Ansichten eines Informatikers

Wer hat eigentlich die von-Schirach-Sendung gesendet?

Hadmut
4.1.2021 14:48

Es wird doch sehr seltsam. [Update 2]

Ich hatte doch eben erwähnt, dass mir nicht ersichtlich ist, welche Sendeanstalt der ARD eigentlich diese von-Schirach-Sendung gesendet hat. Und weil es mir nicht ersichtlich ist, hatte ich beim Presseservice von „Das Erste” angefragt.

Da kann man sich natürlich schon überlegen, ob das nicht ein Widerspruch in sich ist, denn wie könnte jemand, der als Rechtsperson nicht existiert, einen Presseservice haben?

Trotz des logisch-juristischen Widerspruchs und Existenzparadoxons antworten sie einem:

Sehr geehrter Herr Danisch,

es ist vollkommen richtig: Die ARD und auch Das Erste sind keine Rechtspersonen, wohl aber die ARD Degeto, die ja auch Produktionsverträge abschließt. Im Fall von “Ferdinand von Schirach: Feinde” war die ARD Degeto Auftraggeber der Produktion und auch redaktionell verantwortlich.

Dies wurde auch gesagt und ist ja auch bei Ihnen angekommen.

Viele freundliche Grüße

Dr. […]

Erstes Deutsches Fernsehen
Programmdirektion
Presse und Information
Arnulfstraße 42
80335 München

Das wirft Fragen auf.

Nicht nur die, wie das Erste Deutsche Fernsehen, wenn es doch nicht existiert, außer einem Presseservice nun auch noch eine Programmdirektion haben kann.

Sondern auch, wie die ARD Degeto dazu kommt, inhaltlich zu senden. Schauen wir uns mal das Selbstverständnis der Degeto an:

Die Degeto Film GmbH

Die ARD Degeto ist ein 100%iges Tochterunternehmen der ARD. Ihre Gesellschafter sind die neun Landesrundfunkanstalten bzw. deren Werbetöchter. Die ARD Degeto erwirbt fiktionale Programme für das ARD-Gemeinschaftsprogramm Das Erste, die Dritten Programme der Landesrundfunkanstalten (BR, HR, MDR, NDR, RB, RBB, SR, SWR, WDR), 3sat, ARTE sowie für ONE , die ARD-Mediathek und die ARD-Spartenkanäle. Die Programmbeschaffung erfolgt durch Auftrags- und Koproduktionen sowie Lizenzkäufe von Spiel- bzw. Fernsehfilmen und Serien in redaktioneller Verantwortung. Daneben leistet die ARD Degeto vertragstechnische und administrative Dienstleistungen für ARD Gemeinschaftsproduktionen und Anstaltsbeschaffungen. Ihr obliegt auch die Verwaltung der Programmbestände und deren Bereitstellung für die ARD. In 2019 lieferte die ARD Degeto an die Programme 691.518 Sendeminuten für 9.695 Sendetermine.

Ach, gar. Die ARD existiert nicht, hat aber ein 100%iges Tochterunternehmen.

Sie erwirbt Programme, ist für die Programmbeschaffung zuständig. Wikipedia beschreibt es als

Die Degeto Film GmbH (kurz Degeto, auch ARD Degeto; Kunstwort aus Deutsche Gesellschaft für Ton und Bild)[4] ist die gemeinsame Filmeinkaufsorganisation der ARD. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main auf einem Nebengelände des Hessischen Rundfunks (HR) und beschäftigt 89 Mitarbeiter. Ihre Gesellschafter sind die Landesrundfunkanstalten der ARD bzw. deren Werbetöchter.

Aufsichtsratsvorsitzende ist seit 2019 die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger (zuvor von 2018 bis 2019 Lutz Marmor). Den Vorsitz der Gesellschafterversammlung führt Ulrich Wilhelm seit 2012.

Das kommt mir jetzt sehr komisch vor. Denn mit Tochterunternehmen habe ich mich beruflich schon so ein bisschen auseinandergesetzt, weil ich selbst in einem arbeite. Nur weil die Rundfunkanstalten Gesellschafter der Degeto sind, heißt das noch lange nicht, dass die etwas, was die gekauft hat, einfach so entnehmen und senden können. Nur weil man Gesellschafter eines Unternehmens ist, kann man nicht einfach in deren Lager spazieren und sich was rausnehmen. Im Prinzip ist so eine Einkaufsgemeinschaft eigentlich eine Genossenschaft.

Und nur, weil sie einkaufen dürfen, heißt das noch lange nicht, dass die Degeto eine Rundfunklizenz hat und selbst senden darf. Oder „redaktionell verantwortlich” sein könnte. Einkaufen und Senden sind zwei verschiedene Dinge.

Wer ist dann eigentlich rundfunkrechtlich dafür verantwortlich, was die senden? Welchem Landesrecht oder Staatsvertrag unterliegen die dann?

Ich habe nochmal zurückgefragt, welcher Rundfunkrat dann eigentlich der zuständige wäre.

Geldwäsche?

Würde mich mal interessieren, was die Intendanten da noch nebenbei verdienen, wenn sie über ihre schon exorbitanten Gehälter auf diesem Umweg vielleicht noch mehr Geld aus dem ARD-Topf bekommen, als bisher über ihre Gehälter öffentlich angegeben.

Update: Das Erste schrieb mir, das müssten sie jetzt erst mal selbst in Erfahrung bringen, welcher Rundfunkrat eigentlich für Programmbeschwerden zuständig ist, wenn Degato gesendet hat.

😀

Update 2:

Zuständig für die ARD Degeto ist der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks (die Sitzanstalt in Frankfurt). Sie könnten also Ihre Beschwerde an den Rundfunkrat des HR oder den Intendanten des HR, Herrn Krupp, schicken.