Ansichten eines Informatikers

Türkischer Apfel?

Hadmut
2.2.2013 20:30

Ich bräucht mal etwas interkulturelle Aufklärung.

In türkischen Restaurants gibt’s meist den typischen türkischen Tee, wohl ein Schwarzer Tee, der so intensiv und konzentriert gekocht, dass ich ihn – je nach Restaurant – nur 1:5 bis 1:20 mit Wasser verdünnt nehmen kann.

Als ich vor vielen Jahren noch in Dresden bei der Sache war, bin ich mit Kollegen häufig in ein türkisches Restaurant gegangen, in denen es etwas ganz anders gab. Es war kostenlos, als Tee angekündigt, kam in den üblichen türkischen Tee-Gläsern. Es war giftgrün, anscheinend aus Pulver aufgerührt und bestand ohne jeden Zweifel nur aus drei Bestandteilen, nämlich viel Zucker, viel Lebensmittelfarbe und künstlichen Apfel-Aromen. So ne Art Tee-Imitat. Und schmeckte saugut.

Keine Ahnung, was das für ein Zeugs war. Und warum der das anstelle des üblichen türkischen Tees kredenzte. Ich habe nur einmal gefragt, was das sei, und der sagte, es wäre türkischer Apfeltee.

Vor ein paar Tagen habe ich mir im Supermarkt mal wieder neuen Tee gekauft und bin dabei auf die Sorte „Türkischer Apfel” gestoßen. (Marke lass ich mal weg, weil ich da keine Werbung machen will.) Völlig anders, im Teebeutel freilich ohne Zucker, anscheinend keine künstlichen Farbstoffe (oder jedenfalls viel weniger penetrant), schmeckt auch anders, aber (auch) seeehr gut.

Deshalb also die Frage:

Ist Apfeltee eine türkische Spezialität? Warum hört man sonst so wenig davon?

(Und weiß jemand, was das giftgrüne Zeugs war?)

17 Kommentare (RSS-Feed)

“Ist Apfeltee eine türkische Spezialität?”

Ja, mir kam er vor wie heißer Apfelsaft.


O.
2.2.2013 22:28
Kommentarlink

Grün?
Entweder Grüner Tee plus Apfelaroma, oder… hmhhh, was war da noch grünes..

…ach ja:
http://de.wikipedia.org/wiki/Absinth


Hadmut
2.2.2013 22:30
Kommentarlink

Nee, Absinth kann’s nicht gewesen sein. Es war heiß, süß, frei von Bitterstoffen und alkoholfrei.


O.
2.2.2013 22:42
Kommentarlink

Ja, war auch nicht ernst gemeint.
Hätte wohl nen Smiley ran machen müssen.


bravo
3.2.2013 0:39
Kommentarlink

Das Zeug nennt sich tatsächlich türkischer Apfeltee. Gibt’s in türkischen Lebensmittelläden als instant Granulat. Das fällt direkt durch seine giftgrüne Farbe auf. Sieht aus wie gekörntes Soylent Green.


Peter
3.2.2013 0:44
Kommentarlink

Vielleicht das da? http://www.ciao.de/Turkischer_Apfeltee_lose__Test_2743238 Die Zutatenliste liest sich genau wie Du es beschrieben hast.


Hadmut
3.2.2013 0:47
Kommentarlink

Zutaten: Zucker, Traubenzucker, Säurungsmittel Weinsäure, […], Farbstoff E104 und E131

Das muss es sein!


Claus
3.2.2013 11:44
Kommentarlink

“Sieht aus wie gekörntes Soylent Green.”

Der war gut *lol*


Fx
3.2.2013 11:46
Kommentarlink

Heute gibt es Apfeltee in vielen Varianten, meist in Form von Instant-Pulver. Den ursprünglichen türkischen Apfeltee kenne ich aus mehreren Türkeireisen vor ein paar Jahrzehnten. Damals bestand der “Apple Cay” aus getrockneten Apfelstückchen und war oft noch mit Gewürzen angereichert. Das leckere Getränk wurde mit viel Zucker in den typischen Cay-Gläsern serviert und kostete ebenos wie der schwarze Cay umgerechnet 5-10 Eurocent 😉


yasar
3.2.2013 12:39
Kommentarlink

Den “türkischen Apfeltee kann ich als Türke noch nicht, bis ich in den 80ern in den Touristenzentren der Türkei damit konfrontiert wurde. ich habe da dan herausbekommen, daß es irgendein Instantpulver mit viel Chemie ist, daß den Touristen als “Apfeltee” angeboten wird.

Keine Ahnung, ob es tatsächlich Gegenden der Türkei gibt, in denen es “echten” Apfeltee gibt, aber mir ist sowas nicht bekannt, auch wenn ich (auch) mit der türkischen Kultur großgeworden bin.


Fx
3.2.2013 14:25
Kommentarlink

@yasar:
“Den “türkischen Apfeltee kann ich als Türke noch nicht, bis ich in den 80ern in den Touristenzentren der Türkei damit konfrontiert wurde.”

Wenn ich genau überlege… das könnte wirklich hinkommen. Ich war das erst Mal in der Türkei, noch bevor die Touristenzentren entstanden – mit Auto und Zelt einmal herum. Auf dieser Reise kann ich mich tatsächlich nicht an Apfeltee erinnern – erst bei spätereren Reisen Ende der 80er.

Offenbar stamt der Apfeltee ursprünglich aus der Provinz Mu?la, die ja ein der ersten Touristenhochburgen hervorbrachte. https://tr.wikipedia.org/wiki/Bozalan,_Milas


Michl
3.2.2013 16:13
Kommentarlink

Weinsäure und Farbstoff? Die haben doch wohl nicht die Altbestände Ahoj-Brause Ende der 70er in die Türkei exportiert und die verwerten das seit der 80ern als “Apfeltee” statt auf der Giftmülldeponie?! Die Seveso-Fässer sind auch noch nicht gefunden, oder?


winston
4.2.2013 22:36
Kommentarlink

glaub es oder nicht, dies: http://www.mavey.de/Tee/Krueger-Instant-Teegetraenk-400g-Apfeltee.html ist der “tee” den du suchst 🙂


Hadmut
4.2.2013 22:38
Kommentarlink

Gut möglich, aber auf dem Bild auf der Dose ist der Tee bei weitem nicht so grün wie der, den es damals da gab. Vielleicht hat der das höher konzentriert oder ein paar Stunden lang eingedampft.


7. Earl Grey
5.2.2013 17:32
Kommentarlink

Wie kann man denn sowas als Tee bezeichnen und auch noch freiwillig trinken?

“Schmeckt saugut” ja wenn man keine Geschmackserziehung hinter sich hat.


Hadmut
5.2.2013 19:20
Kommentarlink

@Earl Grey: Oh, ich habe eine relativ gute Geschmackserziehung hinter mir und bin als Kind sogar durch einen außergewöhnlich guten und empfindlichen Geschmackssinn aufgefallen. Und auch heute noch nehme ich Gerüche und Aromen oft genauer und differenzierter als andere wahr (oder etwas, was andere gar nicht wahrnehmen). Einer der Gründe, warum ich überhaupt keinen Akohol und auch keinen Kaffee trinke.

Und selbstverständlich schmecke ich – wie ursprünglich gepostet – gut heraus, aus welchen Bestandteilen so etwas besteht. Zucker, Farbstoff, künstliches Aroma.

Nur: Ich lasse mich nicht dazu erziehen, was mir schmecken soll und was nicht. Ob ich etwas für ungesunden Dreck halte ich unabhängig davon, wie ich es geschmacklich finde. Umgekehrt gibt es auch Öko-Zeugs, das zum davonlaufen schmeckt.

Das musst Du also schon mir überlassen, was mir schmeckt.

Ob ich es dann kaufe und trinke, ist eine andere Sache. Zumal ich mir Zucker im Tee schon lange abgewöhnt habe. Aber zu einem (gut gemachten!) Döner hat das Zeug durchaus geschmeckt.

Und von Geschmackserziehung zu reden und dann auf britisch zu machen… eieiei.


yasar
5.2.2013 21:16
Kommentarlink

@Fx

Ja, Bodrum/Mugla war die Gegend wo mir auch das erste mal der Apfeltee unterkam.