Ansichten eines Informatikers

Probates Mittel gegen Softlack

Hadmut
12.3.2016 16:52

Versuch macht kluch. [Update: Versücher macht klücher]

Ich hatte vor knapp 9 Jahren (Wahnsinn, wie die Zeit vergeht…) mal beschrieben, dass sich meine Fotobjektive auflösen.

Genaugenommen allerdings nicht, wie zunächst befürchtet, die Kunststoffteile jener Sigma-Objektive (während des Studiums hab ich mir halt auch nur die jeweils günstigsten leisten können) schlechthin, sondern nur ein Teil der Beschichtung. Sigma hatte seine Objektive immer für mehrere Kamerasysteme angeboten, immer Nikon, Canon, Minolta, und manchmal noch andere, und deshalb konstruktiv am hinteren Ende des Objektivs „Platz gelassen”. Vor allem für Nikon, weil Nikon früher ja den Blendenring am Objektiv hatte. Bei Minolta (später Sony) war das aber nicht nötig, weil man bei deren Autofokus-Objektiven schon immer die Blende an der Kamera und nicht am Objektiv eingestellt hat. Deshalb hatten die Sigma-Objektive mit Minolta-Adapter nichts als einen breiten Ring, mit gar nichts dran oder drauf als dem roten Punkt zur Orientierung, damit man die Kamera richtig ansetzt. Und damit das schön ist, hat man das mit „Softlack” beschichtet, jenes Zeug, mit dem man Plastik besprüht, damit sich selbst billigstes plastik wunderbar edel, wertig und samtig anfühlt. Machen beispielsweise die Autohersteller mit der Innenausstattung.

Ist aber gruselig, wenn das Zeug billig ist und sich zersetzt, dann wird das eklig klebrig und zäh wie warmer Teer, aber weg bekommt man es auch nicht.

Ich habe mich seither nicht mehr allzu sehr darum gekümmert, weil ich auf Nikon umgestiegen bin. Ich habe den Mist halt mal provisorisch mit schwarzem Isolierband umklebt und die alte Ausrüstung weggepackt, so als Notreserve. Man weiß ja nie. Und immer wieder mal das eine oder andere Lösungsmittel probiert. Benzin, und Farbentferner und sonst was alles (Oh, Nagellackentferner muss ich noch probieren, den hab ich noch nicht getestet…), bin jetzt aber durch zufälliges Probieren auf eine probate Methode gekommen.

Bin beim Aufräumen zufällig auf meine alte (und fast nie benutzte) Mini-Bohrmaschine gestoßen. Wie Dremel, nur vom Billig-Hersteller. Mit Rundbürsten. An dem alten Krempel kannste ja mal probieren, dachte ich mir. Gibt ja so die klassischen drei Rundbürsten in drei Brachialgraden: Kunststoff-, Messing- und Stahlborsten.

Erster Versuch: Kunststoffborsten. Sieht auf den ersten Blick gut aus, ist es aber nicht. Zwar glänzt es schön nach hochpoliert, klebt aber immer noch. Der klebrige Mist wird nicht entfernt, sondern nur schön glatt gestrichen.

Zweiter Versuch: Messingborsten. Ha! Funktioniert. Das Zeug geht ab, auch wenn die Messingborsten ab und zu durch die Gegend schießen (unbedingt mit Brille…). Und wieder erwarten kommt darunter nicht etwa gewöhnlicher Kunststoff, sondern blankes Metall zum Vorschein, was allerdings dann silbrig-matt glänzt und nicht mehr schwarz ist, und ob der groben Behandlung (obwohl die Messingbürsten unter den Metallen vergleichsweise weich sind) da noch einer weiteren Schicht zwischen schwarzem Softlack und freiem Metall mit abgeht. Und das Metall dann so ganz leicht porös wie nach Oxidation aussieht, obwohl das eigentlich nicht möglich ist unter den zwei Schichten.

Sieht zwar dann aus, als hätte Mad Max im Endzeit-Movie damit fotografiert, aber zumindest die Funktion ist wieder voll hergestellt. Naja, verkäuflich waren die Dinger so oder so nicht mehr. Fragt sich nur, ob die dann nicht wirklich rosten. Und ob sich das lohnt, sich hinzusetzen und den ganzen Rotz abzuschleifen. Andererseits: Silber und Vintage-Look kommt ja wieder in Mode.

Zur Hölle mit diesem Softlack-Zeugs.

Ich hab noch einen Handstaubsauger, erst ca. vier Jahre alt, der auch schon nach zwei Jahren angefangen hat zu kleben. Der ist sowieso schrottreif, weil der Akku kaum noch Kapazität hat, bei dem bekäme man das auch mit der Bürste weg, lohnt nur die Arbeit nicht mehr.

Aber grundsätzlich geht’s mit ner rotierenden Messingbürste.

Update:

Vor den mechanischen Angriffen hätte ich doch die chemischen erst voll ausnutzen sollen. Bevor ich an die anderen Objektive gegangen bin, hab ich’s jetzt doch nochmal mit Nagellackentferner probiert und dazu das billigste Zeug gekauft, was im Supermarkt zu bekommen war. Ich dachte eigentlich, Nagellackentferner auf Aceton-Basis gibt’s nicht mehr, haben sie aber doch noch.

Und damit geht’s auch weg. Ist zwar Geschmier, aber dafür geht nur der Kleber bzw. Softlack und nicht die darunterliegene schwarze Lackschicht weg. Sieht dann besser aus.