Ansichten eines Informatikers

Die dunkle Seite der Macht

Hadmut
23.10.2019 21:38

Die Macht ist mit ihr. Ohne Zweifel. Sehr beachtlich.

Es kam ja gerade der Trailer für den 9. Star Wars raus, The Rise of Skywalker. Im Deutschen etwas hakelig Der Aufstieg Skywalkers und nicht etwa Der Aufstieg des Skywalkers genannt, was zwar eine direkte und meines Erachtens bessere Übersetzung wäre, aber einen Haken hat und deshalb Rückschlüsse auf die Handlung zulässt: Der englische Originaltitel ist nämlich geschlechtsneutral. Deutsch wäre „des” männlich und „der” Skywalker klar weiblich, was man wohl umschiffen wollte. Man hat sich ja bisher schon gewundert, warum Rey eigentlich ohne Vorkenntnisse plötzlich mit dem Lichtsäbel umgehen und auch ein Raumschiff fliegen kann, und weil sich die Teile 1 bis 8 ja nur um die Familienprobleme der Skywalkers drehen wie einst Dallas um Darth J.R., wird es im Neunten wohl kaum anders sein, die Hauptperson also wohl kaum dem Skywalkerschen Schicksal entgehen können.

Selbstverständlich werde ich mir den Film anschauen, bin ja von Kindheit an eingefleischter Fan und hatte schon den ersten (Teil IV) beim Erscheinen 1977 im Kino gesehen, was ja auch nicht mehr jeder von sich sagen kann. Obwohl ich mich gerade in Joker sehr darüber geärgert habe, dass die Leute nicht mehr in der Lage sind, sich ins Kino zu setzen und einen Film anzuschauen, sondern eine enorme Geräuschkulisse aus Geknister, Geraschel und sonstwas für Lärm besteht und die Leute sogar im Film aufstehen um Fressalien nachzukaufen, weil sie von Zigaretten und Handys so daran gewöhnt sind, die Hände ständig zu beschäftigen und nicht wissen, wohin damit, wenn sie keine Nachos haben. Früher hat man wenigstens an seiner Frau rumgefummelt, aber das ist politisch nicht mehr korrekt. Also Nachos. Beim Rausgehen muss man wirklich aufpassen, nicht in eine der vielen Soßenschalen zu treten, die die dann auf dem Boden einfach stehen lassen.

Allerdings muss ich sagen, dass ich nur die beiden ersten (also ältesten, IV und V, Neue Hoffnung und Imperium schlägt zurück) so richtig wirklich gut fand. Was möglicherweise auch daran lag, dass ich da in einem leicht zu beeindruckenden Alter war, aber sie gefallen mir auch heute noch am besten. Imperium schlägt zurück ist der, der mir am besten gefällt.

Die dann folgenden ersten drei fand ich multigrauslich, das computergenerierte Hochglanzdesign wie kitschiger Christbaumschmuck, die Story irgendwie hanebüchen.

7 und 8 haben mir optisch, so von Design und Darstellung, wieder sehr gut gefallen, aber die Story, die bemühte Frauenaufquotung und das erkennbar ideenlos-storylose Neuaufgießen von IV als VII gingen mir auf den Wecker. Politisch korrekter Disney-Dünnschiss. Luke durch Frau ersetzt. Selbst Mark Hamill persönlich hat darüber ziemlich geschimpft, es gibt irgendwo auf Youtube einen sehr sehenswerten Mitschnitt, in dem der alleine auf der Bühne sitzt, einen richtig guten Alleinunterhalter abgibt, und volle Kanne über die neuen Star Wars Filme herzieht.

Relativ gut fand ich übrigens den Story- und Zeit-Stopffilm Rogue One. Zwar auch nicht so ganz logisch, aber es musste ja hinten an Teil IV sekundengenau passen.

Gut, es ist eben Unterhaltung. Irgendeine willkürliche Phantasy-Story, unterhaltsam verfilmt, bombastische Musik. Und ein abschiedsbehafteter, dramatisch-trauriger C3PO, der da ja (nach 9 Teilen mit demselben Schauspieler) wahrscheinlich jetzt seinen endgültig letzten Auftritt hat und pathetisch aufträgt, das aber wohlverdient. Wer, wenn nicht der?

Was mich erstaunt ist, wieviele Leute das alles für bare Münze nehmen.

Sie wollen wissen, wer Rey ist und ob sie zur dunklen Seite der Macht überwechselt. Ganz viele Leute diskutieren darüber angeregt.

Als ob das irgendwie ein Sachverhalt wäre, und nicht eine willkürliche Phantasie, die sich irgendein Drehbuchautor irgendwo ausgedacht hat. Dumbledore ist auch nicht gestorben und es wurde darüber berichtet, die Autorin hat sich das ausgedacht. Ich will das nicht schlecht machen, aber es ist ein Unterschied ob man sich fragt, ob die wohl eine gute, spannende Story hinkriegen, die Schauspieler gut spielen, die Länge stimmt, die Kamera und die Kulissen gut sind, oder ob man unbedingt wissen will, was Rey nun eigentlich ist und ob böse oder gut. Als ob das die Wahrheit wäre, die man erfahren will.

Ich finde das ganz erstaunlich. Ständig schreien alle Fake News und brüllen sich an, ob nun bei Trump oder Obama mehr Leute die Inauguration besucht haben, und ob wir nun eine Klimaerwärmung haben oder nicht und welcher Ursache, und gleichzeitig tritt eine kollektive Neugier ein, als würde in diesem Film irgendeine Wahrheit offenbart, als würde man erfahren, wie das alles ausgegangen ist. Obwohl sich das einfach nur irgendwer ausgedacht hat. Wie bei Harry Potter Band 7.

Nichts gegen Unterhaltung und Phantasie.

Ich habe überhaupt nichts dagegen einzuwenden, sich den Film anzusehen, und werde es selbst tun.

Aber ich habe etwas dagegen, den als Nachrichtensendung, als Berichterstattung anzusehen. Das ist nicht passiert, jemand erzählt das nur. Wenn der sagt, dass Rey böse wäre, dann war sie das nicht, weil jemand anderes etwas anderes sagen könnte. Bei Harry Potter würde ich das ja gerade noch akzeptieren, weil es da eine Autorin ist, die ihre schon bestehende Phantasiegeschichte zu Papier gebracht hat, das also quasi in ihrer Vorstellung schon existierte, aber spätestens dann, wenn noch die Frauenquote reinspielt, und das alles an einen Konzern weiterverkauft wurde, muss einem doch klar sein, dass das nur noch reine Willkür ist.

Gut, das ist fast jeder Film. Aber ich finde es seltsam, sich selbst einem Geschichtenerzähler so zu unterwerfen.

Es gab übrigens einen, der das gleich besonders vertieft betrieben hat. Im achten Film gab es doch diese seltsame Szene mit Rey im finstern Loch als Neuaufguss des Baumstumpfes aus Empire Strikes Back, in dem Luke auf sich selbst als Vader traf. Da wollte sie von diesem Orakel ihre Eltern sehen, die sie ja nicht kannte, und sah nur sich selbst, unendlich oft wiederholt, aber mit Zeitverzögerung. Und man nicht wusste, was das bedeuten solle. Besager Autor meint, das wäre genau die Antwort. Es geht ja in der ganzen Serie um Klone und um Klonkrieger. Sie müsse ein Klon sein und habe deshalb keine Eltern, sondern nur identische Vorgänger. Das würde diese komische Darstellung und das Fehlen von Eltern erklären.

Die Frage wäre, so meint er, woraus man sie geklont haben könnte. Er meint, dafür käme nur Lukes in Empire Strikes Back abgeschlagene Hand in Frage, deren Verbleib nie geklärt wurde. (Mark Hamill allerdings verriet, dass die Hand von Luke Skywalker dann im Universum der Addams Family weiterlebte.) Könnte also Darth Vader in Auftrag gegeben haben, aus der (männlichen) Hand von Skywalker Junior die (weiblichen) Rey-Klone zu produzieren? (Wäre ja nicht das erste Mal, dass aus solider Handarbeit Nachwuchs erwachsen wäre.) Immerhin tauchten im achten Teil ja Kinder mit einem seltsamen Symbol auf, könnte es also schlicht sein, dass man die fast ausgerotteten Jedi geklont hat?

Die Antwort ist klar: Es ist einfach schnurzpiepegal. Sie könnten auch eine Espressomaschine mit R2D2 gekreuzt haben. Oder vielleicht ist sie das Produkt eines Seitensprungs von Leia mit Chewbacca.

Es ist ein Kinofilm. Man geht einfach rein, lässt sich unterhalten, und dann ist es wieder vorbei. Dann kann man noch eine Filmkritik schreiben und die nächsten zehn oder zwanzig Jahre Filmzitate bringen, aber man muss einfach mal verstehen, dass die nicht zeigen, wer oder was Rey ist. Sie zeigen, was sich da irgendeiner ausgedacht hat, um zu unterhalten.

Eigentlich wäre das alles ohne Belang. Der Erwähnung nicht wert. Fiele in die Kategorie „Lass ihnen doch ihren Spaß”.

Aber in einem Zeitalter, in dem die Leute jeder Erzählung von Homoöpathie über Gender oder Klima oder sonstwas hinterherlaufen, da finde ich es dann doch bemerkenswert, wieviele Leute dann die Story von Jedi und Laserschwertern und Wookies und asthmatischen Bösewichtern so für bare Münze nehmen, dass sie sich im vollen Bewusstsein, dass es sich um einen Kinofilm handelt, da so reinsteigern.

Wenn sie Darth Vader schon so verinnerlichen, erklärt das dann nicht auch Darth Greta?