Ansichten eines Informatikers

Halb dumm, halb klug

Hadmut
10.10.2019 23:13

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, versucht sich an einem Kommentar zu Halle.

In der WELT, also der eigenen Zeitung, schreibt er:

Drastische Wortwahl ist der CDU-Kanzlerkandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer wahrlich nicht vorzuwerfen. Der Anschlag von Halle sei ein „Alarmzeichen“. Alarm gibt es bei Weckern. Ist da jemand aus dem Schlaf gerissen worden?

Das ist dumm.

Alarm kommt nicht vom Wecker, Wohlstandspappnase, sondern geht auf den militärischen Alarmruf „all’arme!” zurück – „An die Waffen!” Das schreit man, wenn man überraschend angegriffen wird und die Truppen zur Verteidigung ruft. Passender geht’s nicht, vor allem nicht für eine Verteidigungsministerin.

Ein Zeichen war es vielleicht, dass wenige Tage zuvor, am 4. Oktober in Berlin, ein Syrer die Absperrung einer Synagoge überwindet, „Fuck Israel“ und „Allahu Akbar“ ruft und daraufhin ein Kampfmesser zieht. Er wird festgenommen und am Tag darauf wieder freigelassen. Neben Hausfriedensbruch bestehe kein weiterer Tatverdacht. Solche Zeichen werden verstanden. Als Einladung.

Das ist klug.

Aber nicht allzu ehrlich. Denn die Presse, vielleicht nicht gerade die WELT, die durchaus ab und zu noch kritisch schreibt, aber die Presse im Allgemeinen hat ja dafür gesorgt, dass wir solche Vorgänge permanent verharmlost und jeden an die Wand genagelt haben, der was sagte.

Die verbale Entgleisung von AKK steht symbolisch für eine politische Kultur der Euphemismen. Immer weniger wird noch benannt, wie es ist. Es wird verschwiegen oder beschwichtigend verharmlost. Und wenn einige wenige Medien die Fakten doch nennen oder grausame Bilder trotzdem zeigen, dann werden vielfach nicht die Tatsachen beklagt, sondern wird derjenige beschimpft oder gar der Aufwiegelung bezichtigt, der die Realität beschreibt. Deutschlands Politik- und Medieneliten schlafen den Schlaf der Selbstgerechten und träumen den Wunschtraum der Political Correctness. Möchten sie nicht, dass diese Ruhe gestört wird?

Das ist … schräg.

Im Prinzip stimmts, aber es hört sich an wie das Gejammer darüber, wie man mit der WELT oder Springer im allgemeinen umgegangen sei, wenn sie mal was kritisiert haben.

Wie eine Rechtfertigung oder Entschuldigung dafür, es eigentlich gewusst und gemerkt und erkannt, aber nicht laut genug gesagt zu haben.

So ein „Hätten wir doch …”

Wenn in Limburg ein zuvor gestohlener Laster acht Autos rammt, dabei neun Menschen verletzt, danach der zuvor mehrfach straffällige Täter aussteigt und nach Zeugenberichten „Allah“ gerufen haben soll, dann sprechen Politiker von einem „verwirrten Einzeltäter“, ARD und ZDF berichten über den Fall zunächst fast gar nicht und sprechen dann von einem „Lkw-Vorfall“.

Das ist … einseitig.

Denn die Presse hat das auch so gemacht.

Wenn der HSV-Spieler Bakery Jatta eigentlich Bakary Daffeh heißt und zwei Jahre älter ist, als er angibt, dann ziehen sich die Ermittlungen der Polizei länger als vier Jahre hin, und Journalisten schauen systematisch weg. Stattdessen kritisieren einige, dass darüber berichtet wird. Das schüre Ausländerfeindlichkeit.

Das ist klug.

Es läuft auf das hinaus, was ich immer schreibe: Doppelte Maßstäbe.

Wenn ein mehrfach straffälliger Mann mit einem Samurai-Schwert auf offener Straße einen Menschen in einem Stuttgarter Wohngebiet zu Tode hackt, dann entscheidet sich der Deutschlandfunk gegen eine Berichterstattung. Der Fall sei nicht relevant für ganz Deutschland oder die bundesdeutsche Gesellschaft.

Guter Punkt.

Die Political Correctness und deren Verharmlosung migrantischer Straftaten haben generell die Latte niedriger gelegt.

Wenn in der traurig-berühmten Kölner Silvesternacht von 2015, nach der Angela Merkel eine „harte Antwort des Rechtsstaates“ verlangte, 661 weibliche Opfer von sexuellen Übergriffen identifiziert werden, 1304 Anzeigen erstattet und 52 Angeklagte beschuldigt sind, werden am Ende drei Männer wegen Sexualdelikten verurteilt.

Es wird das Signal gesendet, dass wir schutzlos ausgeliefert sind und noch beschimpft werden, wenn wir was sagen.

Das sind keine Alarmzeichen. Das ist Systemversagen der offenen Gesellschaft. Ein Land, in dem der Bundespräsident traditionell Glückwunschbriefe an die Mullahs im Iran verschickt, in dem die Bundesregierung sich weigert, die Terrororganisation Hisbollah zu verbieten, in dem eine parlamentarische Entscheidung gegen die BDS (Aktivisten für den Boykott israelischer Produkte) von einem deutschen Leitmedium als Ergebnis finsteren jüdischen Lobbyismus kritisiert wird und in dem ein anderes Leitmedium raunend jüdischen Einfluss auf die Medien kritisiert und dann das Wort Antisemitismus in Anführungszeichen setzt – ein solches Land muss sich nicht wundern, wenn Judenhass langsam wieder gesellschaftsfähig wird und viele Juden sich ernsthaft die Frage stellen, ob Deutschland noch ihre sichere Heimat sein kann.

Das ist klug.

Wir haben durch die Islamophilie und durch Figuren wie Sawsan Chebli die jüdische Bevölkerung quasi entwertet. Man kann nicht Palästinenser und Syrer an allen Stellen bauchpinseln und einladen und Kopftuch vorne und Kopftuch hinten und jeden als islamophob prügen und dann, wenn’s knallt, sagen, ja, aber die Juden, die müssen doch hier sicher leben, da haben wir doch „Nie wieder” geschworen.

Den „Nie wieder”-Schwur haben wir schon oft gebrochen. Mit der Einladung der Muslime, mit dem Schlagen jedes Islamkritikers, mit der Verharmlosung islamischer Straftaten, mit der Pseudodifferenzierung zwischen gutem Islam und bösem Islamismus.

Unser Umgang wirkt derzeit wie ein Brandbeschleuniger. Die Hauptursachen dafür sind:

Erstens. Eine rechtsstaatlich sehr zweifelhafte Flüchtlingspolitik, die kaum unterscheidet zwischen Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen, also Menschen in existenzieller Not, denen wir helfen müssen, und Menschen in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen, denen wir nicht wahllos helfen können.

Das ist klug.

Denn das ist genau das, weshalb sich große Teile der Bevölkerung längst ausgeplündert und durchverarscht fühlen.

Drittens. Eine überforderte und teilweise wohl auch handlungsunwillige Verwaltung und Justiz, die Kriminelle und kriminelle Einwanderer nicht schnell genug identifiziert, gegebenenfalls zügig abschiebt und insgesamt den geltenden Rechtsrahmen bei der Strafverfolgung nicht annähernd ausschöpft.

Das ist dumm.

Denn Verwaltung und Justiz sind nicht einfach nur überfordert und handlungsunwillig.

Sie wurden über Jahre politisch besetzt und systematisch auf links gezogen, damit sie an dieser Stellen nicht mehr funktionieren. Wir haben kein Systemversagen, wie Döpfner es beschreibt. Wir haben eine Systemssabotage.

Oder genauer gesagt: Wir haben ein neues System, dessen wesentlicher Inhalt das Nichtmehrfunktionieren des alten Systems ist. Und daran hat wesentlich die Presse mitgewirkt.

Viertens. Eine politische Elite, die die Realitäten verdrängt oder ihnen entrückt ist, die redet statt handelt und oft weit mehr verspricht, als sie hält. Und die die liberale Grundordnung und unsere Verfassung nicht leidenschaftlich gegen importierte oder immanente Intoleranz verteidigt, sondern Toleranz gegenüber der Intoleranz lebt.

Richtig beobachtet, dumm gedacht.

Die politische „Elite” (der Begriff verbietet sich eigentlich, Junta wäre passender) verdrängt die Realitäten nicht einfach, sondern sie sind der Saboteur. Die poststrukturalistische Sekte, die glaubt, die Realitäten durch Gerede und Redeverbote verschieben zu können.

Das Verschweigen von Ausländerkriminalität erzeugt Misstrauen, Verschwörungstheorien und am Ende Ausländerhass. Das einseitige Verständnis für antisemitische Grundhaltungen mancher muslimischer Einwanderer verstärkt rechts- und linksradikalen Antisemitismus. Menschen hören nicht mehr zu, wenn sie das Gefühl haben, dass Journalisten und Politiker nicht mehr sehen und sagen wollen, was ist.

Das ist klug.

Denn dumm war die Politik, die im Versuch, Fremdenfeindlichkeit abzubauen und Integration zu fördern so ziemlich alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann, und im Ergebnis und vor allem durch die Verflechtung mit dem linken feministischen Kampf gegen den weißen Mann.

Wir brauchen die Durchsetzung des Rechtsstaates, die Anwendung geltender Gesetze.

Wir haben keinen Rechtsstaat mehr.

Wir haben eine politische Kultur der Willkür, in der jeder macht, was er will, und „Recht” nur noch als Hebel gegen weiße Deutsche eingesetzt wird.