Ansichten eines Informatikers

Ideologie- und Desinformationsplattform Wikipedia

Hadmut
8.8.2012 17:07

Ein Leser weist mich zu meinem Blog-Eintrag von neulich über die Wikipedia gerade auf einen politischen offenen Brief an Jimmy Wales hin. Offenbar sehe nicht nur ich das so, dass die deutsche Wikipedia systematisch und politisch manipuliert wird.

Überraschend ist es nicht. Denn dass es in Deutschland längst zum Dauerwerkzeug mancher politischer Strömungen zählt, in Blogs, Foren, Kommentarfeldern usw. systematisch zu desinformieren, shitstorms zu veranstalten, zu zensieren, vollzumüllen usw. habe ich ja schon öfters ausgeführt. Warum sollte das bei der Wikipedia anders sein?

Das Problem mit der Anonymität/Pseudonymität in Deutschland ist einfach, dass es zu viele Leute gibt, die es missbrauchen.

11 Kommentare (RSS-Feed)

Heinz
8.8.2012 18:37
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,,Das Problem mit der Anonymität/Pseudonymität in Deutschland ist einfach, dass es zu viele Leute gibt, die es missbrauchen.”

Naja, in den Massen/Mainstrammedien ist man nicht anonym und trotzdem sind die nicht besser – eher schlechter, was Freiheit und so betrifft…


Martok
8.8.2012 21:12
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Und Leserbriefe werden auch nicht intelligenter, nur weil da jemand mit Namen dran steht. Eher schlechter, “Seht her, ich bin ein Wutbürger!”…

Ich würde das nicht auf Anonymität schieben, sondern eher darauf dass es hier einfacher funktioniert. Astroturfing in der EN-Wikipedia hat in kürzester Zeit ein [dubious], [citation needed] und was nicht alles dran oder wird gleich wieder zurückgerollt, hier wird einfach erstmal geglaubt.
“Der Deutsche an sich”(Pispers) ist einfach zu leichtgläubig/nicht medienkompetent/obrigkeitshörig, um ein Medium zu verstehen, bei dem es keine nennenswerten Publikatioskosten mehr gibt.


Hadmut
8.8.2012 23:17
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@Martok: Stimmt nicht. Viel Mist und viel Desinformation wird nur geschrieben, weil’s anonym/pseudonym ist. Da verlieren die Leute jegliche Hemmungen und neigen zu geistigem Vandalismus.

Davon abgesehen kann man Kommentare oft ganz anders einordnen, wenn man die Leute namentlich kennt.


Heinz
9.8.2012 4:43
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Hadmut
23:17 8.8.2012
,,Stimmt nicht. Viel Mist und viel Desinformation wird nur geschrieben, weil’s anonym/pseudonym ist. Da verlieren die Leute jegliche Hemmungen und neigen zu geistigem Vandalismus.”

Stimmt nicht. Schau dir mal die Massen-/Mainstrammedien an, du wirst doch wohl nicht sagen wollen, dass es da keine/weniger Desinformation gäbe, weil die Leute ihre Namen nennen?

,,Davon abgesehen kann man Kommentare oft ganz anders einordnen, wenn man die Leute namentlich kennt.”

?
wie denn das? – die (aller) meisten Leute im Internet kennt man nicht persönlich und ob da nun ein Kommentarschreiber ,,Hadmut D.” oder ,,Super0xx0r 5335″ heißt hilft mir doch nicht beim einordnen – schließlich kenne ich weder den Einen, noch den Anderen persönlich.


Hadmut
9.8.2012 9:43
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@Heinz: Erstens gibt es einen Wiedererkennungswert, die Leute kommen nicht ständig mit anderen Pseudonymen oder anonym als neue Leute daher.

Zweitens kann man kommerzielle Meinungsdienstleister und Blogmanipulatoren irgendwann mal identifizieren.

Drittens kann man nachprüfen, ob die Leute einen Lobbyistischen/interessenmässigen Hintergrund haben, den sie verbergen.

usw.


Joe
9.8.2012 7:58
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Die Anonymität/Pseudonymität wurde in Deutschland sogar gesetzlich verankert, weil wir in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit der systematischen Verfolgung Andersdenkender gemacht haben.

Das beschränke ich auch nicht auf einen Staat, der nach einer “Machtergreifung” anfängt, jegliche Opposition auszurotten. Auch ein Mob, der aufgeheizt durch eine “Kampagne gegen rechts” (vgl. Maos Hundert-Blumen-Bewegung) Regimekritiker zu Hause “besucht” ist, um sie gewaltsam von der “richtigen” (genderqueerfeministisch korrekten) “Meinung” zu überzeugen, ist kein Hirngespinst. Den kann man sich am 1. Mai live ansehen. Er segelt auch gern selbst unter dem Label “Anonymous”. 😉

Auch auf dem Schlachtfeld hat man irgendwann die bunten Uniformen ausgezogen und den Flecktarn angelegt, um nicht zum Kanonenfutter zu werden. Gerade in Deutschland, wo die falsche Gesinnung u. U. mit der kompletten Vernichtung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Existenz beantwortet wird, ist das Unterschreiben mit dem Klarnamen kein Mut, sondern strategische Dummheit.


Hadmut
9.8.2012 9:44
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@Joe: Dann muss aber die Frage erlaubt sein, ob Anonymität/Pseudonymität mehr dem Schutz vor dem Mob dient oder eher selbst den Mob hervorbringt.

Denn der (Lynch-)Mob beruhte schon immer darauf, den einzelnen nicht herausgreifen zu können.


Herrmann
9.8.2012 8:56
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Das ist mal ‘ne Arbeit mit Anspruch … also für den Sektor.

“Gleichstellung ,on air’ – Ein Leistungsvergleich des privaten und des öffentlich-rechtlichen Hörfunksystems in Nordrhein-Westfalen im Hinblick auf §12 Abs. 2 LRG bzw. §5 Abs. 3 WDR-Gesetz”

Ohne Statistik im eigentlichen Sinne, dafür wenigstens nicht ausschließlich phänomenologisch.


Johanna C.
9.8.2012 9:01
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@Martok: “Und Leserbriefe werden auch nicht intelligenter, nur weil da jemand mit Namen dran steht.”

Das ist möglicherweise ein großer Irrtum: Leserbriefe werden von der Redaktion ausgewählt, unter dem Vorbehalt von Kürzungen und Änderungen. Aus dem “sehr her, ich bin ein Wutbürger” wird also in einigen Fällen eher “seht her, wir präsentieren einen Wutbürger”, während die Masse der intelligenten Leserbriefe in die große Rundablage kommt. Um es polemisch zu formulieren: Unsere “Qualitätspresse” kann es sich wohl kaum leisten, dass die Leserbriefseite höhere Qualität hat, als die eigenen Artikel.


Christian
9.8.2012 10:14
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@Hadmut
“Davon abgesehen kann man Kommentare oft ganz anders einordnen, wenn man die Leute namentlich kennt.”

Genau dies ist dir doch vor ein paar Tagen widerfahren, als du dein Buch in einem Artikel referenziert hast. Gräbners Löschbegründung war fehlerhaft, aber sobald bekannt wurde, dass DU das Buch in die Liste eingefügt hattest, wurde sich darum gar nicht mehr gekümmert, denn man konnte ja jetzt das Buch mit dem Vermerk “Eigenwerbung” entfernen.

Sobald eine Person dahintersteht, geht es oft nicht mehr um die Argumente sondern die (vermuteten) Motive. Ich denke, du hast auch deine Gründe gehabt, die Änderung bei Wikipedia anonym durchzuführen.


Thomas
10.8.2012 13:32
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Ich bin der Auffassung, wir fahren dieser Tage auch alle ein bisschen schnell aus der Haut und unterstellen lieber erst mal Boshaftigkeit/Gemeinheit als zb. Dummheit oder, ja tatsächlich, einfach schlechte Laune und Zufall.

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit Japan, die in solchen Dingen (wer hätts gedacht) völlig anders sind. Bei Streitigkeiten geht man in Japan zb. sofort in die Situationsanalyse, d.h man rückt ganz aktiv davon ab, anzunehmen, eine individuelle Boshaftigkeit stecke hinter einer Schädigung oder ähnlichem. Persönliche Frustration eines einzelnen aus Gründen des Geschädigtwordenseins gilt als egozentrische Eitelkeit mit antisozialer Tendenz (ist kein Vorwurf an irgendwen hier!). Und in dieser Situationsanalyse sucht man dann nach dem, was die Störung des eigentlich harmonischen Verhältnisses bewirkt hat. Diese Störung sucht man dann weniger zu beseitigen als vielmehr zu reharmonisieren: also entweder es nicht mehr als störend zu empfinden oder das Störende so zu verwandeln, dass es in der Situation harmonsich sein kann. Vor allem aber wird nie einer einzigen (personalen) Quelle die Schuld zugeschrieben. In Japan nimmt man das mit dem “kein Mensch ist eine Insel” sozusagen sehr sehr genau, was fraglos auch schlechte Auswirkungen hat.

Bei dem, was wir Trolle nennen, würden die bspw. mit Sicherheit nicht zensieren, weil das noch mehr Disharmonie auslösen würde. Sie würden sich eher fragen, wie es dazu kommen kann, dass Menschen das Trollen in der Situation für nötig befinden können, was man insgesamt wohl falsch gemacht hat, dass irgendwer trollen wollen kann usw.. Sie würden sich dann fragen, wie man das ändern kann, damit die Harmonie wieder hergestellt wird.

Ich finde nicht, dass man das eins-zu-eins sich aneignen sollte, weil das auch einen starken Gruppenzwang herbeiführt inkl. dessen Nebenwirkungen bei zb. wirklichem “Gesichtsverlust” (ist in Japan teilweise ein massives Problem zb. wenn man ein Kind hat, dass schlicht nicht begabt genug ist für höhere Bildung: dafür wird erstens die Mutter verantwortlich gemacht und insgesamt die ganze Familie, die dann alle das erfarhen, was man sozialen Abstieg nennt und das nicht zu knapp; bis es dahin kommts, dauert es aber);
aber ein bisschen was kann man sich da schon abschauen, vor allem was Nachsichtigkeit und Schnelligkeit der Unterstellung boshafter Motivationen betrifft. Gleichmut ist eine Tugend.

Dass das auch auf Wikipedia viel mit Anonymität/Veronymität zu tun hat, glaube ich auch eher weniger. Veronymes Auftreten könnte gerade noch das Gegenteil auslösen, also eine Art “Ich bin Don Quixote der Wikipedia”. Das Problem halte ich für eine Sache der Streitkultur. Ich bin hier auch nur mit meinem bürgerlichen Vornamen ohne Nachname. Deswegen muss ich jetzt aber nicht schreiben, wie sonstwie jemand sei. Ebenso hält mich – das zeigen unsere Zeitungen in der Tat – auch mein ganzer Name nicht davon ab, zu hetzen, Gift zu spritzen, zu demagogisieren oder ganz einfach völligen Unsinn zu erzählen. Ein Klarname schützt nicht vor mangelhafter Streitkultur. Man könnte sich allerdings mal fragen, ob es nicht wirklich einen Verfall der Streitkultur in Deutschland gab und sich dann fragen, woher der kam.

Zb. war es früher ja auch eine gerngesehene Hilfe, wenn man jemanden sprachlich korrigiert hat (zb. es heißt “Praktika” nicht “Praktikas”) und das auch erklärt hat (lateinisches Neutrum Singular und Plural); wenn man das heute macht, wird man schnell schief angeschaut, so in der Art eines Klugscheissers und es wird sofort eine Art Konkurrenz-Abwertungsmotiv vermutet (jemanden “dummachen” wollen zum eigenen Nutzen). Dass man bspw. am intellekutell-sprachlichen Fortkommen einer anderen, auch unbekannten Person interessiert ist, wird eher erstmal nicht gesehen. Dasselbe gilt für Streitigkeiten und Diskussionen, wo doch recht schnell einander mit Unterstellung von bewussten Boshaftigkeiten begegnet wird. Ich finde das sehr merkwürdig, weil es eigentlich kaum jemanden wirklich voranbringt. Es führt eher zu einer “Ver-Ich-AG-isierung”, um mal eine ganz schreckliche Wortkonstruktion einzuwerfen.