Ansichten eines Informatikers

“Wikipedia in Ordnung bringen”

Hadmut
9.12.2011 10:56

Die Themen Blog- und Wikipedia-Manipulation durch Bots, Astroturfing, gekaufte Masseneinträge, Schrebergärtnerei usw. hatten wir hier ja auch schon öfter. Es ist beispielsweise immer wieder verblüffend, wie Kritik an Hochschulen oder Professoren innerhalb weniger Minuten gleich wieder aus deren geschönten und getunten Wikipedia-Artikeln verschwindet. Und gekaufte bzw. automatisierte Blog-Kommentatoren gabs ja auch schon genug, etwa zum Thema Guttenberg. Nun guckt mal das da. Eigentlich nicht überraschend sondern sonnenklar, trotzdem der Beachtung wert.

12 Kommentare (RSS-Feed)

Hanz Moser
9.12.2011 15:49
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Die Frage die ich mir da auch immer Stelle: War das früher besser, oder überhaupt anders?

Da hat man dem gedruckten Lexikon auch geglaubt, trotz gelegentlicher faktischer Fehler, und ist davon ausgegangen, dass es auch unabhängig ist. War es das? Hat da nicht auch mal jemand über Filz und Geld dafür gesorgt, dass etwas ein wenig anders dargestellt wurde?


Hadmut
9.12.2011 17:45
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Ich könnt mich jetzt nicht erinnern, daß ich was in den Brockhaus geschrieben und es jemand anderes wieder gelöscht hätte. Zudem gibt’s da ne Redaktion die man auf Fehler aufmerksam machen kann und nicht die institutionalisierte Ignoranz wie bei Wikipedia. Außerdem schreiben beim Brockhaus keine selbsternannten Möchtegerns unter Pseudonym mit, sondern die sind der Redaktion alle bekannt und haben Verträge.


Hanz Moser
9.12.2011 18:23
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Meine Frage bezieht sich auf das Ergebnis, nicht den Entsteheungsvorgang.

Früher musste man über Beziehungen zum Verlag arbeiten, dann kamen Agenturen die das machten, jetzt manipulieren die Agenturen direkt. Ob die Manipulationsschnittstelle institutionalisiert ist oder nicht spielt keine Rolle.


Alex
9.12.2011 19:19
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Ich hab in meinem Lexikon keine ernsthaften Einträge zu geschichtlichen, religiösen, politischen oder sonstigen meinungsabhängigen Themen.

Und im naturwissenschaftlichen/ faktischen Bereich ist wikipedia doch gut.


dustbunny
10.12.2011 0:09
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Ich könnt mich jetzt nicht erinnern, daß ich was in den Brockhaus geschrieben … hätte. …

Du hast Artikel im Brockhaus geschrieben oder editiert? *SCNR*

… Zudem gibt’s da ne Redaktion die man auf Fehler aufmerksam machen kann und nicht die institutionalisierte Ignoranz wie bei Wikipedia. Außerdem schreiben beim Brockhaus keine selbsternannten Möchtegerns unter Pseudonym mit, sondern die sind der Redaktion alle bekannt und haben Verträge.

Ja, und so wie bspw. in der Microsoftschen Encarta jede Menge kritisches über den Microsoft-Gründer steht, wird auch in aktuellen Brockhaus-Ausgaben die reine Wahrheit bspw. über die Geschichte des neuen Eigners (Bertelsmann-Verlag, Bertelsmann-Stiftung) zu lesen sein. Nur geballte Fakten und Tatsachen, keine Auslassungen, keine Beschönigungen. 😉


Hadmut
10.12.2011 0:39
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Die Zahl derer, die im Brockhaus rummurksen dürfte deutlich geringer sein als die, die in der Wikipedia rummurksen. Insbesondere kann jemand, der sich dran stört, die bereits verkauften Exemplare nicht mehr verändern.


Erbloggtes
10.12.2011 0:49
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Dass die Lügen ewig währen, halte ich nicht für einen Vorteil. Die Idee bei der Wikipedia ist ja, dass durch Checks & Balances die interessegeleiteten Manipulatoren sich nicht durchsetzen können.
Allerdings frage ich mich, ob Identitäts-Nachweis-Zwang die Dark-Lobbying-Problematik bei Wikipedia entschärfen könnte.


Alex
10.12.2011 4:28
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@erbloggtes
Manche Artikel werden besser werden, wenn man Authentifizierung verlangt, andere werden schlechter werden.

Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Authentifizierung nicht nur eine neue Runde Hase&Igel einläuten wird. Den ich bin mir recht sicher, dass professionelle Firmen, die jetzt (illegal) manipulieren, auch bei Authentifizierung manipulieren werden können.

Vor allem aber dürften kritische Artikel die sich “gegen” ein Regime, allgemein anerkannte Halbgötter richten, keinerlei Chance mehr haben.

Vor allem wird auch bei normalen Artikeln die Qualität auf langfristig leiden, weil ein zufälliger Leser einen Tippfehler oder ähnliches nicht mehr korrigieren wird (weil komplitziertere Anmeldung)


Hanz Moser
10.12.2011 15:36
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Das Problem, dass vor allem die deutsche Wikipedia hat, ist nicht einfach mit technischen Mitteln zu lösen.

Die Wikipedia ist hier eben nicht offen für alle, wie sie es sein will, sondern eher ein Insiderkreis, eine Subkultur, mit eigenen Werten und Normen. Man könnte höchstens darauf hoffen, dass die Klarnamenpflicht oder eine verbindliche Authentifizierung einen großen Teil der Alteingesessenen vertreibt und besseres nachkommt, woran ich aber nicht glaube.

Manipulation verhindert man so auch nicht. Wenn sich das Ganze professionalisiert kann man die alten Wege über Filz und Geld ganz einfach beschreiten. Falls nicht muss man eben weitermachen wie bisher. Da die meisten strikte Prüfungen der Identität für übertrieben halten werden kann man damit rechnen, dass es da genug Schwachstellen geben wird. Ansonsten kann man Accounts klauen lassen oder schnappt sich Praktikanten, die eben als Einstand ihren Namen für sowas hergeben müssen.

Unterm Strich verschreckt man somit noch mehr Schreiber und tut für die Sicherheit vor Manipulation doch nichts, außer die Hürde ein wenig anzuheben. Gegen Manipulationen von Agenturen, die Staaten oder große Industriezweige vertreten hilft sowas aber garantiert nicht.


Erbloggtes
10.12.2011 23:32
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@Alex: Danke! Finde ich überzeugend.
@Hans Moser: Das oben angesprochene Problem hat nichts damit zu tun, dass die Wikipedia eine Subkultur mit eigenen Werten und Normen ausgebildet hat. Diese Subkultur ist vielmehr wünschenswert, da sie tagtäglich verhindert, dass jeder beliebige Interessierte mal eben WP-Artikel nachhaltig manipulieren kann. Entscheidend ist, welche informellen Zugangsvoraussetzungen zu der Subkultur bestehen. Da dreht sich m.E. viel darum, Willen zur enzyklopädischen Mitarbeit zu demonstrieren, d.h. sich so zu verhalten wie jemand, der in einem Lexikon nachschlägt und korrigiert, was er zufällig gerade falsch findet.


Hanz Moser
11.12.2011 0:22
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@ Erbloggtes

Nein. Das elitäre Gehabe und die Formalisierung sind der hauptsächliche Grund, warum Neulinge Abstand halten oder nach den ersten schlechten Erfahrungen und ruppigen Belehrungen ihre Zeit lieber anderswo investieren.
Das hilft gegen ernsthafte Manipulationsversuche nicht. Es ist eher ein Problem, dass dadurch systematisch Manipulation stattfindet und ein einmal als zugehörig anerkannter Schreiberling sehr freie Hand hat.


Alex
13.12.2011 17:34
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Heise-Artikel zum Thema professionelle Manipulation im Web2.0
http://heise.de/-1394113