Ansichten eines Informatikers

Müllmänner und Ministerpräsidenten

Hadmut
24.12.2011 0:21

Kam gerade im ZDF in „heute nacht”: In Hamburg hat man Müllmännern verboten Geldgeschenke anzunehmen. Über Weihnachten dürfen sie Trinkgeld bis 10 Euro annehmen, ab Neujahr gar nichts mehr. Damit nicht der Eindruck der Bestechlichkeit entstehen könne.

Wenn aber ein Minister-(und heute Bundes-)Präsident saftig vergünstigte Kredite und schöne Urlaubsaufenthalte bekommt und dabei einige zehntausend Euro spart, dann meint die Politik, daß das keineswegs den Eindruck von Bestechlichkeit erwecken könnte und eine Privatangelegenheit sei.

Den kleinen Mann gängelt und bestraft man, die Großen stopfen sich die Taschen voll.

10 Kommentare (RSS-Feed)

peter
24.12.2011 1:04
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Man muss garnicht ganz ans andere Ende gehen: Als einfacher Beamter erhält man jährlich die jeweils gültigen Vorgaben in Sachen Beschenkenlassen:
Jede Vorteilnahme, die über einen Kugelschreiber hinausgeht, kann ein Ermittlungsverfahren nach sich ziehen.


Kai
24.12.2011 1:42
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Was hat man davon Müllmänner zu bestechen? Das ist eine totale Schwachsinnsregel.
Wie lächerlich ist es eigentlich auch Trinkgeld für das Müllabholen zu geben. Müllmänner bekommen gar kein so schlechtes Gehalt und wieso gibt es für Weihnachten immer lächerliche Sonderregeln? Natürlich weil Menschen nur 3 Tage im Jahr überhaupt an andere denken. :/


landbewohner
24.12.2011 9:34
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die nachricht sagt alles über die verdorbenheit der “eliten”.
die ganze bande ist korrupt bis auf die knochen und bekümmert sich um die bestechlichkeit von müllmännern. so etwas kann sich kein satiriker ausdenken.


yasar
24.12.2011 11:06
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@peter

Ja, die einfachen Sachbearbeiter werden mit Argusaugen überwacht. Die gehobeneren Positionen bekommen Ihre “Weihnachtsgeschenke” an die Privatadresse geschickt.

@Kai

Daß die die Mülltonne ordentlich wieder abstellen? Oder mal etwas mitnehmen, was nicht mehr in die Tonne gepaßt hat? Wenn man nett zu denen ist, sind die auch nett zu einem selbst. (Meistens tut es eine Flasche Bier. :-)).


bravo
24.12.2011 13:13
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Dass Müllmänner 10 € annehmen dürfen, ein Ministerpräsident nicht über Ersparnisse vom vielen zehntausend € stolpert, zeigt doch in was für einem gerechten Staat wir leben. Auch bei den Geschenken bleibt die Verhältnismäßigkeit gewahrt. Die Geschenke müssen eben in einem vernünftigen Verhältnis zum Einkommen stehen.


Michael
24.12.2011 15:57
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Den Bundespräsidenten direkt angreifen, das will die SPD nicht. Vielleicht hatten sie deshalb in Hamburg den perfiden Einfall, sozusagen “über Bande” auf die Diskrepanz hinzuweisen:
Angenommen, das Einkommen des Bundespräsidenten betrüge ca. 10 Müllmänner-Einkommen, dann läge seine “Bestechlichkeitsgrenze” bei 100€.


Mario P.
24.12.2011 16:10
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Was passiert denn, wenn der Müllmann von seinem besten Freund eingeladen wird, Urlaub in dessen Ferienwohnung zu machen? Genau: Gar nichts!

Mal ehrlich: Seit fast zwei Wochen regt sich die gesamte Republik über das auf, was unser werter Bundespräsident vor x Jahren gemacht hat (als er noch Ministerpräsident war). Währenddessen werden gestützt von ALLEN (!!!) Parteien Milliarden und Abermilliarden von Steuergeldern zur (bisher vollkommen erfolglosen) “Rettung” des Euros rausgehauen – unsere Steuergelder! Geld, das unserer Rentenkasse, unseren Sozialsystemen, den Krankenkassen und unserer Infrastruktur vorne und hinten fehlt.

Wer den Bundespräsidenten demontieren möchte, der sollte dafür genügend inhaltliche Punkte finden, zum Beispiel dessen undifferenzierte und eines Juristen unwürdige Rede in Istanbul, nur um ein Beispiel zu nennen.
Was zur Zeit abläuft, ist niveaulos und inhaltsleer.
Anstatt den Bundespräsidenten inhaltlich zu kritisieren, springt man lieber auf Obszönitäten an, wie das mutmaßliche (!!!) Vorleben seiner jetzigen Ehefrau. Diese Art des Umgangs halte ich nicht für akzeptabel.

Wie kann ein Haufen Akademiker (das dürfte erwartungsgemäß jedenfalls ein großer Teil der Leser von Hadmuts Blog sein) bitte auf eine derart dämliche, da vom in unserem Staat wirklich wichtigen ablenkende, Kampagne der Massenmedien anspringen?


irgendwer
26.12.2011 1:49
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@Mario P.:

>vor x Jahren gemacht hat
um das mal polemisch zurückzuwerfen: Mord verjährt nie
etwas konkreter: nicht umsonst gibt es Führungszeugnisse – und diese sind auch für bestimmte Berufe von deutlicher Relevanz. Besonders wenn es um die Frage geht, ob das höchste Staatsamt (unterzeichnet immerhin Gesetze!) durch eine korrupte Persönlichkeit besetzt ist.

>“Rettung” des Euros rausgehauen
Das ist eine andere Baustelle. Nach der Logik dürften wir uns eigentlich auch nicht mit dem Euro beschäftigen, solange die Bundeswehr sich in Kriegen .. Verzeihung .. kriegsähnlichen Situationen befindet. Oder solange Menschen im Straßenverkehr oder durch Ärztepfusch sterben. Ach, das ist vielleicht nicht für jeden wichtiger als die Milliarden? Sie sehen, man sollte die Aufgaben parallel betrachten.

>Wer den Bundespräsidenten demontieren möchte
Was soll die Unterstellung? Ihm wird hier nichts angedichtet. Demontiert hat er sich selbst. Auf das was die Massenmedien veranstalten, hat hier keiner Einfluss.

>undifferenzierte und eines Juristen unwürdige Rede in Istanbul
In diesem Beitrag ging es aber um die Korruption im Staat, und nicht direkt um Herrn Wulff oder ob man ihn mag oder nicht. Was er für Reden hält ist darüber hinaus – besonders bei ihm – strafrechtlich nicht relevant.

>springt man lieber auf Obszönitäten
Hier hat das aber keiner getan – wieso werfen Sie das dann hier vor?
Und wiederum gilt: was die Massenmedien veranstalten, hat hier niemand zu verantworten.

>Wie kann ein Haufen Akademiker […] auf eine […] ablenkende,
>Kampagne der Massenmedien anspringen?
ich sehe keine zwingend kausale Verbindung zwischen dem, was in diesem Blog als Themen behandelt werden, und dem was und in welchem Umfang die Massenmedien veranstalten. Anders formuliert: selbst wenn die Massenmedien hierzu keine Kampagne gefahren hätten (z.B. nur kurz erwähnt, oder es wäre durch andere Wege publik geworden), so wäre das Thema hier auch aufgetaucht und wäre genauso bearbeitet worden.


dasuxullebt
27.12.2011 11:33
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In München schrieben sie dereinst herum, dass Geschenke an die Müllmänner irgendwie ungerecht seien, gegenüber denen, die nicht im Außendienst arbeiten, und so keine Geschenke kriegen können. Die Begründung fand ich OK.


yasar
27.12.2011 15:02
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@mario P.

irgendwer hat das meiste dazu schon geschrieben. Aber was noch fehlt ist:

Das Schlimme an Herrn Wulff ist, daß er einfach nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, auch wenn er nichts (vermeintlich) ungesetzliches getan hat. Er redet sich immer noch damit heraus, daß es ja nur die Ehefrau des Unternehmers war und nicht der Unternehmer selbst, der ihm Geld geliehen hat.