Ansichten eines Informatikers

Die Drogen-Gesellschaft

Hadmut
11.12.2011 21:05

Warum spielen eigentlich Drogen – Alkohol und Zigaretten – in unserer Gesellschaft eine so enorm große Rolle? Kann es sein, daß eine ganze Menge Leute sich schon selbst so unerträglich finden, daß sie ihre eigene Existenz ohne Rausch- und Betäubungsmittel nicht mehr aushalten?

60 Kommentare (RSS-Feed)

Big Bob
11.12.2011 21:57
Kommentarlink

Anderer Gedanke zum Thema: Vielleicht sind so viele Süchtige in Schlüsselpositionen, dass die Verharmlosung Normalität ist.

Gegen ein “Schlückchen” Alkohol ist doch nichts einzuwenden und Raucher sind ja inzwischen genug ausgegrenzt, nicht wahr?
Schade nur, dass die Einteilung in Legales und Illegales nie anhand der Realgefährdung, sondern immer Anhand von Tradition festgemacht wird.


Hadmut
11.12.2011 22:03
Kommentarlink

Nein, Raucher sind noch nicht genug ausgegrenzt. Es wird noch immer – trotz Verboten und Hausrecht – in Bahnhöfen, Hauseingängen, in Gaststätten ohne Rücksicht geraucht.

Verbote reichen nicht. Es bedarf einer erheblich gesteigerten gesellschaftlichen Ächtung.

Um genau zu sein, geht es aber nicht um die Ächtung und Ausgrenzung von Rauchern, sondern um die Ächtung und Ausgrenzung des Rauchens. Es wird immer so hingestellt, als ginge es um Diskriminierung von Personen, dabei geht es nur um die Handlung des Rauchens. Und wer es nicht mal ein paar Stunden ohne Rauchen aushält, dem muß mal klar werden, daß er ein Problem hat und nicht mehr selbstbestimmt ist.


Alex
11.12.2011 22:19
Kommentarlink

Ich finde das nicht so einfach.

Rauchen ist noch recht gut motivierbar, da es sich einfach um Luftschutz handelt.

Allerdings geht es hier um Alkohol.

Und auch wenn Du natürlich völlig recht hast, und man ein Problem hat, wenn man es nicht mal ne Stunde ohne aushält –
das kann kein Grund sein, und ist auch keiner, dass es verboten wird, alkoholhaltige Getränke zu trinken.

Tatsächlich ist es nämlich so, dass hier massiv die Freiheit von Individuen beschnitten wird (die zunächst mal ihre Freiheit nicht auf Kosten anderer ausleben). Und dafür muss es denke ich schon deutliche Gründe geben.

Nun zu den ÖVPN – wenn es in den letzten Jahren vermehrt zu Problemen (also Problemen für Mitreisende) bezüglich Alkoholkonsumenten in den Bahnen kam, dann sollte man dagegen meine ich “etwas” unternehmen.
Aber einfach kathegorisch das Trinken zu verbieten halte ich für inakzeptabel.

Es ist zwar noch nicht soweit, aber ich werde wohl nächste Woche wieder mal einige Stunden Zugfahrt vor mir haben, und noch ist es glücklicherweise erlaubt, dort nicht zu dürsten.
Und ich werde auf dieser langen, nervtötenden Fahrt ein bischen Rotwein trinken – noch ist das nicht verboten.
Nenne mir einen Grund, was daran unangemessen ist.


Hadmut
11.12.2011 22:28
Kommentarlink

Und ich halte es für notwendig, denn ich habe schon mehrfach Schlägereien unter Besoffenen gesehen und finde es absolut widerlich, wenn man am späten Abend S-Bahn fährt und jede Menge leere Bierflaschen rumliegen oder die Kotze auf den Bahnsteigen hängt, zumal es immer wieder zur Belästigung, auch tätlich, von anderen Reisenden kommt und die Leute manchmal gottserbärmlich stinken. Und viele machen einfach ein Geschrei, daß nicht nur störend, sondern sehr beeinträchtigend ist.

Und wenn dann – wie hier – noch erhebliche Schäden angerichtet werden, die ich dann mit der nächsten Fahrpreiserhöhung mit bezahlen muß, dann reicht es mir.

Und das mit der beschnittenen Freiheit von Individuen ist einfach dummes Zeug. Ich kann auch nicht ins Kaufhaus gehen und an die Wand pinkeln, weil ich Lust habe, denn erstens mal gilt da das Hausrecht des Inhabers, und das ist hier die Bahn, und zweitens soll das Verkehrsmitteln allen Menschen in hoher Packungsdichte bereitstehen, und dazu sind nunmal Grenzen und Regeln notwendig. Freiheit des Individuums (als saublöde Phrase) kann nicht bedeuten, andere beim Bahnfahren zu beeinträchtigen.

Ich sehe auch keinerlei Notwendigkeit, in öffentlichen Verkehrsmitteln Alkohol zu trinken. Dafür gibt es genügend Kneipen.

Davon ganz abgesehen ist es auch gefährlich, weil am Bahnsteig eben auch Unfallgefahr herrscht.

Aber was sollte man denn Deiner Meinung nach unternehmen, wenn nicht ein Verbot?

Und wieso muß man Durst mit Rotwein löschen? Es gibt jede Menge alkoholfreie Getränke, die wunderbar Durst löschen. Alkohol löscht nicht Durst. Alkohol bedient die Drogenabhängigkeit.


Big Bob
11.12.2011 22:34
Kommentarlink

@Hadmut: Ich sollte meine Ironielampe deutlicher kenntlich machen.

Womit die Frage weiter im Raum steht: Wie steht es um die Verharmlosung?

Jegliche gesetzlich untersagten Drogen werden mit dem passenden Image versehen, ihre Konsumenten als Junkies gekennzeichnet, sodass jeder sehen kann, wie schrecklich Droge und Konsument sind.

Obwohl die Folgen von Alkoholkonsum mehr als deutlich allerorten sichtbar sind, sind Alkoholjunkies, die ohne Drogenkonsum nicht einmal feiern können, unnötig toleriert.

Das Zurückdrängen des Rauchens von Tabak war auch nur erfolgreich, weil eine Schädigung Umstehender durch den Konsumenten verursacht wurde.
Ironie Anfang: Welch ein Glück, dass betrunkene Autofahrer keine Schäden verursachen. :Ironie Ende


Dennis
11.12.2011 22:51
Kommentarlink

Viele Menschen wachsen (mit jugendlichen, wohl größtenteils unvernünftigen einstellungen) mit Rausch- und Betäubungsmitteln auf. Ich meine dadurch kommt es bei diesen Menschen zur Ansicht, dass diese Mittel verharmlost werden können und somit als feste Komponente in der Gesellschaft integriert sind. Das ist zumindest ein Aspekt (von viel mehreren) der auf die Rolle eingeht.


Alex
11.12.2011 23:00
Kommentarlink

@Hadmut, 1. Absatz “jede Menge leere Bierflaschen rumliegen oder die Kotze auf den Bahnsteigen hängt”
Stimme ich Dir völlig zu. Finde ich auch unschön.
Wär mein Vorschlag die betreffenden Schädiger zu fangen, und dann den Scheiß putzen zu lassen.

2. Absatz: “Freiheit des Individuums (als saublöde Phrase) kann nicht bedeuten, andere beim Bahnfahren zu beeinträchtigen. ”
Stimmt – nur leider übergehst Du meinen wesentlichen Punkt, dass mit normalem Alkoholkonsum niemand beeinträchtigt wird.

Zuletzt: “Und wieso muß man Durst mit Rotwein löschen? Es gibt jede Menge alkoholfreie Getränke, die wunderbar Durst löschen. Alkohol löscht nicht Durst. Alkohol bedient die Drogenabhängigkeit.”
Weil ich es kann. Nein. Doch. Unter anderem.
Ich muss es nicht, aber ich muss es dürfen. Das ist nunmal für mich ein Stückchen persönliche Freiheit, nämlich dass ich trinken darf, was ich will.
Ich stimme Dir nicht zu, dass viele alkoholfreie Getränke “wunderbar” sind. Wasser ist zwar in der Tat durstlöschen, aber aus geschmacklicher Sich einfach alles andere als wunderbar.
Aloholhaltite Getränke sind grundsätzlich genauso akzeptabel als Durstlöscher als andere Getränke. Sicherlich hat Alkohol einige andere Wirkstoffe und Effekte, als Wasser, aber ein schönes kühles Bier, oder ein guter Tropfen Wein löschen durchaus den Durst.
Alkohol bedient Gewohnheit, Geschmack (Alkohol ist neben Fett einer der wenigen Geschmacksträger), löscht den Durst, und hat zunächst mal keine negativen Effekte auf die Mitmenschen.


Hadmut
11.12.2011 23:05
Kommentarlink

Aha, und wer soll das alles bezahlen, daß man neben jeden Alkohol-Konsumenten einen Aufpasser stellt, damit er sich nicht danebenbenimmt und seine Kotze wieder aufwischt?

Und wie will man jemanden, der so besoffen ist, daß er den Bahnsteig vollkotzt, noch dazu bringen, das putzen zu können?

Denkfehler: Daß Bier den Durst löscht, heißt nicht, daß man es bräuchte, um Durst zu löschen. Es ist auch nicht der Alkohol im Bier, der den Durst löscht.

Und es stimmt auch grundsätzlich nicht, daß Bier zum Durstlöschen taugt. Denn wenn ich soviel Bier trinken würde wie ich im Sommer Durst habe, wäre ich nicht mehr fahr-, berufs-, gesellschaftstauglich. Wie kannst Du bei solchen eklatanten Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen behaupten, Bier oder Wein wäre zum Durstlöschen geeignet?


Alex
11.12.2011 23:03
Kommentarlink

@Big Bob

Ich will hier nichtmal Alkoholismus verteidigen – ich stimme durchaus zu, dass Alkoholkranke an einer schlimmen Sucht leiden, und bin auch der Meinung, dass man als Gesellschaft den Alkoholmissbrauch nicht tolerieren darf.

Ich persönlich denke dass das Hauptproblem bei Alkohol ist, dass die Grenze was akzeptabler Konsum ist eine höchst persönliche Frage ist; und man daher auch nicht vergleichen kann.
So gibt es Alkoholiker(bzw. was ich darunter verstehe), die vieleicht sogar auf Feiern immer Leute beobachten, die mehr trinken, und dennoch kein Problem ohne Alkohol haben.


Alex
11.12.2011 23:29
Kommentarlink

Alles eine Frage des Trainings.
zB könnte man im Sommer auf Radler wechseln (tolles Sportgetränk) – damit kann ich durchaus meinen Durst löschen, ohne relevante Beeinträchtigungen.

Und wer soll den Aufpasser bezahlen? Nun, der Verursacher.
Aber wer bezahlt denn den Aufpasser beim Verbot? – Das ist die Gesellschaft.

Ich habe nie geschrieben, dass man (oder ich) Bier bräuchte um den Durst zu löschen, sondern dass man damit den Durst löschen _kann_.


Oppi
11.12.2011 23:42
Kommentarlink

“Und ich halte es für notwendig, denn ich habe schon mehrfach Schlägereien unter Besoffenen gesehen und finde es absolut widerlich, wenn man am späten Abend S-Bahn fährt und jede Menge leere Bierflaschen rumliegen oder die Kotze auf den Bahnsteigen hängt,”

Also ich hatte schon ein paar mal das Vergnügen, Pöbeleien in der Bahn zu erleben, oder Menschen, die sich da drin übergeben haben, und sofern es sich um Betrunkene handelte, dann haben die sich soweit ich das beurteilen kann VOR der Bahnfahrt ihren Rausch angetrunken, in irgendwelchen Clubs oder auf parties. Macht ja auch Sinn, man fährt ja nicht den ganzen Abend Bahn und knallt sich dabei die Birne zu. Das Verbot löst das Problem somit nicht im mindesten.


Hadmut
11.12.2011 23:44
Kommentarlink

@Oppi: Bessere Vorschläge?


Hanz Moser
12.12.2011 0:00
Kommentarlink

Ich trinke wohl übers Jahr kaum 10 Liter Bier, würde mir das aber ungern verbieten lassen. Zumindest so lange die alkoholfreien Varianten größtenteils noch schlecht schmecken. Wenn die an echtes Bier rankommen ist es mir wurscht, dann würde ich auch mehr davon trinken.

Ich habe aber überhaupt nichts dagegen wenn die massiven Kosten durch übermäßigen Konsum und Missbrauch wieder eingefangen werden. Und die sind enorm, weil Alkohol nicht viel besser ist als Rauchen und auch das regelmäßige, kleine Feierabendbierchen die Gesundheit langfristig beeinträchtigt.
Mich stört es nicht, wenn die Flasche Bier ‘nen Fünfer kostet.

Man müsste das dann aber auch konsequent tun und andere klar selbst verschuldete Risikofaktoren ähnlich sanktionieren. Also entweder Körperschaftssteuer für jedes % Körperfett zu viel oder eine Wanststeuer auf Chips und Schokolade, so lange keine klare Diagnose einer die Fettleibigkeit begründenden Krankheit vorliegt.


Hadmut
12.12.2011 0:05
Kommentarlink

Wie tief muß man eigentlich sinken, um nicht mal mehr mit der Bahn in die Stadt fahren zu können ohne Bier zu trinken?


Im Prinzip gebe ich den anderen Kommentatoren Recht, weil nicht der böse Alkohol schuld ist, sondern die Leute, die sich nicht benehmen wollen und nicht maßvoll trinken wollen/können. Ich will nicht die Mehrheit einschränken, nur weil sich eine Minderheit nicht benehmen kann. Aber deren Benehmen will ich natürlich nicht hinnehmen.

Kurz gesagt: Ich glaube, die neue Regelung ist ganz gut, denn sie soll ja großzügig gehandhabt werden. So hat jemand, der Lust auf ein Bier hat, nichts zu befürchten, aber wenn sich Leute daneben benehmen, gibt es eine klare Grundlage, um gegen sie vorzugehen. So muss das Sicherheitspersonal nicht anfangen zu diskutieren.


bravo
12.12.2011 0:18
Kommentarlink

Nun ist doch, was Du dir ja offensichtlich gewünscht hast, das Trinken von Alkohol in den Münchner S-Bahnen verboten. Eine Aktion wie das “Abschiedstrinken” ist natürlich geschmacklos, inakzeptabel, verabscheuungswürdig (zutreffendes bitte ankreuzen).
Aber mit einem Trinkverbot in den S-Bahnen wird man nicht verhindern können, dass jemand sich auf dem Oktoberfest besäuft und dann im S-Bahnhof alles vollkotzt oder dort sein Wasser nicht mehr halten kann.
Du kannst natürlich die totale Prohibition fordern, musst Dir dann aber auch der Folgen bewusst sein.


Guy Incognito
12.12.2011 0:33
Kommentarlink

Jeder darf so tief sinken, wie er mag. Das ist kein Grund für ein Verbot.


Hadmut
12.12.2011 0:35
Kommentarlink

@Guy: Vielleicht nicht für ein Verbot, aber mindestens für Geringschätzung.


Asd
12.12.2011 2:16
Kommentarlink

Warum? Der Mensch begibt sich gern in Abhängigkeit – sei es der Lebensgefährte, der Alltag oder eben Drogen. Es beruhigt, Bekanntes zu wiederholen. Andersherum beunruhigt es, wenn gewohnte Dinge plötzlich wegfallen.

Ich habe mehrere Menschen auf ihrem Weg in die Sucht (hier spreche ich von Nikotin) beobachtet: Du bekommst das Gefühl, dass sie abhängig werden wollen, wobei sie diesen Vorgang gegenüber sich selbst rationalisieren und sich vor sämtlicher Kritik verschließen. Diese Abhängigkeit wiegt schwerer als Entzugserscheinungen vom Nikotin; man kann selbst den wahren Grund für derartige Probleme nicht erkennen und erklärt dann das Rauchen damit, dass es “beruhigt.” Man ist ohne äußeren Einfluss (leider auch damit) kaum gewillt, darüber nachzudenken geschweige denn, etwas zu ändern.

Bei dem Beispiel hier (also Nikotin) kommt natürlich die physische Abhängigkeit auch zum Zug, aber es ist von Vorteil, wenn der Betroffene erkennt, wie es dazu überhaupt kam. Meistens raucht man, weil man sich ablenken möchte und da hilft das Rauchen sehr gut (Gefühl des “Loslassens” zB durch unbewusste Konzentration auf den Atem, bestens visualisiert durch den Rauch). Entgegenwirken kann man hier durch Meditationstraining, das ebenfalls ein Loslassen bewirken soll; um das zu machen, muss man aber eben sämtliche eben genannte Mechanismen verstehen und wissen, wie man dagegenwirken will. Meditation ist sicher nicht für jeden wirkungsvoll oder überhaupt eine Option.

Jetzt hab ich ja weit ausgeholt..


xyz
12.12.2011 2:21
Kommentarlink

Das Thema Drogen ist schwierig. Psychoaktive Substanzen – vulgo Drogen – werden konsumiert, so lange es die Menschheit gibt. Mit völlig unterschiedlichen Wirkungen, Verbreitungen, Funktionen und Problemen – individuell wie kulturell. Von Koffein bis Heroin. Nur verteufeln ist dabei zu einfach.

Konkret gefragt hast du nach Alkohol und Nikotin.

Alkohol enthemmt. Zum Guten wie zum Schlechten. Positiv kann man gewiss sagen, dass Alkohol dadurch die Kontaktaufnahme erleichtert. So kommen die meisten (auch langfristigen) sexuellen Beziehungen meiner Erfahrung nach in Verbindung mit Alkohol zustande, ohne dass ich das jetzt empirisch belegen könnte.

Nikotin würde ich eher einen primär rituellen Charakter zuschreiben, was sich ja auch darin niederschlägt, dass niemand dauerhaft die verhältnismäßig unschädlichen Nikotinkaugummis konsumiert, sondern der Rauchvorgang als solcher bevorzugt wird.
Dass es dabei dann sehr häufig zu Abhängigkeit kommt, ist halt eine pharmakologische Nebenwirkung.


Christian
12.12.2011 5:50
Kommentarlink

@Hadmut. Kann ich nachvollziehen. Bei mir steht noch eine 3 vorne, aber wenn ich sehe, wie die Kids heutzutage in der S-Bahn vorglühen, komm ich mir alt vor…


DarkMetatron
12.12.2011 7:34
Kommentarlink

Hier in Köln ist das Trinken in den Straßenbahnen durchaus verboten (grundsätzlich jedes Trinken, nicht nur von Alkohol) aber das hindert die Leute welche in der Bahn trinken wollen nicht daran genau dies auch zu tun.

Meistens ist aber das Trinken in der Bahn garnicht das Problem, sondern das stark Betrunkene mit der Bahn fahren.

So lange sich aber in den Köpfen der Bevölkerung nicht durchsetzt das man auch ohne Alkohol (oder jenes in Maßen und nicht in Massen) feier und fröhlich sein kann, so lange wird sich auch an diesem gesellschaftlichen Problem nichts ändern.

Alkohol grundsätzlich zu verbieten ohne gleichzeitig eine Ächtung in der Gesellschaft zu verankern bringt aber leider auch nichts, ausser das Geld in die Kassen von Dealern und organisiertem Verbrechen gespült wird. Die Prohibiion ist in Amerika ja aus gutem Grund wieder abgeschafft worden.


euchrid eucrow
12.12.2011 8:06
Kommentarlink

rauchen und besoffen sein, des kleinen mannes glücklich sein =)


euchrid eucrow
12.12.2011 8:17
Kommentarlink

hier ein kurzer bericht über den abend bei tp.


heute_mal_anonym
12.12.2011 8:25
Kommentarlink

Als jemand, der solange in einem Alkoholikerhaushalt gelebt (und gelitten!) hat, bis das betroffene Elternteil mit einer 4 vorne am Alter dran an den Folgen starb schließe ich mich Hadmuts Eingangsfragestellung an.

Warum spielen Drogen in unserer Gesellschaft eine so große Rolle?

Wer heutzutage Vegetarier, Veganer, Frutarier, Atheist oder Verweigerer von sonstwas ist und dies vor einer Gesellschaft verkündet wird sang- und klanglos akzeptiert. Die höchste Form der Reaktion ist leichte Anbiederung.

Wenn ich aber beim angebotenen Bier verkünde “Ich trinke keinen Alkohol”, dann werden neue Bekanntschaften schnell auf die Probe gestellt und ich ernte ungläubiges Erstaunen. Es ist praktisch, als hätte ich verkündet “Ich atme aus Prinzip nicht”. Oft wird mir zu verstehen gegeben, dass man mit so jemandem nicht richtig feiern könne bzw. mir wird Genussfähigkeit abgesprochen.

Die Frage bleibt. Warum? Weshalb ist der Drogenkonsum gesellschaftlich so stark verankert?

Ist es wirklich die Verdrängung der eigenen Unzulänglichkeit? Die Selbstbetäubung? Gruppendruck? Ist es die Möglichkeit, in unserer seit den 80ern wieder zunehmend verspießernden Gesellschaft, ungestraft aus sich herauszugehen und Tabus zu brechen?

Der Vollständigkeit halber: ich bin gegen ein generelles Verbot von Alkohol. Allerdings bin ich für die 0-Promille-Grenze im Straßenverkehr und Verschärfung von Strafen bei Tatbegehen unter Alkoholverbot. Das klingt zwar, in Kenntnis unserer momentanen Rechtsprechung, paradox. Ist es aber nicht, denn Alkohol setzt nur die körperliche Koordination und die geistige Leistungsfähigkeit herab. Britische Untersuchungen (ich finde grade den Link nicht, liefere ihn nach…) haben gezeigt, dass die “Enthemmung” alleine aus der Erwartungshaltung des Alkoholtrinkers an den Rausch entsteht und keine körperliche Reaktion ist.


Emer Genz
12.12.2011 10:00
Kommentarlink

Nikotin ist vom Suchtpotenzial direkt hinter Heroin und Kokain/Crack anzusiedeln. Das erklärt auch, warum so viele Menschen trotz der enormen gesundheitlichen Schädlichkeit nicht in der Lage sind, das Rauchen aufzugeben. Die gesellschaftliche Ächtung und Illegalität hat auch den Konsum von Kokain nicht einschränken können, eher im Gegenteil. Kokain ist billiger den je, der Konsum erfolgt über alle Schichten hinweg, da konsumiert der Banker ebenso wie der Student.

Substanzen mit geringerem Suchtpotenzial und physischer Schädlichkeit wie Nikotin sind trotz Ächtung und Illegalität weit verbreitet, ich denke hier die ganze Reihe der Partydrogen wie Speed und MDMA bis hin zu Ketamin. Ebenso wird eine weitere gesellschaftliche Ächtung das Suchtproblem um Nikotin nicht lösen, so sehr man sich das auch wünschen mag.

Mit den sogenannten “Research Drugs” werden zudem immer wieder neue Drogen entwickelt und auf den Markt geworfen, die Gesetzgebung und Strafverfolgung hat den Kampf längst verloren, diese Substanzen sind dann häufig noch über Jahre legal erhältlich.

Konsumiert wird alles, vom Medikament bis hin zum Industrie-Lösungsmittel, letztes ist zu Minimalstpreisen zu haben, der Missbrauch ist hier kaum eindämmbar. Der Kampf gegen Drogen ist nicht zu gewinnen und wird auch niemals gewonnen werden.

Es gibt kaum ein schwierigeres Thema als das Thema Drogen, mit einfachen Rezepten oder Forderungen nach weiterer Ächtung oder Verboten ist hier wenig bis gar nichts zu bewirken, das sollte auch jemand wie der schlaue und allseits gebildete Herr Danisch langsam verstanden haben. Natürlich kann man überlegen, wie man Nichtraucher weiter vor den Schäden des Passivrauchens schützen kann. Auch gegen Verbote von Alkoholkonsum im ÖPNV ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden, mit der Lösung von Drogenproblemen hat das aber nichts, aber auch gar nichts zu tun.


Mephane
12.12.2011 11:08
Kommentarlink

Meine persönliche Meinung ist ja, man sollte alle Drogen legalisieren, gleichzeitig aber den Konsum jeglicher Drogen auf die eigenen vier Wände und die Abwesenheit von Kindern beschränken. Von mir aus soll jemand qualmen, trinken oder schlucken was er will, solange er damit andere nicht gefährdet.


Kiyomizu
12.12.2011 13:42
Kommentarlink

Ich würde auch sagen, in Privaträumen darf sich jeder vergiften wie er will. Das Problem ist eigentlich nicht der Konsum von Drogen, sondern ob man nach diesem nochmal durch die Gegend läuft oder verantwortungsvoll genug ist, dies nicht zu tun.
Oder fährt. Zumindest dafür gibts es dann ja Promillegrenzen, und statt pauschal den Konsum an bestimmten Orten zu verbieten (was man auch irgendwie schlecht kontrollieren kann), fände ich eine ähnliche Promillegrenze für “Fußgänger” durchaus sinnvoll. Vielleicht auch etwas höher wenns sein muss, 1.0 oder so sollte immer noch reichen, dass man sich noch halbwegs unter Kontrolle hat und nirgendwo hinkotzt.
Diese Grenze würde es dann auch nötig machen, in der Öffentlichkeit permanent auf seinen Alkoholkonsum aufzupassen (und würde exzessiven Konsum auf einmal negativ aussehen lassen – ein Übertreten von Gesetzen sorgt bei Umstehenden meistens wenn schon nicht für Widerworte, dann doch zumindest für ausbleibende Ermutigung).
Meiner Erfahrung nach klappt das bei der Auto-Promillegrenze zumindest so gut, dass “ich bin Fahrer” eine gesellschaftlich voll akzeptierte Ausrede ist, warum man den ganzen Abend über nur Wasser trinkt.
Warum also nicht auch “Ich fahr nachher noch mit der S-Bahn?” 😉

Würde natürlich einigen politischen Willen erfordern, sowas durchzubringen..


Niko
12.12.2011 14:04
Kommentarlink

Ich denke auch, dass ein Verbot der heute legalen Drogen Alkohol und Nikotin leider nichts ändern wird; man muss die Grundeinstellung der Menschen zu Drogen ändern und das ist schwierig bis unmöglich. Persönlich halte ich Drogenkonsumenten allgemein für eher charakterschwach: Viele scheinen zu wissen, dass das was sie tun für sie und andere schädlich ist; dennoch bringen sie nicht die Stärke auf, damit aufzuhören. Speziell bei Nikotin, wo die körperliche Abhängigkeit meines Wissens nach nach spätestens drei Wochen überwunden ist, “erleideten” viele Süchtige aus meinem Bekanntenkreis schnell (und oft) Rückfälle. Dann zu sagen “Ich schaff es einfach nicht, davon loszukommen” wäre aber zumindest ehrlicher als das übliche Herausreden mit “Gewohnheit”, “sozialem Druck”, “habe gerade Streß und fange deshalb wieder an” oder der auch nach Monaten angeblich immer noch vorhandenen “physischen Abhängigkeit”.

Beim Alkohol scheint mir bei den meisten Problemfällen eher die Maßlosigkeit bei der Hingabe an die eigene Sucht das Problem zu sein: Wer Abends zum gemeinsamen Abendessen ein Glas Bier trinkt, fällt weniger stark als Abhängiger auf, als jemand der unter 1,5 Promille gar nicht funktioniert oder als jemand der öffentlich dem Rauscherwerb fröhnt und dabei ausfällig wird.

Antisoziale Tendenzen konnte ich bisher bei Konsumenten beider legaler Drogen am eigenen Leib erfahren: Die meisten Raucher scheren sich meiner Erfahrung nach nicht im geringsten, ob sie jemanden mit ihren Verbrennungsprodukten belästigen (wenn der andere z.B. noch beim Essen ist); von der sogenannten “Promill-Prominenz” hingegegen bin ich sogar Handgreiflichkeiten gewöhnt, wenn man es wagt, ihren äußeren Wahrnehmungsradius als Nicht-Trinker zu betreten.

Zu meinem eigenen Drogenkonsum: Ich trinke aus Gründen des “Brauchtums” zu bestimmten Anlässen ein Glas Sekt (z.B. an Silvester oder an Geburtstagen), weiche aber auch hier auf Orangensaft zum Anstoßen aus, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, denn Alkohol und Verkehrsteilnahme schließen sich meiner Meinung nach aus. Ansonsten habe ich noch nie irgendetwas aktiv geraucht und gedenke es auch dabei zu belassen. Zum Passivrauchen wurde ich leider für ca. 19 Jahre gezwungen, denn mein Vater ist sehr starker Raucher und nahm (als typischer Raucher) nie Rücksicht auf “Frischluftatmer”; ob mir das jedes Interesse am Selberrauchen verdorben hat?


c.k.
12.12.2011 14:11
Kommentarlink

Selbst wenn das Verbot von Alkohol im ÖPNV oder auch in der Öffentlichkeit durchgesetzt würde,blieben die Leute die schon betrunken sind. Man muss nicht in der Bahn trinken um dort besoffen zu sein. Ich kriege auch jedes Mal einen Hals, wenn Angetrunkene lautstark Schwachsinn verbreiten und vorleben.
Daher finde ich das Verbot saudumm, denn gegängelt werden damit vor allem Leute, die sich ein wenig Restsozialität bewahrt haben. Ob ich mit ner Cola oder ner Dose Bier in der Bahn sitze macht keinen Unterschied, ich bin nämlich nicht betrunken und belästige Menschen. Das ich jetzt für ein Problem bestraft werde, dass ich nicht verursache, regt mich dermaßen auf. Ver… Nanny-State.

DEr Umgang mit Drogen ist hochgradig kulturell bestimmt. Kiffen ist böse, obwohl die gesundgheitlichen und sozialen Folgen im Vergleich mit Alkohol wesentlich weniger gravierend sind.
Auf der anderen Seite werden Drogenpartys wie das Oktoberfest, auf das ich nicht mal wenn man mich dafür bezahlte einen Fuss setzten würde, medial gehyped, dass einem Angst und Bange wird. Da liegen die wegetretenen Jugendlichen in ihrem eigenen Erbrochenen. Mit Rationalität hat das alles nix zu tun.


Knut Grunwald
12.12.2011 14:47
Kommentarlink

Rauchen und Alkohol sind Rituale des Lebensablaufs. Solange das in den üblichen Schranken bleibt, gilt “Jedem Tierchen sein Pläsierchen!”. Zum eigenen Anheizen gibt es z.B. auch die Droge Sport, die bei übermäßiger Anwendung auch nicht folgenlos bleibt. Die meisten meiner Sportlerkollegen hatten schon eine oder mehrere Operationen.

Bei Rauchen und Alkohol sind die Belästigungen der Umwelt bei Missbrauch sehr augenfällig. Beim Sport sind es die zur Seitescheucher, Radfahrerkolonnen oder lautstarke Feierabendsportler die ins Gewicht fallen. Irgendetwas scheinen die meisten Leute halt zu brauchen.

Die Zwischenfälle in München ordne ich mehr der Gruppendynamik, als dem Alkohol zu. Wir haben uns früher nach der Samtagsschule gerne mal an einem Brunnen in der Innenstadt versammelt. Da wurde selten Alkohol konsumiert und wenn dann nur etwa ein halbes Bier pro Person und niemals Schnaps. Trotzdem landete regelmäßig eine Person oder ein Paket Waschpulver im Brunnen, weil der dann so schön schäumt.


Oppi
12.12.2011 16:49
Kommentarlink

“@Oppi: Bessere Vorschläge?”

Das war ungefähr die Antwort von Röschen von der Leyen, als man ihr sagte, die Kinderpornosperre sei zugleich gefährlich und unwirksam.

Man kann doch nicht eine völlig unwirksame Maßnahme durchführen, nur weil einem keine bessere einfällt.

Aber ich hätte sogar einen besseren Vorschlag : In jeden Waggon einen Schaffner, wie es früher mal war und wie es sich gehört. Der kann dann Randalierer und Vandalen gleich rauswerfen und in Extremfällen auch die Polizei rufen. Schafft Arbeitsplätze, und das leidige “der Fahrkartenautomat war kaputt” schafft man damit auch aus der Welt. Ja, das kostet Geld, aber das Alkoholverbot müsste man ja auch irgendwie kontrollieren.


Alex
12.12.2011 18:32
Kommentarlink

@Kiyomizu
Genau – einfach Betrunkene nicht mehr mit ÖVPN fahren lassen.
Dann steigen die zwar wieder auf Auto um 🙂

Zumindest in Bayern ganz legal – da darf man mit zwei Maß noch autofahren.


Roland
13.12.2011 5:33
Kommentarlink

Kurios, wie hier deftig völliger Abstinenz, völliger Enthaltsamkeit von Drogen jeder Art das Wort geredet wird – die für viele damit einhergehende Freudlosigkeit des Daseins ist völlig unbeachtlich,was ?
Worin, bitte sehr, besteht denn der Unterschied in Sachen “Indoktriniereung” gegenüber derjenigen, die die verpönte Kirche macht ?
ist das nicht sehr sehr ähnlich ?
Mach einer argumentiert hier genau so, wie es ein Klosterbruder täte : Bete und Arbeite !

Prima, wenn dies für euch der Sinn des Lebens ist, warum auch nicht.
Obwohl ich wenig trinke, werde ich mir jetzt mal einen Schluck gönnen………….überlege mir sogar, mir dazu ne Zigarette anzuzünden, obwohl ich grad mit dem Rauchen aufgehört habe, weil einfach zu teuer geworden……….


Hadmut
13.12.2011 10:36
Kommentarlink

@Roland: So ein Quatsch!

Das ist wieder der andauernd gebrachte Ansatz, Alkohol und Zigaretten schönzureden, indem man sie mit positiv besetzten und den Verzicht mit negativ besetzten Vokabeln zusammenbringt. In diesem Fall werden nun – ohne jede Begründung oder nachvollziehbaren Zusammenhang – Alkohol und Zigaretten als Voraussetzung der Freude hingestellt, weil es ohne sie ja eine „damit einhergehende Freudlosigkeit des Daseins” gebe, sie so zwingend eintrete, daß man sie beachten müsse. Und die Ablehnung von Drogen sei eine „Indoktrinierung”, wie sie die Kirche betreibt. Als ob es irgendeine Analogie zwischen Drogen/Drogenverzicht und Religion gäbe. Wird aber einfach so ohne jede Erklärung in die Luft gestellt.

So ein Schwachsinn. Das ergibt überhaupt keinen Sinn sondern beruht nur auf der Verkettung mit positiv und negativ besetzten Begriffen. Typisches Gefasel von Lobbyisten und Abhängigen. Also wollte man sagen, man müsse Autos mit 500PS-Motor gut finden, weil Schokolade gut schmeckt.

Freude erzeugt man nicht durch Chemikalien.

Weder Alkohol noch Zigaretten haben irgendwas mit Spaß oder Freude zu tun. Im Gegenteil. Wenn man sich einfach mal ruhig hinsetzt und Leuten beim Trinken oder Rauchen zusieht, dann wird einem sehr deutlich, daß die Leute überhaupt keinen Spaß und keine Freude haben und das durch Drogen und Rituale überdecken müssen. Leute im Suff sind nicht lustig, sondern einfach nur erbärmlich. Und was es mit Freude zu tun haben soll, andere Leute anzupöbeln und zu belästigen, S-Bahnen zu demolieren, Bahnhöfe vollzukotzen oder vollzupinkeln, das konnte mir auch noch keiner erklären. Auch ein Oktoberfest hat nichts mit Freude zu tun, sondern damit, das Hirn zu betäuben – weil es an Freude fehlt. Achte mal darauf, wieviel Frauen allein deshalb rauchen (oder sich eine Zigarette anzünden und halten, ohne daran zu ziehen), weil sie nicht wissen, wohin mit ihren Händen oder wie sie sich – anders als in der typischen Raucherpose – überhaupt hinstellen sollen. Viele Frauen rauchen allein deshalb, weil sie keine Hosentaschen haben, in die sie die Hände stecken können, und deshalb was brauchen, was sie mit ihren Händen tun können.

Die Freudlosigkeit des Daseins folgt nicht aus der Abstinenz. Sondern im Gegenteil, diejenigen, die unter freudlosem Dasein leiden, tendieren sehr stark zur Droge um die Wahrnehmung ihrer Freudlosigkeit zu dämpfen.

Was haben Besoffene, die nicht mehr geradeausgehen können, die Schlägereien anfangen, die Verkehrsunfälle verursachen, die in ihrem Erbrochenen herumliegen, die nicht mehr arbeitsfähig sind, die überhaupt keine andere Art der Freude mehr kennen als sich die Birne zuzusaufen, noch mit Freude zu tun?

Wenn man mit internationalen Reisegruppen unterwegs ist, dann merkt man, daß es manche Leute gibt, die sich wirklich jeden Abend besaufen. Nicht weil es ihnen Freude machen würde, denn das tut es nicht. Sondern weil sie ohne Alkohol überhaupt nicht mehr wissen, wie sie den Abend verbringen könnten oder überhaupt noch irgendwie lustig sein oder Freude empfinden könnten. Nimmt man denen den Alkohol weg, wissen sie nichts mehr mit sich anzufangen. Und das ist nicht die Entschuldigung für Alkohol, das ist die Folge davon. Denn sie sind ja auch besoffen nicht lustiger oder haben mehr Freude, sie merken es nur nicht mehr, weil die Empfindungsfähigkeit fast auf Null sinkt. Das ist nur Selbstbetrug.

Neulich habe ich irgendwo gelesen daß man in einer Studie nachgewiesen habe, daß Alkohol keineswegs enthemmter und lustiger macht, sondern nur die kognitiven Fähigkeiten, Gleichgewicht, Sicht usw. beeinträchtigt. Das heißt die Freude beim Saufen kommt nicht vom Alkohol, sondern von der Erwartungshaltung. Jetzt haben wir uns den Lustigmacher eingefüllt, also muß es lustig werden. Und wenn’s nicht klappt, saufen wir halt mehr oder machen irgendwas kaputt.

Ich persönlich – das mag bei Dir anders sein – kann mich nicht über demolierte S-Bahnen und vollgekotzte und -gepinkelte Bahnhöfe freuen. Ich freue mich, wenn eine S-Bahn schön sauber und geruchfrei ist und ich mich dann gerne da hinsetze und wohl fühle.

Wieso glaubst Du,


Roland
13.12.2011 11:56
Kommentarlink

Oh Hadmut- Danke !

Erstens schreib ich von “Abstinenz bzw. Enthaltsamkeit von Drogen jeder Art”(nicht von Zigarettenund Alk, auch wenn ich mir selber nach der Lektüre hier so was gönnen wollte)und zweitens sind mir ALLE diejenigen, die anderen gerne Vorschriften machen, wie sie denn zu leben hätten, schwer suspekt.Drittens IST Freude eine Chemikalie, die im Gehirn ausgeschüttet wird ,nicht wahr ? Was ist denn “Ekstase” anderes denn eine Art der “Freude” ? Ist das nicht eng verbunden mit “Religion”, also gar keine “Analogie” ? Das seh ich anders……
Um dies Ziel zu erreichen, wird immer gern mit masslosen Übertreibungen gearbeitet, gerade so, als würde JEDER, der Drogen komsummiert, in seiner Kotze pennen und in völliger Rücksichtslosigkeit leben. Jetzt halt ich nur Dir hier mal den Spiegel vor : Was Du hier so schreibst, könnte genauso von einem stammen, dessen Lebensziel sich mit einem Klosterleben erfüllt ! Du tust so, als wäre alles, was mancher als “Genuss” empfindet, ausschliesslich “Gefasel von Lobbyisten und Abhängigen”. Na, da machst Du es Dir aber leicht und bequem. Wenn Du unfähig bist, bestimmte von Dir als “Drogen” empfundene Dinge zu geniessen, dann wäre ich Dir schon dankbar, nicht nur von Dir auf alle anderen zu schliessen. Beispielsweise ist für mich ein guter Schluck in bestimmten Situationen ein ausgesprochener GENUSS !


Roland
13.12.2011 12:04
Kommentarlink

Zum Thema:

Was, bitte sehr, soll denn sonst in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen, nachdem Sex inzwischen auch ziemlich verpönt wurde ?
Nur Beten und Arbeiten ist angesichts con ca. 5 Mio. Arbeitslosen ziemlich daneben, nicht wahr ?
Kann die Eingangsfrage gern zurückgeben: Was, ausser Drogen, spielt denn in unserer Gesellschaft überhaupt eine Rolle ? Geld, ok………und sonst ? Es gibt doch gar nichts, keine Ziele, keine Werte……….wofür diese Gesellschaft noch sozusagen “steht”………


c.k.
13.12.2011 12:36
Kommentarlink

Hadmut,

die Aussage, dass Chemikalien keine Freude verursachen ist eigentlich nicht haltbar. Ich bin kein Freund naturalistischer Verkürzungen, wie sie im Bereich der Neurowissenschaften gerade groß in Mode sind (ich war es nicht, mein Gehirn ist schuld). Aber Freude ist auch ein Zustand des Gehirns. Wir sind zwar weit davon entfernt, zu verstehen wie das funktioniert was man so als “Belohungssystem” begreift, aber es scheint doch so zu sein, dass stoffbasierte und nicht stoffbasierte Reize erstmal einen sehr ähnlichen Effekt haben.
Dass sich dieser Effekt bei stoffbasierten Reizen durch Gewöhnung abschwächt und gleichzeitig das Bedürfnis nach erneuter Reizung einer möglichen Sucht den Weg ebnet würde ich erstmal vom Effekt trennen. Denn wie man die Entscheidung für den stoffbasierten Reiz dann bewertet, ob als “schwach”, “armselig” etc. ist dann kulturelle Verhandlungssache. Aber Tatsache zu negieren, dass wir es durchaus mit einer Form von Freude zutun haben, finde unredlich.

Sie lässt nämlich nicht die Option zu den Weg zur Freude oder was man dafür hält unter Umständen abzukürzen, ohne dies immer und zwanghaft zu tun und ohne auf nicht stoffbasierte Reize zu verzichten. Eigenverantwortlich. Es ist ja nicht zu leugnen, dass ein Teil der Konsumenten von was auch immer in der Abhängigkeit und schlimmstenfalls Verelendung landet, während ein anderer Teil Gelegenheits- und Genusskonsum betreibt.


Hadmut
13.12.2011 12:45
Kommentarlink

Freilich ist Freude ein chemischer Zustand im Gehirn.

Aber wenn es einem schon genügt, Freude rein chemisch und ohne ernsthaften Grund zu bereiten, dann sind Drogen sicherlich das richtige. Aber trotzdem kann man doch erwarten, daß die chemische Freude so konsumiert wird, daß man andere dabei nicht beeinträchtigt und seine Flaschen nicht in der S-Bahn herumrollen läßt.


Josch
13.12.2011 13:01
Kommentarlink

Drogen sind eine Weltmacht, wie ein gleichnahmiges Buch seit etwa drei Jahrzehnten verdeutlicht. Und sie sind ein fester Einkommensfaktor der organisierten Kriminalität, also der CIA und anderer Geheimdienste. Sonst ergäbe die die gesamte Prohibition keinen Sinn, die bereits Al Capone zu einem reichen Mann gemacht hatte.


c.k.
13.12.2011 13:02
Kommentarlink

Ernsthaft muss die Freude also sein oder doch zumindest ihr Grund, so so 😉
Aber mit der Forderung von dem Verhalten der anderen nicht beeinträchtigt zu werden hast du natürlich völlig und uneingeschränkt recht. Der Begriff “Eigenverantwortung” enthält nicht umsonst den Begriff der “Verantwortung”.


Hadmut
13.12.2011 13:04
Kommentarlink

@c.k.: „ernsthaft” war dumm formuliert, weil ich nebenbei telefoniert habe, aber irgendeinen greifbaren, erkennbaren Grund muß es doch haben, worüber man sich freuen kann. Sich einfach zu freuen, weil das Hirn gerade in diesem chemischen Zustand ist und ohne zu wissen, worüber man sich freut, ist mir zu blöd. Ich käme mir von mir selbst vearscht vor, wenn ich mich freute und nicht wüßte worüber. Aber da sind die Ansprüche sicherlich unterschiedlich. Jedem das seine. Solange er andere da raushält.


Alex
13.12.2011 13:04
Kommentarlink

Ein Verbot aller Art ist ein Zwang.
Und ein Zwang kann nicht Freude sein.

Das gilt übrigens wie Du beobachtest hast auch für den Zwang zu konsumieren. Aber nunmal auch für den Zwang nicht zu konsumieren.

Wenn jemand nicht trinkt, weil seine Mammie es ihm gesagt hat, dann ist er ein Trottel (er tut das richtige aus den falschen Gründen).
Wenn jemand nicht trinkt, weil ihm die negativen Aspekte zu viel bedeuten/ er keinen Grund zu trinken hat, dann ist das seine Entscheidung.


Alex
13.12.2011 14:28
Kommentarlink

Hadmut
13.12.2011 14:49
Kommentarlink

Ja klar, man wird Alkoholismus bekämpfen, indem man alles freigibt und erlaubt. So wie man in den USA Gewalt bekämpft, indem man den Waffenhandel freigibt.

Wenn einer die Sitze vollkotzt oder die Bierflaschen rumliegen läßt, ist der auch nicht „gefährlich” – aber widerlich.

Und der meiste Dreck in der S-Bahn entsteht eben nun mal durch den Konsum in der S-Bahn.


Alex
13.12.2011 17:20
Kommentarlink

Dann sollte man in S-Bahnen/ Bussen und ähnlichem jedliche Art von Nahrungsmittelverzehr verbieten.
Aber das Verbot auf Alkohol zu beschränken ist einfach nur murks.


Hadmut
13.12.2011 17:38
Kommentarlink

Ich kenne das schon von Kleinauf, also schon seit ca. 40 Jahren, daß an vielen Bussen und Straßenbahnen Aufkleber sind, daß man Pommes Frites, Eis usw. da nicht mit reinnehmen darf.

Da hat sich auch nie jemand dran gestört. Weil man einfach keine Ketchup-, Fett-, Eisflecken auf den Sitzen haben will.

Prinzipiell könnte man sowas auch für Limonade sagen. Seltsamerweise sind Flaschen, die in der S-Bahn rumliegen, so gut wie immer Bier- und Schnapsflaschen. Ich kann mich jetzt nicht erinnern, da mal eine Mineralwasserflasche oder eine Colaflasche gesehen zu haben. Und alles Klebrige war eigentlich auch immer Bier, obwohl Cola usw. genauso kleben könnten. Stinkt auch nicht nach Cola, stinkt nach Bier.


Alex
13.12.2011 18:19
Kommentarlink

Tja, früher war alles besser. Vor allem die Zukunft 🙂

Aber ernsthaft: Du hast völlig recht, früher war glaub einiges disziplinierter und entsrechend verpöhnt.

Aber das ist doch gerade mein Punkt.
Das (tolle) Luftschutzgesetz um den Zigarettenqualm war ja gerade ein Erfolg, weil es eben nichts halbherziges war, sondern eine klare Aussage.
Entsprechend kann ich mir Vorstellen, dass auch ein generelles Ess/ Trinkverbot in den ÖVPN funktionieren kann.

Diese selektiven Verbote kann ich allerdings überhaupt nicht ausstehen, weil ich immer das Gefühl habe, dass die nur dazu dienen, um “einigen” etwas zu verbieten.
Typisches Beispiel sind die Alkoholverbote in der Öffentlichkeit in einigen Innenstädten Deutschlands.
Die gibt es – und im Moment werden diese systematisch gebrochen, bei dem überall ätzenden Glühweinständen.
Da beschleicht einen argwöhnischen Menschen wie mich der Verdacht, dass diese Verbote erlassen wurde, um die Penner aus den Innenstädten herauszubekommen.


Hadmut
13.12.2011 18:21
Kommentarlink

@Alex: Ich habe irgendwie den Eindruck, daß es völlig egal ist, was ich schreibe, Du antwortest immer irgendwas anderes. Ich mag kein Kommentar-Ping-Pong.


Roland
14.12.2011 3:40
Kommentarlink

Mich nervt eher mehr den Missbrauch öffentlicher Verkehrsmittel als Frühstücks/Mittags/Abendtisch zwecks nahrungsaufnahme – gerade so, als könne niemand noch die paar Minuten bis zum Arbeits/Wohnort warten. Hier deutlich sichtbar selbst auf kurzen Strecken innerorts.

Übrigens (hihi) durfte früher auch geraucht werden………- nein, ich hab gar nix gegen das Verbot, die S-Bahn zwecks Essen/Trinken zu missbrauchen , aber sehr wohl etwas gegen das einseitige Verbot von Alk, sonst müsste ich meinen Schnaps immer in der Colaflasche mitführen……..und der Hadmut müsste an meiner leeren Colaflasche schnüffeln und rufen “Kreuziget ihn!”………..


quarc
15.12.2011 21:08
Kommentarlink

Es kann durchaus sein, dass viele Leute zwar nicht sich selbst, aber zumindest
die Umstände der eigenen Existenz nur noch unter Drogen ertragen können.

Mein Eindruck ist, dass nicht so sehr Drogen an sich heutzutage eine so viel
größere Rolle spielen als früher, sondern dass deren Gebrauch in der modernen
Arbeitsgesellschaft sich zunehmend industrialisiert, verdichtet und letzlich
degeneriert. Mit all den teilweise asozialen Seiteneffekten.

Es ist ein großer Unterschied, ob jemand ab und zu eine Pfeife oder Zigarre
raucht (und dann eben auch einen geigneten Ort aufsucht) oder sich mehrmals
in der Stunde, quasi nebenbei, ein Industriegift in kleinen Dosen verabreicht
(d.h. Zigaretten); ob er mal ein Glas Bier oder Wein trinkt, oder sich in
schnellstmöglichster Zeit noch am Bahnhof vollsäuft bevor der Zug einfährt,
oder z.B. stets einen Flachmann für den kleinen Schluck zwischendurch mit sich
herumträgt.

Ich habe zuweilen den Eindruck, dass manche Leute ihren Drogengebrauch so
vornehmen als ob sie eine unangenehme Arbeit zu erledigen haben: zwischendurch,
überall und möglichst schnell. Aber das gleiche machen sie auch beim Essen und
Trinken oder beim Urlaub. Mit so einer Mentalität ist dann der Drogengebrauch
nicht mehr die Ausnahme, sondern eine Alltagserscheinung, und wirkt wie eine
Pflichtübung. Aber eine wichtige Voraussetzung für Genuss ist nun einmal der
Ausnahmecharakter des Genossenen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der oben
skizzierte “Instant-Konsum” noch zu irgendeinem Genuss führt.

P.S.: die in SZ Artikel skizzierten Vorgänge halte ich für ein Beispiel eines
gewöhnlichen asozialen Gruppenverhaltens.


Gute Güte...
20.12.2011 0:00
Kommentarlink

Weil es keine menschliche Kultur ohne Rauschmittel gibt und nie gegeben hat? Oder so eine Kultur unerträglich wäre? Weil die Rationalität nicht alles ist und ihre absolute Einforderung als “technische Vernunft” beschrieben wird, die ziemlich gefährlich werden kann? Weil Irrationalität nicht der Teufel ist? Weil Räusche medizinisch wirksam sind (LSD, Cannabis, Morphium, Opium…)? Weil es keinen logischen Grund gibt, aus dem man das Verbot von Drogen generell ableiten kann, sondern nur moralische Bedenken?

Dionysos-Dithyramben von Nietzsche lesen? Genealogie der Moral?

Aufhören, immer unbeliebte Elemente gleich radikal ausschließen zu wollen, weil christliche Mentalität und ausserdem inhuman? (“Raucher werden nicht genug ausgeschloßen”…regen Sie sich doch mal über Industrieverschmutzung zb durch PC-Herstellung in der “dritten Welt” auf anstatt über Raucher? Oder über die Verschmutzung durch den Wunsch, jeder müsse ein eigenes Auto haben oder jederzeit billig überall hinfliegen können?)

Vielleicht mal auch über das “Wie?” des Konsums, nicht nur über das “ob?” nachdenken?
Oder über die Auswirkung der Drogenrepression auf Organisierte Kriminalität?
Oder auf Abhängigkeit (bei uns zb. von Alkohol durch quasi Monopol, da einzig legal verkauftes Rauschmittel)?


Hadmut
20.12.2011 0:04
Kommentarlink

Ja klar, Rauchen ist Medizin und Computerschrott und in der Industriemüll in der Dritten Welt sind ne prima Ausrede, um sich hier zu benehmen wie Sau und andere vollzuqualmen.

Warum muß Drogenkonsum so ablaufen, daß andere da zwangsweise mitmachen müssen? Warum kann man seinen Rausch nicht für sich alleine (oder wenigstens unter solchen, die teilnehmen wollen) nehmen? Setzt der Rausch voraus, daß da Dritte zur Teilnahme gezwungen werden?


Maire_Imposum
20.12.2011 0:15
Kommentarlink

Vielleicht bedeutet Freude heute u.a. auch einfach mal auf die Meinung, das Ansehen, die Auffassung der anderen zu schei**en, auf die hübsche Sauberkeit und Ordnung der feinen hygenischen Welt und die monetären Bedenken anderer Bürgerlicher zu pfeifen, weil man sich sonst den ganz lieben langen Tag kaum mit was anderem beschäftigen muss, als seiner fein-säuberlichen Repräsentation vor anderen, die einen sonst ganz schnell missachten, weil man mal nicht gelaufen ist wie der “normale”, gute, richtige, wahre Mensch das tut oder tun soll oder angeblich tun müsste. Und weil Rausch Rausch ist und gewisse Grenzziehungen einfach aufhebt (zb. aufgrund von Neurosen mit anderen nicht reden zu können oder zu wollen – ja da kann man auch zum Arzt gehen, aber nicht jeder geht gerne zu Ärzten mit seinen privaten Problemen, erst recht nicht, wenn er neurotisch gestört ist und mit anderen nüchtern sich nicht zu reden traut…), dann ist Rausch der Weg.

Im Übrigen klingt das hier auch ein wenig nach Sokrates’ ironischem Satz, die Jugend respektiere die Autoritäten nicht, höre nicht auf die Lehrer, ist ungezogen usw. Jedenfalls gehts hier wohl nicht um Erfahrungen mit 50-jährigen, schätze ich mal.

Vielleicht werden Sie langsam alt, Herr D. Dass die Jugend grundsätzlich Rebellion ist, scheinen Sie langsam zu vergessen. Dass Rebellion nie priceless ist, anscheinend auch.


Hadmut
20.12.2011 0:41
Kommentarlink

@Maire_Imposum: Du bist ein Quatschkopf. Und die Rhetorik ist wieder von der allerbilligsten Sorte.

Wieder die übliche Masche: Spaß und Sauberkeit wird als Widerspruch hingestellt, als wäre Spaß das Vorrecht der Drogen und des Drecks und das andere „Bürgerlich”. Das ist einfach nur Geschwätz, um Drogenabhängigkeit zu rechtfertigen und gutzureden.

Für mich entsteht Spaß nicht durch Abwesenheit von Sauberkeit. Sauberkeit ist für mich nicht das Gegenteil von Spaß. Aber mir vergeht jeder Spaß, wenn mich einer mit Zigarettenrauch zuqualmt, weil das einfach nur ekel- und übelkeiterregend ist. Rauchen mag Spaß für den Raucher sein, aber es ist die Spaßbremse für alle außenrum. Spaß setzt für mich die Abwesenheit von Zigarettenrauch voraus, weil es voraussetzt, daß ich mich halbwegs wohlfühle, was in üblem Gestank nicht geht.

Das hat auch nichts mit dem Alter zu tun. Das war bei mir (und vielen anderen Leuten) schon immer so, auch als kleines Kind. Weil ich durchaus in der Lage bin, angenehmen von unangenehmen Gerüchen zu unterscheiden.

Aber diese Masche, alle die, die sich nicht zuquarzen lassen wollen, so pauschal als „bürgerlich-hygienisch” zu beschimpfen, ist ganz typisch für das kaputte und durch Drogen abtrainierte Sozialverhalten. Es geht beim Rauchen nämlich nicht um Spaß. Es geht eher um ein Spaß-Prothese derer, bei denen das mit dem Spaß ohne chemische Keule nicht mehr geht. Und natürlich um das Schei**en auf andere. Das ist nämlich der wesentliche (sozialinkompetente) Aspekt.

Leute, die sich so äußern wie Du, sind sozial inakzeptabel und unerträglich. Aber nur in zweiter Linie wegen des Rauchens. In erster Linie wegen des Schei**ens auf andere. Und mit solchen Leuten möchte ich sowieso weder Tisch noch Raum teilen, egal ob sie gerade rauchen oder nicht. Rauchen korreliert signifikant mit kaputtem, rücksichtslosem Charakter.


Gute Güte...
20.12.2011 0:23
Kommentarlink

Weil ein Rausch allein in etwa so spannend ist wie Sex alleine oder eine Achterbahnfahrt alleine bzw. der Mensch ohne andere ziemlich schnell verkümmert und vieles spaßige gerne mit anderen macht, es sei denn, er ist schon solange am Leben (oder so ausgegrenzt) dass ihn alle anderen einfach nur noch abstoßen?

Und ich wette, manche Menschen wären ohne ihre Kippen unerträglich (nervös zb).

zum Müll der dritten Welt, der unser Müll ist, nicht deren, kann ich nur sagen, dass ich lieber Zigarettenqualm und Bier und Kotze um mich habe (kann man weg machen ohne großen dauerhaften Schaden) als den Müll durch Computererzeugung, Autoerzeugung, überflüssige Wohlstandsprodukteerzeugung allgemein. Ich finde auch, dass rumliegende Bierflaschen nicht so ein gewaltiges Drama sind. Im Übrigen leben davon Obdachlose und Arme, die man so auch mal öfter sieht und also nicht vergisst, dass nicht alle reich und wohlständig sind. Sozial sehr gut. Armut ist ja ein verpöhntes Thema. Kotze ist unangenehm, aber nun ist auch nicht ständig überall alles voller Kotze.

Ich finde, es gibt eklatantere Verschmutzungen, über die man sich ernsthaft empören sollte. Uranmunition im Irak zb.. Oder die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in “du darfst mitmachen” und “du bist ein widerliches Ding, dich verbiete ich!”


Hadmut
20.12.2011 0:44
Kommentarlink

@Gute Güte: Es gibt Raucher, die ohne Kippen unerträglich sind. Nur sind die, wenn man mal genau hinschaut, auch mit Kippe unerträglich, nur auf andere Weise. Die meisten Leute, die sich selbst über ihre Zigarette oder ihre Eigenschaft als Raucher definieren, sind erfahrungsgemäß oft ziemliche Kotzbrocken oder (besonders Frauen) brauchen die Zigarette zur Selbstdarstellung und um eine Haltung einzunehmen, weil sie ohne Kippe einfach gar nichts mehr sind und haben. Manche Raucher entwickeln einen Mund- und Körpergeruch, den ich generell als unerträglich empfinde, was sich nicht wesentlich ändert, wenn sie gerade mal kurz keine Kippe haben.


Maire_imposum
20.12.2011 1:04
Kommentarlink

“Rauchen korreliert signifikant mit kaputtem, rücksichtslosem Charakter.”

Vermeintlich statistisch abgesicherte Pauschalisierungen, die andere als absolut asozial hinstellen, als den Bodensatz, den Dreck, stehen dem absolut in nichts nach.

Nur mit dem Unterschied, das sieh irgendwann soviel Wut erzeugen können, dass dieser Dreck auf die Strassen geht und den Wohlstand der anderen zu Rauch und Asche verwandelt. Eine Wut, über die Sie wohlmöglich noch nie richtig nachgedacht haben.
Sie mögen sich ihre Späße leisten können, die sauberen, gesellschaftlich akzeptierten Späße, aber Sie werden es nicht glauben, viele können das nicht. Genau genommen in etwa das Drittel der Gesellschaft, auf die alle anderen nur herbwürdigend blicken, sich selbst (dadurch, würden Psychologen sagen) als das nonplusultra des Anstands sehen und dabei ihre unglaubliche Verachtung wegen so etwas pupsigem wie Zigaretten übersehen, während sie, wie die Gute Güte das auch sagt, ganz einfach über Uranmunition hinwegschreiten, als wäre es im Vergleich zu Zigarettenqualm eine pupsige Marginalität.

Im Übrigen habe ich nicht gesagt, dass ich so *bin*, dass ich in Sbahnen kotze und andere Leute vollqualme oder das toll finde – Sie wissen nicht mal, ob ich überhaupt rauche oder trinke! – sondern ich habe versucht, die Sache zu verstehen. Und dazu ist Verachtung vielleicht nicht der falsche Weg, aber wenn ausser Verachtung nichts weiter hinzukommt, dann kommt auch nichts weiter dabei raus als eben Verachtung. Und Pauschalisierungen zb. über Frauen, die nichts ohne Kippe können. Und Pauschalisierungen über Raucher, die asozial sind, sozial inkompetent, überhaupt Monster des Zusammenlebens (im Gegensatz zu allen Leuten in der Herstellung und Verwendung von zb. Uranmunition), die man einfach in den Knast schicken sollte, ihre Lüste verbieten, radikal verbieten, drakonische Strafen über sie verhängen sollte, dieses asoziale Pack, damit die Welt endlich wieder schön aussieht. Und nicht voller Berauschter und sozial Inkompetenter und selbstdarstellerischer Frauen oder sonstwem.

Und das auf andere schei**en ist bisweilen eine Reaktion. Zb. ausgelöst durch die herblassnde Weise derer, die sich wahrlich die Krone der Humanität nennen wollen – und dabei auf manch andere gerne selbst schei**en, zb. selbstdarstellerische Frauen oder kotzende Teenies. Und ich war so blöde anzunehmen, Uranmunition oder industrielle Umweltverschmutzung durch Erzeugung fragwürdiger Wohlstandsprodukte könnte gegen die Gewalt des Problems von Kippenqualm anstinken!

Ich gehe dann mal meine Infamität weiter ausleben, die Sie mir gerade brillant vor Augen geführt haben aufgrund signifikanter statistischer Kenntnis meiner Persönlichkeit. Und Sie sind mich damit auch als Leser los, ich bin zu minder, zu asozial, zu sehr Dreck. Es ist schrecklich. Wirklich.


Hadmut
20.12.2011 1:32
Kommentarlink

@Maire_imposum: Was ist denn das jetzt wieder? Jetzt ist es Wut auf Wohlstand der anderen?

Was soll denn jetzt schon für ein Blödsinn? Schon wieder irgendwelche verschwurbelten Pseudorechtfertigungen für das Rauchen? Wenn man keinen richtigen Gründe für das Rauchen findet, muß man eben irgendwelchen anderen Krampf heranziehen und es sich zur Ausrede erklären. Was hat die Wut über den Wohlstand anderer mit Rauchen zu tun? Wieso würde diese Wut Rauchen irgendwie rechtfertigen?

Und welche „Späße” soll ich mir leisten können? Wie kommst Du darauf, daß ich mir mehr leisten könnte als andere?

Wenn jemand am Tag 2 Schachteln Zigaretten raucht, also 730 Schachteln im Jahr, dann kostet das – weiß nicht, was kostet eine Schachtel Zigaretten? 5 Euro? – 3650 Euro im Jahr. Wer soviel Geld ausgibt, um es für nichts zu verbrennen, dem kann es ja nicht so schlecht gehen. Ich habe soviel Geld nicht übrig, ich könnte mir das Rauchen finanziell so nicht noch leisten.

Insofern ist die Armut von Rauchern und die Wut auf den Wohlstand anderer oft nur eingebildet. Wer im Jahr mehrere Tausend Euro für Zigaretten übrig hat, braucht kein finanzielles Mitleid, dem kann es nicht so schlecht gehen.

Da geht es auch nicht um die Wut auf den „Wohlstand”, sondern eher um die Wut auf die eigene Drogenabhängigkeit, weil andere das Geld dann eben nicht für Zigaretten, sondern für eine Reise oder ein schönes Auto ausgeben. Meistens haben Raucher deshalb nur Wut auf sich selbst, und tarnen sie nur vor sich selbst als Wut auf andere.

Mich hat mal eine Kollegin angeraunzt, wie gut es mir doch gehen müßte, wenn ich mir ab und zu ne schöne Reise leiste. Ich habe ihr dann vorgerechnet, daß sie für Zigaretten mehr Geld ausgibt als ich für das Reisen. Nur mit dem Unterschied, daß man vom Rauchen stinkt und geringgeschätzt wird, während man für eine Reise beneidet wird und dabei was sieht und lernt. Das ist eigentlich der ganze Trick. Insofern haben Raucher allen Grund zur Wut – auf sich selbst. 😉


thomas
23.1.2012 17:52
Kommentarlink

Zur Idee der Alkoholverbote empfehle ich mal C. Dickies “Cosa Nostra”.
Der hat sich die Frage gestellt, wie die Mafia nach Amerika kam. Fazit:
Nachdem die Mafia in Italien u.a. durch den Protofaschimsus der 1910er-1920er quasi im Sterben lag, kam in den USA die Prohibition. Das war DIE Gelegenheit für die Cosa Nostra. Schmuggel, sowohl direkt von Alkohol als auch durch Einfuhr vergärbarer Früchte, aus Europa und vor allem Südamerika (die Auswirkungen der dort aufgebauten Strukturen sehen wir bis heute, insbesondere in den Drogenschlachten Mexikos), allgemein der Importhandel war deren Geschäftszweig in den USA – Alkohl dabei ein wahnsinnig profitables Geschäft, weil verboten, also Höchstpreise – bis Ende des 2.WK. Danach war Italien so am Boden, dass die Mafia fast wie ein Engel daher und zurückkam, der die Leute wieder zu einer halbwegs erträglichen Existenz brachte. Kurz gesagt hätte es ohne die Prohibition die Mafia nach den 20igern vielleicht gar nicht mehr gegeben (we’ll never know) oder nur unglaublich geschwächt, dank der Prohibition hat sie aber bis heute überlebt und ist inzwischen Italiens vermögendestes “Unternehmen”.

(Unbedachte) Drogenrepression kann zum Ruf nach extrem schlimmen Geistern führen, soll das aussagen. Drogenschmuggel ist auch heute noch einer der profitabelsten Geschäfte der Mafia der ganzen Welt. Bei Drogen helfen Verbote wohl nicht viel. Was hilft, ist Kulturtechnik im Umgang mit Drogen (die “Primitven” machen es vor: Drogen nur in besonderen Ritualen). Leider ist die einzige Technik, die wir kennen, eben das Verbot. Vielleicht ist das auch ein wesentliche Bestandteil von deren maßlosem Missbrauch: niemand bringt es irgendwem bei, denn niemand macht es, weil niemand darf es machen. Mit Ausnahme von Alkohol. Eine Technik, die vor maßlosem bis tödlichem Missbrauch schützt, haben wir da aber auch nicht. Sicher auch, weil er unterschätzt wird (sagte ja zuletzt selbst die Kanzlerin zur Frage der Cannabislegalisierung: maßvoller Gebrauch von Alkohol ist nicht schädlich (ohne dass wir etwas zur Hand hätten, dass diesen maßvollen Gebrauch garantieren könnte), während Cannabis die Einstigsdroge ist (im Gegensatz zu Alkohol, offenbar.)