Ansichten eines Informatikers

Automatische Preispumperei bei Lufthansa

Hadmut
25.8.2012 14:21

Dynamische Preisanpassungen sind nicht immer ein Vorteil.

Ich habe schon öfters in der IT-Presse über das automatisierte Preisfestlegungssystem der Lufthansa gelesen, das – so ähnlich wie an der Börse – die Preise dynamisch anpasst und am Bedarf orientiert.

Ich hab gerade für einen Business-Flug innerhalb Deutschlands nach einem Ticket gesucht und Air Berlin, German Wings und Lufthansa miteinander verglichen, weil die drei Linien die Strecke anbieten, die ich suche.

Dazu habe ich eine ganze Weile zwischen allen dreien hin- und hergeklickt, denn manchmal ist es deutlich billiger (und nach meinem Empfinden angenehmer und risikoärmer), am späten Abend vorher zu fliegen und im Hotel zu übernachten, als frühmorgens zu fliegen. Frühmorgens fliegen sie alle, da sind die Flieger gut gebucht und die Preise soviel teuerer, dass der Preisunterschied mehr ausmacht als das Hotelzimmer kostet.

Anscheinend aber haben meine eigenen Nachfragen den Preis bei Lufthansa hochgepumpt. Die zeigen ja immer für eine Kombination aus Hin- und Rückflugtag den günstigsten Preis an. (Was noch nicht bedeutet, dass man den auch bekommt, weil die Uhrzeiten ja unpassend sein könnten. Ein günstiger Flug nutzt ja nichts, wenn man erst zwei Stunden nach dem Geschäftstermin ankommt.) Während ich also vergleiche, geht der Preis von 222 auf 242 hoch. Air Berlin war günstiger, also hab ich Air Berlin gebucht. Eine Stunde später hab ich zum Vergleich noch mal nachgeguckt, da war der Preis bei Lufthansa auf 199 gefallen. Air Berlin war zwar immer noch günstiger als Lufthansa, aber nicht mehr ganz so viel, dass das Hotelzimmer noch einen Vorteil bringt. Obwohl Lufthansa da immer noch teurer als Air Berlin war, hätt ich für 199 eher Lufthansa gebucht, weil sich dann das Hotelzimmer nicht mehr gerechnet hätte und sie von den Flügen zeitlich etwas günstiger für mich lagen, ich also dann den Frühflug statt am Vorabend genommen hätte. Für 242 war es aber Unsinn, für’s Frühaufstehen auch noch Aufpreis zu zahlen. Da sitz ich lieber am Zielort in aller Ruhe beim Hotelfrühstück und fahre bequem mit der U-Bahn ans Ziel.

Irgendwie habe ich aber den Eindruck, dass Lufthansa mit ihrer nachfrageorientierten Preisanpassung eher Kunden vergrault, wenn sie die Preise erhöhen, während man gerade Preise vergleicht. Ich empfinde diese Preisflatterei im Minutentakt als unangenehm und als unberechenbar. Und so habe ich Air Berlin gebucht statt Lufthansa.

15 Kommentare (RSS-Feed)

Hanz Moser
25.8.2012 15:03
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“Irgendwie habe ich aber den Eindruck, dass Lufthansa mit ihrer nachfrageorientierten Preisanpassung eher Kunden vergrault […]”

Kunden wie dich vergraulen sie damit. Aber wieviele von deiner Sorte gibt es? Wievielen fällt das auf und bei wievielen davon beeinflusst es tatsächlich die Entscheidung negativ?
Und umgekehrt stellt sich die Frage, wieviel mehr Geld bei den Buchenden dadurch herumkommt und ob das nicht die paar Hanseln von deiner Sorte aufwiegt.

Mir geht es bspw. so mit der Werbung für Toffifee. Ich mochte das Zeug, kaufe es aber nicht mehr, seit dem sie Werbung machen, bei der sich mir alles aufrollt. Realistisch betrachtet glaube ich aber, dass sie mehr Konsumenten gewinnen als verlieren.


Hadmut
25.8.2012 15:22
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> Kunden wie dich vergraulen sie damit. Aber wieviele von deiner Sorte gibt es?

Kunden die Preise vergleichen?


Svenska
25.8.2012 15:24
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Ich fliege selten und wenn, dann zu eher exotischen Zielen in Europa, wo weniger angeboten wird. Da fällt das nicht auf oder es gibt nur wenige Alternativen (z.B. SAS, aber die sind immer sehr teuer).


HF
25.8.2012 16:16
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Die Zukunft gehört dem Basar, mit einer KI als Verhandlungspartner. Damit kann die vorhandene Kaufkraft besser ausgeschöpft werden als mit einem festen Preis für alle. Preisschilder an der Ware kamen erst mit den größen Kaufhäusern und dem Massenkonsum auf. Mit jedem Kunden zu feilschen ist aus Sicht des Kaufmanns die bessere Strategie, nur dass das für den Massenkonsum zu aufwändig war. Der Computer macht es möglich, wieder zu dieser uralten Kaufmannstradition zurückzukehren.
PS: Wer nicht feilscht, z.B. weil er wie ein Ingenieur denkt, wird gern auch mal für geistig minderbemittelt gehalten.


Mephane
25.8.2012 16:38
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Die passen wirklich die Preise an, nur weil Leute Angebote ansehen? Ich hätte es jetzt noch verstanden, wenn die Preise davon abhängen, wieviele Tickets bereits gebucht sind.


Du hast ‘nen Stehplatz erwischt!

Carsten

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Heinz-Jürgen
25.8.2012 23:11
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Mir geht es ähnlich.

Ich vergleiche auch oft. Dabei ist es mir schon oft aufgefallen das LH die Preise, je nach Häufigkeit der Abfrage erhöht. Ich schaue jetzt immer in die entgegen gerichtete Verbindung und “pumpe” dort den Preis hoch und siehe da: LH hat dann auf “meiner” Stecke plötzlich günstige Preise. Dann sind sie sogar bei >Code share flights< richtig günstig.
Ich hab das jetzt drei mal durchexerziert und es hat jedes mal geklappt.
Schlimmer finde ich allerdings noch, das LH für ein OneWayTicket horrende Preise nimmt, die teilweise sogar über dem eines tur/retur Tickets liegen.
Ich habe das Glück, das meine Hausstrecke(Bergen – Hamburg – Bergen) von 4 Gesellschaften geflogen wird. Ich kann also wählen via Amsterdam(KLM), Frankfurt(LH), Kopenhagen(SAS) oder Norwegian(Oslo) zu fliegen.


Hadmut
25.8.2012 23:18
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Ich hab’s schon mal beobachtet, dass ein Ticket mit Emirates nach Bangkok über Dubai (!) billiger angeboten wurde, als nur nach Dubai, obwohl’s bis Dubai sogar derselbe Flieger war. Auf die Frage, ob man dann nicht einfach Bangkok buchen, in Dubai aussteigen und den Rest verfallen lassen kann, meinten sie, nein, das geht nicht, weil sie einem das Gepäck nicht herausgeben.

Da sie aber Gepäck nicht mitfliegen lassen dürfen, wenn der Passagier nicht einsteigt, dürfte das gar nicht so einfach werden.


Matthias
26.8.2012 8:46
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Kann die LH Konkurrenz dann nicht einfach automatisch viele Anfragen bei denen starten, falls LH wirklich ihre Preise aufgrund der Anfragen ändert? Dann ist LH immer zu teuer. Evtl. reichen auch schon Anfragen von Flugsuchportalen.

Kann die LH wirklich so blöd sein oder ist die Beobachtung nicht doch auf andere Umstände zurückzuführen? Vielleicht haben ja wirklich Leute in dem Moment gebucht?


Skeptiker
26.8.2012 11:46
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Seid Ihr sicher, dass LH in dem Moment die Preise für alle ändert? Oder nur die in Eurer Session? An die Manipulationsmöglichkeiten haben die doch sicher selbst schon gedacht. Außerdem ist es in der Airlinebranche sowieso gerade ein Trend, die Preise unvergleichbar zu machen, indem man alle möglichen Teilleistungen aus dem Grundpreis rausnimmt und die Konditionen uneinheitlich macht. Schaut Euch nur mal die Gepäckregeln je Airline an. Und natürlich versuchen die wie jeder andere Anbieter auch, die Surfer zu identifizieren oder wenigstens zu lokalisieren. Du kommst über eine Münchner IP? Kostet gleich mal 5 Euro mehr als wenn die Dich im Bayerischen Wald wähnen.


Jens
26.8.2012 22:15
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Da lob ich mir die Eisenbahn, die unterliegt der Pflicht zur einheitlichen Tarifanwendung gegen jedermann.


Thomas Bliesener
26.8.2012 23:16
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@Hadmut
|in Dubai aussteigen und den Rest verfallen lassen kann, meinten sie, |nein, das geht nicht, weil sie einem das Gepäck nicht herausgeben.

Das Gepäck müssen sie dann wohl schon herausrücken, aber wie kommst Du wieder zurück? Wird eine Teilstrecke nicht abgeflogen, verfällt der Rest des Tickets. Hört sich komisch an, ist aber so.


Dominik
27.8.2012 8:08
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Das Problem hatte ich auch schon mit Easyjet. Habe mich für Basel – Olbia (Sardinien) interessiert weil die im Vorfeld stark Werbung dafür gemacht hatten. Naja, ich hab dann halt auch 2-3x reloaded und der Preis hatte sich plötzlich verdoppelt. Tja, und dann bin ich halt gar nicht geflogen weil ich total pissed off war über sowas. Merke: Man kann den Kunden gerne bescheissen aber man sollte es halt so anstellen, dass er es nicht merkt!

Gruss
Dominik


nur zur Info
27.8.2012 11:48
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Falls das mit den Cookies noch nicht bekannt ist:
I.d.R. funktionieren diese Buchungssysteme nur, weil mit Hilfe von Cookies alles mitprotokolliert wird. Die besseren Systeme “merken” allerdings auch oghne Cookies, daß innerhalb von drei Minuten 300 Leute die Strecke Berlin-Frankfurt am 10.11.12 abfragen und passen den Preis der Nachfrage an.

Lange Rede, kurzer Sinn: neue Abfragesession mit gelöschten Cookies starten.

PS: Cookies sind auch in adobe-Flash; Stichwort Supercookie und die Firma http://www.kissmetrics.com.


Ja, Lufthansa und viele andere Airlines ändern die Preise nachfrageorientiert. Der Suchbegriff dafür ist Yield Management, und leider gibt es auch Airline-Manager, die in die Hotelbranche gehen und dort dieselben Techniken anzuwenden versuchen – dort funktionieren sie jedoch wegen der Strukturen des Marktes noch weniger als beim Fliegen.