Ansichten eines Informatikers

Mindestgröße für Pilotinnen?

Hadmut
29.12.2013 16:04

Oder: Reisen bildet

Ich hab mich ja während des Urlaubs nicht völlig, aber weitestgehend zurückgehalten mit dem Bloggen, und ne Menge Sachen sind auf dem TODO-Stapel gelandet, der jetzt abgearbeitet werden muss (zusätzlich zu den Dingen, die schon vor dem Urlaub auf dem Stapel waren).

Einer der Punkte, auf die mich Leute aufmerksam gemacht haben, war die DPA-Meldung, wonach das Arbeitsgericht Köln die Mindestgröße von 1,65 Meter für Pilotinnen für diskriminierend hält. Man kann da noch ein wenig herumgooglen, aber aus feministischer Sicht ist jede Mindestgröße frauendiskriminierend, weil Frauen im Durchschnitt etwas kleiner als Männer sind. Warum das dann aber frauen- und nicht menschendiskriminierend sein soll, oder warum es bei kleinen Männern in Ordnung, bei kleinen Frauen aber diskriminierend sein soll, ist eine andere Frage. (Das Gericht hat die Klage der Frau übrigens trotzdem abgewiesen, weil die Mindestgröße tarifrechtlich geregelt sei. Was ich spontan für falsch halten würde, weil ich so aus dem Stand nicht sofort glaube, dass eine Mindestgröße dem Tarifrecht zugänglich ist, aber das wäre eine andere Debatte.)

Man fragte mich nach meiner Meinung dazu.

Meine spontane Meinung war, dass ich die Klage und das Diskriminierungsansinnen für Unfug hielt, weil Leute nun mal eine gewisse Mindestgröße haben müssen, um manche Maschinen (und dazu gehören auch Flugzeuge) dazu. Ich bin zwar kein Pilot (ich hatte mich mal auf den Heli-Schein vorbereitet und schon eine Flugstunde genommen, mir haben damals aber Zeit und Geld gefehlt, das ist richtig teuer), und insofern Laie, aber ich bin zumindest am Fliegen und der Technik interessiert. Und ich habe schon einige Male bei kleinen Maschinen bis zu 10 Sitzen beim Flug im Cockpit auf dem Kopilotensitz gesessen. Ich habe wenigstens schon mal gesehen, worum’s geht.

Viele Flugzeuge, vor allem ältere und Militärmaschinen, stellen halt gewisse Anforderungen. Selbst bei kleinen Hobbyflugzeugen, besonders aber bei Verkehrs- und Militärmaschinen sitzt man da im Cockpit erst mal vor einer Wand aus Instrumenten (der sogenannte „Uhrenladen”). Bei manchen Flugzeugen sind die Frontscheiben, durch die man rausguckt, verblüffend weit oben, und man muss über diese Wand aus Instrumenten drübergucken. Dazu kommt, dass beim Landeanflug, wo es am wichtigsten ist, das Flugzeug die Nase anhebt und etwas nach hinten kippt, man trotzdem aber nach unten schauen muss, um die Landebahn zu sehen. Das setzt eben eine gewisse Mindestgröße voraus. Dann muss man eben die Pedale gut erreichen und zudem müssen die Arme eine gewisse Länge haben, weil man da eben auch jede Menge Schalter und Knöpfe bedienen können muss. Und damit meine ich nicht nur den Normalbetrieb, sondern auch den Notfall, in dem man dann – auch alleine, wenn der andere Pilot ausfällt – den ganzen Flieger bedienen können und Notfallchecklisten in kürzester Zeit abarbeiten können muss. Da muss man einfach an die nötigen Schalter, Anzeigen usw. kommen. Und beispielsweise nicht nur die Instrumente, sondern auch die Ersatzinstrumente gut ablesen können.

Nachdem es in der Luftfahrt ziemlich viele, und meist bewährte und gute Sicherheitsvorschriften gibt, neige ich dazu, so eine Mindestgröße auch für gut, sinnvoll und sachlich begründet zu halten. Und mit einer eigenen Größe von 1,70 (und in Bezug auf die Körpergröße etwas zu kurzen Beinen und Armen) merke ich ja schon selbst, dass die Körpergröße Probleme bereiten kann. Es gibt beispielsweise einige Autos, die ich nie kaufen würde, weil ich mir beim Einsteigen an der A-Säule den Kopf anstoße. Ich muss nämlich im Auto den Sitz und die Rückenlehne ziemlich weit nach vorne schieben, um an Lenkrad und Pedale nicht nur dranzukommen, sondern im Notfall auch so viel Kraft kontrolliert aufwenden zu können, dass ich das Auto wirklich unter Kontrolle habe. Da seit einigen Jahren aber Autos zunehmend schrägere Windschutzscheiben haben, passen Türen und A-Säulen manchmal nicht mehr zum Verstellweg der Sitze. Dafür passe ich in LKW-Führerhäuser besser und bequemer rein als größere Leute. Insofern ist mir das als „persönlich betroffenem” durchaus einleuchtend und nachvollziehbar, dass man für die Bedienung eines Cockpits eine gewisse Körpergröße braucht.

In Erinnerung bleibt mir auch ein Rundflug in Neuseeland mit einem kleinen Wasserflugzeug. Das Cockpit war so verdammt eng, dass ich darin die Kamera kaum halten konnte und Objektivwechsel usw. völlig unmöglich waren. Ich musste quasi blind fotografieren weil es da drin einfach nicht möglich war, über das Armaturenbrett zu fotografieren und dazu noch durch den Sucher oder auf den Monitor zu schauen. Zum Einsteigen habe ich schon einen Schuhlöffel gebraucht, um da überhaupt reinzukommen. Geflogen wurde das Ding von einer sehr netten, hochkompetenten, sehr attraktiven und bildhübschen kleinen Pilotin (blond!), so im Kaliber 1,60. Und bei der ist mir damals durchaus aufgefallen, dass sie da ein spezifisches Problemchen mit der Physiognomie hatte. Denn weil sie klein war, hatte sie den Sitz, soweit überhaupt verstellbar, ganz vorne. Nun war die Sache aber die, dass sie das, was ihr an Größe fehlte, dafür an Holz vor der Hütte hatte. Ein Flugzeug auf dem Wasser zu starten ist aber eine etwas andere Angelegenheit als auf dem Land. Denn man gibt nicht einfach Gas und zieht irgendwann mal kurz hoch um dann in den normalen Steigflug zu gehen, denn ein Wasserflugzeug erreicht bei normaler Wasserlage die nötige Geschwindigkeit nicht. Man muss die ganze Zeit ziehen, um das Ding immer mehr aus dem Wasser zu holen um dadurch weniger Wasserwiderstand zu bekommen und schneller zu werden, also mehr Auftrieb zu bekommen usw., bis sich das Ding halt vom Wasser löst. Naja, was soll ich sagen – Sitz ganz vorne, Holz vor der Hütte, Steuerhorn weit nach hinten ziehen, das kollidierte eben sehr – wie soll ich sagen – plastisch und eindrücklich. Man könnte sagen, sie hat sich das Flugzeug sehr kräftig zur Brust nehmen müssen, um abzuheben. Und dann hatten die Griffe am Steuerhorn auch noch den gleichen Abstand wie ihre … Das passte irgendwie so wie zwei Fäuste auf zwei Augen. Etwas längere Arme und Beine, und damit den Sitz ein paar Zentimeter weiter hinten, das wäre von Vorteil gewesen. Oder anders gesagt: Sie war einfach ein Stück zu klein um mit dem vollen Steuerweg des Steuerhorns arbeiten zu können. Erst mal in der Luft war dann alles prima. Dafür hatte ich dann Probleme, mir nichts anmerken zu lassen und mir das Lachen zu verkneifen. Jedenfalls weiß ich seither, das Fliegen und Physiognomie nicht orthogonal zueinander stehen.

Vor diesem Hintergrund erschien mir das jedenfalls absurd, wenn eine Pilotin gegen Vorschriften klagt, die mir – so auf den ersten Blick – als Sicherheitsvorschriften erscheinen und zu dem passen, was ich bisher von Flugzeugcockpits so weiß und kenne. Ich hielt das für charakterliche Uneignung und feministischen Blödsinn, wenn man sogar Sicherheitsvorschriften im Flugbetrieb als frauendiskriminierend abtut und ablehnt. Und wollte eigentlich bloggen, welche absurden Auswüchse der Feminismus inzwischen hat.

Nun bin ich aber kein Pilot und habe von Verkehrsmaschinen fast keine Ahnung. Ich kann die Economy- von der Businessclass unterscheiden und finde meinen Sitzplatz anhand der Platznummer. Also habe ich den Rückflug aus dem Urlaub genutzt, um mich da mal aufzuschlauen.

Bei einem Langstreckenflug (ausländische Fluglinie) in einer Boeing 777 bin ich beim Aussteigen zum Cockpit gegangen und habe die Piloten gefragt (ohne das Thema Frau anzuprechen), wie groß man mindestens sein müsste, um dieses Flugzeug fliegen zu können.

Spontanes lautes Gelächter im Cockpit.

Offenbar war ich nicht der Erste, der das Thema anriss, und die kamen sofort auf Frauen im Cockpit. Nein, meinten sie, das wäre aus ihrer Sicht eigentlich überhaupt kein Problem. Sie sähen da keinen Grund, warum jemand zu klein sein sollte, um das Ding zu fliegen. Sie meinten (waren sich da aber bezüglich der genauen Größenangabe nicht ganz sicher, also ohne Gewähr) dass da wohl kürzlich irgendwo eine Pilotin ihre Lizenz gemacht habe, die 4 Fuss, 9 Zoll groß sei (= 1,45 Meter, muss wohl in den USA sein, wenn die die Körpergröße noch in Fuß und Zoll angeben), und über die ginge das Gerücht, dass sie ihre Kiste gut fliege. Ich frage also nochmal konkret und explizit nach, ob jemand mit 1,60 Meter Größe eine 777 ordentlich fliegen könnte. Antwort: „Easy!” Der Captain führt mir die elektrische Höhenverstellung des Pilotensitzes vor. Mit vernehmlichem Surren fährt der Sitz ein deutliches Stück rauf und runter.

Das wusste ich noch gar nicht, dass man bei Verkehrsmaschinen inzwischen den Sitz auch in der Höhe verstellen kann. Leider habe ich nicht drauf geachtet, ob sich auch Pedale und Steuerhorn verstellen lassen. Was mir aber auffiel war, dass die Frontscheiben deutlich niedriger ansetzen als ich das von anderen Flugzeugen, die ich früher mal gesehen habe, so in Erinnerung hatte. Man kann da besser rausgucken.

Man muss also keine 1,65 groß sein, um eine 777 zu fliegen. Hätt ich nicht gedacht.

Allerdings kann man das sicherlich nicht ohne weiteres auf andere (ältere) Flugzeuge übertragen, denn die 777 ist die erste Fly-by-wire-Maschine, deren Steuerelemente also nicht mehr mechanisch oder hydraulisch verbunden sind. Neuere Flugzeuge haben nicht mal mehr ein Steuerhorn, sondern nur noch einen „Sidestick”. Die sind da also wesentlich freier darin, die Steuerelemente zu gestalten, die verstellbar zu machen und die Stellwege anzupassen, etwa nichtlinear oder dynamisch, weil die Ergonomie nun die einzige Vorgabe ist. Auch hat die 777 ein „vereinfachtes” Cockpit und eben Glasinstrumente (=Monitore) und nicht mehr den alten Uhrenladen, weshalb das Cockpit viel weniger Platz braucht und kleiner und kompakter ist. Durch die Computerisierung braucht man weniger und kleinere Bedienelemente, die damit auch näher zusammenrücken. Ich glaube nicht, dass man das auf eine 30 Jahre alte 747 übertragen könnte. Habt Ihr übrigens mal das Cockpit einer Concorde gesehen? Die hat ein ganz seltsames (auch als Y- oder M-förmig bezeichnetes) Steuerhorn, das es damals bei keiner anderen Maschine gab, und das auch heute nur ganz selten verwendet wird (ich glaube, nur Embraer setzt das sonst ein). Der Grund für das Design war, dass es im Cockpit der Concorde so eng war, dass bei manchen Piloten die Knie/Oberschenkel gegen ein normale Steuerhorn gestoßen wären, wenn sie ins Pedal treten. Das mit der Körpergröße ist wichtiger, als man so denkt. Wenn der Abstand zwischen Händen und Beinen zu gering ist, können die sich ins Gehege kommen. Denn anders als bei einem Auto ist der Pedalweg größer und wenn man ein Pedal tritt, geht das andere hoch, und damit auch das Knie und der Oberschenkel. Und über den Oberschenkeln hat man das Steuerhorn, das man zwischen den Beinen an sich heranzieht. Das muss halt auch passen.

Um sicher zu gehen habe ich (ich musste mehrfach umsteigen, um wieder hier anzukommen) bei einem Anschlussflug, der nicht auf einer 777, sondern (andere Fluglinie, kürzere Strecke) auf einer viel, viel kleineren Maschine lief. Ich stellte die gleiche Frage (diesmal auf deutsch), aber die Reaktion war das Gegenteil von Gelächter. War da eben noch gute Laune, ist jetzt plötzlich Tretminenwetter. „Dazu kann ich nichts sagen!” (Mit dem Unterton will ich nichts sagen oder darf ich nichts sagen.) Oh. Offenbar ein heißes Eisen und Politikum hierzulande. Ich frage nochmal so ganz platt nach, wie groß man sein muss, um das Ding fliegen zu können. „Die meisten Fluglinien verlangen 1,65 Meter!”. Ja, sag ich, aber mir geht’s ja nicht darum, was die Fluglinien verlangen, sondern darum, wie groß man tatsächlich sein muss, um alles bedienen und richtig aus dem Fenster gucken zu können. „Dazu kann ich nichts sagen!”

Als ich mich bedanke und gehe, ruft mir jemand aus dem Cockpit so mit einem leicht verärgerten, verständnislosen Tonfall hinterher „Ist doch heute alles höhenverstellbar!” Ich interpretiere die Auskunft so, dass zwar die Tonart eine andere war, und man da nichts sagen durfte, aber die Aussage eigentlich die gleiche, wie bei der 777. Nämlich dass man die Kiste auch mit weniger als 1,65 gut fliegen kann, man muss halt den Sitz hochstellen. Gleiche Aussage für zwei unterschiedliche Flugzeugtypen unterschiedlicher Hersteller und unterschiedlicher Größe.

Allerdings wird auch sehr klar, dass sich die Aussage in beiden Fällen eben nur auf ganz moderne Flugzeuge bezieht, denn beides waren sehr moderne Flugzeuge. Dass jemand mit 1,60 oder weniger ein Flugzeug fliegt, ist nur möglich, weil in den neuen Maschinen alles höhenverstellbar ist. Und genau das dürfte das Problem sein.

Denn die Pilotenlizenz bezieht sich per se erst mal nicht auf ein bestimmtes Flugzeug, sondern nur grob auf den Typ (Antriebsart, Zahl der Passagiere, Flugzeug oder Heli usw.), aber nicht auf das Modell. Um ein Flugzeug fliegen zu dürfen braucht man noch die Musterberechtigung (Type Rating), in der es meines Wissens aber nicht mehr um körperliche Befähigung des Piloten geht, sondern nur um die theoretische und praktische Einweisung in die Besonderheiten des Flugzeugs und Überprüfungsflüge. Genau das müsste man meines Erachtens ändern. Denn nicht in der Pilotenlizenz an sich, sondern eher in der Musterbereichtigung (bzw. den Anforderungen dazu) müsste stehen, welche Körpergröße man für ein bestimmtes Flugzeug haben muss. Denn in einem Kampfflugzeug mit Schleudersitz werden sie wohl kaum solche netten höhenverstellbaren Sitze wie in der 777 einbauen.

Außerdem bezieht sich die Pilotenlizenz meines Wissens auch nur auf die Befähigung zum Fliegen, nicht der anderen Aufgaben eines Piloten. Wie groß muss man beispielsweise sein, um bei einem Pre-Flight-Check die nötigen Stellen an Turbinen, Fahrwerk usw. einsehen zu können? Wie groß und stark muss man mindestens sein, um ein kaputtes Fahrwerk von Hand in vorgegebener Zeit rausleiern zu können? Wieviel Kraft braucht man bei mechanisch angebundenen Steuerelementen bei Ausfall der Hydraulik? Welche Schalter und Steuerelemente muss man erreichen können, wenn man im Cockpit allein, fest angeschnallt und mit Sauerstoffmaske sitzt? Vielleicht auch noch an die Fensterkurbel, um Rauch aus dem Cockpit blasen zu können? Wie groß muss man sein, um eine Hand am Steuerhorn zu haben und mit der anderen die Sauerstoffmaske zu holen?

Welche Aufgaben hat ein Pilot im Notfall? Wie groß muss ein Pilot sein, um etwa Verletzten, Alten usw. auf die Notrutsche helfen zu können? Das ist nicht so weit hergeholt, wie es sich anhört. Denken wir mal an die Notwasserung in New York. Der Pilot (Chesley Sullenberger) hat nicht nur durch seine überragenden Flugkünste und eine perfekte Notwasserung den Leuten das Leben gerettet, sondern auch dadurch, dass er danach die Evakuierung geleitet hat, als Letzer die Maschine verlassen hat, danach die Verbindung der Rettungsflöße vom Flugzeug getrennt und auch das Floß als letzter verlassen hat. Wie groß muss man dafür sein?

Ebenfalls auf meinem Rückflug habe ich in irgendeiner der kostenlosen Tageszeitungen auch einen Artikel über die Zukunft des Reisens gelesen. Ein einer Nebenspalte wurde darüber berichtet, dass die Zahl der Flugstörungen durch renitente, streitsüchtige, randalierende und betrunkene Passagiere stark zunimmt und ein immer größeres Problem darstellt. Man plant, dem Kapitän des Flugzeuges weit größere Befehlsgewalt und -freiheit einzuräumen als bisher, und ihm in weiten Grenzen zu gestatten zu tun, was nötig ist. Früher war ein Flugkapitän mal eine Respektsperson, aber auch heute noch muss er der „Chef an Bord” sein. Auch das hat mit Körpergröße zu tun. Ich habe schon oft erlebt und bemerkt, dass ich mir mit 1,70 einen Respekt, den andere aufgrund ihrer Körpergröße a priori und automatisch erhalten, erst verschaffen muss. Was auch nicht immer möglich ist. Letztes Jahr war ich bei der Silvesterfeier am Brandenburger Tor (nie wieder!) und bin zweimal von Russen angepöbelt und bedroht worden, die nur da waren, um Streit zu suchen und sich mit irgendwem anzulegen. Da hat das mit dem Respekt verschaffen gar nicht funktioniert und mir ist nur geblieben, da einfach zu verschwinden, was im Gedränge gar nicht einfach war. Ich überlege mir gerade, wie das eigentlich gehen soll, wenn sich da irgendwelche handgreiflichen, betrunkenen oder einer weniger zivilisierten Nation (der Kategorie, zu denen sich auch Polizisten nicht mehr alleine hintrauen) angehörenden Passagiere nicht benehmen, und da kommt dann so ein 1,60 oder 4 Fuß, 9 Zoll-Persönchen da an und verkündet, sie sei die Kapitänin und will jetzt sagen, wo’s lang geht. Vielleicht noch aus einem Land, in dem Frauen nur verschleiert und in Begleitung eines Verwandten herumlaufen dürfen. Ich weiß nicht, ob ich da als Passagier, der danebensitzt, beruhigt wäre. Ich glaube, das ginge in den meisten Fällen schief. Und stellt Euch mal vor, da würden sich dann noch mehrere einklagen, auch Flugbegleiterinnen, und die ganze Flugzeugbesatzung bestünde nur aus 1,60-Leuten. Das könnte kritisch werden, wenn es Ärger mit Passagieren gibt oder man auch einfach nur mal schweres Gepäck in die Ablage heben muss. Oder vielleicht an die Rettungs- und Notfallausrüstung muss. Bei irgendeiner Fluglinie habe ich das mal gesehen, dass das gesamte Notfallzeugs (Verbandskasten, Trage, Defib, Sauerstoffbeatmung usw.) in Klappen an der Decke über dem Mittelgang verstaut war. Sollten im Notfall nicht alle wichtigen Tätigkeiten von der Besatzung ohne Mithilfe von Passagieren ausgeführt werden können?

Ich habe so den Eindruck, dass die Frage, wie groß man als Pilot sein muss, nicht so einfach ist. Ein pauschales Nein für 1,60 ist erweislich falsch, ein pauschales Ja aber sicherlich ebenso. Ich verstehe nicht, warum die Größe im Tarif und nicht in den technischen Anforderungen festgelegt ist. Es ist aber nach meinem Wissensstand so, dass es eben keine einheitliche Mindestgröße gibt, sondern das stark davon abhängt, welches Muster man fliegt und was man sonst noch für Aufgaben hat. Ich sehe einige Aufgaben, für die ich jemanden mit 1,60 oder noch weniger für zu klein halte, aber die hängen alle mit Passagieren zusammen. Wenn die Sache mit dem Cockpit und den sonstigen technischen Aufgaben eines Piloten gelöst sind, was bei neueren Maschinen anscheinend der Fall ist, sehe ich keinen Grund, warum man dann nicht eine Frachtmaschine fliegen können und dürfen sollte. Bei Passagiermaschinen sehe ich das allerdings etwas anders. Da gibt’s ein paar Punkte, die zu beleuchten wären.

Für verfehlt und charakterlich fragwürdig halte ich es jedoch, mit dem Argument der Diskriminierung dagegen vorgehen zu wollen. Wer diesen feministischen Drall hat und Vorschriften vorrangig unter diesem Gesichtspunkt sieht, der/die/das hat meines Erachtens auf einem Pilotensitz wirklich nichts zu suchen. Ich würde das eher unter dem Gesichtspunkt der Berufsfreiheit sehen und der Einschränkungen, die eingreifen dürfen oder nicht. Zunächst mal würde ich angreifen, dass die Körpergrößenanforderungen in die Berufsfreiheit eingreift und deshalb in Tarifvereinbarungen nichts zu suchen hat, weil die dazu nicht befugt sind. Im zweiten Schritt würde ich dann angreifen, dass Berufsbeschränkungen nur im Interesse öffentlicher Sicherheit zulässig sind, und dann eben aufzeigen, wann und unter welchen Umständen das nicht (mehr) gegeben ist, bzw. dass das eben veraltet ist.

Ich habe nicht das geringste Problem damit, mich von einer 1,50 kleinen Blondine fliegen zu lassen. Aber von einer Feministin, die Vorschriften vorrangig nach Maßstäben der Diskriminierung beurteilt, möchte ich auf gar keinen Fall geflogen werden. Solche Leute halte ich für nicht befähigt. Die möchte ich nicht mal in solchen Flugzeugen haben, in denen ich nicht selbst sitze. Es ist ein Charakterproblem, kein Größenproblem. Werden sich womöglich auch die Richter gedacht haben, die die Klage trotzdem abgewiesen haben.

23 Kommentare (RSS-Feed)

Na, kein Problem, wenn Ingrid Steger einen JU52 fliegen kann, dann kann das nicht so schlimm sein.
Eine Größenbegrenzung sollte man für den Kauf von Sportwagen einführen, denn sehr gefährlich sind die, bei denen der Giftzwerg durchs Lenkrad gucken muß.
In Japan soll es gerüchteweise den Motorradschein nur geben, wenn man das Fahrzeug auch aufheben kann. Ab 220kg wird das für mich auch schon übel.

Carsten

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Hadmut
29.12.2013 18:02
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> Na, kein Problem, wenn Ingrid Steger einen JU52 fliegen kann, dann kann das nicht so schlimm sein.

Ich dachte, die wäre Stewardess gewesen?

Ich kann mich erinnern, dass ich vor vielen, vielen Jahren mal verschiedentlich Quadbike fahren war. Manchmal schreiben die auch dran, dass man für dieses oder jedes Gerät mindestens 40 oder auch mal 50 kg wiegen muss. Weil bei Quadbikes auch viel mit dem Gewicht und Körperverlagerung gemacht wird und man die, obwohl sie sich wie Motorräder anfühlen, nicht wie ein Motorrad in die Kurve legen kann. Wenn man nicht genugt wiegt, macht das Quadbike beim Fahren, was es selbst will, nicht was der Fahrer will. Und das ist oft was anderes.


Robert W.
29.12.2013 18:02
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Wenn ich das richtig verstanden habe, sind das Kriterien der Lufthansa (oder irgendeiner anderen Fluglinie). Die nehmen m.W. auch keine Brillenträger als Piloten, Gebiss muss wohl auch gut in Ordnung sein. Gibts nicht auch Mindestgrössen für Stewardessen oder Models? uvw.
Überall Diskriminierung …

Du hast recht mit “Aber von einer Feministin, die Vorschriften vorrangig nach Maßstäben der Diskriminierung beurteilt, möchte ich auf gar keinen Fall geflogen werden. Solche Leute halte ich für nicht befähigt. Die möchte ich nicht mal in solchen Flugzeugen haben, in denen ich nicht selbst sitze. Es ist ein Charakterproblem, kein Größenproblem.”


Hadmut
29.12.2013 18:04
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@Robert W.: Angeblich vieler (aber nicht aller) Fluglinien, darunter Lufthansa. Aber nicht nur die.

Bei Stewardessen gibt’s wohl ein Höchstgewicht. Irgendwo gab’s mal Riesenkrach, weil irgendeine Fluglinie die Dicken rausgeworfen hat. Weiß aber nicht mehr, welche das war. Indien?


parka
29.12.2013 19:05
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Hallo Hadmut,

ich teile grösstenteils Deine Meinung. Man sollte nach technischen Gegebenheiten urteilen und nicht nach gesellschaftlichen Scheinparadigmen.
Mir fällt eine Geschichte ein von einem Bekannten, der sich als Steward bei der Lufthansa beworben hat, und dann nicht genommen wurde, da er angeblich der möglichen psychischen Belastung nicht gewachsen war. Das war vor 20 Jahren. Mittlerweile könnte man hws erfolgreich dagegen klagen. Wenn man heute die ganzen Stewardessen und Stewards sieht, scheint diese Regelung nicht mehr wirklich in Kraft zu sein. Vielleicht hat da jemand schon dagegen geklagt…

PS: Der Text ist vieel zu lang. Komm mal schneller zu Potte.


matthie
30.12.2013 0:29
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>Bei Stewardessen gibt’s wohl ein Höchstgewicht. Irgendwo gab’s mal >Riesenkrach, weil irgendeine Fluglinie die Dicken rausgeworfen hat. >Weiß aber nicht mehr, welche das war. Indien?
war air india ….


Roland
30.12.2013 2:08
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Unabhängig vom (ernsten) Thema liess mich der Gedanke an eine “feministische” Fluglinie spontan in langanhaltendes Gelächter ausbrechen……..


prx
30.12.2013 6:11
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Die 777 ist zwar die erste Fly-by-wire Verkehrsmaschine von Boeing, aber Airbus war damit “etwas” früher dran, nämlich 1987.


Cpt.Chilli
30.12.2013 6:39
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Als Sanitätsoffizier hatte ich während einer Reserveübung ein Sanitäterausbildungsbatallion zu überprüfen. Am Morgen Geländeausbildung (Retten & Bergen) und Hindernisbahn. Die Inspizienten wunderten sich ob des körperlichen Zustandes und physischen Leistungsvermögens der Soldaten; Geschlechtsverteilung etwa 60% Männer, 40% Frauen. R&B war tendenziell schlecht, besonders wenn man an Gefechtsbedingungen denkt. Grausam aber war die Hindernisbahn. Das Überwinden der Wand, des Grabens und selbst der Palisaden war den meisten Frauen und einigen Männern unmöglich. Ich war zu dem Zeitpunkt als Musterungsarzt in einem Kreiswehrersatzamt tätig. 80% dieser Truppe hätte ich T3 (wehrdiensttauglich mit Verwendungseinschränkungen und Einschränkungen in der Grundausbildung) gemustert. Sie wären also nie Sanitäter geworden; wenigstens damals nicht (2002). Die Inspektion fand in einem bayerischen Standort statt; der Kommandeur, zur Leistungsfähigkeit seiner Truppe befragt, sagte nur lakonisch im breitesten örtlichen Idiom: Bei dem Scheiß, den ihr uns schickt! Er hatte Recht, die mussten alle mindestens T2 sein, sonst erfolgt keine Zulassung zur Sanitätslaufbahn. Eigentlich undenkbar bei dem präsentierten Stand des Versagens. Aber es sollte noch “besser” kommen.

Am Nachmittag wurde eine lokale Gefechtslage simuliert, die unterschiedliche Verwundetennester aufwies. Die Santitätstrupps hatten die Verletzten im Nest knapp erstzuversorgen und dann unter Beschuss (vom Tonband eingespielt!) zur Verwundetensammelstelle zu bergen, weiter zu versorgen, auf Transporttragen zu betten, zu verladen und abzufahren. Diskret eingestreute Schwerstverletzte, für die ein Lufttransport anzufordern gewesen wäre, wurden souverän ignoriert, wären in realiter also verstorben.

Das Verladen einer beladenen Trage auf einen KrKW (Krankenkraftwagen) ist körperliche Schwerstarbeit, die zudem Intelligenz erfordert, da die mechanischen Systeme tückisch konstruiert und daher schwer zu bedienen sind. Deshalb hat man auch die Tragen leer gelassen und einen funkelnagelneuen KrKW hingestellt, den mein Feldwebel und ich beaufsichtigten. Dabei hatten wir auch die Leistungsbewertung vorzunehmen. Zwei Sanitäterinnen beluden eine Seite des KrKW, ohne dass wir erkennen konnten, wie sie die Sicherungen kontrolliert hatten. Wir fragten, ob sie das getan hätten, was mit einem relativ frechen “Aber selbstverständlich doch” quittiert wurde. Bei meinen Soldaten hätte es nun wegen Insubordination jede Menge Lack gegeben, hier war ich Gast und machte gute Miene zum bösen Spiel.

Der Inspektionschef nahte, um sich berichten zu lassen, wie die Damen gerade die Welt gerettet hätten. Sie erstatteten Meldung. Aus irgendeinem Grunde blickte ich nach oben und sah, dass das Gestell, welches zwei Tragen aufnimmt, im Begriff war sich zu lösen. Ich griff mir die Saniteuse, die nahe zu mir stand und riss sie weg. Dasselbe Glück hatte die andere, denn auch der Fw hatte hinauf gesehen, veranlasst durch ein Knarzen, wie er mir später sagte. Das Gestell krachte mir Radau einen knappen halben Meter vor den Oberst. Dieser kommentierte trocken: “Danken Sie den Männern, dass Sie noch leben.” Die Bewertung lautete: Die verlangte Leistung wurde nicht erbracht.

Die Schilderung von HD erinnerte mich an diesen Vorfall und auch an die Tatsache, dass per Diskriminierungsvorwurf die ZDv 46/1 (BW) und PDV 300 (Polizei und analoge Verbände) für Frauen außer Kraft gesetzt werden, um XX-Merkmalsträgern im Dienst Privilegien zu verschaffen (Augenblicklich senken bzw. setzen die US-Streitkräfte die Anforderungen bei den Pull-ups (Klimmzüge) aus, damit sie Frischfleisch in die combatunits bekommen, für die sich die toughen girls besonders interessieren, da sie wissen, dass sie eh nicht in die firezone müssen, aber die Kohle dafür kriegen. Im schlimmsten Fall werden sie eben schwanger.). Allerdings gibt es physikalische Zusammenhänge, die sich nicht korrumpieren lassen. Eine Sanitäterin auf einem Hauptverbandplatz, weit ab vom Schuss, ist sicher völlig okay. Eine Saniteuse in der combatzone ist tödlich, für sich und andere.

Ähnlich dürfte es bei der Fliegerei sein. Manches geht und geht auch gut, aber alles geht nicht. Der Cunnus ist kein Merkmal, das mit Allkönnen, Allwissen oder einem sonstigen “All” einhergeht. Und besser als Männer sind Frauen in den allerseltensten und dann nur besonderen Fällen. Im Durchschnitt sind sie es eben nicht, was den endemisch erhobenen Diskriminierungsvorwurf sehr relativiert.

Insofern wäre die Frage zu prüfen, ob es sich in der Regel nicht um eine Tatsachenfeststellung handelt, wenn gesagt wird, dass Frauen aus bestimmten Verwendungen wegen struktureller Minderleistung fernzuhalten sind; besonders dann, wenn diese Einschätzung nachvollziehbar begründet vorgetragen wird. Das Leben ist nun mal kein Ponyhof, nirgends!

Der britische SAS (Special Air Services), eine der besten Eliteinheiten in der militärischen Welt, hat ein tolles Motto: The 5P – proper preparation prevents poor performance – und das gilt für jeden, in allen Lebenslagen und ohne Ausnahme auch für Frauen in verantwortungsvollen Verwendungen, egal wo!


@Hadmut
Ja, sie war Stewardeß. Es gab wohl auch einen Flugversuch. Gut, daß sie nicht gesehen hat, wie sie fliegt.

Quad oder Trike, hab mal ein Trike probiert. Ekelhaft, wenn man Motorrad gewöhnt ist.(drives like a ester egg) Man muß sich aus der Kurve legen, damit man die Maschine in die Kurve kriegt. Die Dinger waren damals wohl schon “verboten”. Jedenfalls stand auf dem Tank, daß man nicht auf der Straße fahren soll. Mangels Differential war der Rauslehneffekt auf der Asphaltstraße wesentlich stärker als auf Rasen. Auf der Straße konnte es passieren, daß man bei einer unvorsichtigen Bewegung von der Straße katapultiert wurde und sich im Graben wiederfand.

Ein Schulfreund von mir konnte nicht zu den Segelfliegern, weil er 2cm zu groß war. Das klärten sie aber erst nach der Ausbildung und den bestandenen Prüfungen, naja, Bonzen ohne Plan.

Carsten

A380 auf Sichtflug
http://www.toonpool.com/user/249/files/a380_auf_sichtflug_870545.jpg


Bernd Kraut
30.12.2013 11:44
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xxHyFoxx
30.12.2013 14:45
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@Cpt.Chilli

Als unbedarfter Laie wuerde ich zu euren Schilderungen sagen, das der Kommandeur dieses Battaillon seine Arbeit nicht macht. Wenn die Jungs und Maedels fuer die Arbeit koerperlich zu schwach sind muessen sie traenieren. Wenn sie die Ablaeufe bei Bergung und Rettung nicht beherrschen, muessen sie das ueben. Und zwar so lange bis sie es koennen. Da ist dann nichts mit 16 Uhr Feierabend. Und immer schoen Kollektivbestrafung. “Heute abend 10km Gelaendelauf weil die verlangte Leistung nicht erbracht wurde. Anschließend Sturmbahn damit ihr auch wisst warum ihr muede seid. Hopp Hopp, Marsch Marsch!”

Von sowas will man sich ja nicht retten lassen.

Gleichwohl bin ich so unbedarft nun auch wieder nicht. Ein bekannter Spieß hat mir auf meine Eingaben zu verstehen gegeben das man die armen Rekruten und Soldaten nicht so quaelen duerfe. Befehl von oben. Das sind sensible Seelen, die quttieren sonst den Dienst! Zu wenig Nachwuchs, zu wenig Tauglichkeit.
Ich hab dann gefragt ob es nicht besser waere den Soldaten statt Gewehren und teuren, technischen SchnickSchnack, der teilweise intelligenter als seine Bediner ist, weisse Fahnen zu geben. Auf Befehl hin damit zu wedeln sollten die doch wohl noch hinkriegen und das bekommt uns, ihnen, wie auch den Roten am Besten.
Die Antwort war betretenes Schweigen.

Fazit: Was bei uns an Rekruten ueber den Kasernenhof dilletiert ist zu 60% nicht zu gebrauchen. Das liegt aber nicht allein an den Frauen. Die Kerls sind keinen Deut besser.

Daher stets in Deckung,
xxHyFoxx


Martin
31.12.2013 1:55
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Nur ein paar kurze Anmerkungen:

Das moderne Maschinen “grössentoleranter” sind, könnte mit der gestiegenen Bedeutung der asiatischen Märkte zusammenhängen. Soo viele pilotentaugliche (für große Verkehrsmaschinen) Leute gibts von Anfang an nicht und dann noch eine Mindestgrösse als weitere Einschränkung könnte es asiatischen Airlines schwerer machen, geeignete Piloten zu finden. Könnte zumindest ein weiteres Verkaufsargument sein.

Die meisten Deiner Argumente scheinen sich nicht auf größere Verkehrsmaschinen (um die ging es bei dem Thema) zu beziehen.

“Wie groß muss man beispielsweise sein, um bei einem Pre-Flight-Check die nötigen Stellen an Turbinen, Fahrwerk usw. einsehen zu können? ”

Vom Boden aus kann man am A380 normalerweise mal grade so über den unteren Verkleidungs Rand in die Turbine schauen. Ob man 1.75 oder 1.65 ist da eher egal. Sinnvoll ist das so eh nicht.

“Wie groß und stark muss man mindestens sein, um ein kaputtes Fahrwerk von Hand in vorgegebener Zeit rausleiern zu können? ”

Bei welchen modernen Verkehrsmaschinen werden denn Fahrwerke von Hand rausgeleiert? Dafür sind redundante APUs da. Rausleiern muss man die auch bei anderen Maschinen m.E. eher nicht… das macht bei Hydraulikausfall die Schwerkraft.
Reinleiern wäre interessanter, aber bei den Gewichten, die die Fahrwerke inzwischen haben eher theoretisch interessant. M.E. ist das ein nicht existierendes Problem…

“Wieviel Kraft braucht man bei mechanisch angebundenen Steuerelementen bei Ausfall der Hydraulik? ”

Bei moderneren Verkehrsmaschinen ist nichts mehr mechanisch angebunden. Die Steuerdrücke wären teils eh nicht mehr zu bewältigen.

“Wie groß muss man sein, um eine Hand am Steuerhorn zu haben und mit der anderen die Sauerstoffmaske zu holen?”

Da die wohl ebenso weit rausfallen, wie für die Passagiere, dürfte das wurscht sein. Die sollen ja auch für Kinder taugen. Sollte also lang genug sein, der Schlauch.

Und ein “Fun-Fact”: Bei der sovietischen Pe-2 (ein leichter Bomber aus dem zweiten Weltkrieg) waren die Steuerdrücke recht hoch. Nachtmissionen wurden oft von weiblichen Crews geflogen und manche Pilotinnen waren nicht kräftig genug um beim Abheben ausreichend zu ziehen. Standardprozedur war, das ein weiteres Crewmitglied sich hinter die Pilotin begab und ziehen half. Wäre aber bei der Lufthansa vielleicht nicht so vertrauens- und imagefördernd. 🙂


Hadmut
31.12.2013 10:21
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> Bei welchen modernen Verkehrsmaschinen werden denn Fahrwerke von Hand rausgeleiert? Dafür sind redundante APUs da.

Meines (laienhaften) Wissens gibt es das bei allen als letzten Ausweg. Ich glaube mich erinnern zu können irgendwo gelesen zu haben, dass sie bei dem A380-Zwischenfall, bei dem ein Triebwerk geborsten ist und den Flügel durchlöchert hat, so viele Probleme hatten, dass sie damit nur fertig geworden sind, weil sie zufällig 4 Piloten an Bord hatten. Einer der Piloten habe das Fahrwerk manuell ausfahren müssen. Was genau er dafür tun musste, stand nicht dabei. Aber ich glaube nicht, dass es genügt, da einen Haken aufzumachen. Zwar sind Fahrwerke so gebaut, dass sie von der Schwerkraft und nicht von der Muskelkraft rausgehen und vom Fahrtwind eingerastet werden, das heißt aber nicht, dass man da gar nichts mehr tun müsste. Die sitzen ja nicht locker.

Auch das mit der Sauerstoffmaske stimmt nicht. Nur die Passagiere haben solche Karnevalsmasken, die von oben runterfallen. Piloten haben (auch wegen Rauch) Ganzgesichtsmasken, die auch die Augen schützen, wie eine Gasmaske aussehen und einen dickeren Schlauch wie bei Kampfpiloten haben (zumindest die, die ich gesehen habe). Die haben massive Kopfbänder, die die fest am Kopf halten. Man nimmt die Maske mit einer Hand aus einer Klappe an der Seite und drückt daran einen Knopf am Nasenstück, mit dem Schläuche in den Haltebändern aufgeblasen werden, damit das Ding groß wird und man es sich mit einer Hand über den Kopf ziehen kann. Lässt man den Kopf los, ziehen sich die Gummibänder zusammen und das Ding sitzt fest am Kopf (jedenfalls die, die ich gesehen habe). Das ganze System ist so gebaut, dass es keinen Strom braucht, allein mit Luftdruck funktioniert und mit einer Hand bedient werden kann, damit die andere am Steuer bleibt. Das heißt aber auch, dass man groß genug sein muss, um an die Maske zu kommen, ohne das Steuer loslassen zu müssen.


KölscherPreusse
31.12.2013 12:23
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> (…) weil sie zufällig 4 Piloten an Bord hatten. Einer der Piloten habe das Fahrwerk manuell ausfahren müssen.

Die beste Quelle, die ich damals gefunden habe, ist diese hier (liefert mir heute einen timeout zurück, aber die waybackmachine hat sie auch). Ist hochspannend.

http://www.aerosocietychannel.com/aerospace-insight/2010/12/exclusive-qantas-qf32-flight-from-the-cockpit/


Martin
31.12.2013 17:30
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“Von Hand” heißt nicht mechanisch rausgeleiert. Es gibt beim A380 keine rein durch “Handkraft” bedienten Systeme. Das Argument mit dem Winddruck ist so halbrichtig. Beim A380 geht das sehr wohl. Im Dokument als “Independent Freefall System for Emergency Operation” beschrieben.

Kannst das hier auf Seite 32 anschauen: http://www.fzt.haw-hamburg.de/pers/Scholz/dglr/hh/text_2008_06_05_LandingGear.pdf

Bei Detailfragen kann ich auch nochmal nachhaken, habe >10 Jahre als Externer für Airbus gearbeitet und noch regelmäßig Kontakt zu einigen befreundeten Ingenieuren. Allerdings mehr aus den Bereichen Wings, Stresstests/Festigkeitsprüfungen.


Herrmann
31.12.2013 18:50
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Was soll die Aufregung?
Körpergröße ist nur ein gesellschaftliches Konstrukt der Neuzeit und insbesondere des patriarchalischen Unterdrückungsapparats.


Jochen
31.12.2013 22:18
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Müsste das nicht eigentlich “Pilötinnen”, also mit “ö”, heissen?


Knut Grunwald
31.12.2013 22:44
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@Carsten Thumalla
https://www.danisch.de/blog/2013/12/29/mindestgrose-fur-pilotinnen/#comment-34090
Das mit den Motorrädern ist auch interessant.
In den 80er stand da aufheben und ich hatte das mit hoch heben assoziiert. Da hätte ich ja maximal eine 120 kg Maschine fahren dürfen.

Aufheben ist ja wesentlich leichter. Allerdings wäre es da schön, wenn der Hersteller einen Griff dran machen würde. So manches Teil ist für meine Begriffe recht schnell abgerupft.

Und die Kleidung ist auch problematisch. Kaum strengt man sich ein bisschen an, platzt die Hose. Und das bei Hosen, die ohne Gürtel unweigerlich den Weg nach unten finden. Anscheinend haben moderne Männer keinen Arsch in der Hose und Oberschenkel wie die Mädels.


denn
1.1.2014 21:44
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Ich hoffe diese Frage wurde noch nicht gestellt:

Hartmut, weißt du warum beim 30C3 so wenig “feministische” Vorträge gehalten wurde?


claus
2.1.2014 14:15
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OT: hier einmal ein schönes Beispiel, wie Hadmuts Blog einem schnell hilft. Im IT-Fachmagazin Spiegel online las ich gerade Tipps, wie man sich Passwörter merken kann. Da meinte u.A. ein Professor für Informationssicherheit und Kryptografie, dass er sich von seinem “Unix-Betriebssystem zufällige Zeichenfolgen generieren” lässt (mit Groß- und Kleinschreibung und Umlauten etc.) und sich das beste Passwort merkt. Kam mir komisch vor. Ein Professor, der so hervorheben muss, dass er Unix “kann” und der vermutlich gerne in den Medien steht? Michael Backes hieß der und auf Verdacht bei Hadmut gesucht und – Bingo! Gefunden:

https://www.danisch.de/blog/2011/01/05/idiotische-kryptographie-made-in-germany/

Anscheinend eine Flachzange, die nicht einmal ein Grundwissen hat, sich aber PR-mäßig in Szene zu setzen weiß. Armes Deutschland.

Ijon Tichy: Bekanntlich gibt es heutzutage zweierlei Wissenschaftler: ortsfeste und fahrende. Die ortsfesten forschen wie eh und jeh, die fahrenden aber besuchen alle erdenklichen internationalen Konferenzen und Kongresse… Die Fachliteratur studiert [letzterer] Wissenschaftler in den Buslinien der Fluglinien und in Wartesälen, Flugzeugen und Hotel-Buffets.


Andreas
3.1.2014 15:16
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Dazu passt auch die heutige Meldung von Spiegel Online: http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-marines-setzen-klimmzugtests-fuer-soldatinnen-aus-a-941632.html#js-article-comments-box-pager

Die US-Marines stoppen Klimmzugtests für Frauen, weil mehr als die Hälfte das Minimum von drei Klimmzügen nicht schafft, die “Armee aber keine unüberwindbaren Hürden für Frauen schaffen wolle”. Bei den Männern fällt Einer von Hundert durch den Test.


Jens
3.1.2014 20:51
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“und sich das beste Passwort merkt”.

Gnihihi. Also vermutlich das einfachste und unsicherste …