Ansichten eines Informatikers

Eine Kategorie von Leserzuschriften

Hadmut
17.10.2019 10:40

Was soll das?

Momentan bekomme ich gerade besonders viele Leserzuschriften. Sehr viele nützliche und interessante Hinweise, Informationen, auch Fehlerkorrekturen. Danke! 🙂

Wird von der Menge her schwierig, das alles zu lesen, obwohl ich diese Woche noch Urlaub habe (und statt Reisen und Abenteuer einfach mal nur ausgeschlafen und vor mich hingerentnert habe…).

Es sind aber auch einige Leserzuschriften dabei, nicht nur, aber jetzt besonders zum Thema Bolschewismus, bei denen ich mich frage: Was soll das?

Eine ganze Reihe von Zuschriften läuft auf „Das ist doch altbekannt”, „Das haben wir doch schon vor x0 Jahren in der Schule im Geschichtsunterricht gehört” (was ich übrigens bezweifeln würde, soweit es auf Informationen aus von Putin freigegebenen Archiven beruht), „Wusstest Du das nicht”, „Das ist doch nicht neu…”.

  • Nein, es war mir nicht geläufig.

    Ich will nicht völlig ausschließen, dass bei uns im Schulunterricht sowas mal erwähnt wurde, aber mein Interesse an Geschichtsunterricht war damals so niedrig wie dessen Attraktivität, und die Bücher habe ich auch nicht mehr. Ich weiß nicht mehr so genau, was damals dran kam, aber dass ein Schwerpunkt auf dem Auswendiglernen von Zeittabellen, Namen, Jahreszahlen lag, die man in der Klassenarbeit angeben musste.

    Wie dem auch sei:

    Ja, es war mir bekannt und ich habe es auch schon oft erwähnt, dass die Bolschewisten Deutschland haben wollten.

    Nein, es war mir nicht bekannt, dass Stalin so zeitnah und so konkret zum Übernahmekrieg ansetzte und wie knapp das war. Und ich wusste auch nicht, dass der Einmarsch nach Russland deshalb möglich war und schnell ging, weil die selbst die Straßen dafür vorbereitet hatten.

    Man kann nicht alles wissen.

  • Woher soll ich wissen, was die Leser schon wissen?

    Bin ich Hellseher?

    Eigentlich schreibe ich, was ich denke. Wie sollte ich schreiben, was die Leser denken, bevor ich es weiß?

  • Davon abgesehen: Viele Leser wussten es auch nicht und fanden es interessant.

    Was ist das für ein Argument zu schreiben „Ja, aber ich wusste das doch schon..”

    Soll ich das vorher eruieren und nur noch die Sachen schreiben, von denen garantiert noch kein einziger Leser gehört hat?

  • Und dann gibt es noch generell eine Kategorie von Leuten, die sich beschwerden „Der Zeitungsartikel ist doch schon vom März.” oder „..von 2018”.

    Na, und?

    Ich betrachte häufig die Vorgänge, die den Anlass und das Grundproblem als Thema meines Blogs gegeben haben, und das sind eben Vorgänge seit etwa 1994, die mich direkt betreffen, und seit etwa 1800, die mich indirekt betreffen.

    Woraus entsteht eigentlich diese Anforderungs- und Erwartungshaltung, dass immer nur der allerneueste Kram präsentiert wird und man stets mit Frischem unterhalten wird?

    Wieso betrachten so viele Leute eine Meldung, einen Zeitungsartikel, einen Vorgang wie einen Becher Joghurt im Kühlregal, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist? Als wäre ich ein Supermarkt, der abgelaufene Lebensmittel verkauft?

    Ist das eine Oberflächlichkeit, die Zusammenhänge und Entwicklungen nicht hören, sondern nur mit Neuigkeiten unterhalten werden will?

    Oder ist es eine dynamisch anpassende political correctness, die immer nur das Neueste erwähnt, weil nur Frisches den jeweils aktuellen politischen Vorgaben entspricht, die sich ja ständig ändern?

    Oder überhaupt so ein Windwechselwahn nach dem Motto, konfrontiere mich bloß nicht mit dem Geschwätz von gestern, schon gar nicht mit meinem eigenen?

  • Wieso benehmen sich manche Leute, die ich überhaupt nicht kenne, als würde ich das Blog nicht nur tatsächlich für sie persönlich schreiben, sondern hätte es im Sinne einer Verpflichtung nicht nur an ihren Wünschen, sondern auch an ihrem persönlichen Kenntnisstand auszurichten?

Mir gehen solche „Das weiß ich doch schon”, „Das ist doch bekannt”-Mails auf den Wecker.

Und selbst wenn vor mir schon 500 Leute über ein Thema geschrieben haben – dann bin ich eben der 501., der dazu schreibt. Ich hätte auch kein Problem damit, der 234427. zu sein. Das ist ab und zu mal ganz lustig und nett, der Erste zu sein, aber so grundsätzlich ist das nicht mein Ziel. Ich finde es weitaus anregender und bestätigender, wenn man als der 501. so intensiv gelesen wird, weil einen das nämlich in ein Qualitätsverhältnis zu den anderen 500 stellt.

Es gibt auch keine Einschränkung der Meinungsfreiheit dahingehend, wass man nur frische Meinungen äußern dürfte, die nich nicht von anderen geäußert wurden, oder sich nur zu frischen Themen äußern dürfte.