Ansichten eines Informatikers

Synology DS213 als DVB-T-Rekorder

Hadmut
10.1.2013 0:28

Weitere Erfahrungen

Ich hatte ja kürzlich schon darüber berichtet, dass ich mir ein zweites NAS gekauft habe. Mein erstes NAS ist eine Buffalo Link Station Pro Duo, das zweite ein Synology DS213.

Wie schon mehrfach erwähnt, ist im allgemeinen ein preisgünster PC (z. B. HP Microserver) die eigentlich beste und vielseitigste Lösung, und obendrein auch noch die billigste. Aber erstens mit Installationsaufwand verbunden, zweitens mit ständiger Fehlersuche, weil Linux-Distributionen heute auch nicht mehr das sind, was sie mal waren (Ubuntu konnte vor 5 Jahren vieles besser und zuverlässiger als heute), und weil es eben ein paar Spezialfunktionen gibt, die unter Linux nicht so gehen, wie ich das brauche.

Die Hauptfunktion, warum ich das Synology-NAS gekauft habe, war die dick beworbene Funktion als DVB-T-Videorekorder.

Und ich muss sagen, die ist ein ziemlicher Mist. Äußerst unzuverlässig und nahe an unbrauchbar.

Die Ursachen:

  • Viele Sendungen, die ich aufnehmen möchte, kann ich erst gar nicht in die Aufnahmeliste aufnehmen, weil man keine Möglichkeit hat, einfach Sender und Zeit einzugeben. Man kann in einer „schönen” Benutzeroberfläche nur die Sendungen aus dem Electronic Program Guide der jeweiligen Sender anklicken. Und die zu sammeln kriegt das dumme Ding nicht zuverlässig hin. Oft wird einfach gar nichts oder nur für den laufenden Tag angezeigt. Was dazu führt, dass man oft eine Sendung gar nicht erst zur Aufnahme programmieren kann.
  • Ich habe mich schon gewundert, warum so viele Sendungen, die ich trotz des geschilderten Problems programmieren konnte, dann einfach nicht da waren. Meistens war das nachts oder wenn ich nicht da war, weshalb ich dem Ding nicht zugucken konnte. Neulich saß ich aber mal daneben, da hat sich das Ding nach 5 Minuten einfach wieder ausgeschaltet und die Aufnahme weggeworfen. Offenbar bricht das Ding die Aufnahme beim kleinsten Unterbrecher im DVB-T-Strom sofort ab. Und sowas kommt eben vor. DVB-T ist Funk und damit störanfällig. Da kommt es einfach vor, dass es mal einen kleinen Aussetzer gibt. Den muss man nicht mal sehen. Und selbst wenn man ihn sieht, hätte ich die Sendung trotzdem gerne. Das Ding bricht dann aber ab und löscht gleich alles.

So ein Murks und dabei recht teuer. Als Videorekorder nicht zu gebrauchen weil völlig unzuverlässig.

Zugegeben, die sonstige Software und vor allem das Power-Management sind besser als bei Buffalo. Und das Ding kann auch für Leute, die wenig Ahnung haben, einen brauchbaren kleinen Homeserver abgeben. Und es gibt fertige Softwaremodule mit PHP-Anwendungen wie Wikis usw., was es selbst dem Laien erlaubt, mit ein paar Mausklicks das zum laufen zu bringen, was man da so üblicherweise hat. Für eine Familie, eine WG, ein kleines Büro ohne IT-Profis nicht schlecht. Aber nicht das, was ich brauche, und nicht das, was ich wollte.

Eigentlich sollte das Ding so einen ganz billigen uralten 60-Euro-DVB-T-Festplattenrekorder ablösen, den ich mal im Billigversand als Billigst-Krempel gekauft habe. Der funktioniert zwar prinzipiell, hat aber eine schaurige und fehlerstrotzende Benutzeroberfläche und ist nur per USB auszulesen. Aber: Gerade die extreme Dummheit dieses Billig-Teils erwies sich als Vorteil, weil es dem völlig schnurz ist, ob es Aussetzer gibt oder nicht. Das Ding schreibt auf Platte, komme was da wolle (falls die Software sich ob der vielen Bugs nicht gerade mal wieder an der Programmierung verschluckt). Und deshalb hat sich die Billig-Büchse aus Fernost ohne jeglichen Support, die ich eigentlich ablösen wollte, inzwischen als der zuverlässigere Videorekorder erwiesen als das teure Synology-NAS.

Nein, damit hat mich Synology bisher nicht begeistert.

15 Kommentare (RSS-Feed)

bornheim
10.1.2013 9:28
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Ein Bug-Report an Synology kommt aber eher nicht in Frage, oder?


Hadmut
10.1.2013 18:55
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@bornheim: Ach, sowas hab ich bei amerikanischen Herstellern längst aufgegeben. Ist ja kein Bug im eigentlichen Sinne, sondern nur eine „andere Auffassung” über die Bedienung, und das sind amerikanische Firmen meist völlig taub. Ich kann’s ja noch mal versuchen, aber ich versprech mir da nichts von.


Georg
10.1.2013 12:34
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Statt einen eigenen DVB-T-Recorder zu haben kann ich http://www.onlinetvrecorder.com sehr empfehlen. Im spottbilligen Premium-Zugang (etwa 1 EUR/Monat) kann man sogar alle gelaufenen Sendungen nachher herunterladen, ohne sie vorher programmiert haben zu müssen. Zudem bieten sie nicht nur deutsches, sondern auch britisches, US, russisches, französisches, polnisches und italienisches TV an.


Morph
10.1.2013 13:33
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Mir ist diese Featureitis mittlerweile ein Dorn im Auge. Ein NAS kann heutzutage als Webserver fungieren, FTP Dienstleistungen anbieten, Videos aufnehmen, Kaffee kochen und bald wahrscheinlich auch Interkontinentalraketen abschiessen.

Aber eigentlich wollte ich nur einen zuverlässigen Netzwerkspeicher. Das hat sowas von der Mentalität “Kann von allem etwas, aber nichts richtig”.

Mir sind da Geräte lieber die nur ein paar Funktionen haben, dafür funktionieren diese auch so wie sie sollten und sind stabil. Nur hätte dann wohl die Marketingabteilung nichts mehr zu bewerben 🙁

Morph


Christoph
10.1.2013 14:37
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ich bin von solchen Geräten weggekommen (siehe geschilderte Probleme) und verwende nur noch http://www.onlinetvrecorder.com.
Diese kann ich auch von unterwegs programmieren und als Premiummitglied auch vergangene Sendungen “aufnehmen” und in HQ und HD runterladen/ansehen. Gibts für deutschsprachige, viele britishe und einige US-amerikanische Sender und mittlerweile auch für anderssprachige.

Gruß
Christoph


Hanz Moser
10.1.2013 19:10
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Meine Erfahrung ist bei genau solchen Sachen, dass man keinem Prospekt trauen kann. Der gesunde Menschenverstand und ein bisschen Erfahrung gibt einem vor, was man für eine gewisse Summe erwarten kann. Und wirklich sauber implementierte Features sind immer relativ teuer. Wenn sowas wie der Kram von Synology mit zu viel beworben ist und vieles davon außerhalb der Kernanwendung liegt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es nicht funktioniert oder mehr Aufwand macht als es selbst von Hand zusammen zu fummeln.

So bitter es ist, aber meine Erfahrungen und die von Bekannten decken sich mit deinen. Den Kram den du willst gibt es nicht als taugliche Fertiglösung. Geld hinwerfen für ein fertiges Produkt ist noch keine gangbare Lösung.

Kauf ein All-in-one Mini ITX Brett oder ein gebrauchtes Laptop, hau eine alte XP Lizenz drauf und lass DVBViewer aufs NAS schreiben. Ja, ist Aufwand, ja, ginge besser, nein, ist nicht schön. Aber funktioniert wenigstens.


Hadmut
10.1.2013 19:14
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Naja, das ist aber nicht nur bei solchen Geräten so.

Ubuntu konnte vor 5 Jahren mit selbigem USB-DVB-T-Stick auf einem Notebook wunderbar und zuverlässig aufnehmen.

Inzwischen geht unter Ubuntu gar nichts mehr, weil da ständig an Kernel und Anwendungsprogrammen rumgemurkst wird und jetzt gar nichts mehr geht. Irgendwie säuft das alles gerade in Murks ab.


ste
10.1.2013 22:05
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Synology ist nicht amerikanisch sondern taiwanesisch.


Hadmut
10.1.2013 22:13
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Oh. Wie komm ich denn jetzt auf amerikanisch? Buffalo ist amerikanisch, und dort hab ich schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht hab ich die jetzt deshalb verwechselt. Ich dachte, die wären beide amerikanisch.

Nun gut, wir werden sehen, wie sie auf meinen Report reagieren.


Hanz Moser
10.1.2013 22:31
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Dass das auf solche Geräte beschränkt wäre will ich nicht gesagt haben.

Und Ubuntu als Desktop bleibt ein Linux. Ich habe mittlerweile ungefähr so viele unixoide Büchsen und VMs wie windowsbasierte, aber Versuche Linux als Alltagsbetriebssystem zu nutzen sind immer wieder kläglich gescheitert. Irgendwo hakt es immer. Ob es Linux ist, Probleme der Hardware für die Linux nichts kann oder ein Mangel an Software – wenn es einfach funktionieren soll und das auch noch langfristig, ist, so verquer es klingt, Windows in manchen Dingen die bessere Wahl.


Christopher
10.1.2013 23:49
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Wenn es allein um den Anteil storage geht, nehmt am besten etwas mit ZFS. Am ehesten ein OpenSolaris-Derivat. Auf OpenIndiana oder SmartOS hast Du mittlerweile auch fast den ganzen pkgsrc-Baum aus NetBSD.

Wollt Ihr noch viele weitere Systeme auf dem selben Blech betreiben, ist ein HP MicroServer mit SmartOS + KVM fuer amd64 am schlauesten, dann wird das OS zum Hzpervisor und die Arbeit findet nur noch in virtualisierten Gaesten statt.

Soll es unbedingt ein Allround-OS werden und benoetigst Ihr viel Software nativ, aber auch gute storage-Funktionailitaten, laege FreeBSD nahe.

Die Linuxe habe ich persoenlich seit 2010 nicht mehr angefasst, hatte dafuer gute Gruende und kaempfe seit meinem Wechsel in die BSD und Solaris-Welt nicht mehr gegen das, sondern mit dem System.

@ Hans Moser: Windows habe ich selbst nie als die bessere Wahl oder auch nur eine Wahl gesehen … wegen des Mangels an Software. Wirf mal einen Blick in ports, pkgsrc oder portage … solche Software bekommst Du auf windows kaum. OK, kannst auch portage oder pkgsrc auf dem Windows Unix-Emulation-Layer betreiben, aber wozu?

Leider denken so viele bei Unixoiden und Servern nur noch an den Linux-Schritt und verpassen dabei so viel.


Phil
11.1.2013 1:10
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> Und Ubuntu als Desktop bleibt ein Linux. Ich habe mittlerweile ungefähr so viele unixoide Büchsen und VMs wie windowsbasierte, aber Versuche Linux als Alltagsbetriebssystem zu nutzen sind immer wieder kläglich gescheitert. Irgendwo hakt es immer. Ob es Linux ist, Probleme der Hardware für die Linux nichts kann oder ein Mangel an Software – wenn es einfach funktionieren soll und das auch noch langfristig, ist, so verquer es klingt, Windows in manchen Dingen die bessere Wahl.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es unter Windows erheblich schwerer ist, Lösungen für Probleme zu finden, welche nicht vorgesehen sind.
Unter Linux kommt man oft mit ein paar (wenigen) Skripten, bzw. kleinen Tutorials aus den weiten des WWW zum Ziel. Es gibt nur sehr wenig, was gar nicht unter Linux geht, aber man muss (leider) oft etwas Vorwissen mitbringen.
Üblicherweise scheitern die meisten Gehversuche an irgendeiner komischen Hardware.

Aber nach einem guten Home Server suche ich auch noch. Bis jetzt hat mich immer die Angst vor möglichen Schaden (Brand) davor abgehalten, einen Rechner 24/7 in meiner Wohnung zu betreiben. Allerdings ist ja auch mein Router immer an. Interessant wäre IMHO ein sparsamer All-Rounder ohne Lüfter, mit etwas mehr RAM und SSD für das OS.


Hanz Moser
11.1.2013 3:19
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Das führt jetzt ziemlich OT…

@ Christopher
Ob ZFS für riesige Videos die richtige Wahl unter den diversen FS ist kann man diskutieren. Die ganzen Vorteile sind bei nicht gespiegelten Dateien, bei denen ein kippendes Bit praktisch nie Probleme macht, fast Perlen vor die Säue.

Bei dem Microserver bin ich mir auch nicht sicher ob der als Plattform noch taugt. Ein Intel Brett mit einem Celeron braucht weniger Strom im Idle und ist besser erweiterbar, dazu potenter für Virtualisierung. Für ein reines NAS gibt es ein sehr schönes Mini ITX Board mit gleich zwei Intel NICs und wahlweise 19V Anschluss mit gigantischer Effizienz. Ein gebrauchter SAS-Controller rein und der Spaß geht richtig los.
Der Mehrpreis in der Anschaffung könnte sich da schnell lohnen, selbst wenn man meint ECC haben zu müssen.

Die ganzen BSD Systeme kannst du Leuten die das hier lesen und ZFS kennen empfehlen, aber selbst unter den technisch affineren Normalos findest du kaum einen der eine Installation und eine CIFS Freigabe gebacken bekommt ohne sehr lange Anleitungen zu wälzen.
Wie sieht es bei den BSDs denn mit Treibern für halbwegs aktuelle Tuner aus?
OpenSolaris halte ich für praktisch tot und es ist in jedem Fall nicht verbreitet, wie auch SmartOS. Viel Spaß Beispiele, Erfahrungen und Support zu finden, wenn was nicht klappt. Wie stehen hier die Chancen einen generischen USB-Tuner oder eine PCIe DVB-S2 Tunerkarte ans Laufen zu bekommen? Das ist keine rhetorische Frage.

Und persönlich sehe ich die BSD Derivate nicht weniger kritisch als alles andere. Ich weiß nicht mehr ob es Open- oder FreeBSD war, aber eine VM damit habe ich neulich gekillt und die Applikation auf einen Ubuntu Server umgezogen. Es ließ sich partout kein Localesupport für Postgres schaffen, weder mit dem binary package noch über das selbst kompilieren. Für die Kompilierung der VMWare Tools musste ich auch erst mal Clang durch den GCC ersetzen. Ja, dann müsste es FreeBSD gewesen sein.
Problemlos, simpel und gut ist das alles nicht. Und Zeug selbst kompilieren braucht für so etwas wie Postgres auch eine Menge Zeit, was dann wirklich nervt, wenn man nicht lange rumfummeln will.

Im Vergleich dazu ist Ubuntu Server schon fast Windows.

Ich habe übrigens nichts gegen BSDs. Hier liegt ein Brett auf dem Tisch, auf dem ein BSD landet.

Was den Mangel an Software angeht kommt es immer drauf an was du machen willst. Wir finden für Linuxe, BSDs, Windows und OSX (passt vom Anwendungsfeld nicht zu den anderen BSDs) garantiert mindestens je eine Nische, für Windows sogar sehr viele, in der es für alle anderen an spezieller Software fehlt.
Die Behauptung, dass es für BSD Derivate alles und generell mehr als für den Rest gäbe, kann ich nicht ernst nehmen. Und die Frage ist selten, ob man irgendwo etwas haben kann, das es woanders nicht gibt. So denken Frauen beim Schuh- und Kleiderkauf. Die Frage ist, ob es genau das was ich brauche und\oder will gibt.

Und nach einer Hand voll Jahren mit Windows, Linux und BSD (alles andere vergleichsweise peripher) bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es im Ergebnis heute kein grundsätzliches besser oder schlechter mehr gibt. Alles hat seine Stärken und Bereiche und Schwächen und ideologiegeladene Diskussionen darüber, ob BSD besser als Linux oder Windows schlechter als Linux ist, sind Zeitverschwendung. Das richtige Werkzeug für die passende Aufgabe. Die Verpackung juckt nicht.


yasar
11.1.2013 10:32
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Nachdem ich schon das vergnügen mit “ein bischen gehendem Speicher” hatte, bin ich dazu übergegangen, zumindest die “Server” mit ECC-RAM auszurüsten. Das schlimme ist, daß man kpauttgehenden RAM erst dann merkt, wenn es zu spät ist.


euchrid eucrow
11.1.2013 19:49
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@hans

Wenn sowas wie der Kram von Synology mit zu viel beworben ist und vieles davon außerhalb der Kernanwendung liegt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es nicht funktioniert oder mehr Aufwand macht als es selbst von Hand zusammen zu fummeln.

oftmals ist es aber gerade der suggerierte mehr- oder zusatzwert, der bei einem produkt nicht unerheblich zur kaufentscheidung beiträgt. und oftmals ist man als kunde auch bereit dafür ein bisschen mehr auf den tisch zu legen als bei einem vergleichbaren Konkurrenzgerät ohne die zusätzlichen features. als armer student ist mir das mal so mit einer ati grafikkarte ergangen, die auch fernsehen konnte. fernsehen hat nie richtig funktioniert. dafür hatte ich beim spielen ziemlich schnell das nachsehen. shit happens =)