Ansichten eines Informatikers

Das Entsetzen des Linken vor der sozialistischen Verelendung

Hadmut
13.10.2019 16:17

Oder: Das Geschwätz des Richard David Precht.

Das Handelsblatt schreibt hinter Paywall von einem Interview mit Richard David Precht und der Stern macht auf FOCUS und schreibt es frei zugänglich ab.

Aus dem Anreißer beim Handelsblatt:

Der Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht fordert die Einführung einer 25-prozentige Steuer „auf all den Kram, den wir tagein, tagaus online bestellen. Und dieses Geld sollte den Kommunen für die Strukturentwicklung zur Verfügung gestellt werden“, sagte er in einem Interview mit dem Handelsblatt.

„Nicht jede Innovation ist ein Fortschritt”, so Precht. Sein Ziel: „Ich möchte gerne eine für unsere Demokratie wie unsere Wirtschaft hochproblematische Entwicklung stoppen.

Ja, klar. Demokratie ist, wenn einer, der nichts Gescheites gelernt hat, und davon lebt, der öffentlich-rechtliche Hausclown des ZDF zu sein, im Alleingang vorbeikommt und das Land umbaut. Die anderen 80 Millionen werden nicht gefragt. Was man so unter Demokratie versteht. Der hält sich für so eine 1-Mann-Kader-Partei.

Machen wir weiter im Stern:

Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht hat in einem Interview vor den gesellschaftlichen Folgen des zunehmenden Online-Handels gewarnt. “Onlineshoppen hat die urbane Kultur zerstört”, sagte Precht im Gespräch mit dem Handelsblatt. Vielerorts gebe es “keinen Grund mehr, am Wochenende in die Innenstadt zu gehen. Darunter wiederum leidet das Gemeinschaftsgefühl.”

Was so nur teilweise und nicht mal hälftig stimmt.

Ich habe das damals in Karlsruhe sehr deutlich miterlebt. Als ich da noch studiert habe, war das eine ordentliche Fußgängerzone mit allerlei Läden und zwei großen Kaufhäusern, Karstadt und Hertie. Und natürlich reichlich Buchhandlungen, vor allem in Universitätsnähe. In der Buchhandlung Kellner und Moessner direkt gegenüber der Uni hat man wirklich alles und jeden getroffen, der irgendwas technisches studiert hat.

Zuerst gingen die Buchläden und die Kamerageschäfte pleite. Sogar Kellner und Moessner irgendwann dann auch.

Der Grund war aber nicht der Internet-Online-Handel, den es damals in Deutschland noch nicht gab.

Der Grund war, dass in sämtlichen technischen Fächern, und besonders in Informatik, von der Kellner und Moessner hauptsächlich lebte, die deutschen Informatikbücher qualitativ und quantitativ nicht mit den englischsprachigen mithalten konnten. Man bekommt so ein Gefühl für das Problem, wenn man mal deutsche Universitätsbuchhandlungen mit den Riesenläden in amerikanischen Elite-Universitäten wie Stanford, MIT, Harvard verglich. (Mir sind übrigens mal die Augen übergegangen, als ich in Peking in einer chinesischen Universitätsbuchhandlung war.) Das war, als hätte man einen Tante-Emma-Laden mit Wertkauf oder Metro verglichen. Und es war nur überaus schwierig und unzuverlässig möglich, amerikanische Fachbücher in hiesigen Buchhandlungen überhaupt in den Katalogen zu finden, gar Preise zu eruieren, geschweigen denn, sie zu bestellen. Das war Abenteuer.

Es war bis zu ungefähr der Zeit, als ich Mitarbeiter wurde, richtig schwierig, hier an amerikanische Informatikbücher zu kommen, und die Alternative Web und elektronische Publikation gab es ja noch gar nicht. Man war da in vielen Bereichen schlicht abgeschnitten. Und dann erzählte man sich irgendwann, dass es eine kleine amerikanische Buchhandlung namens „Amazon” gab, bei denen man Bücher direkt abfragen und direkt über die Webseite bestellen konnte, und das auch noch deutlich billiger. Der Lieferweg war etwas, was damals irgendwie „Büchersack” hieß, günstig aber langsam, anscheinend per Schiff. Das hat mal 3 Wochen, mal 6 Wochen, mal 3 Monate gedauert, bis das da war, aber immer noch besser, schneller, leichter, günstiger als im Buchhandel.

Der Buchhandel hat einfach das Problem nicht erkannt. Die haben an der hundert Jahre alten Sitte festgehalten, dass gegessen wird, was auf den Tisch kommt und Fremdsprachiges schon gleich gar nicht. Wozu willst Du ein amerikanisches Algebra-Buch? Es gibt doch auch deutsche?

Das Problem war nicht Internet und nicht Online. Das Problem war der Paradigmenwechsel von „Du kaufst, was wir im Angebot haben” zu „Wir beschaffen, was Du kaufen willst.”

Selbiges mit den Fotogeschäften. Da gab es früher auch drei oder vier, in der Fußgängerzone. Gleich neben Kellner und Moessner, Photo Glock, ältestes Fotogeschäft Deutschlands. Massiver Finanzschaden durch zwei große Einbrüche, mindestens einer davon mit PKW direkt in die Schaufensterscheibe gedonnert, und eine verfehlte Warenpolitik. Ich war damals Kunde bei Photo Glock, aber um mir damals die heiß ersehnte Minolta 7000i plus Zubehör zu kaufen, musste ich nach Stuttgart fahren. Photo Porst, ehemals größtes Photohaus der Welt, war dann auch irgendwann pleite, weil die auch nur noch so Billigkram und Pocket-Kameras und sowas hatten. Der schräg gegenüber genauso, dessen Name mir nicht mehr einfällt. Internet-Handel war da noch nicht im Mode.

Das hat noch einen ganz anderen Grund. Als ich Kind war, passte das gesamte Angebot an Kameras auf dem Markt in die Vitrine hinter dem Verkäufer. Ging man etwa in Mannheim zu Phora, dann hatten die da im Prinzip alles, was es so gab. Und das war auch kein Problem, denn jeder Hersteller hatte so zwei, drei Modelle und fünf oder zehn Objektive, und die Modelle hielten so etwa 5 bis 10 Jahre. Da hatte man eine Zeiss Ikon im Regal, noch eine Leica, natürlich die Rollei. Und noch ein zwei billige Marken aus der DDR. Fertig. Dann musste man irgendwann aber noch Canon und Nikon da stehen haben und Minolta. Und dann war das irgendwann nicht mehr so, dass man als Fotoladen alles vorrätig haben konnte. Heute haben Läden wie Mediamarkt sehr viel, aber die brauchen dafür auch gute 100 Meter Fummelstände.

Der nächste Exodus-Schub kam durch Frauen.

Alles wurde nämlich plattgewalzt durch Modeläden, weil Frauen für Mode unbegrenzt Geld ausgeben und die bei Margen deutlich über 50% auch enorme Mieten zahlen konnten. Irgendwann war die Fußgängerzone zur Hälfte mit Modeläden gefüllt, und ähnliche Effekte kennt man aus Berlin, wo ganze Ladenstraßen von Modeläden verdrängt werden, weil nicht die bösen Kapitalisten, sondern die Frauen, die für Mode beliebig viel Geld ausgeben, für steigende Mieten und einen Raumverdrängungswettbewerb sorgten, bei dem man viele geldgierige Vermieter Räume lieber leerstehen ließen als sie noch zu normalen Mieten zu vermieten.

Die Emanzipation der Frau ist ein wesentlicher Verursacher des Innenstadtexodus.

Dazu kamen die Einkaufszentren vor der Stadt, in die man mit dem Auto fährt und da alles bekommt.

So richtig kaputt ging die Karlsruher Fußgängerzone dann durch zwei Fehlentscheidungen. Die erste war, die ganze Fußgängerzone aufzureißen und die Straßenbahnen nach unterirdisch zu verlegen. Und die zweite war, einen größeren Bereich neben der Fußgängerzone abzureißen und daraus ein große Shopping-Mall zu machen, obwohl man nicht mehr Kunden hatte. Die Geschäfte zogen von der Fußgängerzone in die Mall. In der Fußgängerzone zogen dann die 1-Euro-Shops ein.

Und weil man die Parkplätze immer teurer machte, fährt man natürlich auch nicht mehr gerne in die Stadt zum Einkaufen.

Dazu kommen dann die steigende Kriminalität und Überfremdung, die sich in mehrfacher Hinsicht auswirkt.

Einmal natürlich, dass die Leute sich in die Fußgängerzone nicht mehr trauen oder sich da nicht mehr wohlfühlen. Taschendiebstahl, Bettelei und der ganze Kram. Irgendwann saß an jeder Ecke eine, die einen anbettelte, und alle 5 Meter sprach einen einer an. Und der Dreck dazu.

Dann natürlich die massiv gestiegene Zahl an Ladendiebstählen, die schlicht wirtschaftlich keiner überleben kann.

Und damit natürlich auch eine Bevölkerung, die sich den Einkauf normaler Waren, Luxuswaren gar, weder leisten will noch kann. Als ich in Karlsruhe angefangen habe, zu studieren, kaufte man in der Fußgängerzone Bücher, Kameras, Werkzeuge, Schallplatten und solche Dinge. Als ich die Uni dann verlassen habe, kauft man dort in den Läden Modekram und 1-Euro-Scheiß, und vor den Läden Drogen. Und es wurde immer dreckiger. Apropos Werkzeug: Da gab es damals Hammer & Helbling, die es dann auch zerlegt hat, aus denen dann kurioserweise die Buchhandlung Thalia wurde, die ihrerseits aber nur flachgeistigen Allerweltsdünnschiss anbot.

Da ich beides nicht konsumiere, hatte ich in der Fußgängerzone dann auch nichts mehr verloren.

Und jetzt kommt der Dampfschätzer Precht daher und meint, der Onlinehandel sei schuld.

„Onlineshoppen hat die urbane Kultur zerstört”

Wahrscheinlich könnte ein ganzer Friseurladen überleben, wenn Precht sich wieder mehr der Körperpflege zuwenden würde. So wie er aussieht, lässt er sich die Haare online schneiden.

Erst kürzlich habe er wieder mal seine Heimatstadt Solingen besucht – und sei “entsetzt” gewesen. “In meiner Kindheit war die Fußgängerzone voller qualifizierter Einzelhändler”, erinnert sich der 54-Jährige. “In den Neunzigerjahren rollten die Filialketten das Terrain auf. Mittlerweile steht von drei Läden mindestens einer leer, während die anderen beiden von Ramschboutiquen und Dönerbuden bespielt werden.”

Eben. In den Neunzigerjahren gab es aber noch keinen nennenswerten Online-Handel.

Das Problem

ist nicht der Onlinehandel an sich.

Das Problem ist eine Mischung aus fehlender Wettbewerbsfähigkeit und Borniertheit, migrationsverursachte Veränderungen in Bevölkerungszusammensetzung und Konsumprofil, und vor allem der Globalisierung. Precht ist links, Linke wollen Globalisierung, das ist das Ergebnis. Filialketten.

Die Konkurrenz des Online-Handels mit seiner breiteren Auswahl und seinen geringeren Kosten kam erst später.

Letztlich ist das, was er da in den Fußgängerzonen sieht, die sozialistische Verelendung. Eine Bevölkerung, die nicht mehr konsumieren kann, die Kriminialisierung der Innenstädte, die Konkurrenz durch Globalisierung.

Sagen wir es so: Konservativen wäre das nicht passiert.

Prechts Lösung: Absurde Steuern

Um der Verödung der Innenstädte entgegen zu wirken, schlägt Precht die Einführung einer Onlineshopping-Steuer vor: “Eine 25-prozentige Steuer auf all den Kram, den wir tagein, tagaus online bestellen.” Die Einnahmen aus der Steuer sollten den Kommunen für die Strukturentwicklung zur Verfügung gestellt werden, schlägt Precht vor.

Precht ist ein linker Idiot, der nichts ordentliches gelernt hat und von Geisteswissenschaften ins Absurde ohne Wiederkehr gefahren wurde. Dem fällt konsequenterweise nichts anderes als Verbieten, absurd Besteuern, Erzwingen ein.

Das kommt davon, wenn man sich überhaupt auf Philosophen einlässt.

Die Zeit könne man zwar nicht aufhalten, erklärt der populäre Philosoph, “aber dumme Ideen schon”. Nicht jede Innovation sei ein Fortschritt. “Ich möchte gerne eine für unsere Demokratie wie unsere Wirtschaft hochproblematische Entwicklung stoppen. Meine Steuer-Idee würde die Zukunft wahrscheinlich lebenswerter machen.” Ein echter Einzelhandel bedeute mehr Öffentlichkeit und Gemeinsinn.

Man muss schon im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verwurzelt sein, um eine Zusatzsteuer von 25% für „lebenswerter” zu halten.

Das Ergebnis wäre einfach nur, dass ein großer Teil der Bevölkerung dann von allem abgeschnitten wäre, was sie vor Ort nicht kaufen können (und fast nichts von dem, was ich so online kaufe, bekäme ich hier in einem Radius von 5km) und es sich online nicht mehr leisten können.

Anscheinend hat der Philosoph nicht sehr viel in seiner Wohnung und kann sich nicht vorstellen, dass andere da auch noch was haben wollen.

Oder er hat einfach so viel Geld (irgendwer hat ja neulich mal was von viele Millionen vorgerechnet), dass es ihm völlig egal ist, wieviel etwas kostet.

Der Mann ist ein Idiot. Ein unheilbarer Linker, der vor der Verelendung steht, die mit linker Politik einhergeht, und die nun mit absurden Steuererhöhungen kurieren will. Weil der als Linker und Philosoph es für „demokratisch” hält, wenn er im Alleingang eine Schnapsidee hat und das dann nach seiner Pfeife getanzt werden muss.