Ansichten eines Informatikers

Das Reformkonzept der CDU für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Hadmut
20.3.2021 12:38

Wie sich das so trifft. Verblüffende Ähnlichkeit mit meinen Stellungnahmen.

Bei SNA-News gibt es einen Artikel (16:57, 19 März 2021, also auch nach meinem Vortrag erst veröffentlicht) darüber, dass die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU ein Reformkonzept für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorgelegt habe.

Dennoch gebe es erheblichen Reformbedarf, weil sich Angebote und Nutzerverhalten verändert hätten, so die Verfasser.

Studien zufolge wandern vor allem junge Medienkonsumenten zu Streamingdiensten und On-Demand-Portalen. Das kann danach mittelfristig dazu führen, dass diese Anbieter immer mehr das sogenannte lineare Fernsehen ablösen werden. „Linear“ steht dafür, dass Programme 1:1 gesendet und direkt empfangen werden. Nicht-lineares Fernsehen bezeichnet dagegen die zeitversetzte Nutzung von TV-Sendungen durch die Zuschauer.

Die MIT schlägt mit Blick auf die Kosten vor, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk bei der Übertragung von Live-Sportereignissen und beim Unterhaltungsangebot kürzertritt. Solange ein Sportereignis im frei empfangbaren TV live zu sehen sei, könne und solle der beitragsfinanzierte Rundfunk sich auf Zusammenfassungen, Nachrichten und Hintergrundberichte beschränken. Auch in puncto Unterhaltung soll er sich nicht am Wettbewerb mit privaten Anbietern um die höchsten Einschaltquoten orientieren, sondern an seinem öffentlichen Auftrag, so die CDU-Mittelständler.

Auf der anderen Seite wollen sie das Informations-, Bildungs- und Kulturangebot der Sender ausbauen:

Wow. Das ist mal eine Idee, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk an seinem öffentlichen Auftrag orientieren sollte. Gut, nachdem die beim Rundfunk da selbst nicht drauf kommen…

Kostspielige Mehrfachstrukturen

Laut dem Papier sollen Strukturen und Verbreitungswege des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ebenfalls reformiert werden. Die bisherige Basis aus linearen Fernseh- und Radioangeboten sei um Online-Angebote erweitert worden. Zugleich gebe es aber auf nationaler und regionaler Ebene viele inhaltlich ähnliche Programme der öffentlich-rechtlichen Radiosender. Ihre Zahl sei trotz der Online-Angebote und der 274 privaten Radiosender in den letzten zehn Jahren von 58 auf 74 gestiegen. Für die – je nach Zählweise 12 bis 21 – öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gebe es zudem fast durchweg eigene Zentralverwaltungen und damit Mehrfachstrukturen.

Diese kostspieligen Mehrfachstrukturen wollen die Reformer von der MIT beseitigen und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten langfristig unter einem Dach vereinen. Das ermöglicht aus ihrer Sicht gemeinsame Verwaltungs- und Produktionseinrichtungen, ohne die inhaltliche Vielfalt zu gefährden. In ihrem Papier heißt es: „Die künftige Sendeanstalt unter einem Dach bietet verschiedene nationale Programme und regionale Fenster an. Sie unterhält dafür Korrespondentenbüros (regional, national, international) und Fachredaktionen, die für alle Ausspielwege produzieren (nicht mehr getrennt nach Sendern oder Sparten).“

Das hat nun erstaunliche Ähnlichkeit mit meinen Empfehlungen gegenüber den Landtagen Sachsen und Thüringen.

Nämlich für alles das, was gut zentralisierbar ist (Personalverwaltung usw.) eine Zentrale oder eine Art Genossenschaft zu bilden, und ansonsten kleine Redaktionen, Büros, Produktionsgesellschaften, die dann etwa Nachrichtensendungen oder Talkshows und sowas produzieren und – je nach Einschaltquote und Dringlichkeit – entweder per Rundfunknetz (DVB-*) oder eben per Mediathek/Streaming verteilen.

Und die Rundfunkanstalten wie MDR, WDR, NDR, ZDF einfach komplett weg.

An der Stelle stimme ich mit denen überein. Oder eigentlich die mit mir.