen nur behandelt werden. Ich hatte schon mal Unmut verschiedener Leser auf mich gezogen, als ich mal unter Anwendung der wenigen mir verbliebenen Restkenntnisse aus dem Altgriechisch-Unterricht zum Besten gab, dass die typischen Behörden-, Linken- und Gendersprache, nämlich alles zu passivieren, ziemlicher Blödsinn und Werk von Sprachkrüppeln ist, denn Sachen sind nicht passivitätstauglich.

Ich will es erklären:

In den alten Sprachen, damals, so zur Zeit der alten Griechen und davor, als Philosophen intellektuell noch oberhalb von Mülltonnen rangierten, brachtete man das Passiv noch als eine gewisse besondere Tätigkeit und nicht nur als marxistischen Rhetorikkniff, das Subjekt zu verschweigen. Ein Mensch kann sich waschen lassen, und das passiv tun, weil er in der Lage ist, dabei selbst etwas zu empfinden, zu denken, zu spüren. Es ist ein Unterschied, ob man sich selbst wäscht, oder gewaschen wird, auch von der Rangordnung und so weiter, so wie es etwas über den Respektierten aussagt, wenn er respektiert wird. Das Passiv ist nicht einfach ein umgedrehter Satz oder ein Satz ohne Subjekt, sondern es sagt etwas Besonderes über das Passivobjekt aus, es ist eine eigene Satzaussage. Wenn jemand gewählt wird, dann ist das keine Aussage über anonyme Wähler, sondern darüber, dass er jetzt Präsident ist. Der Gewählte. Ein Passivsatz ist nicht einfach nur eine umgestellte Aussage, es ist eine andere Aussage. Ein Stein kann deshalb nicht gewaschen werden, weil er dabei nichts spüren kann, sich des Vorgangs nicht bewusst sein kann. Ihm fehlt das Aktivistische um so passiv zu sein, dass er im Passiv stehen könnte. Deshalb kann zwar Susi (solange sie lebt) zwar von Fritz gewaschen werden, aber nicht ein Stein. Weil Susi das erleben kann, der Stein aber nicht. Fritz muss den Stein waschen, im Aktiv, weil Fritz der Handelnde ist. Und wenn Susi dann tot ist und es an ihre Leichenwaschung geht, kann sie auch nicht mehr gewaschen werden, denn sie ist ja tot, dann muss Fritz sie schon waschen. Weil nur Fritz noch handlungs- und erlebensfähig ist.

Deshalb rollen sich mir immer die Zehennägel, wenn die Soziologen, besonders die Genderdeppen daherkommen mit ihren Deppenformulierungen wie „kann verstanden werden als…” daherkommen und uns Sprachvorschriften machen wollen oder sich gar als „Sprachwissenschaftler” ausgeben und gar eine Professur darin innehaben. Allein schon dieses omnipräsente „kann verstanden werden als…” ist ein ausreichender Beleg für die flächendeckende Dummheit und Unfähigkeit der Sozial- und Geisteswissenschaftler einschließlich ihrer Philosophen, denn die sprachlich richtige Aussage wäre „Wir können x als y verstehen” (was semantisch immer noch falsch ist, denn wenn man sich dabei eine Wahlfreiheit herausnimmt, hat man es nicht verstanden, sondern interpretiert oder ausgelegt).

Das ist einer der Gründe, warum ich die ganze linke Gender- und Philosophenbande für so abgrundtief und irreparabel dumm halte. Sie wollen uns Sprachvorschriften machen und erklären, was gute und was schlechte Sprache ist, haben aber nicht mal elementare Zusammenhänge und Eigenschaften der Sprache verstanden. Es ist einfach nur allerdümmstes Marxistengeschwätz, Dummes von Dummen für Dumme. Universitäten als Großproduzenten von Dummheit.

Ich finde es beispielsweise bezeichnend, wenn Feministinnen als Dame und nicht als Frau angesprochen werden wollen, weil man ja Männer auch als Herr und nicht als Mann anspreche. Sie kapieren nicht, dass „Frau” bereits der Herrschaftstitel ist und Frauen schon höher bezeichnet werden als Männer, weil das Gegenstück zum Mann das Weib ist und Frau schon das Gegenstück zum Herrn. Reicht ihnen aber nicht, sie wollen gleich den Adelstitel der Dame. (vergleiche im Englischen: Dame = Freifrau, gegenstück zum Baron = Freiherr).

Und wie mir eben schon irgeiner meiner Latein- und Griechischlehrer mal sagte und in besagtem Blogartikel samt neuerer lesenswerter Quelle schon angesprochen hatte: Die Zuordnung der sprachlichen Genera zu den sexuellen Geschlechtern ist eine Erfindung von Lehrern der Neuzeit, um den Kindern das Erlernen zu erleichtern. Das als maskulinum und femininum zu bezeichnen war nur eine Lerneselsbrücke, aber entspricht nicht der Sprache. Und geistig beschränkt, wie sie nunmal sind, springen Feministinnen sofort drauf an. Aber wollen allen alles erklären.

Nun erwarte ich natürlich bei weitem nicht von jedem, das zu wissen. Aber von denen, die als Sprachwissenschaftler vom Steuerzahler bezahlt werden (hier passiv, weil sie das Geld bekommen und vereeinnahmen und ich eine Verhaltensweise daran knüpfe), erwarte ich selbst von den Marxisten unter ihnen, dass sie Kenntnis von dem haben, wofür sie bezahlt werden und was sie anderen vorschreiben.

Dieses ganze Gendersprech, was die da gerade durchpeitschen, ist nichts anderes als der Ausdruck grenzenloser, unendlicher Dummheit

In Berlin, in einem Seitenarm der Spree, dem Spreekanal, habe ich heute morgen ein Schiff namens „Horst” gesehen.

Und auf dem Rückweg ging mir die Frage durch den Kopf, ob ich beim Besteigen desselben nun an Bord der Horst oder des Horst ginge.

Ich tendiere allerdings schon aus rein eigennützigen Gründen dazu, an Bord der Horst zu gehen, denn es könnte einen missverständlichen Eindruck erwecken, wenn über mich gesagt würde (man beachte die Komponente der persönlichen Betroffenheit in dieser Passiv-Konstruktion), ich hätte den Horst bestiegen.