Ansichten eines Informatikers

„Niete” – „Loser” – „Versager”

Hadmut
10.10.2019 19:27

Knabberkram für Psychologen.

Es heißt, der Täter von Halle habe als Einzeltäter gehandelt.

In seinem Video nennt er sich selbst „Versager”, „Loser”, etwas schwer verständliches könnte man als „Niete” interpretieren.

Die WELT schreibt nun:

Bei der Durchsuchung der Drei-Zimmer-Wohnung des Halle-Attentäters Stephan Balliet hat die Polizei im sachsen-anhaltinischen Benndorf nach Informationen von WELT im Bettkasten des Schlafzimmers einen Spaten, eine leere Flasche und einen Zettel mit der Aufschrift „Niete“ gefunden. In der Küche entdeckten die Ermittler einen weiteren Zettel mit der gleichen Aufschrift („Niete“).

Ist es möglich, dass sich jemand selbst so für einen Versager hält, und sich auch selbst immer wieder so nennt, sogar Zettel aufhängt, und sich so in eine Versagerrolle reinsteigert, dass er letztlich in einer lebensabschließenden Aktion bei einer Art Mord-Wettbewerb noch eine hohe Punktzahl in Zahl von Toten erreichen wollte?

Oder ist es denkbar, dass ein anderer ihn so intensiv als Versager beschimpft hat, bis der schließlich gemacht hat, was er sollte?

Sowas gibt es ja immer wieder, dass man einen als unfähig oder Feigling beschimpft, bis der schließlich irgendeine Dummheit begeht. Das Schema kam ja schon in Erich Kästners Das Fliegende Klassenzimmer vor, als der kleinste Schüler, der immer gehänselt wurde, schließlich mit einem Regenschirm als Pseudofallschirm vom Schulgebäude springt und sich dabei die Knochen bricht.

Auf mich wirkt der weniger, wie einer der will, als einer der soll, und dabei völlig versagt, die Tür nicht aufkriegt, sich selbst einen Platten – eigentlich wie in den Fuß – schießt, die Stelle auch nicht richtig ausgekundschaftet hatte, so, als ob ihm einer gesagt hätte „dann gehst du da…”, und als der dann da global gescheitert ist und eine Frau, die zufällig vorbeikam, wegen einer verärgerten Bemerkung abknallt, und sich dann, weil er nun gar nichts von seinem Plan (oder seiner Aufgabe) geschafft hat, einen Dönerladen vornimmt, an dem er rein zufällig vorbeikam.

Schwierig.

Zum einen musste der davon ausgehen (und das sagte er auch), dass das sein letzter Tag ist, er keinen zweiten Anlauf nehmen können. Und man darf nicht unterschätzen, und welchen Erfolgsdruck sich Leute selbst setzen, wenn sie sich nur filmen, das GoPro-Syndrom. Die Polizei hat schon verschiedentlich berichtet, dass überproportional viele Leute, die sich durch Leichtsinn oder Risiko selbst umgebracht haben (besonders Motorradfahrer, da gibt es ja immer wieder mal selbstgedrehte Videos über die letzten Lebensminuten), mit einer laufenden GoPro sterben. Es schon vor sich selbst nicht hinbringen, etwas nicht zu tun und dann die eigene Feigheit auf Video zu haben, und deshalb unter selbst gesetztem Leistungsdruck stehen. Und hier war es ja noch schlimmer, das wurde ja live übertragen, war nicht mehr abzubrechen, die Blamage nicht mehr abzufangen und die strafrechtlichen Folgen auch nicht. Der kann sich gut selbst ausmanövriert haben. Deshalb wohl auch der Angriff auf den Döner-Imbiss.

Jemand, der das Ding vorher selbst ausbaldowert hätte, der hätte wohl erstens gewusst, dass die Tür zu ist, und wäre zweitens einfach über die Mauer gestiegen und darauf vorbereitet gewesen. Einfacher Blick auf Google Maps.

Wäre es denkbar, wäre es möglich, dass den jemand als „Versager” bearbeitet hat, bis der das machte? Und da doch mehr dahinterstecken?