Ansichten eines Informatikers

Des Quantencomputers deutsche Notwendigkeit

Hadmut
15.1.2021 21:33

und des Lesers Spott. Meine Anmerkungen obendrein.

Heise berichtet, dass wir jetzt ganz total und schrecklich schnell endlich Quantencomputer bräuchten.

Expertenrat: Deutschland muss in wenigen Jahren Quantencomputer bauen

Bis 2030 sollen Wirtschaft und Forschung “an der Spitze des internationalen Wettbewerbs” einen Quantenvorteil für praxisrelevante Anwendungen demonstrieren.

Eine von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission hat eine “Roadmap Quantencomputing” erstellt. Die 16 Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft fordern: Deutschland müsse in fünf bis zehn Jahren “im Verbund mit den europäischen Partnern in der Lage sein, an der Spitze des internationalen Wettbewerbs einen anwendungstauglichen Quantencomputer zu bauen und zu betreiben”.

“Unser Meilenstein: international wettbewerbsfähige Quantenrechner mit mindestens 100 individuell ansteuerbaren Qubits und Skalierungspotenzial auf 500 Qubits”, heißt es in dem jetzt publik gewordenen Papier.

Sagt ein „Expertenrat”:

Um eine gemeinsame nationale Strategie für das Quantencomputing zu erarbeiten, hat die Bundesregierung ein Gremium aus hochrangigen Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft beauftragt, die zentralen Herausforderungen in diesem Feld zu benennen und Handlungsempfehlungen für das zukünftige Vorgehen auszusprechen. Dieses Gremium hat die vorliegende „Roadmap Quantencomputing“ erarbeitet.

Nach Internet-of-Things, Block-Chain, Künstlicher Intelligenz und gerechten Algorithmen ist es jetzt also Quantencomputing, wo wir unbedingt ganz vorne mitmischen müssen (und wie bei den anderen Themen ganz sicher auch werden.)

Wie wichtig kann es sein?

Ja, spottet ein Leser:

und wer seinen Forschungsantrag nicht richtig gendert, fliegt raus….

Ja, das ist so. Solange es wichtig ist (und das ist es im Forschungsbereich längst überall), wieviele Frauen, Migranten oder sonstwas beteiligt sind und ob das alles in Gender-Sprache verfasst ist, kann es nichts mit wichtig zu tun haben. Solange solcher Ideologie-Scheiß höhere Priorität hat als die Sache selbst, kann die Sache selbst nicht wichtiger als ein Rummelplatz sein.

Da könnte der genialste Wissenschaftler, das nobelpreisverdächtigste Genie einen Antrag stellen, ohne Frauenteilhabe und Gendersprache würde der rigoros abgelehnt.

Das Prinzip der Korruption und der Verblödung durch Postendurchsetzung mit Inkompetenten zieht alles runter.

Was ist eigentlich bisher draus geworden?

Ich fange schon wieder mal von meinen Uni-Erlebnissen an.

So ungefähr ein, vielleicht zwei Jahre vor meinem Krach mit der Uni, also so um 1996 genau kann ich es aus dem Gedächtnis nicht mehr datieren, fing der Professor, bei dem ich damals war, Beth, plötzlich an, den großen Quantencomputing-Experten zu geben. Blubberte ein bisschen was von Quantenzuständen und gab sich als den größten Experten aus, der rumläuft. Ich hatte doch schon die Schote erzählt, wie ich Beth damals das erste Smartphone, den Nokia 9000 Communicator, beschaffen musste. Obwohl das Ding im Prinzip sogar faxen konnte, und Beth ja Fax für die einzige einem Informatikprofessor würdige Kommunikationsform hielt, war das Ding nur voll in Betrieb zu setzen, wenn man es an E-Mail angebunden hat. Ich weiß nicht mehr, ob das Ding schon IMAP konnte oder noch per POP funktionierte. Aber weil ich damals ja auch Mail-Admin war, habe ich das eingerichtet. Obwohl Beth nie verstanden hat, wozu eine E-Mail-Adresse gut sein soll und nicht davon abzubringen war, dass in das Feld für die address die Anrede wie „Lieber Herr …” rein muss, gab er auf die Frage, welche Mail-Adresse ich für ihn eintragen sollte, die Antwort, es müsse unbedingt bqft@… sein: bqft für Beth-Quanten-Fourier-Transformation.

Genau so, wie er sich einst als Kryptologe ausgegeben hatte, gab er sich nun überall als Quantencomputing-Experte aus, der die Quanten-Fourier-Transformation erfunden habe.

Ich habe inzwischen mal überlegt, ob das damals mit meinem Promotions-Crash mit dem Bundesnachrichtendienst zu tun gehabt hatte. Denn Beth hatte damals auch – eher leise – verkündigt, nicht mehr in Kryptographie zu machen. Ich hatte das damals so interpretiert, dass man ihm halt den Finanzhahn abgedreht hatte, weil keine Ergebnisse und – Lacher! – zu wenig Promotionen rausgekommen waren.

Zu meiner Zeit gab es noch solche Witzaktionen wie die Bestellung einer optischen Bank für Quantenversuche, die er ganz, ganz dringend haben wollte und wie ein Bekloppter einfach drauflosbestellte. Das ist so ein riesige Metallplatte, so 20 oder 30 cm dick (aber nicht massiv, innen mit Waben stabilisiert), auf die man die optischen Instrumente schraubt und die dazu mit vielen Schraublöchern versehen ist, und die sich natürlich nicht mal im Mikrometerbereich und nicht mal noch deutlich darunter verwinden darf (sichtbares Licht: 300 bis 780 nm), weil es da natürlich auf Interferenzen im Wellenlängenbereich ankommt. Jemand mit Ahnung sagte mir mal, dass es eine ziemliche Schnapsidee sei, sowas in ein 2. OG eines Informatik-Bürogebäudes zu stellen, in dem jede Menge Studenten rumtrampeln und nebendran eine mehrspurige Hauptverkehrsstraße verläuft. Normalerweise stelle man sowas im Keller eines seltenst besuchten Gebäudes auf, weit weg von jeder Straße, in einem Keller auf einem stabilen Fundament, und dazu gelagert in einem großen Sandkasten. Dann könnte es vielleicht was werden.

So weit kamen wir aber gar nicht, weil Beth einfach verpennt hatte, mal nachzumessen, ob das Ding überhaupt in den Lastenaufzug des Informatikgebäudes passt.

Es passte nicht.

Man hatte es aber bereits geliefert wie bestellt.

Und so lag das Ding zum Ärgernis der Kollegen im Erdgeschoss längere Zeit in eine Holzkiste verpackt im Flur im Erdgeschoss. So schwer, dass man den Abdruck im Boden noch Jahre später sehen konnte, wahrscheinlich noch heute, falls der Bodenbelag nicht erneuert wurde.

Man hatte eine Spedition gefragt, ob man das Ding durchs Treppenhaus tragen könnte, aber die lehnten ab. Das sei so schwer, dass er seine Leute damit nicht umbringe. Er habe einen Hubwagen, mit dem der das Ding innerhalb der Etage transportieren und auf die Beine heben könne, aber es vom Erdgeschoss ins 2. OG zu schaffen, sei unser Problem.

Wir hatten überlegt, das mit einem Kranwagen durch ein Außenfenster reinheben zu lassen, es gab aber von der Uni-Verwaltung eine klare Ablehnung, die Zierrohre am Gebäude absägen zu lassen, und sonst ging’s nicht.

Ich hatte noch die – nicht so ganz ernst gemeinte – Idee aufgeworfen, dass das Haupttreppenhaus am Gebäudevordereingang doch rund sei und oben mit Glas abgedeckt. Die Glasscheiben seien doch nicht so teuer und entfernbar, und diese Riesenplatte per Kran von oben in das Treppenhaus herunterzulassen der wohl billigste Weg und außerdem gleich eine erstklassige PR-Aktion – dann wüsste schließlich jeder, was bei Beth so abginge. Ich wurde für verrückt erklärt und der Vorschlag auch aus technischen Gründen abgelehnt, weil das ganze Gebäude einzustürzen drohe, wenn der Kran auf das Gebäude kippt oder diese Platte aus der Aufhängung rutscht, fünf Etagen weit bis in den Keller aufschlägt und das Fundament zertrümmert.

Das wurde hochnotpeinlich, weil man von allen Seiten Druck auf Beth ausübte, dass er endlich seine optische Bank aus dem Erdgeschoss wegräumen solle, weil das Ding halt riesig groß war und übel im Weg stand, er aber auch keinen Weg fand, das Ding nach oben zu bringen oder wieder zurückzugeben. Der Hersteller wollte es auch nicht wieder haben.

Irgendwann erbarmten sich die Physiker und kauften ihm das Ding ab, weil sie gerade eins brauchten und er ihnen Rabatt einräumte. Deren Lastaufzüge sind für sowas nämlich groß und stark genug.

Er kaufte dann nochmal eine, gleiche Größe, nachdem der Hersteller ihm gesagt hatte, dass es die – wegen genau dieses Problems, das auch ander ehaben – auch aus zwei Teilen gibt, die man dann zusammenschraubt. Es wäre hilfreich, sich erst zu informieren und dann zu bestellen. Die Einzelteile passten dann auch in den Lastenaufzug im Informatik-Gebäude. Auf mein nachhaltiges Insistieren bestätigte die Univerwaltung eine ausreichende Deckentraglast. Sonst wäre die Show perfekt gewesen, wenn man das Ding entweder auch beim zweiten Exemplar nicht hätte aufstellen dürfen oder das einfach durch die Decke gebrochen wäre.

Mir wäre nicht bekannt, dass man da – außer der geplanten Angeberei und der tatsächlich erfolgten Blamage Beths – jemals irgendwas mit dieser Platte erreicht hat, außer dass das Ding fürchterlich im Weg stand und einen ganzen Raum belegt hat.

Aber: Für solche Windbeutel hat man schon in den Neunziger Jahren enorme Forschungsgelder verbrannt.

Und obwohl die da nun seit 25 Jahren dran forschen und Geld verbrennen, kommt man heute nun rum und fordert, wir bräuchten endlich mal Quantencomputer.

Weil unsere Forschungslandschaft mit geldverbrauchenden Deppen durchseucht ist.

Warum eigentlich gibt es keinen Untersuchungsausschuss, der der Frage nachgeht, warum in anderen Ländern aus Forschungsgeldern Quantencomputer wachsen und bei uns nur Frauenquoten?