Ansichten eines Informatikers

Nächste Begriffsänderung: Schiffsbrüchige

Hadmut
20.1.2021 22:20

Und weiter geht’s mit der kontinuierlichen Sprachpanscherei. Update

Jetzt kommt die FAZ und schimpft: Seenotrettung : Deutschland übernimmt weniger Schiffbrüchige als zugesagt

Keine Schlauchbootende oder Schiffsbrechende, nicht mal Freischwimmende, jetzt also dann doch wieder „Schiffsbrüchige”.

Bei der Aufnahme von schiffbrüchigen Flüchtlingen bleibt Deutschland einem Bericht zufolge seit Jahren hinter seinen Zusagen zurück. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete. Demnach konnten mit Stand 21. Dezember 2020 seit Juni 2018 insgesamt 845 Geflüchtete nach Deutschland kommen, die zuvor im Mittelmeer aus Seenot gerettet worden und entweder in Malta oder in Italien an Land gekommen waren.

Ich halte das für einen Brüller.

Normalerweise beruht Schiffsbruch ja auf einem unvorhergesehenen Unglück. Etwas nicht vorhergesehenes.

Die aber nun planen ihre Schiffsbrüche offenbar auf Jahre hinaus als Kontingente im Voraus.

Kauft man da die Eintrittskarten wie im Theater? Wir hätten noch zwei Karten für den Schiffsbruch übermorgen, aber nur zweite Reihe, Sicht nicht so gut, und die Wettervorsage sagt kaltes Wetter voraus? Oder vielleicht am Sonntag? In der Matinee hätten wir noch was frei, sonntags lassen wir zwei sinken.

Nach Ministeriumsangaben seien dabei 181 Personen, die in Malta und Italien angeschifft wurden, nicht nach Deutschland gebracht worden, weil die Voraussetzungen für eine Überstellung nicht vorlagen. In den meisten Fällen (114) habe das am Ergebnis von Sicherheitsüberprüfungen gelegen, in einigen Fällen aber auch daran, dass die Betroffenen nicht nach Deutschland hätten kommen wollen.

Wie? Die buchen die Titanic-Tour „Teutonien” und wollen dann gar nicht dahin?

Es geht um Schiffsbrüchige, die man retten müsste, aber dann gehen die wegen „Sicherheitsüberprüfungen” nicht durch?

Ich finde das überhaupt sagenhaft, wie gut man in ein einer sozialistischen Planwirtschaft sogar die Zahl der Schiffsbrüchigen so genau planen und kontingentieren kann. Warum bringt man Schiffsbrüchige eigentlich nicht dahin zurück, woher sie kommen?

Und wenn die gar nicht nach Deutschland kommen wollten, dann waren die vielleicht ja sogar echte Schiffsbrüchige, die gar nicht ausreisen und eigentlich nur wieder nach Hause wollten, aber von fiesen Schleppern gekidnappt wurden?

In Deutschland hatten die meisten Betroffenen mit ihren Asylanträgen dann keinen Erfolg, wie es weiter hieß.

Ach, gar? „Schiffsbrüchige” stellen Asylanträge? Weil sie vom klimasteigenden Meer politisch verfolgt werden und das Wasser wieder versuchen würde, sie zu ersäufen? Poseidon persönlich ist hinter mir her?

Am tollsten finde ich diesen Satz:

Zudem seien nach Kenntnis der Bundesregierung 187 Personen untergetaucht.

„Untergetaucht” ist da so herrlich doppeldeutig.

Update: Ein Leser schreibt

Ich bin für „Unertrunkene“.

Oh, ja, das trifft den modernen Sprachstil genau.