Ansichten eines Informatikers

Greta-Nachlese

Hadmut
20.10.2019 0:55

Eigentlich geht’s mir hier nicht um Greta. Sondern etwas anderes.

Bin gerade beim Abarbeiten von Hinweisen, Links, Zuschriften, Notizen und so weiter und über eine Sendung des Australischen Senders Sky News über Greta gestolpert, die zwar eigentlich auch schon wieder 3 Wochen alt und vom 30.9. ist, aber gerade deshalb ist es interessant, nämlich im Rückblick.

Wie oft habt Ihr im öffentlich-schlechtlichen Rundfunk oder in der Presse ernsthaft Kritik an Greta gelesen? Also mehr als ein „Jetzt hat sie etwas überzogen”?

Ich kann mich da jetzt spontan nicht erinnern.

In Australien nahm der sich da mit Hintergrund und Erklärungen und Einblendern knapp volle 7 Minuten Zeit (was im Fernsehen sehr lang ist), um das mal aufzuzählen, was ihm an der alles nicht passt und warum er sie für hysterisch, arrogant, verhätschelt hält.

Swedish climate activist Greta Thunberg may “want to meet some disadvantaged kids from Somalia, Afghanistan, Bangladesh or even outback Australia before she talks about stolen childhoods,” according to Sky News host Chris Kenny. […]

“This girl should be cared for rather than paraded around,” said Mr Kenny, who continued to condemn the “many people [who] seem to be trumpeting their moral superiority by taking her seriously, or at least pretending to.”

Obwohl das australische Fernsehen überwiegend ziemlich platt ist, und die meiste Zeit ziemlicher Käse kommt (Australien ist von der Bevölkerungszahl viel kleiner und deshalb haben die auch viel weniger Geld als unsere öffentlich-rechtlichen, von denen ich irgendwo mal las, wir hätten das mit abstand teuerste, aber nicht beste Fernsehen), sind die da eindeutig besser als bei uns. Ich habe da aber auch schon überaus spannende und interessante Dokumentationen gesehen. Sie schaffen es nicht, damit ihr 24-Stunden-Programm zu füllen und machen viel mit dämlichen Spielshows, Next Top Model und zugekauftem Zeugs wie Spielfilmen. Aber wenn sie etwas produzieren, ist das oft besser als bei uns. Ich war auch mal baff, als ich dort eine Natursendung – so Richtung Andreas Kieling – eines iranischen Naturfilmers über den Iran gesehen, und war sehr, sehr erstaunt, wie schön und interessant das dort ist. Würde hier aus politischen Gründen nicht kommen.

Noch mehr verblüfft hat mich, dass sie die (ich glaube britische) Serie „Embarassing Bodies” zeigten, abends, wenn noch Kinder vor dem Fernseher sitzen, die ein überaus seltsames Konzept hat. Sie zeigen Leute mit inneren und äußeren Missbildungen, oft ganz komisch oder gruselig, mit Gaffer-Komponente, und dann kommen die Ärzte, erklärten erst einmal, was, wie, warum, Fotos, Röntgenbilder, und was noch alles, und dann manchmal auch die Therapie, was sie dagegen machen, um die Berührungsangst, Scham, Abscheu zu nehmen und zu zeigen, dass das zum normalen Umgang gehört. Ich saß da mal abends im Wohnmobil, hatte mir was zu essen gemacht, wollte eigentlich wie hier gewohnt abendessen und dabei Nachrichten gucken, hatte aber nicht bedacht, dass in Australien abends so ab acht oder so keine Nachrichten mehr kommen, nur noch Unterhaltung, und bin beim zappen in diese Sendung geraten. Und dachte ich falle vom Stuhl. Eine Frau erzählte, dass sie zwei Vaginas und das lange nicht mal gemerkt habe. In der Schule sei sie fürchterlich von den anderen Mädchen gehänselt und ausgelacht worden, weil sie in der Dusche beim Sport mal gefragt habe, in welches Loch der Tampon müsste, und die alle dachten, sie steckt sich das Ding in den Hintern. Sie hatte da halt zwei, wussste aber nicht, dass das nicht normal ist. Als sie als junges Mädchen zum ersten Mal mit ihrem Typen Sex haben wollte und der sich an ihr zu schaffen machte, kam der plötzlich völlig entgeistert wieder nach oben und meinte „Da stimmt was nicht. Du musst zum Arzt!” Und dann haben sie das tasächlich in voller Detail-Großaufnahme gezeigt, wie das aussieht, abends um acht im Familienfernsehen. Eigentlich sind sie ziemlich prüde, aber wenn’s um Bildung geht, kennen die dann auch nichts. Und dann kamen Ärzte und haben das erläutert. Nämlich dass der Mensch in der Embryonalphase aus zwei getrennten Hälften besteht, die quasi unabhängig sind, und die Geschlechtsorgane spiegelbildlich doppelt vorkommen. Irgendwann wachsen beim Embryo die beiden Röhren zusammen und öffnen sich zu einer großen, weshalb die normale Vagina eigentlich aus zwei zusammengewachsenen Hälften besteht. In seltenen Fällen passiert das nicht richtig oder vollständig, was aber meist nur tief innen passiert und deshalb oft erst bei den Schwangerschaftsuntersuchungen auffällt. Außen sei es noch seltener, aber es käme doch hin und wieder vor. Man könne das operativ in Ordnung bringen. So erklärt, dass man dabei etwas lernt und Leute auch erweitert aufgeklärt werden.

Im australischen Fernsehen kommt ziemlich viel Mist. Aber wenn sie mal gut sind, sind sie besser als unser Fernsehen.